Der letzte Spieltag der Saison ist in den vergangenen drei Jahren für die SVR jeweils gleich verlaufen: eine gesunde Portion Optimismus trotz Abhängigkeit von anderen Teams, viel Sonnenschein, frühsommerliche Temperaturen und am Ende stets eine gehörige Portion an Enttäuschung. Auch heuer hat es nach 16/17 und 17/18 wieder (knapp) nicht sollen sein. Das große Saisonziel namens Aufstieg wurde wie im Vorjahr verpasst. Doch anders als in den vergangenen beiden Jahren überwogen heuer nicht Trauer und Resignation, sondern vielerorts (Zweck-)Optimismus und eine gewisse jetzt-erst-recht-Mentalität.

Das sensationelle und fast einmalige Verhalten des harten Kerns auf der Westtribüne hat den Löwenanteil hierzu beigetragen. Wurden die Spieler nach dem peinlichen Versagen der Vorsaison (ein Platz unter den Top3 hätte zumindest für die Relegation gereicht) nach einem 7:1 gegen Kapfenberg noch umgehend vom Block verjagt, so wurde die Mannschaft nach dem heurigen 3:1 gegen LASK II beinahe wie nach dem Gewinn der Meisterschaft gefeiert. Diese positive Verabschiedung sollte den Spielern, den sportlichen Funktionären, der Vereinsführung und auch den Sponsoren viel Kraft und Zuversicht für die Saison 2019/2020 geben. Das „Wir sind stolz auf unser Ried“ hat unter anderem auch Laola1.tv eingefangen:

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Detail am Rande: dieses von Laola1 veröffentlichte Video hat derzeit knapp 11.000 mehr Aufrufe als die Meistertellerübergabe an Wattens (13.000 vs 2.000). Hier auch noch der zugehörige Artikel von Laola1 mit einigen Aussagen von Spielern und Funktionären.

Meinen letzten Artikel zum Thema Fußball bzw. SVR habe ich nach Ende der Herbstsaison anlässlich der Bestellung von Gerald Baumgartner zum Trainer bzw. Sportdirektor verfasst. Seither bin ich regelmäßig gefragt worden, wann ich denn wieder einmal etwas schreiben würde. Nun ist dieser Zeitpunkt gekommen. Ich habe mich über das gesamte Frühjahr hinweg (absichtlich) zurückgehalten, weil der Verein sich positiv (sowohl auf dem Feld als auch neben dem Feld) entwickelt hat und das eigentlich Unmögliche im Frühjahr fast doch noch möglich gemacht hatte. Diese Entwicklung wollte ich zu keinem Zeitpunkt jinxen, wie man auf Neudeutsch sagt.

Ein Nichtaufstieg der Superlative

Mit sechs Punkten und zwölf Toren Rückstand in die Rückserie gestartet, schien der Aufstieg nur mit einer außergewöhnlichen Anstrengung nebst mehrerer Umfaller von Wattens möglich. Das eigene Plansoll wurde für im Bezug auf meine persönliche Kalkulation erfüllt. Denn mit 10 Siegen, 5 Unentschieden und einem überragenden Torverhältnis von 41:11 erreichte man nahezu eine Punktlandung hinsichtlich meiner Prognose, dass man wohl 36 Punkte benötigen würde (wobei ein Sieg in Wattens Pflichtprogramm war) um den Aufstieg doch noch zu schaffen.

Doch leider war die WSG Wattens im Saisonfinish zu stabil und beendete die Meisterschaft mit sechs Siegen en suite, wodurch die Tiroler die Tabellenführung am drittletzten Spieltag zurück holen konnte und bis zum Schluss nicht mehr abgab.

Die Saison als ganzes betrachtet, ist die SVR sogar in der unglücklichen Position, der punkteschnittbeste Nichtaufsteiger der letzten 25 Jahre zu sein. Weder in der 10er-Liga noch in der 12er-Liga oder der 16er-Liga (aus welcher die SVR zum ersten Mal 1994/1995 nach der Relegation gegen den FC Linz aufgestiegen ist) hat ein Verein einen Punkteschnitt von 2.1 erreicht und ist dabei nicht aufgestiegen.

Saison Verein Punkteschnitt
2018/2019 SV Ried 2.1
2010/2011 SCR Altach 2.053
2009/2019 Admira 2.03
2015/2016 LASK 2.0
2009/2010 SCR Altach 2.0
1996/1997 Vorwärts Steyr 2.0

Betrachtet man einige weitere hard facts zur Saison der SV Ried, dann sieht man nochmals deutlich wie – mir fällt eigentlich kein anderes Wort ein – unglücklich dieser Nichtaufstieg ist:

  • Die SVR hat die meisten Tore erzielt (61)
  • Die SVR hat die wenigsten Tore erhalten (21)
  • Die SVR hat die wenigsten Niederlagen kassiert (3)
  • Die SVR hat die wenigsten Auswärtsniederlagen kassiert (1)
  • Die SVR war beste Auswärtsmannschaft (30 Punkte)
  • Die SVR war die beste Rückrundenmannschaft (35 Punkte)
  • Die SVR hat 6/6 Punkte gegen den Meister aus Wattens geholt

Unter dem Strich hat man den Aufstieg auch nicht im Frühjahr verspielt, sondern in der schwachen Herbstsaison. Zwischen Juli und Anfang November erzielte man beispielsweise nur 20 Tore in 15 Spielen. Deswegen konnte der bereits genannte Rückstand von 6 Punkten auf Wattens im Endeffekt trotz großer Anstrengung nicht mehr aufgeholt werden.

Rückwirkend gesehen hat die Vereinsführung zu spät auf die teilweise inferioren Leistungen reagiert. Die sportliche Reißleine im Bezug auf den Trainer hätte spätestens nach einer der spielerischen Bankrotterklärungen im Oktober gezogen werden müssen. Damals gab es ein erzittertes 1-0 gegen Wacker II, ein inferiores 0-0 in Lafnitz, ein spätes 1-0 gegen Lustenau sowie ein glückliches 0-0 in Klagenfurt. Trotz vieler hochkarätiger Offensivspieler wurde auch nach Monaten nicht geschafft, die Mannschaft in eine Art Flow zu bringen und als selbstbewusster Titelkandidat agieren zu lassen.

Die Rücktritte von Chefcoach Thomas Weissenböck und in weiterer Folge von Sportdirektor Franz Schiemer nach dem 1:3 gegen BW Linz haben dann aber dennoch den Weg für einen Neustart und Aufstiegspush im Frühjahr geebnet.

Im Gegensatz zur Vorsaison verstärkte man sich mit Marco Grüll (St. Johann / RLW) und Patrick Eler (Leihe von Nancy) in der Winterpause auch punktgenau. Man benötigte Offensive, man bekam Offensive. Zudem spielte sich der im Herbst noch langwierig verletzte Ante Bajic immer mehr ins Rampenlicht und auch der über Strecken sehr blasse Julian Wießmeier spielte in diesem neuen Offensiv-Setup seine beste Halbsaison für Ried. Zeitweise – wie beim 6:2 in Liefering, beim 5:0 in Horn, beim 7:0 gegen Wiener Neustadt oder beim 4:3 bei Wacker II traf dieses Quartett auch quasi nach Belieben.

Die SVR macht(e) wieder Spaß

Die Aufholjagd auf Wattens (welche auch auf den oben erwähnten Kantersiegen beruhte) hat nicht nur Hoffnung gemacht, sondern die Zuschauer haben auch endlich wieder eine SVR-Mannschaft gesehen, welche über weite Strecken viel Spaß gemacht hat. Für mich persönlich hat die SVR phasenweise den besten und attraktivsten Kombinationsfußball seit der Cupsiegersaison von 2011 auf den Rasen gezaubert. Waren im Vorjahr noch die ganzen Niederlagen gegen unmittelbare Konkurrenten (z.B. 1 Unentschieden und 3 Niederlagen gegen Hartberg) der Grund für den Nichtaufstieg, so drehte dich diese Statistik heuer um fast 180°:

  • 2 Siege gegen Wattens (5:1 Tore)
  • 1 Sieg und 1 Unentschieden gegen Lustenau (1:0 Tore)
  • 1 Sieg und 1 Unentschieden gegen Kapfenberg (2:1 Tore)
  • 1 Sieg und 1 Niederlage gegen BW Linz (2:3 Tore)
  • 2 Siege gegen Wiener Neustadt (10:0! Tore)
  • 2 Siege gegen LASK II (4:1 Tore)

Ergibt 9 Siege, 2 Unentschieden und nur 1 Niederlage gegen die Top7 der Liga bei einem Torverhältnis von 24:6 [pers. Anm. schöne Zahl, das ist mein Geburtstag]. Außerdem war es wirklich angenehm, nur mehr zweimal pro Saison gegen einen Gegner antreten zu müssen. Definitiv einer der größten Vorteiler der 16er-Liga.

7-0 gegen Wiener Neustadt

Erstaunlicherweise tat man sich aber besonders gegen die Aufsteiger und Tabellennachzügler enorm schwer. Letztendlich waren für mich auch die vier Ergebnisse gegen Steyr (1:1, 1:1) sowie Young Violets (1:2, 3:3) jene vier Partien, in denen man den Aufstieg vermutlich vergeigt hat, wenn man es an einzelnen Partien festmachen will. Aus diesen Spielen hätte man als Ried nicht 3, sondern viel mehr 8-10 Punkte holen müssen, einzig das Unentschieden zum Saisonauftakt in Steyr war gerecht bzw. am Ende sogar etwas glücklich

Die SVR rettet den Zuschauerschnitt der Liga

Die Oberösterreichischen Nachrichten haben am 3. Juni geschrieben, dass das Budget von etwa 4.5 Millionen (wobei hier die Kosten für Stadion, Akademie etc. ebenfalls inkludiert sind) erhalten bleiben sollte. Den Sponsoren und Gönnern aus der Region lege ich einen Blick auf die Tabelle der meistbesuchten Spieler der vergangenen 2. Liga Saison ans Herz. Diese wirkt eigentlich wie eine Farce:

Ranking Spiel Zuschauer
1. Ried – BW Linz 4.585
2. Ried – LASK II 4.516
3. Ried – Austria Klagenfurt 3.816
4. Ried – Lafnitz 3.700
5. Ried – Vorwärts Steyr 3.697
6. Ried – Amstetten 3.250
7. Ried – Liefering 3.162
8. Ried – FAC 3.150
9. Ried – Wacker II 3.114
10. Ried – Wattens 3.084
11. Ried – Horn 3.015
12. Ried – Young Violets 3.012
13. Ried – Wiener Neustadt 3.000
14. Ried – Kapfenberg 2.986
15. Ried – Lustenau 2.955
16. Steyr – Ried 2.935

(Quelle = jeweils weltfussball.at und auch ohne Gewähr)

Ich wollte eigentlich nur 10 oder 15 Spiele auflisten, bin aber bei der Recherche dieser Zahlen (danke auch an den Gestalter der #ZuschauerInnentabelle) schnell darauf aufmerksam geworden, dass die 15 Heimspiele der SVR eben die 15 bestbesuchten Spiele der Saison waren. Und auf Platz 16 findet sich mit Steyr-Ried ebenfalls ein Spiel mit Beteiligung aus dem Innviertel. Auf Platz 17 folgt Wattens gegen Lustenau, also das letzte Heimspiel des späteren Meisters, welches offensichtlich mehr als 1000 Gloryhunter ins Stadion gelockt hat. Mit einem Zuschauerschnitt von 1.114 liegt Wattens nämlich ansonsten nur am sechsten Platz der Liga (hinter Ried, Lustenau, Steyr, Amstetten und Klagenfurt).

Einige (verbitterte?!) Worte zu Wattens

Apropos. Die Bundesliga wird mit ziemlicher Sicherheit not amused sein, dass ein Verein ohne Infrastruktur (Wattens muss kommende Saison auf den Tivoli ausweichen), sowie ohne echten Fanzuspruch den zwölften Platz in der Bundesliga einnehmen wird. Es gibt in Wattens außerdem nicht wirklich eine [große] organisierte Fanbasis (welche für mich primär auf der Anzahl an Auswärtsfahrern beruht) und zudem stammt man aus einer Region, welche nicht für ihre Fußballverrücktheit bekannt ist.

Natürlich hat sich Wattens den Aufstieg (sportlich) verdient und wer nach dem 30. Spieltag ganz oben steht, darf im Endeffekt aufsteigen. Für mich war der Aufstieg auch nicht „glücklich“ (wie von Teilen unserer Fanbasis bezeichnet) – späte Tore sind auch ein Zeichen für Siegeswille und Mentalität. Dennoch ist mir nur selten eine von oben bis unten derart unsympathische Mannschaft (angeführt von Andreas Dober, Trainer Silberberger und dem übergewichtigen Tormann Oswald) untergekommen.

Für den Fußball in Österreich im Allgemeinen ist es außerdem äußerst schade (wobei ich definitiv befangen bin), dass ein Verein, welcher von einer Millionärin und Instragram-Diva geleitet wird, reüssieren kann. Ich kenne sonst keinen anderen Verein auf der Welt, bei dem die narzisstische Präsidentin der Star ist und stets im Mittelpunkt steht (stehen will).

Wenn man sich die peinliche Kulisse der letzten Partie in Horn (600 Zuschauer) anschaut, bei der trotz gesponserten Gratis-Bussen und Gratis-Eintrittskarten nur mehrere Dutzend Fans zur Mitreise ins Waldviertel bewogen werden konnte, dann kann sich die Bundesliga jetzt schon gut anschnallen.

Im schlimmsten Fall besteht das Abstiegsplayoff (ich werde sicher nie „Qualifikationsrunde“ dazu sagen) kommende Saison nämlich aus Wattens, Hartberg, Mattersburg, St. Pölten, Admira und Wolfsberg/Altach. Dann wird man sich vom großen selbstgesteckten Ziel „10.000“ [Zuschauer pro Spiel im Schnitt] weiter denn je entfernen.

Blick auf die kommende Saison

Im Gegensatz dazu werden die Zuschauerzahlen in der nächsten Saison der 2. Liga weit nach oben gehen. Dafür wird nicht nur Wacker Innsbruck (als Absteiger aus der Bundesliga) sondern primär der GAK als Aufsteiger aus der Regionalliga Mitte verantwortlich sein, welcher den direkten Durchmarsch von der letzten Klasse in die 2. Liga geschafft hat. Hier die Zusammensetzung der kommenden Liga (ohne besondere Reihung bzw. nach Bundesland):

Bundesland Verein Letzte Saison
Tirol Wacker Innsbruck Absteiger aus der Bundesliga
Oberösterreich SV Ried Vizemeister 2. Liga
Oberösterreich Blau-Weiß Linz 5. Platz
Oberösterreich LASK II 7. Platz
Oberösterreich Vorwärts Steyr* 16. Platz
Steiermark Kapfenberger SV 4. Platz
Steiermark SV Lafnitz 14. Platz
Steiermark GAK Aufsteiger RLM
Niederösterreich SKU Amstetten 11. Platz
Niederösterreich SV Horn 15. Platz
Vorarlberg Austria Lustenau 3. Platz
Vorarlberg FC Dornbirn Aufsteiger RLW
Wien Floridsdorfer AC 10. Platz
Wien Young Violets 13. Platz
Kärnten Austria Klagenfurt 8. Platz
Salzburg FC Liefering 12. Platz

Mit Ausnahme des Burgenlands ist also jedes Bundesland vertreten, wobei Oberösterreich (vermutlich) die meisten Teilnehmer stellen wird. Steyr ist noch mit einem Stern versehen, weil Wiener Neustadt Einspruch gegen den Lizenzentzug eingelegt hat. Sollte der Senat 5 (oder das Ständig Neutrale Schiedsgericht) den Niederösterreichern Recht geben, dann muss Vorwärts nach nur einer Saison in der 2. Liga wieder in die Regionalliga Mitte absteigen.

Lafnitz muss als 14. nicht absteigen, weil es keinen Aufsteiger aus der RLO gibt (Ebreichsdorf wollte als Meister nicht aufsteigen, Mauerwerk hat als 2. keine Lizenz erhalten bzw. das Ansuchen zurückgezogen). Horn ist als 15. gerettet, weil Wacker Innsbruck durch den Abstieg einen Dominoeffekt ausgelöst hat und die eigenen Amateure als Leidtragende absteigen müssen. Aus meiner Sicht äußerst schade, weil Wacker II keine Mogelpackung wie Liefering oder „Juniors OÖ“ ist und im Gegensatz zu den Young Violets den erfrischenderen Fußball gespielt hat.

Mit dem GAK kommt der Bundesligameister aus dem Jahr 2004 nach einem finanziellen Kollaps und vielen Jahren in der Unterklassigkeit (endlich) wieder in den Profifußball retour. Hier darf man sich tabellarisch aber vor allem auch zuschauertechnisch einiges erwarten. Die Top10 der Zuschauertabelle wird kommende Saison sicherlich nicht nur Spiele der SVR beinhalten. Mit Dornbirn kommt ebenfalls eine Traditionsmannschaft aus dem äußersten Westen Österreichs in die 2. Liga zurück, hier kann sich Lustenau auf zwei heiße Derbys freuen.

Und wer spielt um den Titel?

Es ist natürlich noch (viel) zu früh um eine fundierte Prognose abzugeben, aber meiner Einschätzung nach werden sich folgende Mannschaften den Aufstieg in die Bundesliga ausmachen: Austria Klagenfurt, Austria Lustenau, GAK und natürlich die SV Ried. Die Kärntner haben nach dem Einstieg eines Investors in der Winterpause ein ausgezeichnetes Frühjahr absolviert, belegten Platz 4 in der Rückrundentabelle, verloren dabei nur eine Partie und waren letztendlich der Rieder Sargnagel des Nichtaufstiegs.

Sollte Austria Lustenau Spieler wie Ronivaldo (den Torschützenkönig der abgelaufenen Saison) halten können, dann ist der Dauergast der zweithöchsten Spielklasse (seit 2000 ununterbrochen in dieser Liga) auf Basis der Leistungen im Frühjahr (und ohne der Führung von Hubert Nagel) ebenfalls ganz vorne dabei. Der GAK antizipiert mit Sicherheit den Durchmarsch in die Bundesliga. Sollte ein positiver Saisonauftakt gelingen, dann wird man ziemlich sicher auch (weitere) potente Geldgeber lukrieren können. Von der Historie und den Zuschauerzahlen her gehört man sowieso in die Bundesliga.

Mit Blau-Weiß Linz hingegen rechne ich nicht wirklich, weil man im Sommer einen Aderlass befürchten muss und das Frühjahr mit nur drei Siegen aus 15 Spielen einfach zu katastrophal war. Auch mit Wacker Innsbruck rechne ich nicht wirklich, der Verein wird vermutlich versuchen, sich zuerst zu konsolidieren, um nicht die nächste (finanzielle) Pleite hinzulegen. Finanziell gesehen konnte es für die Innsbrucker zudem keinen schlechteren Aufsteiger als Wattens geben. Man verliert nicht nur knapp zwei Millionen an TV-Geldern sondern durch den Aufstieg des Lokalrivalen (der wohl als FC Swarowski Tirol agieren wird) auch größere Brocken der finanziellen Unterstützung des Land Tirols.

Und was macht die SVR?

Im Gegensatz zur Vorsaison nicht in Panik verfallen. Die Unterstützung der Fans sowie vieler Sponsoren (allen voran Guntamatic, das Unternehmen hat den Vertrag als Hauptsponsor erneut verlängert) werden erneut ein äußerst stabiles Fundament für die anstehende Ligasaison bilden. Sollte ein guter Start in die Liga gelingen, dann könnte dank der Präsenz von GAK und Wacker sogar der eigene Zuschauerschnitt nochmal gesteigert werden können. Mit Steyr, BW Linz, Lustenau, Amstetten und Klagenfurt gibt es noch einige weitere verhältnismäßig attraktive Gegner, welche bei gutem Fußballwetter die Zuschauer ins Stadion locken können.

Wichtige Leistungsträger wie Lukas Grgic (2021), Marco Grüll (2021), Ante Bajic (2020), Julian Wießmeier (2020) oder Johannes Kreidl (2020) sind an den Verein gebunden. Ein Bundesligist muss also jeweils Ablöse bezahlen, um einen dieser Spieler zu verpflichten. Bei Kennedy Boateng wurde die Klausel zur Verlängerung gezogen, auch er wird daher kommende Saison weiter im Innviertel auflaufen.

Bei Patrick Eler dürften die Verhandlungen mit Nancy schleppend verlaufen. Er ist vertraglich noch eine Saison an die Franzosen gebunden, welche ihn aber los werden wollen. Sein Ligue 2 Gehalt kann sich Ried aber definitiv nicht leisten. Sollte der Slowene weiterhin in Ried verbleiben, dann bedeutet dies wohl den Abschied von Darijo Pecirep, mit 11 Toren der Toptorschütze der SV Ried in der vergangenen Saison. Für einen Ersatzstürmer in dieser Liga ist er nämlich zu gut.

Die Verträge mit Mario Kröpfl und Arne Ammerer sollten aus meiner Sicht unbedingt verlängert werden. Mayer und Takougnadi sind gute Ergänzungsspieler und sollten bei vertraglichem Zusammenfinden gehalten werden. Bei Edrisa Lubega, Flavio Dos Santos (den beiden Flops schlechthin aus der Ära Schiemer) sowie Christian Schilling stehen die Zeichen auf Abschied. Bei letzterem spricht das Hochziehen von Felix Seiwald von den JW Ried jedenfalls für diese Vorgehensweise. Auch Pius Grabher spielte unter Baumgartner keine Rolle mehr, sein Abgang wäre daher keine Überraschung.

Recht unklar ist die Vertagssituation bei Manuel Kerhe. Ihm soll angeblich ein Angebot aus Klagenfurt vorliegen. Zu Beginn der Rückserie wurde er nicht (mehr) eingesetzt, weil sich angeblich dank einer Klausel sein Vertrag (zu den bestenenden Konditionen) nach 20 Einsätzen um ein weiteres Jahr verlängert hätte. Jedoch dürfte man zu einer gemeinschaftlichen Lösung gekommen sein. Ob sein Vertrag dabei auch gleich verlängert wurde, ist nicht bekannt.

Alles in allem sollte die Qualität der Mannschaft also relativ am gleichen Niveau gehalten werden. Wichtig wird vor allem sein, das Stammteam so gut wie möglich zusammen zu halten, da hier Laufwege und Abfolgen bekannt sind und man so eingespielt in die kommende Saison starten könnte. Dies würde einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Teams wie Klagenfurt oder GAK bedeuten, da diese Teams ihre Kader sicher drastischer umbauen werden (müssen).

JWR in der Regionalliga Mitte?

Nach der gestrigen Fixierung des Vizemeisteritels in der OÖ Liga könnte es kommende Saison auch zu einer Teilnahme der zweiten Mannschaft in der dritthöchsten Spielklasse Österreichs kommen. Meister Oedt will und kann nämlich aufgrund des eigenen Stadions Sportplatzes nicht aufsteigen. Diese Causa wird sich im Laufe der kommenden Tage entscheiden.

Sportlich besann man sich bei der zweiten Mannschaft heuer auf eigene Stärken, nachdem man in der Vorsaison irgendwelche abstrusen Red-Bull-Konzepte einimpfen wollte, was zu einem unansehnlichen Fußball mit Verlierermentalität führte.

Unter Miron Muslic (der im Winter als Co-Trainer zu den Profis wechselte) und im Frühjahr Stefan Unterberger spielte heuer man eine überragende Saison mit bis dato 60 Punkten in 29 Spielen, nachdem man in der Vorsaison noch am allerletzten Spieltag um den Abstieg in die Landesliga West bangen musste.

Für die Entwicklung der Nachwuchstalente wäre eine Teilnahme an der RLM-Saison irrsinnig wertvoll, auch weil man dann Rohdiamanten wie Belmin Cirkic (heuer nach Gurten verliehen) nicht mehr an andere Teams verleihen müsste, sondern ihnen auch die gleichen Automatismen und Spielphilosophien wie den Profis beibringen könnte. Zudem sieht man viel früher, wer es auch in der 2. Liga packen könnte. Denn auch das spielerische Niveau ist um einiges höher, wie etwa der FC Wels heuer schmerzvoll erfahren musste.

Mit Herwig Drechsel wird außerdem der Rieder Jahrhundertfußballer kommende Saison nach Ried zurückkehren und die Truppe als neuer Trainer übernehmen. Damit sind erstmalig sowohl bei den Profis als auch bei den Amateuren zwei ehemalige aktive Riedkicker am Steuer.

Alle guten Dinge sind drei

Wie bereits eingangs erwähnt gleicht die SV Ried diesmal keinem Trümmerhaufen. Der Trainer bleibt, die meisten Spieler werden bleiben, viele Sponsoren bleiben und die Fans bleiben sowieso. Man hat im Laufe dieser Saison aus vielen Fehlern der Vorjahren gelernt (hier will ich auch Roland Daxl lobend erwähnen, der sich verbal stets zurück gehalten hat und auch die „persönliche“ mediale Krise rund um vermeintlicher Fördergelder bravourös und transparent gemanaged hat). Auch wenn sich der Vizemeistertitel und ein weiteres Jahr mit Lafnitz, LASK II, Horn und Konsorten derzeit noch bitter anfühlt, in spätestens drei Wochen wird sich dieses Gefühl bei den meisten gelegt haben.

Dann kann man nämlich mit dem Erscheinen des Spielplans für die kommende Saison rechnen, es wird über Spielerabgänge und -zugänge diskutiert werden können und der Dauerkartenvorverkauf startet. Ich appelliere an jede(n) mit SVR-Herz, sich eine Dauerkarte zu schnappen, auch wenn man vielleicht nicht jedes Spiel ins Stadion geben kann.

Mit der aktuellen Saison hat sich der Verein – trotz Verfehlung des großen Ziels – in meinen Augen das Vertrauen für die kommende Saison erarbeitet, was auch (bzw. speziell) finanzielle Planungssicherheit bedeutet. Diese Region und diese Fans haben sich eine SVR in der Bundesliga verdient. Und wenn man weiterhin die „alten“ Rieder Tugenden zeigt (wie etwa Bodenständigkeit und Demut) sowie auf dem Platz und neben dem Platz hart und konsequent weiter arbeitet, dann wird der Traum von der Rückkehr ins Oberhaus beim dritten Versuch auch zur Realität werden.

 


(Aktuelle Version: 2 – einige Tipp-Fehlerkorrekturen sowie einzelne Verbesserungen von Übergängen und Formulierungen wurden durchgeführt. Stand 3.6. um 18:08)