Q: Du hast schon länger keinen Artikel mehr für 90minuten.at geschrieben. Auch auf deinem Blog hast du schon länger nichts mehr gepostet. Warum?
A: Weil ich neben meinem Vollzeit-Job aktuell an meiner Masterarbeit am MCI arbeite und daher über jede Minute froh bin, welche ich nicht vor einem PC oder Notebook verbringen muss.
Q: Wann wirst du wieder etwas schreiben? Wirst du mal wieder etwas schreiben?
Über die SV Ried werde ich vermutlich erst 2024 wieder etwas schreiben, völlig unabhängig von einem möglichen Abstieg oder Klassenerhalt. Mein „Comeback“ im Blog habe ich aktuell für meine Film- und TV-Highlights des Jahres Ende Dezember geplant.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2023/05/why-you-write-no-article.jpeg10241024Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2023-05-15 21:11:342023-05-15 21:20:16Why U Write No Article?
Wie jedes Jahr beginne ich meinen Jahresrückblick mit den Lieblingsfilmen der vergangenen Jahre. Nachdem ich hier auf nunmehr neun Jahre an Historie zurückblicken kann, ist dies heuer gleichbedeutend mit dem 10. Jubiläum meiner jährlichen Filmrankings. An dieser Stelle möchte ich mich für das ernst gemeinte Interesse über diese Jahre hinweg bedanken. Ohne das Feedback das ich von euch bekomme, würde es diese Liste in dieser Detailliertheit vielleicht schon länger nicht mehr geben.
Wie üblich beginne ich mit einer kurzen Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im heurigen Fall) 28.12 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2021 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Neun der zehn heurigen Filme auf der Liste stammen aus der 2023-Awards-Season, nur ein Film ist bereits in der 2022-Season gelaufen.
Die Bewertungen von IMDb (= Zuschauerwertung) und Metascore (= Kritikerwertung) lasse ich wie schon letztes Jahr in meinen Reviews bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung über diese Filme bilden soll. Ich habe jedoch jeden Filmtitel mit der dazugehörigen IMDb-Seite verlinkt, die Zahlen sind also maximal einen Klick entfernt.
Ich bin kein großer Fan von Horrorfilmen bzw. besser gesagt von den Splatter- oder Torture-Porn Subgenres an sich. Dafür kommen in regelmäßigen Abständen Horrorfilme heraus, welche auch mit innovativen Handlungen überzeugen können. Darunter fallen für mich beispielsweise „The Cabin In The Woods“, „Hereditary“, „The Babadook“ und jetzt eben „Barbarian“.
Das Regie- und Drehbuch-Debut von Zach Gregger beginnt damit, dass eine Frau namens Tess (Georgina Campbell) in ihrem Airbnb in einer heruntergekommenen Gegend von Detroit einchecken will, das Haus jedoch aufgrund einer Doppelbuchung über eine andere Plattform bereits von einem Mann namens Keith (Bill Skarsgard) besetzt ist. Die beiden beschließen, aufgrund der Abgelegenheit des Grundstücks und der nächtlichen Stunde, die Nacht in getrennten Zimmern des Hauses zu verbringen. Als sich Tess am nächsten Tag unabsichtlich im Keller einsperrt, entdeckt sie bei der Suche nach Werkzeug eine Geheimtür, hinter der sich ein Gang zu einem Zimmer befindet. Ab diesem Moment beginnt für die beiden Protagonisten das Grauen und für die Zuschauer konstanter Jump-Scare-Alarm.
Mit einem Budget von 4.5 Millionen USD ist Barbarian eine (teilweise in Bulgarien gedrehte) Billigproduktion, welche aber im heurigen Sommer aufgrund von guten Kritikerbewertungen zu einem Geheimtipp wurde und im Endeffekt das zehnfache dieser Kosten in den Kinos einspielen konnte. In der Handlung befinden sich gerade im letzten Teil des Filmes einige Logik-Löcher, welche den allgemein gruseligen bzw. nachhaltigen Eindruck des Filmes jedoch nicht wirklich schmälern. Wer sich den Film anschaut, wird ständig seine Hände oder eine Decke in der Nähe der Augen bereit halten und über die Vorgänge im Keller des Hauses nicht allzu lange nachdenken wollen.
„Knives Out“ war im Jänner 2020, kurz vor Beginn der COVID-19-Pandemie, ein Überraschungshit in den Kinos, der nicht nur bei den Kritikern sondern auch beim Publikum gut ankam und das Vielfache seines Budgets einspielen konnte. Daher war es keine Überraschung, als Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson („Looper“, „Star Wars: The Last Jedi“) von Netflix unter Vertrag genommen wurde um mehrere Fortsetzungen aus dem Whodunit-Universum zu konzipieren. Im Vergleich zum ersten Teil ist diesmal allerdings nur der seltsame aber brillante Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig mit herrlichem Südstaaten-Akzent) wieder an Bord.
Er wird vom exzentrischen Milliardär Miles Bron (Edward Norton, der bei der Auslegung seiner Rolle ziemlich an einen gewissen Elon Musk erinnert) auf dessen pompöse Villa auf einer Insel in Griechenland eingeladen, um als Stargast bei einem jährlich durchgeführten Murder-Mystery-Dinner teilzunehmen. Dort sind auch die Wegbegleiter des Tech-Milliardärs (Janelle Monae, Dave Bautista, Kathryn Hahn, Leslie Odom Jr.) versammelt, die alle in ihren Jobs und Tätigkeiten geldmäßig zu einem großen Teil von Bron abhängig sind. Auch wenn Monae die Hauptrolle in „Glass Onion“ spielt, so war für mich in ihrer Rolle trotzdem Kate Hudson am komischsten, die als Modeikone „Birdie Jay“ dialogtechnisch und auch optisch stark an ihre Mutter Goldie Hawn erinnert.
„Glass Onion“ ist vielleicht nicht ganz so überraschend oder fintenreich wie „Knives Out“, aber es gibt Dutzende komische Momente, Hommagen und auch jede Menge an Easter Eggs. Die Story ist grundsolide und einige Szenen lade gerade zu dazu ein, den Film zumindest ein zweites Mal anzuschauen. Bei den Golden Globes wurde der Film als beste Komödie nominiert und Daniel Craig (zurecht) als bester Hauptdarsteller in einer Komödie. Übrigens wurde der Sub-Titel „A Knives Out Mystery“ von Netflix zum Missfallen von Rian Johnson diktiert, der den Film lieber nur „Glass Onion“ genannt hätte.
Christopher Nolan hat mit seiner „Dark Knight Trilogie“ (für mich) den absoluten Benchmark für Comic-Verfilmungen gesetzt. Es gibt jedoch auch Kritiker, welche seine Trilogie als eine zu starke Abweichung vom Comic-Genre bezeichnet haben. Mit „The Batman“ hat sich nun Matt Reeves („War For The Planet Of The Apes“) an die Umsetzung des meistverfilmten DC-Comics gewagt. Es handelt sich dabei um die bislang düsterste (Kino-)Umsetzung der Geschichte des Fledermausmannes.
Batman bzw. Bruce Wayne (Robert Patterson) ist hier kein unverwundbares Muskelpaket wie Christian Bale in der Nolan-Trilogie, sondern gezeichnet von seinen physischen Auseinandersetzungen mit der Unterwelt von Gotham City. Als der Bürgermeister von Gotham von einem Verbrecher namens „The Riddler“ (Paul Dano) umgebracht wird, heftet sich Batman an die Fersen des psychopathischen Mörders und deckt dabei nach und nach ein großes Netz an Korruption und Lügen in der Stadtpolitik auf. Wenn man an die Rolle des Riddler denkt, dann hat man (zumindest in meinem Alter) fast zwangsweise die Bilder von Jim Carrey aus der 1995er-Verfilmung von „Batman Forever“ im Kopf. Mit diesem Schurken hat die Version von Dano jedoch rein überhaupt nichts gemeinsam. Hier handelt es sich um einen Bona-Fide-Psychopathen, der hinsichtlich Mimik und Verkleidung auch einem Horrorfilm entsprungen sein könnte.
Neben Dano als Riddler fasziniert auch Colin Farrell als Pinguin, der dank Makeup-Kunst und Prothesen-Magie für diese Rolle völlig unerkenntlich gemacht wurde. „The Batman“ wurde von Kritikern als „ästhetische Avantgarde“ bezeichnet und dieser Ausdruck ist eigentlich ziemlich passend. Man hat öfters das Gefühl, die Bilder stehen im Vordergrund und nicht die Story. Tristesse und Melancholie ziehen sich durch die 177 Minuten des Films, welche um gut und gerne 20-25 Minuten kürzer hätten ausfallen können, weil diese drei Stunden fühlen sich auch wie drei Stunden an. Dennoch sollte man die Version von Reeves auf alle Fälle gesehen haben.
„Everything Everywhere All At Once“ ist ein Film, wie man ihn zuvor noch nicht gesehen hat. Der Sci-Fi-Film von Dan Kwan und Daniel Scheinert („Swiss Army Man“) hatte im März 2022 seine Premiere am SXSW in Austin und hat sich seither immer mehr zu einem legitimen Oscar-Kandidaten gemausert.
Evelyn Wong (Michelle Yeoh) ist eine chinesische Emigrantin in den USA und betreibt dort gemeinsam mit ihrem Mann einen Waschsalon. Durch einen Fehler bei der Steuererklärung bekommt sie es mit dem IRS zu tun. Ihr Mann will sich von ihr scheiden lassen, ihr Vater ist durch nichts und niemanden zufriedenzustellen und dann will ihre lesbische Tochter beim Neujahresdinner auch noch ihre Freundin vorstellen. Kurz vor der völligen Verzweiflung übernimmt in der Steuerbehörde eine Entität namens „Alpha Waymond“ die Kontrolle über ihren Mann und erzählt ihr von existierenden Paralleluniversen und der „Verse-Jump“-Technologie, mit welcher man diese bereisen kann. Dieses Multiversum wird von „Jobu Tupaki“ bedroht und sie müsse ihre Potential nützen, um dies zu verhindern.
Klingt ziemlich seltsam, ist es auch. EEAAO bietet ein Feuerwerk an Action-Sequenzen und skurrilen Ideen, wie man es in dieser Form noch nicht gesehen hat. Vor allem, wenn man zum ersten Mal sieht, was man bei der „Verse-Jump“-Technologie machen muss. Ich würde den Film als „hyperaktiv“ bezeichnen, ohne dass er sich dabei allerdings in Belanglosigkeiten verliert. Yeoh („Tomorrow Never Dies“) manövriert in der Hauptrolle der Evelyn durch diese Achterbahn an Eindrücken und Marial-Arts-Sequenzen, sie hält den Film mit ihren vielen Talenten auch zusammen. Ihr Mann Waymond wird übrigens von Ke Huy Quan dargestellt, der vor knapp 40 Jahren der Weltöffentlichkeit als „Short Round“ in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ bekannt wurde, seither aber nicht mehr mehr wirklich als Schauspieler aktiv war. Aktuell ist er sogar der Quotenfavorit auf den Oscar für den besten Nebendarsteller.
„She Said“ beruht auf dem Buch „She Said – Breaking the Sexual Harassment Story That Helped Ignite a Movement“ der beiden New York Times Journalistinnen Jody Kantor und Megan Twohey, welches wiederum auf der Aufdeckung des Weinstein-Skandals basiert. Der einflussreiche Filmproduzent hatte über Jahrzehnte hinweg seine Machtposition ausgenutzt und Dutzende Frauen belästigt und missbraucht. Durch die Aufdeckungen von Kantor und Twohey wurde im Oktober 2017 auch die #MeToo-Bewegung ausgelöst. Die beiden Journalistinnen wurden 2018 für ihre investigative Arbeit auch mit dem renommierten Pulitzer-Preis in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ ausgezeichnet.
Sie werden im Film der deutschen Regisseurin Maria Schrader (Emmy für die Regie der Miniserie „Unorthodox“) von Carey Mulligan („Promising Young Woman“, „Shame“) und Zoe Kasan („The Big Sick“) dargestellt. Das Drehbuch stammt von Rebecca Lenkiewicz und für die Kamera zeigt sich Natasha Braier verantwortlich. Damit wurden alle relevanten Schlüsselpositionen in diesem Film von Frauen übernommen. Wenn man den Film mit anderen Journalismus-Dramen wie „Spotlight“ oder „The Post“ vergleicht, dann versprüht dieser Film weniger Pathos und fokussiert sich dafür mehr auf die Ethik und die täglichen Anstrengungen des Investigativjournalismus. Obwohl man weiß, wie sich die Story entwickelt, ist „She Said“ trotzdem pausenlos fesselnd und spannend.
Untermalt wird der Film von einem Score von Nicholas Britell („Moonlight“, „Don’t Look Up“), welcher für seine Zusammenarbeit mit Barry Jenkins bekannt ist und bereits dreimal für den Oscar nominiert war. Obwohl Harvey Weinstein der Antagonist der Story ist, sieht man ihn physisch trotzdem nur einmal kurz von der Seite, bei allen anderen Szenen hört man nur seine Stimme am Telefon. Gleiches gilt übrigens auch für Donald Trump, dessen bedrohlich realistische Stimme zu Beginn des Films von SNL-Comedian James Austin Johnson verkörpert wird.
Kaum eine Geschichte wurde so oft verfilmt wie jene von Carlo Collodi über den Jungen aus Holz, dessen Nase wächst wenn er lügt. Meine Generation ist beispielsweise mit der Zeichentrickserie mit dem „Kleines Püppchen, freches Bübchen“ Titelsong von Karel Gott aufgewachsen. Heuer kam es zu gleich zwei neuen Versionen des Kinderbuchklassikers. Zum einen in einer Disney-Version mit Tom Hanks als Meister Geppetto, mit der man sich allerdings nicht länger aufhalten muss.
Ganz im Gegensatz zur düsteren Version von Fantasy-Großmeister Guillermo Del Toro („Pan’s Labyrinth“, „The Shape Of Water“), welche es nach über zehn Jahren Entwicklungszeit heuer im Dezember auf die Streamingplattform von Netflix geschafft hat. In Zusammenarbeit mit Mark Gustafson („The Fantastic Mr. Fox“) entstand dabei eine Stop-Motion-Version der Geschichte, welche gleichzeitig traurig und herzerwärmend ist. Stop-Motion funktioniert übrigens folgenderweise: man bewegt die Puppen in die Ausgangsposition, macht ein Foto. Man bewegt einen Arm oder einen Fuß und macht das nächste Foto. Und so weiter. Kein Wunder also, dass die Dreharbeiten knapp zwei Jahre angedauert haben.
In den Sprechrollen kommen u.a. Christoph Waltz als Antagonist Meister Volpe, Ewan McGregor als Erzähler „Cricket“ und David Bradley als Geppetto zum Einsatz, wobei fast alle Hauptcharaktere auch eine Musical-Nummer haben. Wie man an den Schlagwörtern „düster“, „Stop-Motion“ und „Musical“ erkennt, hat sich Oscar-Preisträger Del Toro also etwas besonderes einfallen lassen, um nicht einfach nur Version XY der Erzählung auf die Leinwand zu bringen. Seine Variante ist nur bedingt für (kleine) Kinder geeignet, aber dafür umso mehr für größere. Pinocchio ist auch der (verdiente) Topfavorit auf den Oscar für den besten Animationsfilm.
Wenn man an Filme aus den 1980ern denkt, dann denkt man wohl unweigerlich auch an „Top Gun“. Der Soundtrack mit Klassikern wie dem Theme von Harold Faltermayer, dem oscarprämierten „Take My Breath Away“ von Berlin oder „Danger Zone“ ist einer der meistverkauften Soundtracks aller Zeiten. Kaum jemand hatte sich 1986 wohl gedacht, dass es 32 Jahre später einen Nachfolger in den Kinos geben werde. Joseph Kosinski („Oblivion“, „Tron: Legacy“) hat am Regieposten für den mittlerweile verstorbenen Tony Scott übernommen. Er war es auch, der mit einer Story-Idee für eine Fortsetzung an Tom Cruise herangetreten war und ihn mit dieser Idee auch zum Dreh eines Nachfolgers überzeugen konnte. Dieses Drehbuch wurde dann letztendlich von Christopher MyQuarrie („The Usual Suspects“, „Mission Impossible: Fallout“) geschrieben, also einem langjährigen Cruise-Kollaborateur.
Der Film heißt bewusst nicht „Top Gun 2″ sondern “ Top Gun: Maverick“, weil diese Person auch im Zentrum der Story steht. Zu Beginn ist Cpt. Pete „Maverick“ Mitchell als Testpilot für ein Hyperschallflugzeug zu sehen, er wird allerdings nach einer Befugnisübertretung zur Top Gun Akademie nach San Diego abkommandiert, wo er die besten F18-Pilot:innen des Landes auf einen scheinbar unmöglichen Einsatz in einem fiktiven osteuropäischen Land vorbereiten soll. Ich hätte mir das nie gedacht, aber „Top Gun: Maverick“ ist einer der besten Filme des Jahres. Die Cast (u.a. mit Ed Harris und Jon Hamm in Nebenrollen) ist perfekt gecastet, die Action passt sowieso, aber auch die Story überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute. Der leider schwer kranke Val Kilmer („Iceman“) hat einen kurzen und emotionalen Auftritt und Miles Teller („Whiplash“) ist als Sohn von Rooster (Anthony Edwards) nicht nur optisch perfekt gewählt.
Für die musikalische Untermalung sorgt das doch recht unkonventionelle Trio aus Harold Faltermayer, Hans Zimmer und .. Lady Gaga, welche den Titelsong beisteuert. Der Film wurde bereits 2018 fertig gedreht und sollte im Frühjahr 2020 in die Kinos kommen. Cruise, Jerry Bruckheimer und Paramount entschlossen sich allerdings dazu, den Film während der Pandemie nicht in die Kinos zu bringen und ebenso wenig auf Streaming-Plattformen zu veröffentlichen. Dies sollte im Endeffekt die richtige Entscheidung sein, denn der Film hat weltweit nicht nur knapp 1.5 Milliarden USD eingespielt und ist damit der kommerziell erfolgreichste Film des Jahres 2022, sondern ist auch bei den Kritikern gut angekommen. „Top Gun: Maverick“ ist einer dieser Filme, den man eigentlich auf der großen Kinoleinwand und mit Dolby Atmos gesehen haben muss. Egal was man von Tom Cruise halten mag – aber Action im großen Stil kann er wie kaum ein Zweiter.
Kaum ein Regisseur hat die letzten vier Jahrzehnte derart geprägt wie Steven Spielberg. „E.T.“ war 1982 der Film mit dem weltweit höchsten Einspielergebnis aller Zeiten, bevor er 1993 von seinem „Jurassic Park“ abgelöst wurde. Mit den Kriegsfilmen „Schindlers Liste“ (1994) und „Saving Private Ryan“ (1999) hat er seine beiden Oscars für die beste Regie gewonnen. Mit „The Fabelmans“ bringt Spielberg nun seinen bis dato persönlichsten Film auf die Leinwand, weil es sich dabei um seine (semi-)autobiographische Story handelt. Großmeister John Williams steuert im Alter von 90 Jahren zum letzten Mal in seiner Karriere den Score für einen Film bei, weswegen der Film auch auf dieser Ebene umso persönlicher für Spielberg ist.
Die Geschichte ist neben dem jungen Steven („Sammy“, gespielt von Gabriel LaBelle) auf die Eltern von Spielberg fokussiert. Sein Vater Burt (Paul Dano) ist Ingenieur bei General Electric und muss daher für neue Aufgaben immer wieder umziehen, zunächst von New Jersey nach Arizona und anschließend nach Kalifornien. Seine Mutter Mitzi ist eine ausgebildete Konzertpianistin und die Träumerin in der Familie. Sie wird von Michelle Williams („Blue Valentine“, „Manchester By The Sea“) verkörpert und hat dabei einige der memorabelsten Momente im Film. Sie gilt aktuell neben Cate Blanchett („Tar“) auch als Quotenfavoritin für den Oscar für die beste Hauptdarstellerin.
Der Film ist primär eine Familiengeschichte, zeigt aber auch wie Spielberg zu dem geworden ist, der er heute ist. Als er als 8-jähriges Kind zum ersten Mal „The Greatest Show On Earth“ im Kino sieht, ist er von einem Zugzusammenstoß derart fasziniert, dass er diesen daheim zu nachspielen beginnt und herauszufinden versucht, wie dieser Effekt entstanden ist. Von nun an sucht er immer wieder neue Geschichten, welche er auf 8mm-Film festhalten kann. Der Rest ist Geschichte. Spielberg symbolisiert den Peter Pan unter den Hollywood-Regisseuren, also das Kind das nicht erwachsen werden will, sondern immer wieder neue Dinge entdeckt und ausprobiert. Hoffentlich noch für viele weitere Jahre. Die letzte Szene im Film ist übrigens absolute Perfektion.
Bei „The Worst Person In The World“ handelt es sich um eine melancholische Coming-of-Age Komödie des dänischen Filmemachers Joachim Trier, der für diesen Film 2022 eine Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch erhalten hat.
Die Geschichte dreht sich um die 30-jährige Julie aus Oslo. Sie weiß noch immer nicht wirklich, was sie mit ihrem Leben anstellen will. Sie hatte zuerst ein Medizinstudium begonnen, dieses jedoch abgebrochen. Anschließend hatte sie ein Psychologiestudium begonnen, dieses jedoch ebenfalls abgebrochen. Anschließend wird sie Fotografin. Im Laufe dieser Jahre hat sie verschiedene Lebensabschnittspartner, denen sie sich jedoch niemals ganz hingibt. Denn was sie stets begleitet, sind Unsicherheit und Unentschlossenheit. Je länger der Film dauert, desto weniger mag man die Protagonistin aufgrund ihrer erratischen Entscheidungen, aber gleichzeitig kann man ihre Absichten und Beweggründe auch irgendwo nachvollziehen.
Der Film kann nicht nur als Liebesfilm mit dramatischen und komödiantischen Abschnitten verstanden werden, sondern auch als Porträt einer ganzen Generation, die aufgrund eines Überangebots von Möglichkeiten verlernt hat, sich mit gegebenen Umständen anzufreunden oder zufrieden zu geben. Der Film regt zum nachdenken an und man muss auch einige Tage später noch darüber nachdenken, weil sich der Film auf irgendeine Art und Weise persönlich anfühlt. Inhaltlich gesehen ist der Film in 12 Kapiteln und mit Epilog und Prolog aufgebaut, begleitet Julie über den Zeitraum von mehreren Jahren. „Der schlimmste Mensch der Welt“ war auch Norwegens Beitrag zum Auslandsoscar 2022, hat aber dort gegen „Drive My Car“ aus Japan verloren.
Es gibt Filme, die man bereits vergessen hat, während man aus dem Kinosaal geht oder während man den Fernseher abdreht. Und dann gibt es ab und zu auch jene Filme, über die man tagelang nachdenken muss. Zur zweiten Kategorie zählt „The Banshees Of Inisherin“ („Die Verbannten von Inisherin“) von Drehbuchautor und Regisseur Martin McDonagh. Der irische Dramatiker wurde bereits dreimal für einen Oscar nominiert und verhalf Frances McDormand und Sam Rockwell 2018 zu deren Oscars für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. In den Hauptrollen ist mit Colin Farrell und Brendan Gleeson („Harry Potter“, „Braveheart“) jenes Duo zu sehen, welches bereits 2008 bei der rabenschwarzen Profilkiller-Komödie „In Bruges“ („Brügge sehen… und sterben?“) für McDonagh am Werk war.
Irland im Jahr 1923. Colm (Gleeson) und Padraic (Farrell) leben auf der abgelegenen Insel Inisherin, auf der fernab vom Irischen Bürgerkrieg auf der Hauptinsel nicht wirklich viel passiert. Sie sind ein Leben lang miteinander befreundet und gehen tagtäglich miteinander ins örtliche Pub. Doch eines Tages beendet Colm abrupt die Freundschaft und verbietet Padraic, weiter mit ihm zu sprechen. Dies hat schwerwiegende Folge für beide und lässt die Situation Stück für Stück mehr eskalieren. Neben Gleeson und Farrell, der hier vermutlich die beste schauspielerische Leistung seiner Karriere abliefert und bei den Oscar-Quoten aktuell auf dem zweiten Platz liegt, brillieren innerhalb der All-Irish-Cast auch Kerry Condon („Better Call Saul“) als Schwester von Farrell sowie Barry Keoghan („Dunkirk“) als Dummkopf und Sohn des örtlichen Polizisten.
Beim Filmfestival von Venedig konnten Farrell als bester Hauptdarsteller und McDonagh für das beste Drehbuch reüssieren. Alle vier Schauspieler dürfen wohl auch mit einer Oscarnominierung rechnen. Der Film beruht auf einem Theaterstück von McDonagh und genau so ist dieser Film auch angelegt. Für die Filmmusik zeigt sich Carter Burwell verantwortlich. Diese setzt den fünften Protagonisten dieses Filmes, und zwar die irischen Küstenlandschaft, lautmalerisch in Szene. Bei „The Banshees of Inisherin“ handelt es sich um eine Tragikomödie, welche das Streben nach Selbstverwirklichung und essenzielle Themen wie Angst vor dem Tod und das Bedürfnis nach Freundschaft eindrucksvoll in Szene setzt.
Knapp nicht unter den Top-10
Ich habe den Thriller „Emily The Criminal“ (VOD) mit Aubrey Plaza in der Hauptrolle sehr gemocht. Ein klassischer LA-Noir-Film rund um eine verzweifelte Frau, die zur Kriminellen wird um ihre Studienschulden abzahlen zu können. „Spider-Man: No Way Home“ (Disney+) war die bis dato vermutlich beste Spider-Man-Verfilmung, vor allem auch aufgrund der inhaltlichen Möglichkeiten, welche durch das Multiversum eröffnet wurden. Überzeugend war „Argentina, 1985“ (Netflix), der argentinische Beitrag für den heurigen Auslandsoscar über die Geschichte zweier Staatsanwälte, welche 1985 die Ermittlungen und die Anklage für die Verantwortlichen hinter der brutalen Militärdiktatur ihres Heimatlandes verantwortlich waren. Überrascht hat mich das Indie-Drama „Red Rocket“ (sky/VOD) rund um einen Pornodarsteller, der aufgrund von Geldproblemen in sein Heimatnest zurückkehrt und dort ein Mädchen dazu überreden will, Filme mit ihm zu drehen. Das Drama „Pig“ (Prime Video) mit Nicholas Cage als Besitzer eines Trüffelschweins, hätte sich trotz der Skurrilität der Prämisse mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.
Die größten Enttäuschungen
„The Northman“ (sky/VOD) von Robert Eggers ist ein Gewalt-Epos erster Klasse, vergisst aber irgendwo dann auf die Handlung. Ziemlich abgefallen ist „Amsterdam“ (VOD) von David O. Russell, das trotz einer beeindruckenden Cast rund um Christian Bale, Margot Robbie und John David Washington trotzdem irgendwie nicht mehr als B-Movie-Charme versprüht. „Don’t Worry Darling“ (VOD) von Olivia Wilde versucht zwar vieles, enttäuscht aber ultimativ trotzdem. Bleibend dürfte hier nur die Feindschaft von Wilde und Hauptdarstellerin Florence Pugh sein. Dann auch „Nightmare Alley“ (sky/VOD) von Guillermo Del Toro, welcher trotz der Cast rund um Bradley Cooper und Cate Blanchett aber trotzdem zu viele Längen aufweist und irgendwie nie so richtig in Fahrt kommt. Zu „Nope“ (VOD) sage ich auch nope, weil der Film einfach nicht mit „Get Out“ oder „Us“ mithalten kann. Jordan Peele überfordert hier nicht nur den 0815-Kinogänger, sondern weite Teile des Publikums. Marvel hat in diesem Jahr auf voller Linie enttäuscht, egal ob jetzt mit „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (Disney+) oder „Thor: Love and Thunder“ (Disney+).
Was ich noch nicht gesehen habe…
„Tár“ (Kino) mit Cate Blanchett in der Hauptrolle als Dirigentin an der Berliner Oper. „All Quiet On The Western Front“ (Netflix), ganz einfach weil ich in letzter Zeit nie wirklich in der Stimmung für einen deprimierenden Kriegsfilm war. Das Buch selber habe ich zu meinen Gymzeiten gelesen und eine Buchvorstellung darüber gehalten. „The Whale“ mit Brendan Fraser als adipösen Lehrer, weil der Film bei uns erst irgendwann 2023 anlaufen wird. Fraser gilt aktuell als Topfavorit für den besten Hauptdarsteller. „The Woman King“ (Kino) mit Viola Davis als Anführerin einer Elitegruppe weiblicher Kriegerinnen im Königreich Dahomey/Westafrika. „Aftersun“ (Kino) mit dem britischen Schauspieler Paul Mescal („Normal People“), rund um eine Vater-Tochter-Beziehung, welche nur in den höchsten Tönen gelobt wird.
„Elvis“ (sky/VOD) mit Austin Butler und Tom Hanks in den Hauptrollen, weil ich mit Elvis Presley nie wirklich viel anfangen kann oder konnte. Das opulente Historiendrama „Bablyon“ von Damien Chazelle, welches in Österreich im Jänner 2023 in die Kinos kommt. „Black Panther: Wakanda Forever“ (Kino) weil ich ich nach den letzten Flops von Marvel (siehe oben) derzeit etwas Abstand vom MCU nehme. „RRR“, den indischen Beitrag zum Auslandsoscar, ein episches Action-Drama rund um zwei indische Revolutionäre und ihren Kampf gegen den britischen Raj. Und last but not least „Avatar 2: The Way of Water“, weil ich hier bisher eigentlich nur unterdurchschnittliche Meinungen über den Film gehört habe.
Exkurs: Golden Globes 2023
Als erster Vorbote für die Oscars gelten nach wie vor die Golden Globes, welche 2023 nach einer unfreiwilligen Pause im letzten Jahr diesmal auch wieder live im TV übertragen werden. In der nachfolgenden Tabelle sind dabei alle Filme aufgelistet, welche drei oder mehr Nominierungen einfahren konnten.
8
The Banshees Of Inisherin
Beste Komödie, beste Regie (Martin McDonagh), bestes Drehbuch (Martin McDonagh), beste Filmmusik (Carter Burwell), bester Hauptdarsteller (Colin Farrell), bester Nebendarsteller (Brendan Gleeson, Barry Keoghan), beste Nebendarstellerin (Kerry Condon)
6
Everything Everywhere All At Once
Beste Komödie, bestes Drehbuch (Daniel Kwan & Daniel Scheinert), beste Regie (Daniel Kwan & Daniel Scheinert), beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh), bester Nebendarsteller (Ke Huy Kwan), beste Nebendarstellerin (Jamie Lee Curtis)
5
Babylon
Beste Komödie, beste Filmmusik (Justin Hurwitz), beste Hauptdarstellerin (Margot Robbie), bester Hauptdarsteller (Diego Calva), bester Nebendarsteller (Brad Pitt)
5
The Fabelmans
Bestes Drama, beste Regie (Steven Spielberg), bestes Drehbuch (Steven Spielberg & Tony Kushner), beste Filmmusik (John Williams), beste Hauptdarstellerin (Michelle Williams)
3
Elvis
Bestes Drama, beste Regie (Baz Luhrmann), bester Hauptdarsteller (Austin Butler)
3
Guillermo Del Toro’s Pinocchio
Bester Animationsfilm, beste Filmmusik (Alexandre Desplat), bester Song (Alexandre Desplat)
3
Tár
Bestes Drama, bestes Drehbuch (Todd Field), beste Hauptdarstellerin (Cate Blanchett)
Vor allem das Rennen um die beste Filmmusik könnte bei den Oscars ziemlich spannend werden, mit Williams (5), Hurwitz (2), Desplat (2) und auch Hildur Guðnadóttir (Oscar für die Filmmusik für „Joker“) dürften hier vier ehemalige Preisträger aufeinanderprallen, welche durch Carter Burwell ergänzt werden dürften.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2022/12/banshees-of-inisherin.jpg523930Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2022-12-29 09:24:372022-12-29 09:44:38Best of 2022: Filme
2022 war das beste Serienjahr aller Zeiten. Und zwar nicht einmal knapp. Ich muss heuer zumindest 7 oder 8 Serien außen vor lassen, welche es vermutlich in jedem anderen Jahr in meine Top-10-Liste geschafft hätten. Mehr als die Hälfte der Serien, die es dann heuer auf die Liste geschafft haben, wären in jedem anderen Jahr weiter vorne platziert gewesen.
Überblick im Streaming-Dschungel?
Man konnte 2022 ganz klar erkennen, dass die pandemiebedingten Verzögerungen der Jahre 2020 und 2021 einen Art Rückstau bei den Serien-Releases ausgelöst hatten, welcher heuer nach und nach aufgelöst wurde und daher zu einer unglaublichen Dichte an der Spitze der Serienqualität gesorgt hat.
Davon abgesehen setzt sich die Fragmentierung des Streaming-Marktes weiter fort. Neben Netflix, Prime Video, HBO Max (in Österreich via sky), Showtime (ebenfalls), Disney+, Apple TV+ und hulu (bei uns über verschiedene Anbieter verteilt) gibt es seit heuer auch noch Canal+ sowie Peacock (von NBC) und Paramount+ (welche man in Österreich beide innerhalb des Filmpakets bei sky ohne zusätzliche Kosten dazu bekommt). Dieser Trend ist leider nicht aufzuhalten und so wird man in den kommenden Jahren auch aufgrund von Inflation und immer anspruchsvolleren Produktionen ein immer volleres Geldbörserl benötigen, um alle Serien und Filme sehen zu können.
Zu Beginn wie jedes Jahr ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:
Ich habe mein Bewertungssystem nicht geändert. Wie in den vergangenen beiden Jahren besteht meine Liste sowohl aus Serien, welche im aktuellen Kalenderjahr 2022 ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben, als auch aus fortlaufenden Serien mit mehreren Staffeln. Wie schon zuvor habe ich auch heuer den Metascore (von den Kritikern) und den IMDb-Score (von den Zuschauer:innen) bewusst weggelassen. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet.
8 Folgen Cast: Emily Beecham, Andreas Pietschmann, Aneurin Barnard, Miguel Bernardeau, Tino Mewes
Einschätzung: Die Mystery-Serie rund um die Besatzung eines Ozeandampfers auf dem Atlantik knapp vor der Jahrhundertwende stammt aus der Feder von Baran bo Odar und Jantje Friese. Sie sind besser bekannt als Macher der preisgekrönten deutschen Serie „Dark“, welche vor einigen Jahren mit der 3. Staffel die Vervollständigung seiner Trilogie fand. Für mich persönlich ist „Dark“ sogar die beste deutsche Serie aller Zeiten, weil sie absolutes Hollywood-Niveau hat und überall auf der Welt reüssieren konnte. Schon während der Produktionszeit von „Dark“ wurde das Duo von Netflix aufgrund des großen Erfolgs für eine weitere Serie unter Vertrag genommen.
Daraus ergibt sich an dieser Stelle schon eine erste zwangsläufige Frage: ist „1899“ so gut wie „Dark“, oder vielleicht sogar besser? Meine persönliche Antwort darauf lautet: vermutlich (noch?) nicht. Aber immerhin ist „1899“ auch (noch?) nicht so verwirrend. Bo Odar und Friese greifen dennoch auf altbewährte Tricks und Story-Elemente zurück, um den Zuschauer hinsichtlich der Story und der Hintergründe der Charaktere stets im Unklaren zu belassen. Das alles kulminiert in der ultimativen Szene der Staffel, welche ein absoluter Mindfuck ist. Aufgrunddessen kann ich die 2. Staffel auch kaum erwarten, für die es zwar noch keinen Releasetermin gibt, mit dem man allerdings wohl 2024 rechnen kann.
10 Folgen Cast: Rhys Ifans, Matt Smith, Emma D’Arcy, Olivia Cooke, Paddy Considine
Einschätzung: Nach dem weltweiten kommerziellen Erfolg von „Game Of Thrones“, welcher auch durch eine schwache letzte Staffel nicht geschmälert werden konnte, war es eigentlich schon länger klar, dass es zu Spin-Offs der Serie kommen werde. Mit „House of the Dragon“ ist nun heuer das erste Prequel von GOT angelaufen, welches sich rund um das Haus Targaryen dreht. Im Zentrum steht dabei die Prinzessin Rhaenyra, welche den Thron von ihrem Vater übernehmen soll, nachdem dieser (vorerst) keinen männlichen Nachkommen hat. Was nicht nur dem Bruder des Königs missfällt, sondern auch vielen einflussreichen Männern am Hof.
Ich halte mich an dieser Stelle bewusst nicht länger mit der Handlung auf, denn man braucht im Grunde eine Mindmap neben sich, um aufgrund der vielen Zeitsprünge immer sofort wissen zu können, wer wer ist und wer mit wem wie verwandt ist. HOTD greift auf die primären Stilelemente der früheren GOT-Staffeln zurück (= Brutalität & Nacktheit) und treibt diese in manchen Szenen auf die Spitze oder sogar über die Spitze. Es gibt im Laufe der Staffel gleich zweimal Szenen, welche man als schwangere Frau wohl eher nicht sehen sollte. Hier gab es auch viel Kritik gegenüber HBO aufgrund von fehlenden Triggerwarnungen. Doch es gibt auch positive Dinge zu berichten: die CGI-Drachen sind die heimlichen Stars der Serie, auch weil sie multiple Einsatzzwecke haben. HOTD wird 2024 mit der zweiten Staffel fortgesetzt.
10 Folgen Cast: John C. Reilly, Quincy Isaiah, Jason Clarke, Hadley Robinson, Gaby Hoffman
Einschätzung: „Winning Time: The Rise of the Lakers Dynasty“ ist der Grund, warum das legendäre Comedy-Duo John C. Reilly und Will Farrell (u.a. Stepbrothers) nicht mehr miteinander spricht. Beide wollten nämlich die Hauptrolle des Dr. Jerry Buss in der HBO-Produktion übernehmen, welche ultimativ an Reilly ging. Der Immobilientycoon Buss übernimmt Ende der 1970er-Jahre die erfolglosen Los Angeles Lakers, welche regelmäßig am Erzrivalen von der Ostküste, den Boston Celtics, scheitern. Die NBA selber steht kurz vor dem Bankrott, weil das Zuschauerinteresse stetig sinkend ist und es kaum Neuheiten oder Attraktionen gibt.
Buss verpasst den farblosen Lakers in mehreren Bereichen einen frischen Anstrich, u.a. indem er sich beim NBA Draft für Earvin „Magic“ Johnson und nicht Larry Bird entscheidet. Magic Johnson rauft sich mit dem Altstar Kareem Abdul-Jabbar zusammen und dieses Duo führt die Lakers dann auch zum NBA-Titel (und dem Beginn einer Dynastie). Herrlich in der All-Star-Cast auch Oscar-Preisträgerin Sally Field als Mutter von Jerry Buss, welche die Finanzen des Teams auf Vordermann bringt. „Winning Time“ ist von Adam McKay (Anchorman, Vice, Don’t Look Up) produziert und herrlich nostalgisch, überdreht und kurzweilig. Aufgrund des verwendeten Filmmaterials wirkt die Serie auch wie in den 1970ern gedreht. Man kann sich die Serie auch ansehen, wenn man mit Sport, Basketball oder der NBA nichts am Hut hat, weil der Sport nämlich im Grunde völlig sekundär ist.
8 Folgen Cast: Michael Keaton, Peter Sarsgaard, Michael Stuhlbarg, Will Poulter, Kaitlyn Dever
Einschätzung: „Dopesick“ beruht auf dem Buch Dopesick: „Dealers, Doctors, and the Drug Company that Addicted America“ von Beth Macy, welches die von der Familie Sackler verursachte Opioid-Krise in den USA beleuchtet. Hierzu kann ich ebenfalls das Buch „Empire of Pain“ von Patrick Redden Keefe empfehlen, welches sich ebenfalls um Purdue Pharma (das Unternehmen der Sackler-Familie) dreht. Nun aber zur Story: durch die Verschreibung und die ständige Erhöhung der Dosierung des gerade erst zugelassenen Schmerzmedikaments OxyContin werden Schmerzpatienten von ihren Ärzt:innen zunehmend drogensüchtig gemacht, während FDA und DOJ zunächst nichts dagegen machen.
Die Serie dreht sich um den fiktiven ländlichen Arzt Dr. Samuel Finnix (Emmy für Michael Keaton für diese Rolle), welcher seinen Patienten aufgrund der positiven Beziehung mit seinem Sales Rep von Purdue nunmehr OxyContin verschreibt und nach einem Unfall und der Einnahme des Medikaments ebenfalls davon abhängig wird. „Dopesick“ ist gewiss keine Serie für einen spaßigen Sonntagnachmittag. Hier werden das unnötige Leid und die Verzweiflung der Menschen schonungslos aufgezeigt, welches ihnen durch die kriminellen Machenschaften von Big Pharma in den USA zugefügt wurde.
9 Folgen Cast: Adam Scott, Zach Cherry, Britt Lower, John Turturro, Patricia Arquette
Einschätzung: Bei „Severance“ von Newcomer Dan Erickson handelt es sich um eine Sci-Fi-Serie auf Apple TV+, welche zweifellos als die schrägste bzw. innovativste Serie des Jahres bezeichnet werden kann. Beim Severance-Eingriff handelt es sich um einen Eingriff im Gehirn, bei dem man von nun an auf Befehl (bzw. auf Sensor-Kontakt) die privaten von den beruflichen Gedanken und Erinnerungen trennen kann. Jeder Angestellte des zentralen Unternehmens in der Serie weiß also am Arbeitsplatz nicht, ob er Ehepartner/Kinder hat, wo er wohnt, mit wem er befreundet ist, usw.. Sobald die Protagonisten aber in den Lift steigen und an die Oberfläche fahren, wissen sie nicht (mehr), was sie den gesamten Tag im Beruf gemacht haben.
Die Serie folgt den Protagonisten (darunter Adam Scott, Britt Lower und John Turturro) dabei, wie sie nach und nach mehr darüber erfahren wollen, warum dieser Severance-Eingriff notwendig ist und wer sie außerhalb des Arbeitsplatzes sind. Damit begeben sie sich zunehmend in Gefahr. Regisseur Ben Stiller (der seinen Fokus im Laufe der letzten Jahre stark auf Regie-Arbeit verlagert hat) schafft es dabei, eine Atmosphäre des Unbehagens zu erzeugen, welche optisch an einen 80er-Jahre-Albtraum erinnert. Die Serie startet äußerst langsam und man muss die ersten paar Folgen wirklich durchdrücken, bevor man allerdings spätestens beim Staffelfinale mit einer völlig unerwarteten Wendung belohnt wird.
9 Folgen Cast: Brian Cox, Jeremy Strong, Kieran Culkin, Sarah Snook, Nicholas Braun
Einschätzung: Das Ensemble der kaputtesten TV-Familie im Streaming-Universum brilliert auch in der 3. Staffel der HBO-Serie von Jesse Armstrong, welche über den Lauf der letzten Jahre nahezu alle relevanten TV-Preise abräumen konnte. Bekanntermaßen basiert die Rolle von Familienoberhaupt Logan Roy (gespielt von Brian Cox) auf Rupert Murdoch, dem Gründer der News Corp und damit u.a. des FOX-Imperiums. In der aktuellsten Staffel überlegen die Kinder (bzw. ein Teil der Kinder) des Medien-Moguls, wie sie ihrem Vater die Führung über den WayStar RoyCo Konzert entreißen können.
Wie an dieser Stelle schon bei den Reviews der 1. und 2. Staffel beschrieben, ist die Brillanz von Succession jene, dass man keinen einzigen Charakter sympathisch finden kann (mit Ausnahme vielleicht von Cousin Greg), weil alle ihre egomanischen und perfiden Pläne verfolgen, um auf irgendeine Art und Weise mehr Macht im Familienimperium zu erlangen. Die Stärke von „Succession“ ist, dass es keine andere Serie derart perfekt schafft, minutiös geplante Dialoge vom Timing her auf den Punkt genau umzusetzen. Man ist auch zu keinem Zeitpunkt vor Überraschungen gefeit, wie am Ende der 1. und der 2. Staffel endet auch diese Staffel wieder mit einem massiven Cliffhanger, welcher viel Vorfreude auf die 4. Staffel erzeugt.
8 Folgen Cast: Bill Hader, Henry Winkler, Sarah Goldberg, Stephen Root, Anthony Carrigan
Einschätzung: Für mich ist Bill Hader der vermutlich talentierteste SNL-Alumnus der letzten 20 Jahre. Zusammen mit Alec Berg (Autor von Silicon Valley, Curb Your Enthusiasm) hat er diese Serie über einen Profikiller entwickelt, der eigentlich viel lieber Schauspieler sein würde. Barry ist eine der schwärzesten Komödien der TV-Gegenwart, welche sich konstant auf die Entwicklung der Hauptcharaktere fokussiert und dabei mit nahezu chirurgischer Präzision agiert. Neben Hader brillieren in der 3. Staffel u.a. Anthony Carrigan als überforderter bzw. ahnungsloser Mob-Handlanger namens NoHo Hank sowie Sarah Goldberg als Schauspielkollegin bzw. Freundin von Barry, welche in dieser Staffel ihren point-of-no-return erreicht.
Aufgrund der Pandemie lagen zwischen dem Release der 2. und 3. Staffel insgesamt drei Jahre Zwangspause. Diese Zeit wurde von Hader und dem restlichen Autorenteam dafür genutzt, die Drehbücher zu optimieren und auch bereits die 4. Staffel zu konzipieren, welche von HBO bereits vor dem Release der 3. Staffel in Auftrag gegeben wurde. Die dritte Staffel ist definitiv die bisher gewalttätigste und gleichzeitig auch beste. In der drittletzten Folge der Staffel mit dem Titel „710N“ gibt es eine kurze Verfolgungsjagd mit einem Höhepunkt, welchen man in dieser Machart noch nicht gesehen hat und welche ich mir mehrere Male angeschaut habe.
13 Folgen (6A: 7, 6B: 6) Cast: Bob Odenkirk, Rhea Seehorn, Jonathan Banks, Tony Dalton, Patrick Fabian
Einschätzung: „BCS“ hat geschafft, was auch „Breaking Bad“ geschafft hatte. Eine Serie mit mehreren Staffeln, vielen Charakteren und Erzählungssträngen in Wohlgefallen bzw. mit einem wunderbaren Serienfinale aufzulösen. Stellenweise ist BCS meiner Meinung nach sogar besser als die Serie, welche unzählige Emmys und Golden Globes abräumen konnte. Absolutes Highlight der letzten Staffel (welche von AMC in 6A und 6B unterteilt und mit einer kurzen Sommerpause ausgestrahlt wurde) ist der Cliffhanger mit dem Titel „Plan & Execution“. Diese Folge hält bei einer IMDb-Bewertung von 9.9 mit über 47.000 Votings und beinhält den vermutlich überraschendsten bzw. schockierendsten Moment der eigenen Seriengeschichte.
Die Dreharbeiten der letzten Staffel mussten aufgrund eines medizinischen Notfalls für mehrere Monate unterbrochen werden. Bob Odenkirk hatte während des Drehs einen Herzinfarkt erlitten und musste reanimiert werden. Er hat sich jedoch zumindest mit seinem Charakter Jimmy McGill bzw. Saul Goodman in der TV-Geschichte bereits unsterblich gemacht. Dies ist allerdings noch nicht bis zu den Kritikern vorgedrungen, so wartet er nach wie vor auf eine (relevante) Auszeichnung für seine makellose Darstellung des schmierigen Rechtsverdrehers. Nächstes Jahr bei den Globes bzw. Emmys hat er die letzte Gelegenheit dazu. Abgesehen davon wird man sehen, ob es in Zukunft noch weitere „Breaking Bad Stories“ geben wird. Die Breite und Tiefe an Charakteren würde dies ermöglichen, das Korsett welches mittlerweile durch BB und BCS besteht, jedoch gleichzeitig einengen.
10 Folgen Cast: Melanie Lynskey, Tawny Cypress, Juliette Lewis, Christina Ricci, Ella Purnell
Einschätzung: „Yellowjackets“ war die erste Serie die ich im Jahr 2022 gesehen habe. Eigentlich nur, weil mir im Weihnachtsurlaub etwas langweilig war und ich daher nach neuen Serien gesucht habe. Holy shit. Keine andere Serie hat mich in diesem Kalenderjahr derart süchtig gemacht. Was man sich hier vorstellen kann? Nun, etwas das herauskommt, wenn man „Lord of the Flies“ mit „Lost“ und einem 80er-Jahre-Teenie-Drama kombiniert.
Bei „Yellowjackets“ handelt es sich um den Spitznamen der Fußballerinnen der lokalen Highschool aus New Jersey. Diese wollen nach dem Gewinn der Landes-Finals zu den State-Finals fliegen, stürzen dabei aber mitten im Nirgendwo von Kanada ab und sind auf sich selbst gestellt. Die Serie spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen: 1996 im Jahr des Absturzes sowie 25 Jahre später in der Gegenwart. Dort weiß man als Zuseher nicht, was damals vor 25 Jahren in der Wildnis Kanadas passiert ist und welche Opfer die Mädchen bringen (bzw. machen) mussten, um zu überleben. Dies erfährt man dann erst nach und nach.
Die Serie dreht dem Zuschauer manchmal den Magen um, ist aber aufgrund der Psycho-Horror-Elemente überaus faszinierend. Der 90er-Jahre Soundtrack mitsamt dem 90er-VHS-Intro sorgt für eine große Portion an Nostalgie. Der Pilot wurde bereits im September 2019 gedreht, aufgrund der Pandemie kam es jedoch zu einer langen Unterbrechung, die restlichen Folge wurden erst im Mai 2021 gedreht. Die Schauspielerinnen sind in Folge 2 also fast zwei Jahre älter als in Folge 1. Vermutlich auch ein Novum im Serien-Bereich. Bereits nach der Ausstrahlung des Pilots im Winter 2021 wurde die Serie von Showtime für eine 2. Staffel verlängert. Lynskey gewann für ihre Rolle den Critics Choice Award für die beste Schauspielerin in einer Drama-Serie.
7 Folgen Cast: Millie Bobby Brown, Winona Ryder, David Harbour, Finn Wolfhard, Gaten Matarazzo
Einschätzung: Ich habe beginnend mit Dezember mehrmals überlegt, welche Serie ich heuer auf den 1. Platz setze. Yellowjackets war eine Möglichkeit. BCS war eine Möglichkeit. Doch ich habe mich ultimativ für „Stranger Things“ entschieden, weil die Serie mit einem unvergesslichen Moment TV-Geschichte aufwarten kann. Jene knapp fünfminütige Szene, welche dem 80er-Klassiker „Running Up The Hill“ von Kate Bush zur #1 in vielen Ländern der Erde verholfen hatte und Sadie Sink zum neuen Star gemacht hat, ist einfach nur pure Magie. Ich habe mir diese Szene vermutlich mehr als 10 oder 12x angeschaut, eben weil sie in jeglicher Hinsicht perfekt ist.
Doch ST4 ist mehr als „nur“ diese Szene. Die Duffer-Brüder schaffen es, die Serie auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Die Entwicklung der einzelnen (mitunter liebgewonnenen) Protagonisten ist konsistent und logisch erzählt. Die Story schafft es immer wieder, mit Überraschungen aufzuwarten und abgesehen davon keine inhaltlichen Lücken aufzureißen. Ich hatte mir während S4 eigentlich gedacht, dass es sich dabei um die letzte Staffel der Serie handeln würde, denn so langsam werden die Kids dann doch etwas (zu) alt. Doch Netflix hatte kurz nach Release von S4 verlautbart, dass S5 vermutlich im Sommer 2024 erscheinen würde, zum jetzigen Stand als diesmal wirklich letzte Staffel der Serie. Aus dem einstigen Sommerhit ist ein globales Phänomen geworden, welches die Karriere von Winona Ryder wiederbelebt hat, die Karriere von David Harbour so richtig gestartet hat und gleichzeitig eine Armada von Nachwuchsschauspieler:innen weltweit bekannt gemacht hat.
Weitere Serien
Wie schon eingangs erwähnt, haben es heuer einige starke Serien nicht in meine Liste geschafft. Darunter u.a. „Welcome To Wrexham“ (Disney+), die Doku von Ryan Reynolds und Rob McElhenney rund um die Übernahme des walisischen Fußballclubs Wrexham AFC. Die letzte Staffel von „Ozark“ (Netflix) rund um die drogendealende Familie Byrde ist ein Opfer des starken Serienjahres. Julia Garner brilliert erneut in ihrer Rolle als Ruth, für die sie bereits zwei Emmys gewinnen konnte, aber für meinen Geschmack wiederholen sich einige Dinge bzw. sind viele Dinge erwartbar.
Die zweite Staffel von „The White Lotus“ (sky) über superreiche Gäste eines Nobelhotels (diesmal in Taormina/Sizilien) ist eine absolute Empfehlung, aber ich wüsste nicht welche andere Serie ich dafür so spät im Jahr noch aus meiner Liste hätte kicken sollen. „Abbott Elementary“ (Disney+) ist eine Mockumentary im Stil von The Office oder Parks & Recreation und konnte heuer einige Emmys abräumen. „Bosch: Legacy“ (Prime Video bzw. FreeVee) setzt Altbewährtes rund um den LA-Cop nahtlos fort, was auch für „Only Murders In The Building“ (Disney+) gilt.
Die zweite Staffel von „Russian Doll“ (Netflix) konnte leider im Gegensatz dazu nicht an die innovative erste Staffel anknüpfen. „Outer Range“ (Prime Video) ist eine Mystery-Sci-Fi-Serie mit Josh Brolin in der Hauptrolle, welche viel Potential hat, aber leider im Laufe der Staffel einige inhaltliche Schwächen offenbart hatte.
„Jack Ryan“, „The Terminal“ und „Reacher“ (jeweils Prime Video) sind solide Action-Kracher, welche ich ohne weiteres empfehlen kann. „The Resort“ (Peacock) ist ein Indie-Insider-Tipp mit Cristin Milioti (die Mutter aus HIMYM) in der Hauptrolle in einer Serie von Sam Esmail (Mr. Robot). Last but not least habe ich „The Staircase“ (sky) geschaut, eine Serie mit Oscarpreisträger Colin Firth (The King’s Speech) auf Basis einer Dokumentation rund um einen mysteriösen Todesfall.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2022/12/yellowjackets.jpg504700Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2022-12-27 10:32:202022-12-27 11:00:11Best of 2022: Serien
Wie Sie vielleicht von der Audiolip-Aufgabe noch wissen, ist Ried im Innkreis (Oberösterreich) meine Heimatstadt. Eines meiner Hobbys ist das Laufen. Weil die Stadt flächenmäßig relativ kompakt ist, muss man maximal 2-3km in eine Richtung laufen, bevor man sich am Land bzw. in Wäldern wiederfindet. Heute habe ich bei einem Lauf von Ried über Aurolzmünster und Tumeltsham nach Ried retour mein iPhone XS Max mitgenommen, um den Lauf entlang dieser knapp 13km langen Laufstecke fototechnisch zu dokumentieren. Als Bildprogramm habe ich paint.net verwendet, welches ich auch für meine Arbeitstätigkeit in der Agentur verwende, wenn ich Bilder im kleinen Stil selber bearbeite.
Motiv 1 – Unterführung an der Gemeindegrenze zwischen Ried und Aurolzmünster
Nach etwa 1,5 km der Laufstrecke findet sich am Radwanderweg eine Unterführung unter die Bundesstraße 141. Diese ist ein beliebtes Ziel für Graffiti-Künstler*innen. Ich habe das Bild gegen die Sonneneinstrahlung aufgenommen, daher ist es auf der rechten oberen Seite ziemlich weißlich-hell. Deswegen habe ich zunächst das die Lassoauswahl verwendet und den Kontrast auf der linken und rechten Seite neben der Unterführung auf -50 reduziert. Im nächsten Schritt habe ich die Sättigung bei den schon etwas ausgebleichten pinken Buchstaben von „LOVE YOURSELF“ auf einen Wert von 130 angehoben, damit das kräftiger wird. Anschließend habe ich den Kontrast der Decke der Unterführung auf 20 angehoben. Im letzten Schritt habe ich einen Teil des unteren Bildrands weggeschnitten.
Weil die maximale Seitenbreite des Text-Containers auf meiner WP-Seite bei knapp 883px liegt (siehe Screenshot unten), habe ich die Bildgröße anschließend auf 883 x 562 px reduziert (Pixeldichte 96 px/in).
Das Bild habe ich mit einer Qualität von 95 mit Chroma-Subsampling 4:2:2 abgespeichert. Im letzten Schritt habe ich das Foto über tinyjpg.com noch von 285KB auf 185KB komprimiert, da Pageload hinsichtlich SEO einer der wichtigsten Faktoren auf Webseiten ist. Außerdem habe ich die ALT-Bezeichnung des Bilds befüllt und ein Copyright eingegeben.
EXIF-Daten des Originalfotos 1:
Datum
Freitag, 18. Februar 2022, 14:11
Objektiv
Weitwinkelkamera – 26 mm ƒ1.8
Auflösung
12 MP | 4032 x 3024
Bildgröße
3,7 MB
Weitere Einstellungen
ISO 25 | 26 mm | 0 ev | 1/198 s
Motiv 2 – „Hexenhäuschen“ zwischen Maierhof und Pesenreit
Nach etwa 6km der Strecke findet sich vor einem Wald ein so genanntes „Hexenhäuschen“. Markant ist hier die blaue Tür, die jedoch schon ziemlich ausgeblichen ist. Deswegen habe ich die Sättigung auf 150 erhöht. Das gleiche habe ich mit der Gießkanne links vor der Tür gemacht. Beim Schild „Summertal Hütte“ über der Tür habe ich die Helligkeit auf 50 gesetzt und den Kontrast auf 40, damit der Name besser lesbar ist. Als künstlerischen Effekt, damit das Haus bedrohlicher wirkt, habe ich die Helligkeit des Baums bzw. des Hauses auf -40 gesenkt. Das „Zutritt verboten“ Schild habe ich beim Farbton auf -40 (rötlich) korrigiert und die Sättigung auf 130 gesetzt. Den Kontrast habe ich ebenfalls erhöht.
Anschließend habe ich am unteren Rand des Bildes etwas weggeschnitten. Im nächsten Schritt habe ich die Bildgröße auf 883 x 626 px reduziert. Das Bild habe ich dann wieder mit Qualität 95 und Chroma-Subsampling 4:2:2 abgespeichert. Im letzten Schritt habe ich die Bildgröße bei tinyjpg.com noch von 322KB auf 174KB reduziert.
Nur wenige Meter hinter dem Hexenhäuschen findet sich ein einsamer Baum am Rande eines Ackers. Hier habe ich die Fotoperspektive so gewählt, dass der Baum genau zwischen den beiden Wäldern am Bildhorizont liegt. Hier habe ich die Sättigung des Ackers auf der rechten Seite auf 120 erhöht. Selbiges habe ich mit dem grünen Feld auf der linken Seite gemacht. Helligkeit und Kontrast habe ich jeweils etwas reduziert. Weil mir die sonstige Grundstimmung des Bildes gut gefallen hat, habe ich nur mehr einen Teil des oberen, des unteren, des linken und des rechten Randes weggeschnitten. Anschließend habe ich die bereits zuvor besprochenen Schritte durchgeführt: Bildgröße auf 883px Breite ändern, als JPG abspeichern. Über tinyjpg habe ich das Bild von 260 KB auf 127 KB verkleinert.
Nach etwa 8,5km der Laufstecke geht es kontinuierlich bergauf. Knapp vor dem Scheitelpunkt befinden sich zwei einsame Bäume am Rand des Weges, dahinter ein Bauernhof. Ich habe dieses Motiv gewählt, weil mir die Lichtverhältnisse gut gefallen haben. Daher habe ich nichts an der Helligkeit angepasst, lediglich bei der Straße habe ich die Helligkeit reduziert. Die Sättigung des Gesamtbilds habe ich auf 110 gesetzt, damit die Farben insgesamt nicht so winterlich wirken. Anschließend habe ich die Leuchtkraft des Bauernhofs verändert, damit das Dach roter wirkt. Im letzten Schritt habe ich noch etwas des unteren und oberen Bildrands weggeschnitten. Nach Durchführung der bereits bekannten Schritte habe ich die Bildgröße mit tinyjpg.com noch von 752KB auf 353KB reduziert.
Nach etwa 9km geht es für die restliche Strecke fast nur mehr bergab. Hier hat man einen schönen Fernblick bis ins Salzkammergut. Der Kirchturm auf der halbrechten oberen Seite gehört zu Ried im Innkreis. Im ersten Schritt habe ich hier rechts und unten etwas weggeschnitten, weil mir die Schneestange bzw. die Regenlacke nicht gefallen haben. Wie am letzten Bild hat mir auch hier die ausgebleichte Straße nicht gefallen, deswegen habe ich die Helligkeit reduziert, womit diese kräftiger wirkt. Weil es zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich regnerisch ausgeschaut hat, war der Himmel schon relativ grau. Um dies zu korrigieren, habe ich hier die Sättigung auf 150 angehoben. Damit wirkt die Stimmung wieder viel freundlicher. Auch bei der Wiese rechts sowie beim Acker links habe ich die Sättigung angehoben. Nach Durchführung der bekannten Schritte (Anpassung der Bildgröße, Speichern als JPG) habe ich das Bild via tinyjpg.com von 230 KB auf 129 KB reduziert.
2021 hat das Filmgeschäft sein Comeback gegeben. Im Gegensatz zu 2020 haben es trotz COVID-19 nahezu alle Blockbuster in die Kinos bzw. auf die Streaming-Plattformen geschafft. Auszugsweise sei hier der letzte Craig-Bond „No Time To Die“ genannt, der im Spätsommer nach eineinhalb Jahren Verzögerung endlich in den Kinos angelaufen ist. Mit dem 3. Teil der Spider-Man Serie von Marvel hat es auch ein Film erstmals seit 2019 wieder über das weltweite Einspielergebnis von einer Milliarde USD geschafft, wie man auf der nachfolgenden Liste von Boxofficemojo sieht:
Gleich vorweg: von dieser Liste der kommerziell erfolgreichsten Filme wird sich kein einziger Film unter meinen heurigen Top-10 wiederfinden. Zunächst wie immer als Einleitung meine Lieblingsfilme der letzten Jahre (2013 bis 2020):
Wie immer eine kurze Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1.2021 und (im heurigen Fall) 30.12.2021 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2020 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Sieben der zehn Filme stammen auch aus der 2022-Awards-Season, nur drei Filme sind bereits in der 2021-Season gelaufen.
Die Bewertungen von IMDb und Metascore lasse ich heuer in meinen Reviews wieder bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung von diesen Filmen bilden soll. Allerdings habe ich jeden Filmtitel mit der jeweiligen IMDb-Seite verlinkt, die Zahlenfakten sind also maximal einen Klick entfernt.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Dezember-Lockdown hat es der neue Film von Edgar Wright („Scott Pilgrim Vs. The World“, „Shaun Of The Dead“) in unsere Kinos geschafft. Im Zentrum der Handlung stehen die beiden Jungstars Thomasin McKenzie („Leave No Trace“, „JoJo Rabbit“) und Anya Taylor-Joy („The Queen’s Gambit“). Sie mimen zwei junge Erwachsene im Soho der Gegenwart bzw. der 60er-Jahre, deren Geschichte sich auf seltsame Art und Weise miteinander verbindet.
Bei „Last Night In Soho“ handelt es sich um einen Film, der wohl am ehesten dem Horror-Thriller-Genre zugeordnet werden kann. Wer auf jump scares steht, kommt auf alle Fälle auf seine Kosten. Highlight des Films sind jedoch das Production Design (Szenenbild), die Kostüme sowie Hair & Makeup, welche die 60er-Jahre detailgetreu aufleben lassen und den Zuschauer mitten in das Soho der 6oer-Jahre versetzen. Und auch einmal mehr nach „Baby Driver“ zeigt Wright auch hier sein Gespür für einen perfekten kontemporären Soundtrack (u.a. mit Dusty Springfield, The Kinks, Sandie Shaw und Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Titch), der noch lange danach im Ohr bleibt.
Regie: Lin-Manuel Miranda Cast: Andrew Garfield, Alexandra Shipp, Robin de Jesus, Vanessa Hudgens, Judith Light
Musicals sind im Normalfall (wenige Ausnahmen wie etwa „La La Land“ bestätigen die Regel) nicht meins. Bei „tick..tick..BOOM“ handelt es sich genau gesagt um ein Musical über ein Musical. „Hamilton“- Schöpfer Lin-Manuel Miranda erzählt dabei die halbautobiographische Geschichte des 29-jährigen Jonathan Larson, der im New York der 1990er seinen Durchbruch als Musical-Komponist schaffen will, den aber immer wieder starke Selbstzweifel und Torschlusspanik aufgrund seines immer näher rückenden 30. Geburtstags überkommen.
Andrew Garfield („Hacksaw Ridge“) spielt sich in der Rolle von Larson sein Herz heraus und wurde dafür auch für einen Golden Globe nominiert. Der Film ist unterhaltsam und herzzerreißend. Die Story ist jedoch auch ziemlich tragisch, weil Larson den Durchbruch zwar geschafft hat – sein Musical „Rent“ wurde mit mehreren Tonys ausgezeichnet und lief von 1996 bis 2008 ununterbrochen am Broadway, spielte dabei mehr als 240 Millionen USD ein. Larson hat davon jedoch nichts mitbekommen, weil er just am Tag vor der Premiere an einem Aortenaneurysma starb.
Regie: Paolo Sorrentino Cast: Filippo Scotti, Toni Servillo, Teresa Saponangelo, Marlon Joubert, Luisa Ranieri, Massimilano Gallo
Coming-of-age-Storys kommen auf meiner Top-10-Liste gleich mehrfach vor. Sorrentino (Oscar-Preisträger für „La Grande Bellezza“ 2014) erzählt die Geschichte des 17-jährigen Fabietto aus Neapel, dessen Leben (finanziell) unbeschwert verläuft, seine größte Sorge in den Sommerferien ist der kolportierte Transfer von Diego Maradona vom FC Barcelona zu seinem SSC Neapel. Doch Schicksalsschlag verändert sein Leben vom einen auf den anderen Moment vollkommen. Er beginnt immer mehr mit dem Schicksal und sich selber zu hadern, sein Interesse für Film & Theater sowie Frauen wird immer stärker.
„The Hand Of God“ ist an vielen Stellen skurril, überzeichnet und klassisches Arthouse-Kino, also nichts für den Mainstream. Selten habe ich heuer bei einem Film so gelacht wie bei der Szene mit dem Bären (Anm.: wer den Film schaut, weiß sofort was gemeint ist). Der Film im Süditalien des Jahres 1986 bzw. 1987 dreht sich um Fußball, Liebe, Familie, Schicksal und Verlust. Sorrentino wird heuer erneut als Kandidat für den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film gehandelt, die Golden-Globe-Nominierung hat er bereits in der Tasche. Meine Empfehlung für die Wiedergabe auf Netflix ist mit Italienisch mit deutschen Untertiteln.
Regie: Kenneth Branagh Cast: Jude Hill, Lewis McAskie, Catriona Balfe, Jamie Dornan, Judi Dench, Ciaran Hinds
Guess what, auch bei „Belfast“ handelt es sich um eine coming-of-age Story. In diesem Fall im Nordirland des Jahres 1969. Der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken bildet das Setting für das Drama aus der Feder von Shakespeare-Intimus Kenneth Branagh (der auch seit 2015 Präsident der Royal Academy of Dramatic Art ist). Die beinahe gesamtheitliche nordirische Cast (Jamie Dornan als Vater, Caitriona Balfe als Mutter, Ciaran Hinds als Großvater sowie die nicht-ganz-nordirische Judi Dench als Großmutter) steht dabei vor der schweren Entscheidung, ob man Belfast aus Sicherheitsgründen verlassen muss, nachdem man im immer stärker aufkeimenden Religionskonflikt keine anti-katholische Stellung einnehmen will.
„Belfast“ ist in schwarz-weiß gehalten, lediglich Szenen auf der Kinoleinwand sind als Stilmittel in Farbe gehalten. Denn der kleine Buddy – der im Zentrum des Filmes steht – ist filmverrückt und für sein Alter bereits ziemlich ausgebufft. Die Story kann laut Aussage von Branagh als „autofiktional“ gesehen werden. Branagh selbst wurde nämlich 1960 in Belfast geboren und der neunjährige Buddy – überragend durch den Newcomer Jude Hill dargestellt – ist daher so etwas wie der neunjährige Kenneth. Der bereits mehrfach-nominierte Soundtrack stammt von Van Morrison, der natürlich auch in Belfast ausgewachsen ist.
Regie: Denis Villeneuve Cast: Timothee Chalamet, Rebecca Ferguson, Zendaya, Oscar Isaac, Jason Momoa, Javier Bardem, Josh Brolin
„Dune“ von Frank Herbert galt ähnlich wie „Lord Of The Rings“ als ziemlich unverfilmbar, die bislang einzige Verfilmung von David Lynch aus dem Jahre 1984 floppte an den Kinokassen und wurde gleichermaßen von den Kritikern zerrissen. 2016 übernahm Legendary Pictures die Rechte und setzte Denis Villeneuve („Arrival“, „Sicario“) als Regisseur ein. Der Francokanadier gilt als Top-Regisseur in Hollywood und hat in seiner Karriere noch keinen Flop auf seiner Vita stehen, schon mit „Blade Runner 2049“ schaffte er eine lange Zeit für unmöglich gehaltene Fortsetzung des Sci-Fi-Klassikern aus den 1980ern.
Und was soll man sagen – Villeneuve hat auch diesmal nicht versagt. „Dune“ ist ein Film für den Kinos gebaut wurden sowie IMAX und Dolby Atmos erfunden wurden, also ein audiovisuelles Meisterwerk. Im Endeffekt handelt es sich jedoch nur um „Part 1“ (die Fortsetzung wurde nach dem weltweiten Kinoerfolg bekannt gegeben und mit dem Oktober 2023 geplant), Gerüchten zufolge ist Villeneuve daran interessiert, eine Trilogie daraus zu basteln. Die Story ist zu komplex um sie in mehreren Sätzen zu erklären (hier sind vermutlich auch immer wieder geplante Verfilmungen gescheitert), kann man aber ohnehin googeln oder bei Wikipedia nachschlagen.
Regie: Adam McKay Cast: Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Timothee Chalamet, Cate Blanchett, Meryl Streep, Ariana Grande, Jonah Hill
Adam McKay erklärt in seinen Filmen gerne Dinge, welche bereits passiert sind, wie etwa bei „The Big Short“ die Weltwirtschaftskrise oder bei „Vice“ die Rolle der USA im Irak-Krieg. Viele Kritiker haben diesen Film über einen Meteoriten, welcher die Erde zu zerstören bedroht, als „platt“ oder „spöttisch“ bezeichnet. Aber im Endeffekt will er genau dies erreichen. Der erdzerstörende Meteorit ist daher so etwas wie eine Allegorie für die Klimakrise und die COVID-19-Pandemie. Alles geht nämlich den Bach hinunter, weil die öffentliche Meinung von Wissenschaftsverweigerern und narzisstische Politiker:innen (mit)gebildet wird. Und so kann „nicht hinaufsehen“ auch eine realistische Lösung für ein globales Problem sein.
Die Cast hat All-Star-Charakter, ausnahmsweise spielt Meryl Streep (als US-Präsidentin im Stile von Donald Trump) jedoch nicht alle an die Wand, das übernimmt in diesem Fall Oscar-Preisträger Mark Rylance („Bridge of Spies“) als Mischung aus Steve Jobs und Elon Musk, dessen wirtschaftliche Interessen am Ende irgendwie über den Interessen der Weltrettung stehen. Bei keinem anderen Film auf meiner heurigen Liste war ich mir hinsichtlich der Platzierung so unschlüssig wie bei „Don’t Look Up“, daher habe ich mir einfach ein zweites Mal angesehen. Im Endeffekt finde ich ihn doch sehr gelungen.
Regie: Chloe Zhao Cast: Frances McDormand, David Strathairn
Nach dem Verlust ihres Ehemanns, ihres Jobs und ihres Hauses beschließt die 60-jährige Fern von nun an als Nomadin durch den mittleren Westen der USA zu ziehen. Alle ihre Besitztümer sind dabei in ihrem Van untergebracht und sie schlägt sich vom einen bis zum nächsten Gelegenheitsjob durch, Ersparnisse hat sie nämlich keine. Auf ihrem Weg lernt sie viele andere Menschen kennen, die von der Gesellschaft verstoßen wurden oder ihr Leben fernab von Konventionen leben.
Der Film ist stark melancholisch aber versprüht gleichzeitig eine „gib niemals auf“ Message. Die Landschaften, welche bildgewaltig von Joshua James Richards in Szene gesetzt wurden, geben den Menschen daher irgendwie auch die notwendige Kraft zur Heilung. Das Besondere an „Nomadland“ ist auch, dass die Nebendarsteller:innen keine Schauspieler sind, sondern „echte“ Personen in einem semifiktionalen Roadmovie sind. Chloe Zhao wurde bei den Academy Awards im April 2021 die erst zweite weibliche Regisseurin nach Kathryn Bigelow („The Hurt Locker“), welche den Oscar für die Beste Regie gewinnen konnte. Neben dem 3. Oscar für Frances McDormand (nach „Fargo“ sowie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) als Beste Hauptdarstellerin konnte der Film auch die wichtigste Trophäe für den „Besten Film“ mit nach Hause nehmen.
Regie: Florian Zeller Cast: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Mark Gatiss, Olivia Williams, Imogen Poots, Rufus Sewell
„The Father“ basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Florian Zeller, das von ihm selbst letztes Jahr für die Leinwand adaptiert wurde. Bei den Academy Awards im vergangenen Jahr erhielt der Franzose dafür auch einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Den zweiten Oscar seiner Karriere gewann völlig überraschend Anthony Hopkins, der sich gegen den hochfavorisierten Chadwick Boseman durchsetzen konnte.
Es handelt sich bei dem Film um ein berührendes und beklemmendes Drama über den sich zunehmend verschlechternden Gesundheitszustand eines Demenzkranken (Hopkins). Die Story wird dabei aus seiner Sicht und abwechselnd aus der Sicht seiner Tochter Anne (Olivia Colman) erzählt und schafft es, die Belastung dieser Krankheit für beide Seiten eindrucksvoll aufzuzeigen. Untermalt wird das Drama von einem klassischen Score von Ludovico Enaudi (Anm.: der sich übrigens auch für den Score von Nomadland verantwortlich zeichnete). Auf Rotten Tomatoes hält der Film bei nahezu perfekten 98%, der Metascore liegt bei 88/100 und so ist „The Father“ auf Basis von Kritikerstimmen einer der absolut besten Filme des abgelaufenen Jahres.
Regie: Sian Heder Cast: Emilia Jones, Marlee Matlin, Troy Kotsur, Daniel Durant, John Fiore
CODA steht für Children Of Deaf Adults, also Kinder von gehörlosen Erwachsenen. Die Story dreht sich um die 17-jährige Ruby (Emilia Jones), deren Eltern (u.a. Marlee Matlin, Oscar-Preisträgerin 1987 für „Children Of A Lesser God“) und größerer Bruder allesamt taubstumm sind. Sie selber hilft neben der Highschool am väterlichen Fischerboot, ihre Liebe gilt aber der Musik und dem Gesang. Als es Probleme mit der Fischerei-Lizenz gibt und sie selber die Chance bekommt, auf ein Musik-College gehen zu können, muss sie sich zwischen ihrer Familie und ihrem Traum entscheiden.
„CODA“ hat beim Sundance Festival 2021 alles abgeräumt und wurde daraufhin Objekt eines Bieterkrieges zwischen Netflix, Amazon und Apple, welchen letztere für sich entscheiden konnten. Bei den Golden Globes wurde die coming-of-age Story als Bestes Drama nominiert, dazu Troy Kotsur in der Rolle des Vaters als bester Nebendarsteller. Der Film ist in punkto Storyline vorhersehbar und drückt gekonnt auf die Tränendrüse, ohne dabei allerdings lächerlich oder banal zu wirken. CODA ist einer dieser Feelgood-Filme, welche wir in Zeiten wie diesen umso mehr brauchen.
Regie: Emerald Fennell Cast: Carey Mulligan, Bo Burnham, Alison Brie, Jennifer Coolidge, Laverne Cox
„Promising Young Woman“ war der erste Film, den ich 2021 gesehen habe – und ich habe im restlichen Jahr auch keinen Film mehr gesehen, der mich staunender zurückgelassen hat, ohne dabei ausnahmsweise genauer auf den Inhalt einzugehen. Nur soviel: Cassandra (Mulligan) ist eine junge Frau, der viel Potential nachgesagt wurde, die jedoch von einem Ereignis in ihrer Vergangenheit traumatisiert ist und seither alles in ihrem Leben untergeordnet hat, um Rache dafür zu bekommen.
Drehbuchautorin und Regisseurin Emerald Fennell (sie war bei „The Crown“ als Camilla Parker Bowles zu sehen) wurde bei den Oscars 2021 mit der Statuette für das Beste Originaldrehbuch ausgezeichnet. Hauptdarstellerin Carey Mulligan sah lange Zeit wie die Topfavoritin auf den Preis für die Beste Hauptdarstellerin aus, wurde aber letztendlich von Frances McDormand („Nomadland“) ausgestochen. „Promising Young Woman“ ist provokantes Drama, welches vor allem durch die schauspielerische Leistung von Mulligan reüssiert. Doch auch die Besetzung der Nebenrollen mit Comedians wie Bo Burnham, Jennifer Coolidge oder Alison Brie kann als gelungener Schachzug von Fennell angesehen werden. Vor allem das groteske Ende des Filmes bleibt einem lange im Gedächtnis. Der Film hält dem männlichen Geschlecht einen Spiegel vor, dessen Spiegelbild nicht gefällt, aber daher umso nachhaltiger betrachtet werden muss.
Knapp nicht unter den Top-10
Knapp nicht unter meine Top-10 hat es Nobody (VOD) mit Bob Odenkirk geschafft. Kompromisslose Action im Stile von John Wick mit dem Star aus „Better Call Saul“. Die Filmdoku King Richard (Kino) mit Will Smith als Vater von Venus und Serena Williams ist die beste Rolle des Fresh Prince seit „Das Streben nach Glück“.
A Quiet Place II (Prime Video) ist eine würdige Fortsetzung des Überraschungshits aus 2018 und führt das Konzept des Horrorthrillers gekonnt weiter. Free Guy (Prime Video) mit Ryan Reynolds als Computerspielcharakter, der erfährt, dass er nicht wirklich existiert, war ein überraschend kurzweiliger Film.
Too artsy
The Power Of The Dog (Netflix) von Oscar-Preisträgerin Jane Campion gilt als Oscar-Favorit in einigen Kategorien, ist auch bildgewaltig und atmosphärisch hochwertig, aber irgendwie habe ich mich mit der Story einfach nicht anfreunden können. The Last Duel (Disney+) von Ridley Scott dauert einfach zu lange, die Nuancen der Story sind für mich nicht groß genug um die gleiche Geschichte aus der Sicht von drei Personen über diese Filmlänge zu erzählen.
The Lost Daughter (Netflix) von Maggie Gyllenhaal gilt ebenfalls als Oscar-Kandidat, die schauspielerischen Leistungen von Olivia Colman und Jessie Buckley sind auch famos, aber ähnlich wie beim erstgenannten Film hat mich auch dieser Film etwas mit einem WTF-Gefühl zurück gelassen. Apropos WTF: der heurige Titel für diese Bezeichnung geht definitiv an das Mittelalter-Drama The Green Knight (VOD) von David Lowery über die Geschichte von Sir Gawain.
Die größten Enttäuschungen
Von The Little Things (VOD) habe ich mir aufgrund der Oscar-Preisträger-Cast (Denzel Washington, Rami Malek, Jared Leto) viel erwartet. Die hanebüchene Story hat jedoch auf jeder Linie enttäuscht. Ähnliches kann man über The Woman In The Window (Netflix) mit Amy Adams und Gary Oldman sagen. Hier wurde eine Top-Cast mitsamt guter Romanvorlage komplett versemmelt.
Bei The Guilty (Netflix) mit Jake Gyllenhaal als 911-Telefonist wäre ebenfalls mehr Potential vorhanden gewesen, hier bin ich mit dem Ende alles andere als zufrieden. Black Widow war für mich in Marvel-Maßstäben enttäuschend, weil man alles schon irgendwie gesehen hat, hier war ich knapp davor, dass ich mir den Film (auf Disney+) nicht fertig ansehe.
Was ich sonst gesehen habe..
No Time To Die (VOD) ist ein würdiges letztes 007-Abenteuer mit Daniel Craig, in meiner Craig-Rangliste nach „Casino Royale“ und „Skyfall“ allerdings bestenfalls auf Platz 3. Ghostbusters: Afterlife (Kino) war im Gegensatz zum Ghostbusters-Reboot vor einigen Jahren eine würdige und kurzweilige Da-Capo-Vorstellung für die Originalhelden aus den 1980er-Jahren.
No-Nonsense-Action haben Boss Level und The Tomorrow War (jeweils Prime Video) geboten. Wer zwei Stunden Zeit hat und Lust auf Action ohne viel Nachdenken hat, wird hier fündig. The Mauritanian (VOD) – ein Gerichtsdrama über einen Gefangenen in Guantanamo – kann ich ebenfalls empfehlen. Moxie – eine coming-of-age Story über eine rebellische Teenagerin – fand ich ganz nett, ähnliches gilt für die Pflegeberuf-Satire I Care A Lot mit Rosamund Pike, beide Filme sind im Portfolio von Netflix.
Was ich noch nicht gesehen habe..
Zunächst einmal Licorice Pizza von Paul-Thomas Anderson – ein coming of age Film in den 1970ern von Kalifornien. Being The Ricardos mit Nicole Kidman als Lucille Ball („I Love Lucy“) ist seit kurzem auf Prime Video verfügbar und steht auf meiner Watchlist. Pig mit „B-Movie-Ikone“ Nicolas Cage werde ich mir zu Gemüte führen, sobald er auf einer Streaming-Plattform kostenlos zu sehen ist.
The Tragedy of MacBeth mit Denzel Washington als Titelcharakter läuft kommende Woche auf Apple TV+ an und gilt als potentieller Oscar-Kandidat. Spider-Man: No Way Home wird derzeit als bester Marvel-Film überhaupt gehandelt – hier werde ich mir das Kino-Erlebnis können, bevor es dann irgendwann in den Omikron-Lockdown geht. Ähnliches gilt für House Of Gucci mit Lady Gaga und einer großen Riege an Top-Stars. Allerdings ist der Oscar-Buzz hier schon stark am sinken. Und last but not least der neue Film von George Clooney mit dem Titel The Tender Bar, welcher Anfang Jänner auf Prime Video erscheinen wird.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2021/12/promising-young-woman.jpg399830Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2022-01-03 16:21:142022-01-03 16:22:08Best of 2021: Filme
Nachdem ich mir heuer angewohnt habe, das Resümee einer Serie unmittelbar nach Abschluss ebendieser zusammenzufassen, kann ich meine diesjährige Liste so früh wie schon lange nicht mehr präsentieren. Zu Beginn wie immer ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:
Ich habe mein Bewertungssystem heuer ausnahmsweise einmal nicht geändert. Wie im letzten Jahr besteht meine Liste sowohl aus Serien, welche im aktuellen Kalenderjahr 2022 ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben, als auch aus fortlaufenden Serien mit mehreren Staffeln. Wie schon im vergangenen Jahr habe ich auch heuer den Metascore und den IMDb-Score bewusst weggelassen. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet.
10 Folgen (52-63 Minuten pro Folge) Cast: Bryan Cranston, Michael Stuhlbarg, Hunter Doohan, Hope Davis, Carmen Ejogo, Margo Martindale
Einschätzung: Als ich im Sommer 2020 zum ersten Mal von der kommenden Serie Your Honor gehört hatte, war ich voller Vorfreude. Vor allem aufgrund der ersten Serien-Hauptrolle von Bryan Cranston seit dem Ende von Breaking Bad, wofür er für die Rolle des Walter White mit insgesamt vier Emmys ausgezeichnet wurde. Cranston spielt einen angesehenen Richter in New Orleans, der stets harte aber faire Entscheidungen trifft und bei der Auslegung des Gesetzes keinen Spielraum walten lässt.
Als sein Sohn im Highschool-Alter jedoch nach einem Unfall mit Fahrerflucht für den Tod des Sohnes des lokalen Gangsterbosses verantwortlich ist, wird seine Welt von Ethik und Moral auf den Kopf gestellt. Dies ist kein Spoiler, weil dieser Unfall während der ersten 15 Minuten der 1. Folge passiert. Michael Desiato (so der Name von Cranston in der Serie) bricht fortan mit vielen seiner richterlichen Prinzipien und versucht den Unfall als Angst vor einer Racheaktion des Mafia-Bosses Jimmy Baxter zu vertuschen. Dies gelingt ihm jedoch mehr schlecht als recht und bringt ihn in einen immer tieferen Strudel von Lügen und Täuschung.
Wie anfangs erwähnt, hatte ich der Serie im Vorhinein extrem viel Potential attestiert. Dieses wurde jedoch leider nur bedingt abgerufen. Nach einer ausgezeichneten ersten Folge zeigt die Serie gerade gegen Ende hin einige Längen und inhaltliche Schwächen. So war ich am Ende (bzw. auch vom Ende) einigermaßen – jedoch auf einem vergleichsweise hohen Niveau – enttäuscht.
4 Folgen (58 – 67 Minuten pro Folge) Cast: Mark Waschke, Leonard Schleicher, Marius Ahrendt, Misel Maticevic, Lavinia Wilson, Seumas F. Sargent
Einschätzung: Bei The Billion Dollar Code handelt es sich um die Erzählung eine wahren Geschichte. Carsten, ein Student an der Hochschule der Künste Berlin, der mit ambitionierten Ideen für 3D und Virtual Reality experimentiert aber aufgrund der Leistungsfähigkeit der Rechner im Jahr 1994 an einer Umsetzung scheitert, trifft in einem Szene-Club den Hacker Juri vom Chaos Computer Club. Die beiden freunden sich an, weil Juri eine Lösung für Carstens Hardware-Problem hat. Fortan werden die beiden zu einem kongenialen Team und pushen sich gegenseitig mit immer wieder neuen Ideen – beispielsweise wollen sie auf ihrem Computer jeden Punkt auf der Erde virtuell in 3D ansehen – die Idee zu Terravision ist geboren.
Die Serie spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen – im Berlin des Jahres 1994 sowie viele Jahre später vor Gericht bei einem scheinbar aussichtslosen Patentstreit mit Google. Denn der Megakonzern nützt die Blauäugigkeit der beiden Studenten nach einer Einladung ins Silicon Valley aus, erschafft Google Earth und verdient damit Milliarden (daher auch der Serien-Titel). Im Prozess David (ART+COM) gegen Goliath (Google) scheint vieles möglich, nur kein Sieg des David – das Ende lasse ich an dieser Stelle natürlich offen. The Billion Dollar Code ist – wie schon Dark – deutsche Serienkunst auf hohem internationalem Niveau. Die Serie lebt von der Erzählweise (das Drehbuch stimmt lt. Aussage eines früheren ART+COM Mitarbeiters minutiös mit der Realität überein) und dem digitalen Aufbruchs-Flair der 90er-Jahre, an die ich mich technisch bzw. technologisch noch gut erinnern kann. Die Serie hat meinen Nerv daher ähnlich wie vor einigen Jahren Halt And Catch Fire getroffen.
5 Folgen (42-76 Minuten pro Folge) Cast: Alvaro Morte, Ursula Corbero, Itziar Ituno, Pedro Alonso, Najwa Mimri, Rodrigo de la Serna, Fernando Cayo
Einschätzung: Egal ob Narcos (Mexiko), Squid Game (Südkorea) oder Dark (Deutschland). Netflix hat schon längst ein globales Netz an Content-Produktion und -Distribution gespannt und bedient nicht nur regionale Vorlieben. La Casa De Papel (bzw. Money Heist auf Englisch oder Das Haus des Geldes auf Deutsch) war einer der ersten nicht-amerikanischen Welterfolge auf dem US-Streaming Portal und laut eigenen Angaben zeitweise die international meistgesehene nicht englischsprachige Serie im Portfolio. Zunächst auf Antena 3 in Spanien ausgestrahlt, sicherte sich Netflix 2019 die Rechte für das Bankräuber-Katz-und-Maus-Spiel mit unzähligen Wendungen. Die finale 5. Staffel wurde heuer in zwei Teile gesplittet, die ersten fünf Folgen waren seit September abrufbar, die finalen fünf Folgen seit Dezember.
Raubte das Team von unterschiedlichen Charakteren mit Städtenamen-Pseudonymen unter ihrem Anführer, dem Professor, in den ersten beiden Staffeln noch die spanische Notenbank aus, so spielen die finalen drei Staffeln in der Bank von Spanien, wo die nationalen Goldreserven gelagert sind. Das Haus des Geldes offenbart gerade im ersten Teil der letzten Staffel die klassischen Schwächen einer Serie, die inhaltlich zu sehr ausgemolken wird. Doch wer die ersten fünf Folgen hinter sich bringt, wird mit einem absolut zufriedenstellenden Ende belohnt. Alle Storylines werden beendet, die Handlung versprüht gegen Ende hin wieder den Verve der ersten beiden Staffeln und das emotionale Ende hat bei mir sogar für zwei feuchte Augen gesorgt (wohl vor allem dank der Musikwahl, die massiv auf die Tränendrüse drückt). Mittlerweile wurde übrigens von Netflix bestätigt, dass der Charakter Berlin 2023 ein eigenes Spin-Off bekommt.
10 Folgen (26-35 Minuten pro Folge) Cast: Steve Martin, Martin Short, Selena Gomez, Amy Ryan, Nathan Lane, Sting
Einschätzung: Die 1. Staffel der in den USA auf hulu ausgestrahlte Serie lief hierzulande parallel (jedoch mit zwei Wochen Verzögerung) am Star-Kanal von Disney+. Ein in die Jahre gekommener Serien-Schauspieler (Steve Martin), ein Broadway-Regisseur dessen beste Zeit schon lange vorüber ist (Martin Short) sowie eine junge Frau, die das Apartment ihrer Tante renoviert (Selena Gomez) sind allesamt Bewohner eines noblen Wohnhaus-Komplex in Manhattan – und True CrimePodcast Fans. Als ein mysteriöser Todesfall im Wohnhaus die langweilige Routine der Bewohner auf den Kopf stellt, entschließt sich das ungleiche Trio dazu, die Ermittlungen selber in die Hand zu nehmen und über den Fortschritt in einem eigenen Podcast zu berichten. Dies führt zu Missverständnissen und Auseinandersetzungen mit der Polizei und anderen Hausbewohnern und bringt die drei Protagonisten auch mehrmals in Lebensgefahr.
Zwei der Three Amigos (Steve Martin, Martin Short) sind dem Publikum unter 30 vielleicht kein Begriff mehr. Um dies auszugleichen, war Selena Gomez als von Disney geprägter Superstar vermutlich bewusst als ausgleichender und jugendlicher Gegenpol gewählt. Das Drehbuch stammt von Steve Martin selber, die drei Hauptdarsteller zeichnen sich auch als ausführende Produzenten verantwortlich. Only Murders In The Building ist alles andere als schwere oder herausfordernde Kost, sondern sehr kurzweilig. Die Serie ist auch mit unzähligen Gastauftritten von Stars (u.a. Sting, Jimmy Fallon, Tina Fey uvm.) gespickt und endet mit einem Cliffhanger zur 2. Staffel, welche im September 2021 offiziell durch hulu bestätigt wurde.
9 Folgen (32-63 Minuten pro Folge) Cast: Lee Jung-jae, Park Hae-soo, Wi Ha-joon, Jung Ho-yeon, O Yeong-su
Einschätzung: Squid Game ist ein globales Phänomen und nach Parasite der zweite filmische südkoreanische Welterfolg binnen zwei Jahren. Das Konzept der Serie – eine Gruppe von Unbekannten kämpft nach dem last-(wo)man-standing Prinzip um einen Hauptpreis – ist alles andere als neu. In meiner Altersgruppe haben viele Battle Royale mehr als einmal gesehen, einen japanischen Film aus dem Jahre 2000 mit dem gleichen Grundkonzept. Und wer diesen Film nicht kennt, hat vermutlich The Hunger Games gelesen oder gesehen (in meinem Fall beides).
Warum also wurde 오징어 게임 (so der Titel von Squid Game auf Koreanisch – richtig geraten) nun zur meistgestreamten Netflix-Serie aller Zeiten? Ich kann hier nur meine persönliche Einschätzung abgeben. Vermutlich weil die Teilnehmer – im Gegensatz zu den oben genannten Beispielen – auf (semi)freiwilliger Basis am perfiden Todesspiel teilnehmen und die Serie deswegen einen dystopisch-gesellschaftskritischen Fokus bekommt. Die dargestellte Brutalität mancher Szenen ist völlig überzeichnet und deswegen öfters sogar ziemlich lustig. Auch dies ist von den Serienerfindern vermutlich alles andere als unbeabsichtigt. Squid Game war eigentlich auf eine Staffel konzipiert, aufgrund des Welterfolgs und einiger offener Storylines kann man jedoch davon ausgehen, dass es in naher Zukunft eine Fortsetzung geben wird, die jedoch aus heutiger Sicht fast nur enttäuschen kann. Man möge mich vom Gegenteil überzeugen.
9 Folgen (3-50 Minuten pro Folge) Cast: Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Kathryn Hahn, Evan Peters, Debra Jo Rupp
Einschätzung: Marvel hier, Marvel dort, Marvel überall. Nach dem Kino erobern die Charaktere aus dem MCU seit 2021 auch den Streaming-Service von Disney. Im 1. Jahr bekamen neben der Scarlett Witch (Elizabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany) auch The Falcon And The Winter Soldier (Anthony Mackie & Sebastian Stan) sowie Loki (Tom Hiddleston) und Hawkeye (Jeremy Renner) ihre eigene Miniserie. Das originellste Konzept hatte aber mit Sicherheit WandaVision. Als ich mit der ersten Folge begonnen habe, habe ich die Wiedergabe nach einigen Minuten pausiert und dann sogar beendet bzw. neu gestartet, weil ich mir nicht sicher war, ob ich eventuell den falschen Content auf Disney+ erwischt hatte.
Ohne näher auf die eigentliche Handlung eingehen zu wollen, die Aufbereitung der Serie mit Sitcom-Elementen der vergangenen TV-Epochen bringt unweigerlich Erinnerungen an Klassiker wie I Love Lucy, Bewitched, The Brady Bunch, Full House, Family Ties, Malcolm In The Middle oder The Office. Auf der Seite Apartment Theory gibt es übrigens eine komplette Guideline zu den Referenzen. Agatha Harkness (gespielt von der Emmy-nominierten Kathryn Hahn), die Antagonistin der Serie, bekommt übrigens aufgrund des durchschlagenden Erfolgs ihres Charakters auch eine eigene Serie bei Disney+ mit noch unbekanntem Titel. Es ist also dafür gesorgt, dass der Streaming-Dienst des Micky-Maus-Imperiums auch in den kommenden Jahren nicht der Stoff ausgeht.
6 Folgen (54-65 Minuten pro Folge) Cast: Murray Bartlett, Connie Britton, Jennifer Coolidge, Alexandra Daddario, Steve Zahn
Einschätzung: Die eigentliche Handlung von The White Lotus ist relativ einfach erklärt. Verschiedene wohlhabende Singles, Paare bzw. Familien verbringen ihren Urlaub in einem Luxusresort auf Hawaii. Dabei brechen schwelende zwischenmenschliche Konflikte immer mehr auf, die Aufbereitung derer gelingt jedoch nur bedingt bzw. überhaupt nicht. Amüsant wird die Serie durch den Fakt, dass ausnahmslos alle Protagonisten völlig unsympathisch sind. Sie sind unter anderem überheblich, drogenabhängig, rechthaberisch, jähzornig oder erfolgsverwöhnt und beweisen eindrucksvoll, dass sich zu viel Geld nicht unbedingt positiv auf den Charakter auswirkt.
Vor allem Jennifer Coolidge (American Pie, Promising Young Woman) nervt als manisch-depressive Diva, die nach Hawaii fliegt um die Asche ihrer verstorbenen (und verhassten) Mutter zu verstreuen. Auch Jake Lacy (The Office) möchte man als reiches und eifersüchtiges Muttersöhnchen am liebsten nach fast jedem gesprochenen Satz abwatschen. Überragt wird das Ensemble jedoch vom Australier Murray Bartlett (Guiding Light, Looking), der durch seine Darstellung des Resort-Leiters (vulgo Kindergärtners) auch als Top-Kandidat für die kommende Awards Saison gilt. Positiv abgerundet wird die Serie auch durch die hawaiianisch-indigene Musik von Juan Cristobal Tapia de Veer, wobei vor allem der Titelsong länger im Ohr bleibt.
7 Folgen (57-60 Minuten pro Folge) Cast: Kate Winslet, Julianne Nicholson, Jean Smart, Evan Peters, Guy Pearce
Einschätzung: Früher war es gänzlich undenkbar, dass A-Lister aus der Kinowelt in einer (TV-)Serie mitwirken könnten. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hat sich dies jedoch um 180° gedreht und so ist es nun keine Sensation mehr, dass man auch Oscar-Gewinner wie Kate Winslet (Titanic, The Reader) auf diversen Streaming-Services bewundern kann. Als geschiedene und stets missmutig gelaunte Kommissarin in einer Kleinstadt namens Easttown, mitten im Rust Belt von Pennsylvania gelegen, ist sie bei den Ermittlungen hauptsächlich mit Delikten rund um Armut und Drogen konfrontiert. Als eine teenage mom brutal ermordet wird, spinnen sich im Laufe ihrer Ermittlungen immer mehr Verwicklungen mit ihrem eigenen Familien- bzw. Freundeskreis und stellen damit persönliche Loyalitäten auf die Probe.
Mare of Easttown aus der Feder von Brad Ingelsby (Out Of The Furnace, The Way Back) ist düster und deprimierend und daher sicherlich keine gute Wahl für einen entspannenden Fernsehabend. Die persönlichen Schicksale einzelner Protagonisten sind aus einer menschlichen Perspektive gesehen zumeist unausweichlich. Die mehrfachen Wendungen und Überraschungen sorgen dafür, dass die Serie zu keinem Punkt langweilig wird. Bei den heurigen Emmys gewannen übrigens sowohl Winslet (Beste Hauptdarstellerin in einem TV-Film oder Miniserie) als auch Evan Peters (Bester Nebendarsteller) und Julianne Nicholson (Beste Nebendarstellerin) eine goldene Statuette.
10 Folgen (47-60 Minuten pro Folge) Cast: Margaret Qualley, Andie MacDowell, Nick Robinson, Anika Noni Rose
Einschätzung: Wenn ihr einen Netflix-Account habt, ist euch im Laufe der letzten beiden Monate mit Sicherheit schon einmal Maid vorgeschlagen worden. Aufgrund des unscheinbaren Titels wirkt die Miniserie vielleicht nicht übermäßig interessant. Doch sie ist vermutlich eine der spannendsten und herzerwärmendsten Serien des Jahres.
Maid erzählt die (auf wahren Begebenheiten basierende) Geschichte der 25-jährigen Alex aus dem Bundesstaat Washington. Sie hat keinen College-Abschluss, keine Arbeitsstelle und keine Ersparnisse. Ihre 2-jährige Tochter Maddie ist für sie der wichtigste Mensch der Welt. Eines Nachts beschließt sie, ihren Ehemann zu verlassen, weil dieser nach Alkoholgenuss zur psychischen Gewaltausübung neigt. Durch Zufall bekommt sie eine Anstellung als Reinigungskraft, die Bezahlung ist mehr schlecht als recht. Was folgt, ist ein Spießrutenlauf zwischen unzähligen Wohnungswechseln, Sorgerechtsstreitigkeiten um die Tochter und unverständlichen Antragsformularen mit viel zu vielen Akronymen. Alex muss jeden Dollar doppelt und dreifach umdrehen (dies wird auch regelmäßig visuell durch den aktuellen Kontostand im rechten oberen Eck des Screens verdeutlicht). Außerdem wird sie für jeden Schritt nach vorne fast postwendend um mindestens zwei Schritte zurück geworfen. Doch Alex ist eine Kämpferin.
Die Serie romantisiert Armut nicht, sondern zeichnet das ungeschminkte Gesicht einer Frau unter der Armutsgrenze. Maid ist ein reality check der US-amerikanischen Mittelschicht, die immer tiefer in die Armut abdriftet und dabei keinen Rückhalt vom politischen System bekommt. Margaret Qualley (Once Upon A Time In Hollywood, The Leftovers) brilliert dabei als Protagonistin, deren weltfremde Hippie-Mutter von Andie McDowell (Four Weddings And A Funeral, Groundhog Day) gespielt wird. Das Besondere dabei: McDowell ist auch in der Realität die Mutter von Qualley. Prädikat wertvoll auch für den Soundtrack, der gänzlich aus Indie bzw. Alternative-Songs von weiblichen Bands und Sängerinnen besteht.
12 Folgen (29-49 Minuten pro Folge) Cast: Jason Sudeikis, Brett Goldstein, Hannah Waddingham, Juno Temple, Nick Mohammed, Brendan Hunt
Einschätzung: Zum ersten Mal nimmt eine Comedy den ersten Platz meiner alljährlichen Serien-Charts ein. Ted Lasso hat bei den diesjährigen Emmys beinahe alles abgeräumt, was zu gewinnen war. Beste Serie, Bester Hauptdarsteller (Jason Sudeikis), Beste Nebendarstellerin (Hannah Waddingham), Bester Nebendarsteller (Brett Goldstein) sowie drei weitere technische Awards. Vor allem der von Goldstein gespielte Charakter Roy Kent hat in sich in der 2. Staffel zum heimlichen Star der Serie gemausert. Die Kent-zentrierte Folge Rainbow (S2E5) ist in Sachen Erzählkunst ein kleines Meisterwerk und zeigt, wie man einen Song in punkto Timing absolut perfekt einsetzen kann. Doch dafür war Showrunner Bill Lawrence auch schon bei Scrubs bekannt.
Ted Lasso war nach dem überraschenden Erfolg der initialen Staffel auf insgesamt drei Staffeln konzipiert und so fehlt der Serie nur mehr der 3. Akt, die Dreharbeiten dazu werden voraussichtlich im Jänner 2022 beginnen. Aufgrund des globalen Erfolgs der Serie bin ich jedoch gespannt, ob Apple hier andere Pläne verfolgt oder beispielsweise auch ein Spin-Off eine Möglichkeit ist. Wie auch immer, die ersten beiden Staffeln haben die Latte für das Finale extrem hochgelegt. Aber ich vertraue auf die Diamond Dogs, dass die Story rund um den liebenswürdigen US-Coach ein würdiges Ende findet.
Resümee und Ausblick
Es gibt heuer einige hochkarätige Serien, welche ich noch nicht gesehen habe, stellvertretend sind Hacks (HBO), die 3. Staffel von Succession (HBO / sky), Dopesick (hulu / Disney+), The Billion Dollar Code (Netflix), Lupin (Netflix) und Hawkeye (Disney+) genannt.
Die letzten Staffeln von Goliath (Amazon) und Bosch (Amazon) waren zwar kurzweilig, haben es aber nicht auf meine Topliste geschafft, weil sie nicht wirklich neuartig waren. Die 2. Staffel von The Morning Show (Apple+) und die beiden Marvel-Serien Loki (Disney+) sowie The Falcon And The Winter Soldier (Disney+) haben es ebenso wenig auf meine Liste geschafft.
Serien die ich begonnen, aber während der ersten Folgen abgebrochen habe, sind Nine Perfect Strangers (hulu / Amazon), Foundation (Apple+), Mr. Corman (Apple+) und The Shrink Next Door (Apple+). Die zweite Staffel von Tiger King (Netflix) hat mich ebenfalls nicht mehr richtig abgeholt.
Empfehlenswert für Sportfans ist die Serie Untold auf Netflix, welche sich auf verschiedenste Sport-Skandale fokussiert, jedoch primär im US-Sport. Ebenfalls eine Empfehlung ist die 2. Staffel von LOL: Last One Laughing auf Amazon – viele deutsche Comedians sind anscheinend (nur?) dann witzig, wenn sie nicht lachen dürfen.
Alles in allem war 2021 für mich persönlich ein deutlich besseres Serien-Jahr als 2020, was wohl primär damit zu tun hat, dass die meisten Produktionen nach dem kurzfristigen globalen Stillstand im Frühjahr 2020 allesamt unterbrochen oder verschoben wurden. Ich bin schon ziemlich gespannt auf das Serienjahr 2022, welches aus aktueller Sicht gerade in den USA relativ unbeeindruckt von COVID-19 ablaufen wird.
Exkurs: Golden Globes 2022
Abschließend noch die 10 Serien mit den meisten Golden Globes Nominierungen, welche am 13. Dezember in Los Angeles bekanntgegeben wurden. Bis auf The Great und Pose wurde jede andere Serie hier zumindest einmal genannt, vier Serien finden sich auch in meiner Liste.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2021/12/the-white-lotus.jpg467830Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2021-12-15 17:07:032021-12-22 09:49:36Best of 2021: Serien
Ich zwinge mich gerade zu den nachfolgenden Zeilen, obwohl in meinem Gehirn eigentlich weitestgehend Leere vorherrscht. Es gibt diese Menschen, die man in sein Herz schließt, obwohl sie weder zur Familie noch zum Freundeskreis gehören.
Paul Gludovatz war (Anm. ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich im Präteritum schreiben muss) eine solche Person.
Österreichweit wird er primär als langjähriger ÖFB-Nachwuchscoach und Vater des U20-Sommermärchens 2007 in Erinnerung bleiben. Im Innviertel jedoch wird man ihn als den erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte in Erinnerung halten.
Während seiner 1. Amtszeit bei der SV Ried (2008-2012) hat er den Verein als Top-Adresse in der Österreichischen Bundesliga etabliert. Er hat den Verein zu zwei Herbstmeisterschaften und 2011 zum Gewinn des 2. ÖFB-Cup der Vereinsgeschichte geführt.
An diese Momente mit 12.000 anderen SVR-Anhängern im Ernst Happel Stadion zu Wien werde ich mich mein Leben lang erinnern. Ein Jahr später hat Gludovatz das Team erneut ins ÖFB-Cupfinale geführt.
Unter anderem agierte der heutige Frankfurt-Trainer Oliver Glasner als sein verlängerter Arm am Feld, Michael Angerschmid war sein Co-Trainer. Spieler wie Robert Zulj, Daniel Royer, Anel Hadzic, Marco Meilinger oder Florian Mader (nur um einige zu nennen) schafften unter Gludovatz ihren Durchbruch.
Sein für damalige Zeiten innovatives 3-3-3-1 System hat zahlreiche gegnerische Trainer zur Verzweiflung gebracht. Die Mannschaft hat in dem oftmals als “destruktiv” oder “defensiv” verschrienen System jedoch auch wundervollen Fußball gespielt und Teams wie RB Salzburg oder Rapid nicht nur einmal mit 3:0 heimgeschickt.
2015 hat Gludovatz die Mannschaft nach einem katastrophalen Saisonstart in brenzliger Lage erneut übernommen und zum sicheren Klassenerhalt geführt.
Es gibt nicht viele Personen, denen der Profifußball in Ried mehr zu verdanken hat. Auch deswegen war der Ehrenbürger von Ried im Innkreis in den vergangenen Jahren ein stets gern gesehener Gast im Innviertel. Von den Menschen hier wurde aufgrund seiner gentlemanliken Art auch liebevoll als “Sir Paul” bezeichnet.
Mein Mitgefühl gilt seiner Frau Susi, sowie seinen Kindern und Enkelkindern und seiner gesamten Familie.
Ich habe mein Bewertungssystem ausnahmsweise mal nicht geändert. Wie im letzten Jahr besteht meine Liste heuer sowohl aus Serien, welche im aktuellen Kalenderjahr ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben, als auch aus fortlaufenden Serien mit mehreren Staffeln. Zu Beginn ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:
Wie schon bei den Filmen habe ich auch bei den Serien den Metascore und den IMDb-Score bewusst weggelassen. Sämtliche dieser Bewertungen sind nämlich subjektiv und ich habe mich schon selber einige Male dabei ertappt, dass ich mir eine Serie nicht anschaue, nur weil die populäre Bewertung nicht einen bestimmten Kritikerwert überschreitet. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr jedoch zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet. Bevor ich euch noch weiter mit meinem Regelwerk langweile, hier nun endlich die Liste meiner Top10 des Jahres 2020:
10 Folgen (9h 40min)
Wo kann man es in Österreich sehen? sky Mediathek, Amazon (kostenpflichtig)
Cast: Ben Mendelsohn, Cynthia Erivo, Bill Camp, Jason Bateman, Paddy Considine
Einschätzung: Der nächste Satz ist kein Spoiler sondern die Handlung der ersten Minuten der ersten Folge: ein unscheinbarer Familienvater ermordet ein Kind bestialisch, obwohl er zum Zeitpunkt des Mordes in einer anderen Stadt war und dabei auch gefilmt wurde. Diese erste Folge der Stephen-King-Adaption ist vermutlich das spannendste und mysteriöseste, was das Serienjahr 2020 zu bieten hat. Nur leider kann die Serie dieses Niveau im weiteren Verlauf nicht annähernd halten. Gerade im Mittelfeld der Serie gibt es immer wieder Längen und auch die Story wird zunehmend wirrer und selbst für Mystery- bzw. King-Fans schwer nachzuvollziehen.
Wie auch immer, Ben Mendelsohn (Emmy-Sieger für Bloodline) brilliert als verbitterter Polizist, der mit einer Tragödie im Privatbereich nicht fertig wird. Cynthia Erivo (zweifach oscarnominiert für Harriet) ist jedoch der wahre Star der Serie. Sie spielt ein Medium, das aufgrund ihrer Tätigkeit rund um die mysteriösen Mordfälle immer mehr in das Visier des Bösen gerät. Ohne zu spoilern, aber wie so oft in King-Verfilmungen überlebt nur ein Bruchteil der DarstellerInnen das Staffelende. Deswegen nur Staffelende, weil Ende Oktober von Stephen King persönlich eine 2. Staffel bestätigt wurde.
8 Folgen (3h 28min) Wo kann man es in Österreich sehen? Netflix Cast (Stimmen): Will Arnett, Amy Sedaris, Alison Brie, Paul F. Tomkins, Aaron Paul
Einschätzung: Im Laufe der letzten 20 Jahre habe ich nur zwei Animationsserien geschaut: „The Simpsons“ und „BoJack Horseman“. BJH ist alles andere als eine Animationsserie für Kinder (was eigentlich auf die meisten Serien dieser Art zutrifft) und streng genommen aufgrund der Inhalte sogar eine reine Erwachsenenserie. Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Selbstmord und Depression sind nur einige der Themen, welche die Serie aus der Feder von Raphael Bob-Waksberg im Laufe seiner sechs Staffeln behandelt hat.
Im 2. Teil der letzten Staffel, die Ende Jänner 2020 von Netflix released wurde, finden wir heraus, ob es für BoJack ein Happy End gibt oder ob er einmal mehr seinen Lastern erliegt. Das Ende ist herrlich sentimental und bildet den perfekten Abschluss einer Serie, die immer wieder mit extraordinären Highlights zu glänzen vermochte. An dieser Stelle will ich explizit nochmal „Free Churro“ aus Season 5 und „Fish Out Of Water“ aus Season 3 herausheben, die mir am Ende der Folge jeweils ein beeindrucktes „Wow“ entlockt haben.
10 Folgen (8h 11min) Wo kann man es in Österreich sehen? Netflix Cast: Michael Jordan, Phil Jackson, Scottie Pippen, Dennis Rodman, Steve Kerr
Einschätzung: Die 1990er Chicago Bulls sind vermutlich das bekannteste und glorreichste Basketballteam aller Zeiten. Zu dieser Zeit habe mich sogar ich noch für die NBA interessiert. ESPN und Netflix haben heuer eine Dokumentation in Form einer Miniserie herausgebracht, welche den Championship-Run der Bulls zu sechs Meisterschaften zwischen 1991 und 1998 en detail beleuchtet.
Der Fokus liegt dabei klar auf Michael Jordan und porträtiert seinen Werdegang von frühester Jugend bis zum sechsten und letzten Titelgewinn. „MJ“ musste nach der Erstausstrahlung allerdings viel Kritik einstecken. Die Story wurde nämlich teilweise sehr subjektiv erzählt und es durfte auch keine Kritik an seinem Sonnenkönig-Dasein geäußert werden.
Manche seiner härtesten Konkurrenten (und auch Teamkollegen) am Court kommen manchmal ziemlich schlecht weg. Hier scheint es, dass die Autoren bewusst nach Bösewichten gesucht haben, wie es sich für eine spannende Serie nun einmal gehört. Wie auch immer – obwohl man eigentlich weiß, wie alles endet, ist „The Last Dance“ dennoch eine der interessantesten und spannendsten Sportdokumentationen aller Zeiten.
10 Folgen (10h 1min) Wo kann man es in Österreich sehen? Netflix Cast: Jason Bateman, Laura Linney, Julia Garner, Janet McTeer, Tom Pelphrey
Einschätzung: In der 3. (und gleichzeitig vorletzten) Staffel sind die Einsätze für die Familie Byrde nun schon ziemlich hoch. Janet McTeer (oscarnominiert für „Alfred Nobbs“ und „Tumbleweeds“) wird als dominante Rechtsanwältin zum fixen Bestandteil der All-Star-Cast rund um Jason Bateman (Emmy für seine Regie in Season 2) und Laura Linney (4-fach oscarnominiert). Julia Garner (heuer auch als Titelcharakter in „The Assistant“ zu sehen) gewann für ihre Rolle als toughe Handlangerin von Marty Byrde (Jason Bateman) bei den heurigen Emmys übrigens ihre 2. Statuette in Folge.
Ozark ist eine dieser Serien, die von Staffel zu Staffel besser und nicht schlechter werden. Die Serie hat es aufgrund der Storyline rund um Kartelle/Drogen trotz aller Vergleiche mit „Breaking Bad“ oder „Narcos“ geschafft, ihren eigenen Weg zu gehen. Die Charaktere sind balanciert und durchleben allesamt ein glaubhafte persönliche Entwicklung. Die Serie an sich wartet immer wieder mit (teilweise auch brutalen) Überraschungsmomenten auf, wie auch ganz am Ende der aktuellen Staffel.
10 Folgen (5h) Wo kann man es in Österreich sehen? Apple TV+ (Tipp: kostenloses Probevideo abschließen) Cast: Jason Sudeikis, Hannah Waddingham, Jeremy Swift, Phil Dunster, Brett Goldstein
Einschätzung: Alles begann im Jahr 2013, als NBC in den USA die TV-Rechte für die Premier League kaufte und Jason Sudeikis für einen Werbespot engagierte. Die Kunstfigur Ted Lasso, ein amerikanischer Footballcoach, übernimmt dabei die Tottenham Hotspur, obwohl er aber keine Ahnung von Fußball hat. Für die Folgesaison 2014 wurde ein weiterer TV-Spot gedreht, welcher quasi nahtlos an die Story des ersten Werbespots anknüpft.
Sechs Jahre später hat es Ted Lasso via Apple TV+ zum Serienstar geschafft. Was viele für einen Flop mit Ansage gehalten hatten, wurde nach dem unerwarteten Erfolg der 1. Staffel bereits für eine 2. und 3. Staffel verlängert. Der Humor und die Gags orientieren sich stark an den Szenen, welche man bereits aus den 15 Minuten der TV-Spots kennt.
Allerdings haben es die Showrunner (darunter „Scrubs“-Erfinder Bill Lawrence) geschafft, den Protagonisten so warmherzig und gewinnbringend darzustellen, dass seine Aura die Längen und unlustigen Passagen größtenteils überdecken kann. Man muss übrigens nichts mit Fußball am Hut haben, um „Ted Lasso“ amüsant zu finden – der Titelcharakter hat schließlich auch nichts mit Fußball am Hut.
12 Folgen (5h 39min) Wo kann man es in Österreich sehen? STARZPLAY auf Amazon Video (0,97€/Monat), iTunes oder BBC iPlayer mit VPN Cast: Daisy Edgar-Jones, Paul Mescal, Desmond Eastwood, Aislin McGuckin, Sarah Greene
Einschätzung: „Normal People“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans der irischen Schriftstellerin Sally Rooney aus dem Jahr 2018, der weltweit millionenfach verkauft wurde. Auch ich war damals unter den Käufern. Obwohl sich dieses Buch meiner Meinung nach nicht wirklich für eine Serien-Verfilmung geeignet hat, hat der ebenfalls aus Irland stammende Regisseur Lenny Abrahamson die Geschichte doch ziemlich gelungen in eine BBC-Miniserie adaptiert.
Die Story an sich ist schnell erklärt und kann als moderne Romeo & Julia Beziehung klassifiziert werden. Die Teenager Marianne und Connell stammen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und sind eigentlich in punkto Charakter und Interessen ziemlich verschieden. Trotzdem werden die beiden aber immer wieder wie magisch voneinander angezogen. Die Serie lebt vor allem vom Schauspiel und den Emotionen den beiden relativ unbekannten Hauptdarstellern Daisy Edgar-Jones und Paul Mescal. Alle anderen Protagonisten werden dafür im Grunde zu Nebendarstellern degradiert.
Ähnliches hat Regisseur und Executive Producer Abrahamson schon bei seinem Drama „Room“ (2015) geschafft. Denn auch diese Geschichte lebt von der innigen Beziehung zwischen einer entführten Mutter (Brie Larson – Oscar als Beste Hauptdarstellerin) und ihrem Sohn (Jacob Tremblay), während die gesamte restliche Welt ausgeblendet wird.
8 Folgen (6h 49min) Wo kann man es in Österreich sehen? FOX auf sky oder auf Abruf in der sky Mediathek Cast: Sonoya Mizuno, Nick Offerman, Jin Ha, Cailee Spaeny, Alison Pill
Einschätzung: Alex Garland ist einer der bedeutendsten Sci-Fi-Autoren des 21. Jahrhunderts. Für das Drehbuch von „Ex Machina“ wurde er für den Oscar nominiert. Abgesehen davon ist er Autor von „The Beach“ – bei seinem Erstlingswerk war er nur 26 Jahre alt. Bei „Devs“ hat Garland nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern ist auch Regisseur und Frontrunner. Die Serie thematisiert unter anderem die Multiversum-Theorie, Quantencomputer und Künstliche Intelligenz. Man sollte also zumindest ein kleines Faible für Science (Fiction) aufbringen, um dem Handlungsstrang der Serie einigermaßen folgen zu können. Man muss aber natürlich keinen PhD in Quantenmechanik besitzen.
Nick Offerman („Parks & Recreation“) mimt den CEO des fiktiven Silicon Valley Giganten amaya. Dessen streng geheimes Devs-Projekt (Anm. Devs ist die Abkürzung für Developer) arbeitet an einer bahnbrechenden Entwicklung, welche die Geschichte verändern kann. Die restliche Cast der Serie ist ziemlich unbekannt, wobei Hauptdarstellerin Sonoya Mizuno schon Nebenrollen in Garlands Werken „Ex Machina“ und „Annihilation“ bekleidete.
„Devs“ wartet immer wieder mit unerwarteten Wendungen und Schockmomenten auf, wie man das allgemein von Garland-Verfilmungen kennt. Mit einer Laufzeit von knapp unter 7 Stunden handelt es sich dabei um eine Miniserie, die man zwar nicht zwischendurch schauen sollte, aufgrund der spannenden Cliffhanger am Ende der jeweiligen Folgen wohl allerdings in maximal zwei Tagen durchschauen wird.
12 Folgen (6h) Wo kann man es in Österreich sehen? sky Mediathek, Amazon Video (kostenpflichtig), iTunes, BBC iPlayer mit VPN Cast: Michaela Coel, Weruche Opia, Paapa Essiedu, Stephen Wright
Einschätzung: Bei „I May Destroy You“ handelt es sich um relativ harte Fernsehkost. Das von BBC und HBO coproduzierte Drama dreht sich um die Autorin Arabella, der es eigentlich ziemlich gut geht – sie hat gerade einen Buchdeal erhalten, lebt im hippen Soho und ist privat wie auch beruflich eine Influencerin. Es ändert sich jedoch alles schlagartig, weil sie versuchen muss, ihr Leben nach einer Vergewaltigung unter Einfluss von K.O.-Tropfen wieder in Griff zu bekommen.
Michaela Coel erweist sich als wahres Multitalent. Sie spielt nicht nur die Hauptrolle der Arabella, sondern hat auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Daher hat sie auch die volle Kontrolle über das Narrativ und kann die Story genau so erzählen, wie sie das will. Sie stellt laufend Fragen, welche man als Zuschauer eigentlich gar nicht beantworten will, weil alleine das Nachdenken darüber höchst unangenehm ist.
Obwohl „I May Destroy You“ mental einigermaßen belastend ist, wenn man sich auf die Story einlässt, fesselt die Serie den Zuschauer trotzdem vor den Fernseher, weil man stets wissen will, was als nächstes passiert. Die Serie kann als wichtiges Filmdokument in Zeiten der #MeToo-Bewegung angesehen werden. Von einigen Kritikern wurde die Serie sogar als „tiefgründigste jemals produzierte Serie“ bezeichnet.
7 Folgen (6h 33min) Wo kann man es in Österreich sehen? Netflix Cast: Anya Taylor-Joy, Chloe Pirrie, Bill Camp, Marcin Dorocinski, Thomas Brodie-Sangster, Harry Meling
Einschätzung: „The Queen’s Gambit“ ist eine Serie, welche sich rund um das allgemein als langweilig verschriene Spiel der Könige dreht. Allerdings liegt der Fokus nicht wirklich auf dem Schachsport, sondern viel mehr auf der Charakterentwicklung der Hauptdarstellerin vom kleinen Waisenmädchen bis zu einer der besten Schachspielerinnen der Welt.
Anya Taylor-Joy („The New Mutants“) brilliert als junge Frau in den späten 1950ern bzw. frühen 1960ern, welche neben ihren (zu 99% männlichen) Gegnern am Schachbrett auch noch gegen ihre persönlichen Dämonen (in Form von Suchtverhalten jeglicher Art) ankämpfen muss. Beth Harmon (so ihr Name in der Serie) geht allerdings konsequent ihren Weg und wird von ihren Gegnern nicht bloß als „Frau“, sondern als „Konkurrent“ wahrgenommen.
TQG überzeugt nicht nur durch die schauspielerische Leistung der Protagonistin, sondern auch durch eloquente Dialoge und die coole Optik der 50er und 60er Jahre. Die Showrunner zeigten sich vom weltweiten Erfolg der Serie ziemlich überrascht, welche es mittlerweile zur erfolgreichsten Netflix-Miniserie aller Zeiten geschafft hat. „The Queen’s Gambit“ war initial als Miniserie konzipiert, ich bin aufgrund des Riesenerfolgs der Serie allerdings gespannt, ob man nun nicht doch über eine Fortsetzung nachdenkt, wenngleich ich eine sinnvolle Umsetzung für ziemlich schwierig erachten würde.
10 Folgen (7h 37min) Wo kann man es in Österreich sehen? Netflix Cast: Bob Odenkirk, Rhea Seehorn, Jonathan Banks, Michael Mando, Tony Dalton, Giancarlo Esposito
Einschätzung: Bis zum Schluss war ich mir darüber unsicher, ob TQG oder „Better Call Saul“ heuer auf dem 1. Platz meiner Liste landen wird. Ich habe mich im Endeffekt für BCS entschieden. „Breaking Bad“ ist (für mich) nämlich die beste Serie aller Zeiten und BCS das vermutlich beste Spin-Off aller Zeiten. Spätestens seit der 5. (und damit vorletzten) Staffel muss BCS überhaupt keinen Vergleich mehr vor dem epischen Vorgänger scheuen.
Wer die beiden ersten – teilweise etwas langatmigen und stellenweise langweiligen – Staffeln durchgehalten hat, wird spätestens seit der 3. Staffel mit einem nahezu perfekten Seriendrama belohnt. BCS überzeugt vor allem durch Spannung und Gewitztheit, was primär auf den Charakter von Jimmy McGill (a.k.a. Saul Goodman) zurückzuführen ist.
Warum Bob Odenkirk noch immer keine Emmy, keinen SAG-Award und keinen Golden Globe für seine Paraderolle als schlitzohriger Rechtsanwalt gewonnen hat, ist für mich unbegreiflich. Noch unerklärlicher ist jedoch, warum Rhea Seehorn für ihre Rolle als Kim Wexler bisher noch nicht einmal für einen dieser Preise nominiert wurde.
Auch die Choreographie und das Timing von Vince Gilligan – besonders in den Folgen „Bagman“ und „Bad Choice Road“ – ist absolut perfekt und sorgt immer wieder für Gänsehaut. Denn obwohl man weiß, dass einige altbekannte Charaktere nicht sterben können (weil sie sonst nicht in BB vorkommen könnten), hat auch BCS mittlerweile viele Originalcharaktere herausgebracht, die in BB nicht vorkommen und man daher auch jederzeit um ihr Leben fürchten muss.
Was habe ich sonst (nicht) geschaut?
Insgesamt habe ich heuer deutlich weniger als in vielen anderen Jahren geschaut.
The Undoing mit Nicole Kidman und Hugh Grant hatte viel Potential, war aber alles in allem ziemlich langweilig und vorhersehbar. Tiger King war kurzweilig und trashig und ich bin auch schon auf die Verfilmung mit Nicholas Cage in der Rolle des Joe Exotic gespannt. Bei Billions bin ich noch immer mitten in der 5. Staffel, weil sich viele thematische Elemente wiederholen und die Serie für mich auch etwas an Reiz verloren hat.
Von Hunters hatte ich mir wegen Jordan Peele als Executive Producer und einer Cast mit Al Pacino, Josh Radnor uvm. mehr erwartet, ich habe diese Serie allerdings mittendrin abgebrochen, weil sie mich nicht motiviert hat, die nächste Folge anzuschauen. Ebenso habe ich Perry Mason mit Matthew Rhys in der Rolle des Titelcharakters nach einer Folge abgebrochen.
Ich habe die 4. Staffel von Fargo noch nicht gesehen, weil diese derzeit nur auf Joyn verfügbar ist und abgesehen davon massiv schlechtere Kritiken als die drei Staffeln zuvor erhalten hat. Ebenso wenig habe ich bisher Lovecraft County (Kooperation von JJ Abrams und Jordan Peele) und Little Fires Everywhere (mit Reese Witherspoon und Keri Washington) geschaut.
Bei der 8. und letzten Staffel von Homeland warte ich, bis diese auch (kostenlos) auf Netflix oder Amazon Video verfügbar ist. Und das Projekt The Mandalorian (Staffel 1+2) werde ich eventuell noch im Weihnachtsurlaub angehen.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2020/12/normal-people.jpg484860Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2020-12-30 10:11:382023-03-03 16:46:02Best of 2020: Serien
Auch in einem Jahr, in dem alles anders ist (geworden ist), küre ich knapp vor Jahreswechsel zum insgesamt achten Mail meine zehn Lieblingsfilme des abgelaufenen Filmjahres. Zunächst als Einleitung meine Lieblingsfilme der Jahre 2013 bis 2019:
Drei Filme meiner 2020er-Liste habe ich heuer sogar in einem Kino (remember the place?) gesehen – zwei davon im Jänner und einen im Sommer, als zumindest für wenige Wochen alles halbwegs normal erschien. Alle anderen Filme sind auf diversen Streamingplattformen wie Netflix, Amazon Video oder mit etwas Trickserei bei dem bei uns nicht erhältlichen Hulu abrufbar.
Kinos sind der große Pandemie-Verlierer
Meinen Ausblick für das Kinojahr 2020 aus dem Vorjahr analysiere ich diesmal nicht. 80% der damals erwähnten Filme (wie „No Time To Die“, „Dune“ oder „Black Widow“) sind gar nicht ins Kino gekommen und die anderen 20% haben maßlos enttäuscht – als Beispiele seien an dieser Stelle „Dolittle“, „Mulan“ oder „The Eternals“ genannt.
Generell haben Kinos, Kinobetreiber und Kinoverleiher heuer das mit Abstand schlimmste Jahr ihrer Geschichte durchleben müssen. Nur 10 Filme haben weltweit mehr als 100 Millionen USD eingespielt. Zum Vergleich – im Vorjahr waren dies 70 Filme, wobei Platz 16 („It: Chapter Two“) mehr eingespielt hat als der erfolgreichste Film des heurigen Jahres („The 800“ ist ein chinesisches Kriegsepos und hat fast 100% seiner Einnahmen in China eingespielt). Hier die Liste der zehn kommerziell erfolgreichsten Filme des Jahres via Boxofficemojo, wobei es nur einer daraus in meine Liste geschafft hat.
Kinos könnten durch HBO Max noch mehr verlieren
2021 könnte die Zukunft des Kinos einmal mehr massiv verändern. Mit HBO Max hat Warner einen Dienst an den Start gebracht, bei dem man Blockbuster bereits zeitgleich mit Kinostart daheim streamen kann – „Wonder Woman 1984“ (anscheinend eine weitere massive Enttäuschung) bildet dabei den Anfang – es werden andere Toptitel wie „Matrix 4“, „Dune“ oder „Godzilla vs. Kong“ folgen. Christopher Nolan – eines der größten Zugpferde im Stall von Warner und seines Zeichens Kinopurist – ist entschiedener Gegner dieser Maßnahme und befürchtet einen weiteren Dominostein beim Kinosterben, welches heuer durch COVID-19 in Kraft gesetzt wurde.
HBO Max soll 2021 auch nach Europa und u.a. nach Österreich kommen. Doch hierzulande wird dies vermutlich nur eine weitere Fragmentierung der Streaminglandschaft zur Folge haben, denn in Deutschland und Österreich hat Warner einen langfristigen Deal mit sky und kann das US-amerikanische Konzept daher zunächst nicht 1:1 kopieren.
Die Top 10 des Jahres 2020
Doch genug über zukünftige Dinge gefachsimpelt. Wie immer eine kurze Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1.2020 und (im Fall von heuer) 28.12.2020 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2019 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Die Bewertungen von IMDb und Metascore lasse ich heuer in meinen Reviews allerdings bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung von diesen Filmen bilden soll. Allerdings habe ich jeden Filmtitel mit der jeweiligen IMDb-Seite verlinkt, die Zahlenfakten sind also maximal einen Klick entfernt. Knapp nicht auf die Liste geschafft haben es übrigens u.a. „Mank“, „The Invisible Man“ und „The Assistant“.
Regie: Charlie Kaufman Cast: Jesse Plemons, Jessie Buckley, Toni Collette, David Thewlis
Einschätzung: Das psychologische Horror-Drama „i’m thinking of ending things“ (so die exakte Originalschreibweise) ist vermutlich der seltsamste Film, den ich heuer gesehen habe. Wenn man dann weiß, dass Charlie Kaufman sowohl das Drehbuch geschrieben hat als auch Regie geführt hat, relativiert sich dies allerdings. Der Oscarpreisträger für das Drehbuch von „Eternal Sunshine Of The Spotless Mind“ reiht in seinem neuesten Wert unerklärliche Ereignisse aneinander, ohne diese je wirklich zu erklären. Man weiß bis zum Schluss nicht, was nun wahr ist, was ein Traum ist und was jetzt wirklich passiert ist und was nicht.
Wenn Marvel-Filme für das Popcorn-Kino für Zwischendurch sind, dann ist dieser Film am anderen Ende der Skala angesiedelt. Ich habe mehrmals kurz zurückgespielt um mir bestimmte Szenen nochmals anzusehen. Pluspunkte bei „i’m thinking of ending things“ waren das kleine aber feine Schauspielerensemble (wobei Toni Collette in einer Nebenrolle einmal mehr ihren Status als „Queen of Horror“ untermauert) und die düstere Grundstimmung, welche von der ersten bis zur letzten Szene ein Unwohlsein in der Magengrube erzeugt.
Regie: Christopher Nolan Cast: John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Kenneth Branagh
Einschätzung: Christopher Nolan ist mein Lieblingsregisseur und ich habe mit Ausnahme von „Insomnia“ jeden seiner Filme mehrmals gesehen. Daher war „Tenet“ für mich im Vorhinein DER Film des heurigen Kinojahres. Im Gegensatz zu (fast) allen anderen Blockbustern hat es „Tenet“ sogar wirklich ins Kino geschafft. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 362 Millionen USD ist der Film jedoch – trotz COVID-19 – weit hinter den Erwartungen geblieben und konnte das Kino somit auch nicht retten. Leider sowohl finanziell wie auch cineastisch. Bitte nicht falsch verstehen, der Score von Oscarpreisträger Ludwig Göransson („Black Panther“) passt perfekt und die Actionszenen setzen neue Maßstäbe, auch weil Nolan auf CGI-Effekte verzichtet hat und daher alles – auch die Szene mit der Boeing 747 – wirklich gedreht wurde.
Allerdings hat Nolan bei „Tenet“ den Bogen für meinen Geschmack ziemlich überspannt. Konnte man der Handlung bei „Memento“, „Inception“ oder „Dunkirk“ noch folgen, so ist dies bei seinem ersten Agententhriller teilweise nahezu unmöglich. Vor allem bei der Endszene hatte von unserer Kinorunde jeder aufgegeben, nachvollziehen zu versuchen, was da gerade auf der Leinwand passiert. Und daher bleibt „Tenet“ für mich zwar als Film für’s Kino im Gedächtnis, nicht aber als Kinoklassiker, wie viele andere Werke des britischen Regisseurs.
Regie: Thomas Vinterberg Cast: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang, Lars Ranthe
Einschätzung: Man könnte sagen, „Another Round“ ist Arthouse-Kino mit einer roten Schleife. Der Film heißt im dänischen Original „Druk“ (was übersetzt Komasaufen bedeutet) und ist eine Tragikomödie mit einem Mads Mikkelsen (bekannt als Bösewicht in „Casino Royale“) in Höchstform. Hier aufgrund der relativen Unbekanntheit vielleicht doch einige Worte zur Handlung: Gymnasium-Professor Martin und einige seiner Freunde sind in ihren Lehrerjobs nur mehr unmotiviert und beschließen daher, ein Experiment zu starten – und zwar das Leben ab sofort nur mehr mit einem Blutalkoholspiegel von mindestens 0.5 Promille zu durchleben. Was zunächst ein voller Erfolg ist, führt – wenig unerwartet – zu immer größeren Problemen und Konflikten.
„Another Round“ entwickelte sich im COVID-19-geprägten Kinojahr 2020 zum mit Abstand erfolgreichsten Kinofilm in Dänemark und räumte bei den Europäischen Filmpreisen vier Top-Auszeichnungen ab – und zwar jene für bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller und bestes Drehbuch. Der Film, welchen ich als Midlife-Crisis im Rauschzustand bezeichnen würde, wird in Österreich aller Voraussicht nach Ende Jänner 2021 mit dem deutschsprachigen Titel „Der Rausch“ ins Kino kommen – soweit dies möglich sein wird.
Regie: Eliza Hittman Cast: Sidney Flanigan, Talia Ryder, Ryan Eggold, Sharon Van Etten
Einschätzung: „Never Rarely Sometimes Always“ (im deutschsprachigen Kino 1:1 mit „Niemals Selten Manchmal Immer“ übersetzt) ist für mich heuer einer der einfühlsamsten Indie-Filme des Jahres. Regisseurin Eliza Hittman, die sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, verzichtet in ebendiesem auf unnötige Längen oder Details und fokussiert den Handlungsstrang stattdessen auf der Beziehung von Autumn und ihrer Cousine Skylar. Während rund um die beiden Protagonistinnen des Films vieles kalt und oberflächlich abläuft, so spürt man stets die Wärme in der Beziehung zwischen den beiden Mädchen.
Anders als beim thematisch grundverwandten „Juno“ ist „Never Rarely Sometimes Always“ keine Tragikomödie sondern ein (Pers. Anm.: sag ich jetzt aus meiner männlichen Perspektive) vermutlich realistisches Abbild von jungen Frauen, die ungewollt schwanger werden und ab diesem Zeitpunkt gravierende Entscheidungen treffen müssen. Die grundehrlichen Dialoge sind oft emotional und man fühlt sich als Zuschauer manchmal ziemlich ohnmächtig. Denn obwohl die beiden Mädchen keine Opfer sind oder sein wollen, so hat man trotzdem das Gefühl, dass sie Gefangene in den Rollen sind, welche ihnen die männlich dominierte Gesellschaft auferlegt hat.
Regie: Aaron Sorkin Cast: Eddie Redmayne, Sacha Baron Cohen, Joseph Gordon-Levitt, Michael Keaton, Mark Rylance, Jeremy Strong
Einschätzung: „The Trial Of The Chicago 7“ hat ein fail proof Konzept. Man nehme ein Drehbuch von Aaron Sorkin („A Few Good Men“, „The West Wing“, „The Newsroom“), eine wahre Begebenheit, einen Gerichtssaal und ein großartiges Ensemble aus Oscarpreisträgern (Eddie Redmayne, Mark Rylance) und Golden Globe bzw. Emmy Preisträgern (Sacha Baron Cohen, Jeremy Strong, Yahya Abdul-Mateen II, Michael Keaton, Joseph Gordon-Levitt) – und fertig ist das Gerichtsdrama.
Besonders spannend an „The Trial Of The Chicago 7“ fand ich die Tatsache, dass ich die Gerichtsverhandlung und vor allem den Richter teilweise für überzeichnet gehalten hatte. Nachdem ich mich nachher über den echten Prozess aus dem Jahre 1969 informiert hatte, kam ich zum Entschluss, dass es in der Realität teilweise sogar noch unfassbarer abgelaufen ist. Richter Julius Hoffman (gespielt von Frank Langella) ist für mich sogar einer der fiesesten Bösewichte des Filmjahres 2020. Der Erzählstrang des Filmes verläuft klassisch nach dem Sorkin-Prinzip, auch Pathos ist wie gewohnt en masse vorhanden – sorgte Sorkin mit „You Can’t Handle The Truth“ in „Eine Frage der Ehre“ doch immerhin für einen der meistzitierten Filmsprüche aller Zeiten.
Regie: Pete Docter Stimmen (OV): Jamie Foxx, Tina Fey, Graham Norton, Questlove, Angela Bassett
Einschätzung: Pixar hat es wieder einmal geschafft. Auch wenn „Soul“ vielleicht nicht in der gleichen Liga wie „Inside Out“ spielt, so ist das neueste Animationsspektakel einmal mehr ein kurzweiliger und auch lehrreicher Film für Erwachsene. Für Kinder ist „Soul“ nur bedingt geeignet, da diese nicht nur viele Gags und Grundprinzipien nicht verstehen werden, sondern der Handlung auch erst dann folgen können, wenn sie menschlicher Charakterzüge abstrahieren können. Doch genug der hochgestochenen Interpretation des Filmmotivs.
Ich will die ultimative Message des Films an dieser Stelle nicht verraten, weil man ihn erst seit 25. Dezember auf Disney+ streamen kann. Aber ich kann so viel verraten – er wird gegen Ende hin einmal mehr für feuchte Augen sorgen, weil Pixar einfach perfekt versteht, wie man auf die Tränendrüse drücken muss. Die Stimmen der Charaktere sind im Original übrigens bis in die kleinste Nebenrolle einmal mehr perfekt gewählt, wobei mich als großer „IT Crowd“-Fan die Cameo von Richard Ayoade besonders gefreut hat. 2021 sollte Pixar mit „Soul“ einmal mehr den Oscar für den besten Animationsfilm heimbringen.
Regie: Max Barbakow Cast: Andy Samberg, Cristin Milioti, JK Simmons, Peter Gallagher
Einschätzung: Es gibt auf meiner Liste eigentlich jedes Jahr einen Indie-Überraschungserfolg. So ist dies auch heuer der Fall. „Palm Springs“ mit Andy Samberg (bekannt aus SNL und „Brooklyn Nine-Nine“) und Cristin Milioti (die „Mother“ aus „How I Met Your Mother“) ist eine warmherzige Zeitreisekomödie, welche viele Elemente von „Groundhog Day“ („Und täglich grüßt das Murmeltier“) nicht nur kopiert, sondern diese auch in Dialogen im Film thematisiert. Die Chemie zwischen Samberg und Milioti (welche sich ernsthafte Hoffnungen auf eine Golden Globe Nominierung machen darf) und der generell respektlose und teilweise derbe Humor tragen den kurzweiligen Film mühelos zum Happy End. Auch J.K. Simmons (Oscarpreisträger für „Whiplash“) glänzt in einer skurrilen Nebenrolle als ungewollt Mitgefangener in der Zeitschleife.
Für mich ist „Palm Springs“ wirklich einer der lustigsten und originellsten Filme der letzten Jahre – auch wenn das Grundkonzept alles andere als neu ist, sondern lediglich neu interpretiert wird. Ohne jetzt überdramatisch zu klingen, aber 2 Stunden mit Filmen wie diesem haben mich heuer zumindest für kurze Zeit vergessen lassen, was uns 2020 eigentlich alles genommen hat.
Regie: Sam Mendes Cast: Dean-Charles Chapman, George MacKay
Einschätzung: Dank der perfekten Kameraarbeit von Roger Deakins, der nach Blade Runner 2049 seinen zweiten Oscar en suite gewann (nachdem er zuvor 13x leer ausging) ist „1917“ einer dieser Filme, die man einfach auf der Kinoleinwand gesehen haben muss. Nicht nur die Kameraführung und Schnitt (welcher wirkt, als ob es keinen gäbe), sondern auch die perfekte Verschmelzung von audiovisuellen Eindrücken (jeweils Oscars für die Visuellen Effekte und den Ton) machen das WW1-Drama zu einem kurzweiligen Trip durch die Hölle der nordfranzösischen Küste.
Die Story wurde von Weltkriegs-Eindrücken des Großvaters von Regisseur Sam Mendes geprägt, ist allerdings keine echten Geschehnissen nachempfunden. Neben den relativ unbekannten Dean-Charles Chapman und George MacKay (welche ca. 90% der Screentime für sich alleine beanspruchen) werden die Offiziere im Film durchgängig von Granden des britischen Film (Benedict Cumberbatch, Richard Madden, Colin Firth, Andrew Scott und Mark Strong) gemimt. Das Weltkriegsdrama ging im Jänner 2020 als Topfavorit in das Oscar-Rennen, musste sich jedoch auf der Zielgerade dem südkoreanischen Gegner „Parasite“ beugen.
Regie: Rian Johnson Cast: Daniel Craig, Chris Evans, Ana de Armas, Michael Shannon, Don Johnson, Toni Collette
Einschätzung: „Knives Out“ hat dem aussterbenden Genres des Whodunit-Films („Wer hat’s getan?“) neuen Atem eingehaucht. Rian Johnson (u.a. verantwortlich für die „Ozymandias“-Folge von „Breaking Bad“) hat ein Starensemble um sich versammelt und eine spielerische-zeitgemäße Abhandlung eines klassischen Kriminalfalls im Stile von Agatha Christie auf die Kinoleinwand gebracht. Jeder einzelne schauspielerische Bestandteil der unsympathisch-verzogenen Millionärsfamilie liefert ab der ersten Minute und wirkt höchstverdächtig, den Patriarchen auf dem Gewissen zu haben.
Daniel Craig als untypischer Detektiv (so gar nicht in der Manier von Hercule Poirot) und Ana de Armas als Haushälterin werden 2021 auch im neuen 007-Streifen „No Time To Die“ gemeinsam zu sehen sein. In „Knives Out“ geben die beiden so etwas wie die Spielleiter des Cluedo-in-Filmform und sorgen dafür, dass man dem roten Faden der Storyline folgen kann. Der wahre Star des Films ist nämlich das Drehbuch von Johnson. Erst später im Film erkennt man nämlich, dass viele kleine Puzzlestücke perfekt zusammengesetzt werden und vieles nicht so ist, wie es zunächst schien. Abrundend passt die Orchestermusik von Nathan Johnson perfekt zur Handlung und der weiße Wollpullover von Chris Evans machte den ehemaligen „Captain America“ sogar zur Stilikone.
Regie: Bong Joon Ho Cast: Song Kang-Ho, Lee Sun-kyun, Cho Yeo-jeong, Choi Woo-sik, Park So-dam, Lee Jeong-eun
Einschätzung: Zum ersten Mal seit vielen Jahren wurde der nach meinem Geschmack beste Film des Jahres auch mit dem Oscar für den „Besten Film“ auszeichnet. Die Handlung von „Parasite“ verläuft zunächst eigentlich ziemlich erwartbar. Doch ab dem völlig unerwarteten Wendepunkt dreht sich alles quasi um 180° und der restliche Film wird zur Tour de Force zwischen den verschiedenen Gruppen der Protagonisten. Der Strudel der Gewalt kulminiert am Ende auf einer Kindergeburtstagsfeier und ist brutal und gleichzeitig abstrus, rundet die schwarze Tragikomödie aber perfekt ab. „Parasite“ zeichnet ein Sittenbild von verschiedenen Bevölkerungsschichten des 21. Jahrhunderts, wie es nicht nur in Seoul, sondern überall auf der Welt sein könnte – und Parasiten gibt es in allen Klassen.
„Parasite“ wurde bei den heurigen Oscars als erster nicht-englischsprachiger Film mit dem höchsten Filmpreis der Welt ausgezeichnet. Man kann die Errungenschaft des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon Jo („Snowpiercer“) gar nicht hoch genug einstufen, denn dies gelang nicht einmal Bergman, Fellini, Truffaut oder Cuarón. Durch die neuen Richtlinien der Academy hinsichtlich Diversität ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass man keine weiteren 92 Jahre warten muss, bis ein weiterer fremdsprachiger Film in dieser Kategorie reüssiert – „Parasite“ war (hoffentlich) erst der Anfang.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2020/12/another-round.jpg478850Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2020-12-27 21:28:562023-03-03 16:48:56Best of 2020: Filme
31. Juli 2020. Nach drei qualvollen Jahren der Zweitklassigkeit wird mit einem 9-0 gegen den FAC der Wiederaufstieg in die Bundesliga fixiert. Nachdem man einen Vorsprung von 8 Punkten auf Austria Klagenfurt nach der Corona-Pause zunächst kläglich verspielte, wurde das große Ziel quasi in letzter Sekunde doch noch erreicht.
Doch der (maximal) späte Zeitpunkt des Aufstiegs sorgte auch für erhebliche Probleme in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison. Noch nie war die Sommerpause für einen Bundesligisten so kurz, noch nie war der Unterschied des sportlichen Levels der beiden höchsten Spielklassen so groß. Deswegen musste man als Realist mit einer schwierigen ersten Saison rechnen.
Ich hatte auf Basis dieser Fakten meine persönliche (!) Zielsetzung für die SV Ried bei 10 Punkten bis zur Winterpause bewusst zurückhaltend definiert. Diese hatte man nach 9 Spielen erreicht. Dennoch trennte man sich nach nunmehr 11 Spielen vom dritten Aufstiegstrainer der Rieder Bundesligageschichte. Nachfolgend ein Versuch der Aufarbeitung, warum dieser Schritt (auch aus meiner Sicht) trotzdem notwendig und überfällig war.
Kurzer Rückblick auf die Hinrunde des Grunddurchgangs
Niemand hatte von der SVR erwartet, mit einem neu zusammengewürfelten Team aufzugeigen und vorne mitzuspielen. Die Punkteausbeute von 10 Punkten aus elf Spielen ist trotzdem ähnlich wie bei Wacker (10) / Hartberg (12) bzw. Wattens (9) in den Vorjahren – obwohl diese Teams unter deutlich besseren Voraussetzungen in die Saison gehen konnten.
Allerdings kamen 7 dieser 10 Punkte höchstglücklich zustande. Das Abseitstor zum 3-2 von Valentin Grubeck gegen Wattens, nachdem die Tiroler beim Stand von 1-2 mehrmals die Riesenchance auf das 1-3 hatten. Das 2-0 gegen Hartberg, bei dem die Oststeirer insgesamt viermal am Aluminium anklopften und knapp 30x aufs Tor schossen. Last but not least das 1-1 gegen den WAC, bei dem die Lavanttaler an der eigenen Chancenauswertung und Naivität (beim Elferfoul an Grüll) scheiterten.
In drei Spielen war man sprichwörtlich chancenlos (beim 0-3 auf der Gugl, beim 0-4 in St. Pölten sowie beim 0-2 gegen Sturm), auch wenn die COVID-19-Fälle in der Mannschaft zweimal eine gewichtige Rolle spielten. Beim 1-3 in der Südstadt und dem 1-4 gegen Altach versagten sowohl Nerven als auch Matchplan gegen unmittelbare Abstiegskandidaten.
Beim 1-2 gegen die Austria hätte man sich – rückwirkend gesehen – mehr zutrauen müssen, weil die Violetten nach aktuellem Stand der Dinge eher um den Abstieg als um die Qualifikation zur Meistergruppe mitspielen werden. Das 1-3 gegen RBS kann man noch als eine der besten Saisonleistungen bezeichnen, mit etwas Glück hätte Marco Grüll in der Nachspielzeit das 2-2 erzielt.
Suboptimale Kaderplanung dank Mini-Budget
Lediglich beim 4-3 gegen Rapid kann man von einem verdienten Sieg sprechen. Doch just in dieser Partie wurde die Mannschaft von Gerhard Schweitzer vorbereitet und betreut, weil Gerald Baumgartner wegen einer Lungenentzündung zwei Wochen ausfiel und das Bett hüten musste.
Gerhard Schweitzer, der österreichische „Rekord-Interimstrainer“ ersetzte nach Ende der Aufstiegssaison den ehemaligen Co-Trainer Andreas Heraf. Der Wiener war unter Baumgartner beispielsweise für die (mitentscheidenden) Standards verantwortlich und war dem Salzburger in der Außendarstellung vermutlich zu einflussreich geworden. Die Trennung sorgte auch medial für Aufsehen – aufgrund der Historie von Heraf musste man allerdings irgendwann auch damit rechnen.
Doch nicht nur die Veränderung im Bereich der Co-Trainer wirkte auf die aktuelle Saison ein. Als Aufsteiger mit kleinem Geldbörserl hatte man neben einem gewissen Zeitdruck auch keinen großen Spielraum und musste mehrheitlich mit aussortierten und/oder vereinslosen Spielern Vorlieb nehmen. Abgesehen davon ist die Bundesliga für viele (vorher zweitklassige) Spieler ein Lernprozess. Fehler werden schneller und härter bestraft. Und das volle Ausmaß dieser Tatsachen musste man heuer nahezu in jeder Partie miterleben.
Auf manchen (Defensiv-)Positionen ist man zudem nicht bundesligatauglich besetzt. Kerhe/Takougnadi hat in der 2. Liga gerade noch funktioniert, ist eine Liga darüber allerdings nicht mehr genug. Mit Daniliuc musste heuer der 2. Ersatztormann der 2. Liga plötzlich mehrfach ins Tor – und hat dort leider genau wie ein Zweitligaersatztormann agiert. Im defensiven Mittelfeld fehlt ein zweitkampfstarker und spielbestimmender Akteur. Doch auch ganz vorne enttäuschte „Wunschneuzugang“ Sulley bisher auf ganzer Linie (wenn er gerade nicht verletzt war). Nebenbei sorgte man mit der monatelangen (!) Trainingsteilnahme von Patrick Möschl auch für einen zusätzlichen Nebenschauplatz.
„Weil der Baumi nicht da war“
Wie das Standing von Gerald Baumgartner innerhalb des Teams war, kann ich nicht beurteilen und maße ich mir auch nicht an. In Ried haben Pädagogen (wie Roitinger, Hochhauser, Kraft oder Gludovatz) stets am besten funktioniert. Von Menschen die ihn kennen (und mit ihm gearbeitet haben) wird Baumgartner allerdings zumeist als „harter Hund“ bezeichnet. Dies ist grundsätzlich nicht schlecht, denn auch Paul Gludovatz wurde in Ried als „Schilfschneider“ bezeichnet. Doch man hatte von außen immer wieder das Gefühl, Baumgartner fehlt einfach das für den Job notwendige Fingerspitzengefühl.
Vielsagend war ein Interview von Constantin Reiner nach dem 4-3 gegen Rapid. „Wir haben extrem gut trainiert in den letzten zwei Wochen, weil der Baumi nicht da war„, so das Zitat des Salzburger Landsmanns. Auch wenn es sich dabei (vermutlich) um einen Versprecher handelte und sich Reiner auch umgehend entschuldigte, so war das Zitat doch weiteres Wasser auf die Mühlen so mancher Kritiker.
Sowohl in punkto Aggressivität als auch Offensive war die Leistung gegen Rapid die beste Saisonleistung. Hier hatte man das Gefühl, dass einzelne Angriffsvarianten einstudiert waren und dass man keine Angst vor dem Gegner hatte, der mit einem Sieg in Ried die Tabellenführung hätte übernehmen können. Ultimativ wird auch dieser Eindruck ein Mitentscheidungsgrund für den Vorstand hinsichtlich Trennung gewesen sein.
Seltsame Interviews sorgen für Kopfschütteln
Abseits der Mannschaft kann man die immer größer werdenden Probleme von Baumgartner schon besser quantifizieren. Ein Blick auf sein Verhältnis mit den Vorstandsmitgliedern, den Anhängern und den Medien zeichnet folgendes Bild: Neben persönlichen Eitelkeiten hat das völlig abstruse Interview mit der Krone unmittelbar nach dem Aufstieg einen fahlen Nachgeschmack beim Vorstand erzeugt. Schon damals wurde spekuliert, ob Baumgartner dieser Rundumschlag seinen Job kosten könnte.
Viele Aussagen (wie etwa die Interviews nach der Derby-Niederlage oder der Heimniederlage gegen Altach) haben für Unmut bei den Anhängern gesorgt. Es geht nicht darum, ob man gewinnt oder verliert, sondern wie man einen Sieg oder eine Niederlage präsentiert. Und hier war Baumgartner zumeist etwas tollpatschig unterwegs. Sich nach der Derbyniederlage hinzustellen – bei der man absolut und sprichwörtlich chancenlos war – und zu behaupten, das taktische Konzept wäre beinahe aufgegangen, ist ziemlich realitätsfremd. Auch wenn der LASK der SVR aktuell Lichtjahre voraus ist – keine Gelbe Karte und keine Torchance in einem Derby schmerzen trotzdem.
Auch gegen Altach – die bis zu dieser Runde auswärts punktelos waren und deren Selbstvertrauen am absoluten Tiefpunkt war – muss man einfach mit einer anderen Einstellung und einem anderen Konzept ins Spiel gehen und von Beginn an zeigen, dass man dieses Spiel unbedingt gewinnen will. Es war auch falsch, die (wirklich unfassbar dämliche) Gelb-Rote-Karte von Markus Lackner als Ausrede verwenden. Selbst mit zehn Mann hätte man aus diesem Spiel durchaus noch etwas mitnehmen können.
Der Zeitpunkt der Trennung ist nachvollziehbar
Ultimativ war Baumgartner nach diesem desaströsen 1-4 gegen Altach nicht mehr haltbar. Mit einem Sieg hätte man sich 8 Punkte vom Tabellenende distanzieren können, nun liegt der Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz bei 3 mickrigen Punkten. Die Kritiker im Vorstand und unter den Fans bekamen dadurch endgültig Oberwasser. Nachdem immer wieder und wieder und wieder Kritik aufkam, war es daher richtig, noch in diesem Jahr und vor der Winterpause einen Schlussstrich zu ziehen und für Ruhe im Verein zu sorgen (.. wieder einmal).
Am kommenden Sonntag um 14:30 geht es im letzten Spiel des „Coronajahres“ 2020 auswärts gegen das Überraschungsteam der Saison aus Wattens, die zuletzt 3-0 in Hütteldorf gewinnen konnten. Nach dem sportlichen Abstieg der Vorsaison (nur durch die Machenschaften von Pucher rund um die Commerzialbank und Mattersburg waren die Tiroler in der Liga geblieben) ist die WSG heuer ein ernstzunehmender Kandidat für die Meisterrunde.
Mit einem so genannten Trainereffekt unter Langzeit-Feuerwehrmann Gerhard Schweitzer (ob es diesen nun gibt oder nicht, sei dahingestellt) hofft man nun vermutlich trotzdem, zumindest einen Punkt aus dem Tivoli mitzunehmen, um dann mit dem neuen Trainer im Frühjahr durchzustarten.
Wer wird eigentlich nächster Trainer?
Die Zeiten, in denen ein Aufsteiger sogleich vorne mitspielen konnte, sind längst vorbei. Zu groß ist der Unterschied zwischen Bundesliga und 2. Liga geworden, was auch die Ergebnisse der österreichischen Teams (speziell RBS, Wolfsberg, LASK) im Europacup nahezu wöchentlich zeigen.
Man muss sich daher eine neue Rolle suchen – etwa jene des unangenehmen Underdogs (wie nach dem ersten Aufstieg im Jahr 1995), der die Fans mit viel Einsatz und aufopferungsvollem Fußball begeistert und effektiv nur wenig mit dem Abstieg zu tun hat. Ob dies vielen Anhängern genug sein wird, die mit Cupsiegen und Herbstmeistertiteln aufgewachsen sind, sei dahingestellt.
Wer auch immer neuer Trainer wird, er muss über ein klares Konzept verfügen und die Mannschaft stufenweise in der Bundesliga etablieren können. Heuer geht es nur um den Klassenerhalt und um nichts anderes. Wer dies nicht versteht, hat während der letzten Jahre nicht viel verstanden. Im nächsten Jahr sollte man dann vermehrt Ausrufezeichen setzen können, bis man sich dann im dritten Jahr hoffentlich wieder als fixer Bestandteil der Bundesliga etablieren kann. Hartberg ist aktuell ein gutes Vorbild für einen solchen schrittweisen Prozess.
Mein persönlicher Wunschkandidat ist übrigens Philipp Semlic, der Erfolgstrainer von Zweitligasensationsteam Lafnitz. Er gilt in Fachkreisen als eines der größten österreichischen Trainertalente. Abseits davon fällt immer wieder der Name von Thomas Grumser, der zuletzt Wacker trainierte und seinen Posten vor der heurigen Saison räumen musste.
Miron Muslic (zuvor Co-Trainer in der ersten Saison unter Baumgartner und seit dieser Saison als Cheftrainer in Floridsdorf aktiv) gilt als weiterer Kandidat. Auch den Namen Klaus Schmidt (quasi der österreichische Peter Neururer) habe ich schon mehrfach gelesen. Eine Rückkehr von Andreas Heraf nach Ried klingt hingegen nicht sehr plausibel, wenn man an die unschönen Worte rund um seinen Abgang zurückdenkt.
Wer auch immer es werden wird, viel Zeit wird der neue Trainer auch diesmal nicht haben. Denn schon Ende Jänner wird die Bundesliga mit einem Duell gegen den direkten Konkurrenten aus Favoriten fortgesetzt. Eins ist daher garantiert: langweilig wird es im Rieder Fußball auch im Jahr 2021 nicht werden.
Unter Baumgartner war (bei weitem) nicht alles schlecht
Last but not least – bei allem (teilweise berechtigten) Ärger über manche Leistungen der Vormonate darf man nicht vergessen, dass Gerald Baumgartner den Verein am sportlichen Tiefpunkt in einer Doppelfunktion übernommen hatte. Bei den Abgängen von Thomas Weissenböck (Trainer) und Franz Schiemer (Manager) im November 2018 war der Verein absolutes Mittelmaß in der 2. Liga, der Aufstiegskampf war eigentlich kein Thema mehr.
Baumgartner hat das Unmögliche in dieser Saison fast noch möglich gemacht und die Mannschaft mit attraktivem Offensivfußball fast noch in die Bundesliga geführt, was er dann im Nachfolgejahr (mit finanziell geringeren Mitteln) geschafft hat. Anfeindungen oder Häme hat sich Gerald Baumgartner daher auf keinen Fall verdient. Vielleicht wird man in einigen Jahren doch entspannter oder positiver auf seine zweijährige Amtszeit in Ried zurückblicken. Länger war zuletzt nur Paul Gludovatz während seiner ersten Amtszeit am Steuer.
„Wir gehen im Guten auseinander. Es liegen zwei sehr intensive Jahre hinter mir. Wir haben unsere Ziele in einer schwierigen Zeit erreicht und ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam unser aktuelles Ziel, den Klassenerhalt, auch mit mir geschafft hätten. Großen Dank von meiner Seite an alle Spieler, dem Betreuerteam und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Ich wünsche der SV Guntamatic Ried weiterhin viel Erfolg“, erklärt Gerald Baumgartner.
Im Gegensatz zu den Herren Chabbi, Benbennek, Kolvidsson oder Fuchsbichler wird er keinesfalls als „Flop“ in die Rieder Fußballgeschichte eingehen. Ganz im Gegenteil: er ist neben Klaus Roitinger und Heinz Hochhauser der dritte Aufstiegstrainer der Rieder Bundesligageschichte. Dies kann ihm (und auch uns) keiner mehr nehmen.
Update 16. Dezember – Interview SN
Auf Basis eines Artikels in den Salzburger Nachrichten vom 16.12. mit dem Titel „Lange Kampagne gegen meine Person“ nimmt Baumgartner seinen Rauswurf wohl doch nicht so gelassen hin. Mit einer Spitze gegen den Vorstand bestätigt er einmal mehr, dass das Verhältnis zwischen einigen Vorstandsmitgliedern und ihm wohl ziemlich vergiftet gewesen sein muss.
„Viele Teams in der Liga haben derzeit Probleme. Ich hätte mir erwartet, dass bei einem kleinen Verein wie Ried mehr zusammengehalten wird. Den Klassenerhalt hätte ich mir auf alle Fälle zugetraut. […] Es gab schon lang eine Kampagne gegen meine Person. Manche Leute im Vorstand wollten mich nicht als Trainer haben. Ich kann mir aber nichts vorwerfen, habe in den vergangenen zwei Jahren immer alles gegeben für den Verein“.
Fotocredits: nachrichten.at, GEPA Pictures (2), Wiener Zeitung, sportsbusiness.at
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2020/12/baumgartner-altach.jpg397850Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2020-12-15 13:28:592020-12-16 16:32:04Gerald Baumgartner, where did it all go wrong?
Neueste Kommentare