Wie jedes Jahr beginne ich meinen Jahresrückblick mit den Lieblingsfilmen der vergangenen Jahre. Nachdem ich hier auf nunmehr neun Jahre an Historie zurückblicken kann, ist dies heuer gleichbedeutend mit dem 10. Jubiläum meiner jährlichen Filmrankings. An dieser Stelle möchte ich mich für das ernst gemeinte Interesse über diese Jahre hinweg bedanken. Ohne das Feedback das ich von euch bekomme, würde es diese Liste in dieser Detailliertheit vielleicht schon länger nicht mehr geben.

2021 Promising Young Woman
2020 Parasite
2019 Once Upon A Time In Hollywood
2018 Bohemian Rhapsody
2017 Manchester By The Sea
2016 Arrival
2015 Inside Out
2014 Whiplash
2013 Drive

Die Top 10 des Jahres 2022

Wie üblich beginne ich mit einer kurzen Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im heurigen Fall) 28.12 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2021 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Neun der zehn heurigen Filme auf der Liste stammen aus der 2023-Awards-Season, nur ein Film ist bereits in der 2022-Season gelaufen.

Die Bewertungen von IMDb (= Zuschauerwertung) und Metascore (= Kritikerwertung) lasse ich wie schon letztes Jahr in meinen Reviews bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung über diese Filme bilden soll. Ich habe jedoch jeden Filmtitel mit der dazugehörigen IMDb-Seite verlinkt, die Zahlen sind also maximal einen Klick entfernt.


10 – Barbarian (Disney+)

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Ich bin kein großer Fan von Horrorfilmen bzw. besser gesagt von den Splatter- oder Torture-Porn Subgenres an sich. Dafür kommen in regelmäßigen Abständen Horrorfilme heraus, welche auch mit innovativen Handlungen überzeugen können. Darunter fallen für mich beispielsweise „The Cabin In The Woods“, „Hereditary“, „The Babadook“ und jetzt eben „Barbarian“.

Das Regie- und Drehbuch-Debut von Zach Gregger beginnt damit, dass eine Frau namens Tess (Georgina Campbell) in ihrem Airbnb in einer heruntergekommenen Gegend von Detroit einchecken will, das Haus jedoch aufgrund einer Doppelbuchung über eine andere Plattform bereits von einem Mann namens Keith (Bill Skarsgard) besetzt ist. Die beiden beschließen, aufgrund der Abgelegenheit des Grundstücks und der nächtlichen Stunde, die Nacht in getrennten Zimmern des Hauses zu verbringen. Als sich Tess am nächsten Tag unabsichtlich im Keller einsperrt, entdeckt sie bei der Suche nach Werkzeug eine Geheimtür, hinter der sich ein Gang zu einem Zimmer befindet. Ab diesem Moment beginnt für die beiden Protagonisten das Grauen und für die Zuschauer konstanter Jump-Scare-Alarm.

Mit einem Budget von 4.5 Millionen USD ist Barbarian eine (teilweise in Bulgarien gedrehte) Billigproduktion, welche aber im heurigen Sommer aufgrund von guten Kritikerbewertungen zu einem Geheimtipp wurde und im Endeffekt das zehnfache dieser Kosten in den Kinos einspielen konnte. In der Handlung befinden sich gerade im letzten Teil des Filmes einige Logik-Löcher, welche den allgemein gruseligen bzw. nachhaltigen Eindruck des Filmes jedoch nicht wirklich schmälern. Wer sich den Film anschaut, wird ständig seine Hände oder eine Decke in der Nähe der Augen bereit halten und über die Vorgänge im Keller des Hauses nicht allzu lange nachdenken wollen.

9 – Glass Onion: A Knives Out Mystery (Netflix)

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„Knives Out“ war im Jänner 2020, kurz vor Beginn der COVID-19-Pandemie, ein Überraschungshit in den Kinos, der nicht nur bei den Kritikern sondern auch beim Publikum gut ankam und das Vielfache seines Budgets einspielen konnte. Daher war es keine Überraschung, als Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson („Looper“, „Star Wars: The Last Jedi“) von Netflix unter Vertrag genommen wurde um mehrere Fortsetzungen aus dem Whodunit-Universum zu konzipieren. Im Vergleich zum ersten Teil ist diesmal allerdings nur der seltsame aber brillante Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig mit herrlichem Südstaaten-Akzent) wieder an Bord.

Er wird vom exzentrischen Milliardär Miles Bron (Edward Norton, der bei der Auslegung seiner Rolle ziemlich an einen gewissen Elon Musk erinnert) auf dessen pompöse Villa auf einer Insel in Griechenland eingeladen, um als Stargast bei einem jährlich durchgeführten Murder-Mystery-Dinner teilzunehmen. Dort sind auch die Wegbegleiter des Tech-Milliardärs (Janelle Monae, Dave Bautista, Kathryn Hahn, Leslie Odom Jr.) versammelt, die alle in ihren Jobs und Tätigkeiten geldmäßig zu einem großen Teil von Bron abhängig sind. Auch wenn Monae die Hauptrolle in „Glass Onion“ spielt, so war für mich in ihrer Rolle trotzdem Kate Hudson am komischsten, die als Modeikone „Birdie Jay“ dialogtechnisch und auch optisch stark an ihre Mutter Goldie Hawn erinnert.

„Glass Onion“ ist vielleicht nicht ganz so überraschend oder fintenreich wie „Knives Out“, aber es gibt Dutzende komische Momente, Hommagen und auch jede Menge an Easter Eggs. Die Story ist grundsolide und einige Szenen lade gerade zu dazu ein, den Film zumindest ein zweites Mal anzuschauen. Bei den Golden Globes wurde der Film als beste Komödie nominiert und Daniel Craig (zurecht) als bester Hauptdarsteller in einer Komödie. Übrigens wurde der Sub-Titel „A Knives Out Mystery“ von Netflix zum Missfallen von Rian Johnson diktiert, der den Film lieber nur „Glass Onion“ genannt hätte.

8 – The Batman (sky, VOD)

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Christopher Nolan hat mit seiner „Dark Knight Trilogie“ (für mich) den absoluten Benchmark für Comic-Verfilmungen gesetzt. Es gibt jedoch auch Kritiker, welche seine Trilogie als eine zu starke Abweichung vom Comic-Genre bezeichnet haben. Mit „The Batman“ hat sich nun Matt Reeves („War For The Planet Of The Apes“) an die Umsetzung des meistverfilmten DC-Comics gewagt. Es handelt sich dabei um die bislang düsterste (Kino-)Umsetzung der Geschichte des Fledermausmannes.

Batman bzw. Bruce Wayne (Robert Patterson) ist hier kein unverwundbares Muskelpaket wie Christian Bale in der Nolan-Trilogie, sondern gezeichnet von seinen physischen Auseinandersetzungen mit der Unterwelt von Gotham City. Als der Bürgermeister von Gotham von einem Verbrecher namens „The Riddler“ (Paul Dano) umgebracht wird, heftet sich Batman an die Fersen des psychopathischen Mörders und deckt dabei nach und nach ein großes Netz an Korruption und Lügen in der Stadtpolitik auf. Wenn man an die Rolle des Riddler denkt, dann hat man (zumindest in meinem Alter) fast zwangsweise die Bilder von Jim Carrey aus der 1995er-Verfilmung von „Batman Forever“ im Kopf. Mit diesem Schurken hat die Version von Dano jedoch rein überhaupt nichts gemeinsam. Hier handelt es sich um einen Bona-Fide-Psychopathen, der hinsichtlich Mimik und Verkleidung auch einem Horrorfilm entsprungen sein könnte.

Neben Dano als Riddler fasziniert auch Colin Farrell als Pinguin, der dank Makeup-Kunst und Prothesen-Magie für diese Rolle völlig unerkenntlich gemacht wurde. „The Batman“ wurde von Kritikern als „ästhetische Avantgarde“ bezeichnet und dieser Ausdruck ist eigentlich ziemlich passend. Man hat öfters das Gefühl, die Bilder stehen im Vordergrund und nicht die Story. Tristesse und Melancholie ziehen sich durch die 177 Minuten des Films, welche um gut und gerne 20-25 Minuten kürzer hätten ausfallen können, weil diese drei Stunden fühlen sich auch wie drei Stunden an. Dennoch sollte man die Version von Reeves auf alle Fälle gesehen haben.

7 – Everything Everywhere All At Once (VOD)

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„Everything Everywhere All At Once“ ist ein Film, wie man ihn zuvor noch nicht gesehen hat. Der Sci-Fi-Film von Dan Kwan und Daniel Scheinert („Swiss Army Man“) hatte im März 2022 seine Premiere am SXSW in Austin und hat sich seither immer mehr zu einem legitimen Oscar-Kandidaten gemausert.

Evelyn Wong (Michelle Yeoh) ist eine chinesische Emigrantin in den USA und betreibt dort gemeinsam mit ihrem Mann einen Waschsalon. Durch einen Fehler bei der Steuererklärung bekommt sie es mit dem IRS zu tun. Ihr Mann will sich von ihr scheiden lassen, ihr Vater ist durch nichts und niemanden zufriedenzustellen und dann will ihre lesbische Tochter beim Neujahresdinner auch noch ihre Freundin vorstellen. Kurz vor der völligen Verzweiflung übernimmt in der Steuerbehörde eine Entität namens „Alpha Waymond“ die Kontrolle über ihren Mann und erzählt ihr von existierenden Paralleluniversen und der „Verse-Jump“-Technologie, mit welcher man diese bereisen kann. Dieses Multiversum wird von „Jobu Tupaki“ bedroht und sie müsse ihre Potential nützen, um dies zu verhindern.

Klingt ziemlich seltsam, ist es auch. EEAAO bietet ein Feuerwerk an Action-Sequenzen und skurrilen Ideen, wie man es in dieser Form noch nicht gesehen hat. Vor allem, wenn man zum ersten Mal sieht, was man bei der „Verse-Jump“-Technologie machen muss. Ich würde den Film als „hyperaktiv“ bezeichnen, ohne dass er sich dabei allerdings in Belanglosigkeiten verliert. Yeoh („Tomorrow Never Dies“) manövriert in der Hauptrolle der Evelyn durch diese Achterbahn an Eindrücken und Marial-Arts-Sequenzen, sie hält den Film mit ihren vielen Talenten auch zusammen. Ihr Mann Waymond wird übrigens von Ke Huy Quan dargestellt, der vor knapp 40 Jahren der Weltöffentlichkeit als „Short Round“ in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ bekannt wurde, seither aber nicht mehr mehr wirklich als Schauspieler aktiv war. Aktuell ist er sogar der Quotenfavorit auf den Oscar für den besten Nebendarsteller.

6 – She Said (Kino)

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„She Said“ beruht auf dem Buch „She Said – Breaking the Sexual Harassment Story That Helped Ignite a Movement“ der beiden New York Times Journalistinnen Jody Kantor und Megan Twohey, welches wiederum auf der Aufdeckung des Weinstein-Skandals basiert. Der einflussreiche Filmproduzent hatte über Jahrzehnte hinweg seine Machtposition ausgenutzt und Dutzende Frauen belästigt und missbraucht. Durch die Aufdeckungen von Kantor und Twohey wurde im Oktober 2017 auch die #MeToo-Bewegung ausgelöst. Die beiden Journalistinnen wurden 2018 für ihre investigative Arbeit auch mit dem renommierten Pulitzer-Preis in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ ausgezeichnet.

Sie werden im Film der deutschen Regisseurin Maria Schrader (Emmy für die Regie der Miniserie „Unorthodox“) von Carey Mulligan („Promising Young Woman“, „Shame“) und Zoe Kasan („The Big Sick“) dargestellt. Das Drehbuch stammt von Rebecca Lenkiewicz und für die Kamera zeigt sich Natasha Braier verantwortlich. Damit wurden alle relevanten Schlüsselpositionen in diesem Film von Frauen übernommen. Wenn man den Film mit anderen Journalismus-Dramen wie „Spotlight“ oder „The Post“ vergleicht, dann versprüht dieser Film weniger Pathos und fokussiert sich dafür mehr auf die Ethik und die täglichen Anstrengungen des Investigativjournalismus. Obwohl man weiß, wie sich die Story entwickelt, ist „She Said“ trotzdem pausenlos fesselnd und spannend.

Untermalt wird der Film von einem Score von Nicholas Britell („Moonlight“, „Don’t Look Up“),  welcher für seine Zusammenarbeit mit Barry Jenkins bekannt ist und bereits dreimal für den Oscar nominiert war. Obwohl Harvey Weinstein der Antagonist der Story ist, sieht man ihn physisch trotzdem nur einmal kurz von der Seite, bei allen anderen Szenen hört man nur seine Stimme am Telefon. Gleiches gilt übrigens auch für Donald Trump, dessen bedrohlich realistische Stimme zu Beginn des Films von SNL-Comedian James Austin Johnson verkörpert wird.

5 – Guillermo Del Toro’s Pinocchio (Netflix)

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Kaum eine Geschichte wurde so oft verfilmt wie jene von Carlo Collodi über den Jungen aus Holz, dessen Nase wächst wenn er lügt. Meine Generation ist beispielsweise mit der Zeichentrickserie mit dem „Kleines Püppchen, freches Bübchen“ Titelsong von Karel Gott aufgewachsen. Heuer kam es zu gleich zwei neuen Versionen des Kinderbuchklassikers. Zum einen in einer Disney-Version mit Tom Hanks als Meister Geppetto, mit der man sich allerdings nicht länger aufhalten muss.

Ganz im Gegensatz zur düsteren Version von Fantasy-Großmeister Guillermo Del Toro („Pan’s Labyrinth“, „The Shape Of Water“), welche es nach über zehn Jahren Entwicklungszeit heuer im Dezember auf die Streamingplattform von Netflix geschafft hat. In Zusammenarbeit mit Mark Gustafson („The Fantastic Mr. Fox“) entstand dabei eine Stop-Motion-Version der Geschichte, welche gleichzeitig traurig und herzerwärmend ist. Stop-Motion funktioniert übrigens folgenderweise: man bewegt die Puppen in die Ausgangsposition, macht ein Foto. Man bewegt einen Arm oder einen Fuß und macht das nächste Foto. Und so weiter. Kein Wunder also, dass die Dreharbeiten knapp zwei Jahre angedauert haben.

In den Sprechrollen kommen u.a. Christoph Waltz als Antagonist Meister Volpe, Ewan McGregor als Erzähler „Cricket“ und David Bradley als Geppetto zum Einsatz, wobei fast alle Hauptcharaktere auch eine Musical-Nummer haben. Wie man an den Schlagwörtern „düster“, „Stop-Motion“ und „Musical“ erkennt, hat sich Oscar-Preisträger Del Toro also etwas besonderes einfallen lassen, um nicht einfach nur Version XY der Erzählung auf die Leinwand zu bringen. Seine Variante ist nur bedingt für (kleine) Kinder geeignet, aber dafür umso mehr für größere. Pinocchio ist auch der (verdiente) Topfavorit auf den Oscar für den besten Animationsfilm.

4 – Top Gun: Maverick (Paramount+)

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Wenn man an Filme aus den 1980ern denkt, dann denkt man wohl unweigerlich auch an „Top Gun“. Der Soundtrack mit Klassikern wie dem Theme von Harold Faltermayer, dem oscarprämierten „Take My Breath Away“ von Berlin oder „Danger Zone“ ist einer der meistverkauften Soundtracks aller Zeiten. Kaum jemand hatte sich 1986 wohl gedacht, dass es 32 Jahre später einen Nachfolger in den Kinos geben werde. Joseph Kosinski („Oblivion“, „Tron: Legacy“) hat am Regieposten für den mittlerweile verstorbenen Tony Scott übernommen. Er war es auch, der mit einer Story-Idee für eine Fortsetzung an Tom Cruise herangetreten war und ihn mit dieser Idee auch zum Dreh eines Nachfolgers überzeugen konnte. Dieses Drehbuch wurde dann letztendlich von Christopher MyQuarrie („The Usual Suspects“, „Mission Impossible: Fallout“) geschrieben, also einem langjährigen Cruise-Kollaborateur.

Der Film heißt bewusst nicht „Top Gun 2″ sondern “ Top Gun: Maverick“, weil diese Person auch im Zentrum der Story steht. Zu Beginn ist Cpt. Pete „Maverick“ Mitchell als Testpilot für ein Hyperschallflugzeug zu sehen, er wird allerdings nach einer Befugnisübertretung zur Top Gun Akademie nach San Diego abkommandiert, wo er die besten F18-Pilot:innen des Landes auf einen scheinbar unmöglichen Einsatz in einem fiktiven osteuropäischen Land vorbereiten soll. Ich hätte mir das nie gedacht, aber „Top Gun: Maverick“ ist einer der besten Filme des Jahres. Die Cast (u.a. mit Ed Harris und Jon Hamm in Nebenrollen) ist perfekt gecastet, die Action passt sowieso, aber auch die Story überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute. Der leider schwer kranke Val Kilmer („Iceman“) hat einen kurzen und emotionalen Auftritt und Miles Teller („Whiplash“) ist als Sohn von Rooster (Anthony Edwards) nicht nur optisch perfekt gewählt.

Für die musikalische Untermalung sorgt das doch recht unkonventionelle Trio aus Harold Faltermayer, Hans Zimmer und .. Lady Gaga, welche den Titelsong beisteuert. Der Film wurde bereits 2018 fertig gedreht und sollte im Frühjahr 2020 in die Kinos kommen. Cruise, Jerry Bruckheimer und Paramount entschlossen sich allerdings dazu, den Film während der Pandemie nicht in die Kinos zu bringen und ebenso wenig auf Streaming-Plattformen zu veröffentlichen. Dies sollte im Endeffekt die richtige Entscheidung sein, denn der Film hat weltweit nicht nur knapp 1.5 Milliarden USD eingespielt und ist damit der kommerziell erfolgreichste Film des Jahres 2022, sondern ist auch bei den Kritikern gut angekommen. „Top Gun: Maverick“ ist einer dieser Filme, den man eigentlich auf der großen Kinoleinwand und mit Dolby Atmos gesehen haben muss. Egal was man von Tom Cruise halten mag – aber Action im großen Stil kann er wie kaum ein Zweiter.

3 – The Fabelmans (Kino)

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Kaum ein Regisseur hat die letzten vier Jahrzehnte derart geprägt wie Steven Spielberg. „E.T.“ war 1982 der Film mit dem weltweit höchsten Einspielergebnis aller Zeiten, bevor er 1993 von seinem „Jurassic Park“ abgelöst wurde. Mit den Kriegsfilmen „Schindlers Liste“ (1994) und „Saving Private Ryan“ (1999) hat er seine beiden Oscars für die beste Regie gewonnen. Mit „The Fabelmans“ bringt Spielberg nun seinen bis dato persönlichsten Film auf die Leinwand, weil es sich dabei um seine (semi-)autobiographische Story handelt. Großmeister John Williams steuert im Alter von 90 Jahren zum letzten Mal in seiner Karriere den Score für einen Film bei, weswegen der Film auch auf dieser Ebene umso persönlicher für Spielberg ist.

Die Geschichte ist neben dem jungen Steven („Sammy“, gespielt von Gabriel LaBelle) auf die Eltern von Spielberg fokussiert. Sein Vater Burt (Paul Dano) ist Ingenieur bei General Electric und muss daher für neue Aufgaben immer wieder umziehen, zunächst von New Jersey nach Arizona und anschließend nach Kalifornien. Seine Mutter Mitzi ist eine ausgebildete Konzertpianistin und die Träumerin in der Familie. Sie wird von Michelle Williams („Blue Valentine“, „Manchester By The Sea“) verkörpert und hat dabei einige der memorabelsten Momente im Film. Sie gilt aktuell neben Cate Blanchett („Tar“) auch als Quotenfavoritin für den Oscar für die beste Hauptdarstellerin.

Der Film ist primär eine Familiengeschichte, zeigt aber auch wie Spielberg zu dem geworden ist, der er heute ist. Als er als 8-jähriges Kind zum ersten Mal „The Greatest Show On Earth“ im Kino sieht, ist er von einem Zugzusammenstoß derart fasziniert, dass er diesen daheim zu nachspielen beginnt und herauszufinden versucht, wie dieser Effekt entstanden ist. Von nun an sucht er immer wieder neue Geschichten, welche er auf 8mm-Film festhalten kann. Der Rest ist Geschichte. Spielberg symbolisiert den Peter Pan unter den Hollywood-Regisseuren, also das Kind das nicht erwachsen werden will, sondern immer wieder neue Dinge entdeckt und ausprobiert. Hoffentlich noch für viele weitere Jahre. Die letzte Szene im Film ist übrigens absolute Perfektion.

2 – Verdens verste menneske (sky, VOD)

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Bei „The Worst Person In The World“ handelt es sich um eine melancholische Coming-of-Age Komödie des dänischen Filmemachers Joachim Trier, der für diesen Film 2022 eine Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch erhalten hat.

Die Geschichte dreht sich um die 30-jährige Julie aus Oslo. Sie weiß noch immer nicht wirklich, was sie mit ihrem Leben anstellen will. Sie hatte zuerst ein Medizinstudium begonnen, dieses jedoch abgebrochen. Anschließend hatte sie ein Psychologiestudium begonnen, dieses jedoch ebenfalls abgebrochen. Anschließend wird sie Fotografin. Im Laufe dieser Jahre hat sie verschiedene Lebensabschnittspartner, denen sie sich jedoch niemals ganz hingibt. Denn was sie stets begleitet, sind Unsicherheit und Unentschlossenheit. Je länger der Film dauert, desto weniger mag man die Protagonistin aufgrund ihrer erratischen Entscheidungen, aber gleichzeitig kann man ihre Absichten und Beweggründe auch irgendwo nachvollziehen.

Der Film kann nicht nur als Liebesfilm mit dramatischen und komödiantischen Abschnitten verstanden werden, sondern auch als Porträt einer ganzen Generation, die aufgrund eines Überangebots von Möglichkeiten verlernt hat, sich mit gegebenen Umständen anzufreunden oder zufrieden zu geben. Der Film regt zum nachdenken an und man muss auch einige Tage später noch darüber nachdenken, weil sich der Film auf irgendeine Art und Weise persönlich anfühlt. Inhaltlich gesehen ist der Film in 12 Kapiteln und mit Epilog und Prolog aufgebaut, begleitet Julie über den Zeitraum von mehreren Jahren. „Der schlimmste Mensch der Welt“ war auch Norwegens Beitrag zum Auslandsoscar 2022, hat aber dort gegen „Drive My Car“ aus Japan verloren.

1 – The Banshees Of Inisherin (Kino)

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Es gibt Filme, die man bereits vergessen hat, während man aus dem Kinosaal geht oder während man den Fernseher abdreht. Und dann gibt es ab und zu auch jene Filme, über die man tagelang nachdenken muss. Zur zweiten Kategorie zählt „The Banshees Of Inisherin“ („Die Verbannten von Inisherin“) von Drehbuchautor und Regisseur Martin McDonagh. Der irische Dramatiker wurde bereits dreimal für einen Oscar nominiert und verhalf Frances McDormand und Sam Rockwell 2018 zu deren Oscars für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. In den Hauptrollen ist mit Colin Farrell und Brendan Gleeson („Harry Potter“, „Braveheart“) jenes Duo zu sehen, welches bereits 2008 bei der rabenschwarzen Profilkiller-Komödie „In Bruges“ („Brügge sehen… und sterben?“) für McDonagh am Werk war.

Irland im Jahr 1923. Colm (Gleeson) und Padraic (Farrell) leben auf der abgelegenen Insel Inisherin, auf der fernab vom Irischen Bürgerkrieg auf der Hauptinsel nicht wirklich viel passiert. Sie sind ein Leben lang miteinander befreundet und gehen tagtäglich miteinander ins örtliche Pub. Doch eines Tages beendet Colm abrupt die Freundschaft und verbietet Padraic, weiter mit ihm zu sprechen. Dies hat schwerwiegende Folge für beide und lässt die Situation Stück für Stück mehr eskalieren. Neben Gleeson und Farrell, der hier vermutlich die beste schauspielerische Leistung seiner Karriere abliefert und bei den Oscar-Quoten aktuell auf dem zweiten Platz liegt, brillieren innerhalb der All-Irish-Cast auch Kerry Condon („Better Call Saul“) als Schwester von Farrell sowie Barry Keoghan („Dunkirk“) als Dummkopf und Sohn des örtlichen Polizisten.

Beim Filmfestival von Venedig konnten Farrell als bester Hauptdarsteller und McDonagh für das beste Drehbuch reüssieren. Alle vier Schauspieler dürfen wohl auch mit einer Oscarnominierung rechnen. Der Film beruht auf einem Theaterstück von McDonagh und genau so ist dieser Film auch angelegt. Für die Filmmusik zeigt sich Carter Burwell verantwortlich. Diese setzt den fünften Protagonisten dieses Filmes, und zwar die irischen Küstenlandschaft, lautmalerisch in Szene. Bei „The Banshees of Inisherin“ handelt es sich um eine Tragikomödie, welche das Streben nach Selbstverwirklichung und essenzielle Themen wie Angst vor dem Tod und das Bedürfnis nach Freundschaft eindrucksvoll in Szene setzt.


Knapp nicht unter den Top-10

Ich habe den Thriller „Emily The Criminal“ (VOD) mit Aubrey Plaza in der Hauptrolle sehr gemocht. Ein klassischer LA-Noir-Film rund um eine verzweifelte Frau, die zur Kriminellen wird um ihre Studienschulden abzahlen zu können. „Spider-Man: No Way Home“ (Disney+) war die bis dato vermutlich beste Spider-Man-Verfilmung, vor allem auch aufgrund der inhaltlichen Möglichkeiten, welche durch das Multiversum eröffnet wurden. Überzeugend war „Argentina, 1985“ (Netflix), der argentinische Beitrag für den heurigen Auslandsoscar über die Geschichte zweier Staatsanwälte, welche 1985 die Ermittlungen und die Anklage für die Verantwortlichen hinter der brutalen Militärdiktatur ihres Heimatlandes verantwortlich waren. Überrascht hat mich das Indie-Drama „Red Rocket“ (sky/VOD) rund um einen Pornodarsteller, der aufgrund von Geldproblemen in sein Heimatnest zurückkehrt und dort ein Mädchen dazu überreden will, Filme mit ihm zu drehen. Das Drama „Pig“ (Prime Video) mit Nicholas Cage als Besitzer eines Trüffelschweins, hätte sich trotz der Skurrilität der Prämisse mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.

Die größten Enttäuschungen

„The Northman“ (sky/VOD) von Robert Eggers ist ein Gewalt-Epos erster Klasse, vergisst aber irgendwo dann auf die Handlung. Ziemlich abgefallen ist „Amsterdam“ (VOD) von David O. Russell, das trotz einer beeindruckenden Cast rund um Christian Bale, Margot Robbie und John David Washington trotzdem irgendwie nicht mehr als B-Movie-Charme versprüht. „Don’t Worry Darling“ (VOD) von Olivia Wilde versucht zwar vieles, enttäuscht aber ultimativ trotzdem. Bleibend dürfte hier nur die Feindschaft von Wilde und Hauptdarstellerin Florence Pugh sein. Dann auch „Nightmare Alley“ (sky/VOD) von Guillermo Del Toro, welcher trotz der Cast rund um Bradley Cooper und Cate Blanchett aber trotzdem zu viele Längen aufweist und irgendwie nie so richtig in Fahrt kommt. Zu „Nope“ (VOD) sage ich auch nope, weil der Film einfach nicht mit „Get Out“ oder „Us“ mithalten kann. Jordan Peele überfordert hier nicht nur den 0815-Kinogänger, sondern weite Teile des Publikums. Marvel hat in diesem Jahr auf voller Linie enttäuscht, egal ob jetzt mit „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (Disney+) oder „Thor: Love and Thunder“ (Disney+).

Was ich noch nicht gesehen habe…

„Tár“ (Kino) mit Cate Blanchett in der Hauptrolle als Dirigentin an der Berliner Oper. „All Quiet On The Western Front“ (Netflix), ganz einfach weil ich in letzter Zeit nie wirklich in der Stimmung für einen deprimierenden Kriegsfilm war. Das Buch selber habe ich zu meinen Gymzeiten gelesen und eine Buchvorstellung darüber gehalten. „The Whale“ mit Brendan Fraser als adipösen Lehrer, weil der Film bei uns erst irgendwann 2023 anlaufen wird. Fraser gilt aktuell als Topfavorit für den besten Hauptdarsteller. „The Woman King“ (Kino) mit Viola Davis als Anführerin einer Elitegruppe weiblicher Kriegerinnen im Königreich Dahomey/Westafrika. „Aftersun“ (Kino) mit dem britischen Schauspieler Paul Mescal („Normal People“), rund um eine Vater-Tochter-Beziehung, welche nur in den höchsten Tönen gelobt wird.

„Elvis“ (sky/VOD) mit Austin Butler und Tom Hanks in den Hauptrollen, weil ich mit Elvis Presley nie wirklich viel anfangen kann oder konnte. Das opulente Historiendrama „Bablyon“ von Damien Chazelle, welches in Österreich im Jänner 2023 in die Kinos kommt. „Black Panther: Wakanda Forever“ (Kino) weil ich ich nach den letzten Flops von Marvel (siehe oben) derzeit etwas Abstand vom MCU nehme. „RRR“, den indischen Beitrag zum Auslandsoscar, ein episches Action-Drama rund um zwei indische Revolutionäre und ihren Kampf gegen den britischen Raj. Und last but not least „Avatar 2: The Way of Water“, weil ich hier bisher eigentlich nur unterdurchschnittliche Meinungen über den Film gehört habe.

Exkurs: Golden Globes 2023

Als erster Vorbote für die Oscars gelten nach wie vor die Golden Globes, welche 2023 nach einer unfreiwilligen Pause im letzten Jahr diesmal auch wieder live im TV übertragen werden. In der nachfolgenden Tabelle sind dabei alle Filme aufgelistet, welche drei oder mehr Nominierungen einfahren konnten.

8 The Banshees Of Inisherin Beste Komödie, beste Regie (Martin McDonagh), bestes Drehbuch (Martin McDonagh), beste Filmmusik (Carter Burwell), bester Hauptdarsteller (Colin Farrell), bester Nebendarsteller (Brendan Gleeson, Barry Keoghan), beste Nebendarstellerin (Kerry Condon)
6 Everything Everywhere All At Once Beste Komödie, bestes Drehbuch (Daniel Kwan & Daniel Scheinert), beste Regie (Daniel Kwan & Daniel Scheinert), beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh), bester Nebendarsteller (Ke Huy Kwan), beste Nebendarstellerin (Jamie Lee Curtis)
5 Babylon Beste Komödie, beste Filmmusik (Justin Hurwitz), beste Hauptdarstellerin (Margot Robbie), bester Hauptdarsteller (Diego Calva), bester Nebendarsteller (Brad Pitt)
5 The Fabelmans Bestes Drama, beste Regie (Steven Spielberg), bestes Drehbuch (Steven Spielberg & Tony Kushner), beste Filmmusik (John Williams), beste Hauptdarstellerin (Michelle Williams)
3 Elvis Bestes Drama, beste Regie (Baz Luhrmann), bester Hauptdarsteller (Austin Butler)
3 Guillermo Del Toro’s Pinocchio Bester Animationsfilm, beste Filmmusik (Alexandre Desplat), bester Song (Alexandre Desplat)
3 Tár Bestes Drama, bestes Drehbuch (Todd Field), beste Hauptdarstellerin (Cate Blanchett)

Vor allem das Rennen um die beste Filmmusik könnte bei den Oscars ziemlich spannend werden, mit Williams (5), Hurwitz (2), Desplat (2) und auch Hildur Guðnadóttir (Oscar für die Filmmusik für „Joker“) dürften hier vier ehemalige Preisträger aufeinanderprallen, welche durch Carter Burwell ergänzt werden dürften.

2022 war das beste Serienjahr aller Zeiten. Und zwar nicht einmal knapp. Ich muss heuer zumindest 7 oder 8 Serien außen vor lassen, welche es vermutlich in jedem anderen Jahr in meine Top-10-Liste geschafft hätten. Mehr als die Hälfte der Serien, die es dann heuer auf die Liste geschafft haben, wären in jedem anderen Jahr weiter vorne platziert gewesen.

Überblick im Streaming-Dschungel?

Man konnte 2022 ganz klar erkennen, dass die pandemiebedingten Verzögerungen der Jahre 2020 und 2021 einen Art Rückstau bei den Serien-Releases ausgelöst hatten, welcher heuer nach und nach aufgelöst wurde und daher zu einer unglaublichen Dichte an der Spitze der Serienqualität gesorgt hat.

Davon abgesehen setzt sich die Fragmentierung des Streaming-Marktes weiter fort. Neben Netflix, Prime Video, HBO Max (in Österreich via sky), Showtime (ebenfalls), Disney+, Apple TV+ und hulu (bei uns über verschiedene Anbieter verteilt) gibt es seit heuer auch noch Canal+ sowie Peacock (von NBC) und Paramount+ (welche man in Österreich beide innerhalb des Filmpakets bei sky ohne zusätzliche Kosten dazu bekommt). Dieser Trend ist leider nicht aufzuhalten und so wird man in den kommenden Jahren auch aufgrund von Inflation und immer anspruchsvolleren Produktionen ein immer volleres Geldbörserl benötigen, um alle Serien und Filme sehen zu können.

Zu Beginn wie jedes Jahr ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:

2021 Ted Lasso (Staffel 2)
2020 Better Call Saul (Staffel 5)
2019 Mr. Robot (Staffel 4)
2018 Killing Eve (Staffel 1)
2017 Halt And Catch Fire (Staffel 4)
2016 Stranger Things (Staffel 1)
2015 Mr. Robot (Staffel 1)
2014 Game of Thrones (Staffel 4)
2013 Breaking Bad (Staffel 5 – Teil 2)

Ich habe mein Bewertungssystem nicht geändert. Wie in den vergangenen beiden Jahren besteht meine Liste sowohl aus Serien, welche im aktuellen Kalenderjahr 2022 ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben, als auch aus fortlaufenden Serien mit mehreren Staffeln. Wie schon zuvor habe ich auch heuer den Metascore (von den Kritikern) und den IMDb-Score (von den Zuschauer:innen) bewusst weggelassen. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet.

10 – 1899 (Staffel 1 | Netflix)

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8 Folgen
Cast: Emily Beecham, Andreas Pietschmann, Aneurin Barnard, Miguel Bernardeau, Tino Mewes

Einschätzung: Die Mystery-Serie rund um die Besatzung eines Ozeandampfers auf dem Atlantik knapp vor der Jahrhundertwende stammt aus der Feder von Baran bo Odar und Jantje Friese. Sie sind besser bekannt als Macher der preisgekrönten deutschen Serie „Dark“, welche vor einigen Jahren mit der 3. Staffel die Vervollständigung seiner Trilogie fand. Für mich persönlich ist „Dark“ sogar die beste deutsche Serie aller Zeiten, weil sie absolutes Hollywood-Niveau hat und überall auf der Welt reüssieren konnte. Schon während der Produktionszeit von „Dark“ wurde das Duo von Netflix aufgrund des großen Erfolgs für eine weitere Serie unter Vertrag genommen.

Daraus ergibt sich an dieser Stelle schon eine erste zwangsläufige Frage: ist „1899“ so gut wie „Dark“, oder vielleicht sogar besser? Meine persönliche Antwort darauf lautet: vermutlich (noch?) nicht. Aber immerhin ist „1899“ auch (noch?) nicht so verwirrend. Bo Odar und Friese greifen dennoch auf altbewährte Tricks und Story-Elemente zurück, um den Zuschauer hinsichtlich der Story und der Hintergründe der Charaktere stets im Unklaren zu belassen. Das alles kulminiert in der ultimativen Szene der Staffel, welche ein absoluter Mindfuck ist. Aufgrunddessen kann ich die 2. Staffel auch kaum erwarten, für die es zwar noch keinen Releasetermin gibt, mit dem man allerdings wohl 2024 rechnen kann.

9 – House Of The Dragon (1. Staffel | HBO / sky)

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10 Folgen
Cast: Rhys Ifans, Matt Smith, Emma D’Arcy, Olivia Cooke, Paddy Considine

Einschätzung: Nach dem weltweiten kommerziellen Erfolg von „Game Of Thrones“, welcher auch durch eine schwache letzte Staffel nicht geschmälert werden konnte, war es eigentlich schon länger klar, dass es zu Spin-Offs der Serie kommen werde. Mit „House of the Dragon“ ist nun heuer das erste Prequel von GOT angelaufen, welches sich rund um das Haus Targaryen dreht. Im Zentrum steht dabei die Prinzessin Rhaenyra, welche den Thron von ihrem Vater übernehmen soll, nachdem dieser (vorerst) keinen männlichen Nachkommen hat. Was nicht nur dem Bruder des Königs missfällt, sondern auch vielen einflussreichen Männern am Hof.

Ich halte mich an dieser Stelle bewusst nicht länger mit der Handlung auf, denn man braucht im Grunde eine Mindmap neben sich, um aufgrund der vielen Zeitsprünge immer sofort wissen zu können, wer wer ist und wer mit wem wie verwandt ist. HOTD greift auf die primären Stilelemente der früheren GOT-Staffeln zurück (= Brutalität & Nacktheit) und treibt diese in manchen Szenen auf die Spitze oder sogar über die Spitze. Es gibt im Laufe der Staffel gleich zweimal Szenen, welche man als schwangere Frau wohl eher nicht sehen sollte. Hier gab es auch viel Kritik gegenüber HBO aufgrund von fehlenden Triggerwarnungen. Doch es gibt auch positive Dinge zu berichten: die CGI-Drachen sind die heimlichen Stars der Serie, auch weil sie multiple Einsatzzwecke haben. HOTD wird 2024 mit der zweiten Staffel fortgesetzt.

8 – Winning Time (1. Staffel | HBO / sky)

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10 Folgen
Cast: John C. Reilly, Quincy Isaiah, Jason Clarke, Hadley Robinson, Gaby Hoffman

Einschätzung: „Winning Time: The Rise of the Lakers Dynasty“ ist der Grund, warum das legendäre Comedy-Duo John C. Reilly und Will Farrell (u.a. Stepbrothers) nicht mehr miteinander spricht. Beide wollten nämlich die Hauptrolle des Dr. Jerry Buss in der HBO-Produktion übernehmen, welche ultimativ an Reilly ging. Der Immobilientycoon Buss übernimmt Ende der 1970er-Jahre die erfolglosen Los Angeles Lakers, welche regelmäßig am Erzrivalen von der Ostküste, den Boston Celtics, scheitern. Die NBA selber steht kurz vor dem Bankrott, weil das Zuschauerinteresse stetig sinkend ist und es kaum Neuheiten oder Attraktionen gibt.

Buss verpasst den farblosen Lakers in mehreren Bereichen einen frischen Anstrich, u.a. indem er sich beim NBA Draft für Earvin „Magic“ Johnson und nicht Larry Bird entscheidet. Magic Johnson rauft sich mit dem Altstar Kareem Abdul-Jabbar zusammen und dieses Duo führt die Lakers dann auch zum NBA-Titel (und dem Beginn einer Dynastie). Herrlich in der All-Star-Cast auch Oscar-Preisträgerin Sally Field als Mutter von Jerry Buss, welche die Finanzen des Teams auf  Vordermann bringt. „Winning Time“ ist von Adam McKay (Anchorman, Vice, Don’t Look Up) produziert und herrlich nostalgisch, überdreht und kurzweilig. Aufgrund des verwendeten Filmmaterials wirkt die Serie auch wie in den 1970ern gedreht. Man kann sich die Serie auch ansehen, wenn man mit Sport, Basketball oder der NBA nichts am Hut hat, weil der Sport nämlich im Grunde völlig sekundär ist.

7 – Dopesick (Miniserie | hulu / Disney+)

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8 Folgen
Cast: Michael Keaton, Peter Sarsgaard, Michael Stuhlbarg, Will Poulter, Kaitlyn Dever

Einschätzung: „Dopesick“ beruht auf dem Buch Dopesick: „Dealers, Doctors, and the Drug Company that Addicted America“ von Beth Macy, welches die von der Familie Sackler verursachte Opioid-Krise in den USA beleuchtet. Hierzu kann ich ebenfalls das Buch „Empire of Pain“ von Patrick Redden Keefe empfehlen, welches sich ebenfalls um Purdue Pharma (das Unternehmen der Sackler-Familie) dreht. Nun aber zur Story: durch die Verschreibung und die ständige Erhöhung der Dosierung des gerade erst zugelassenen Schmerzmedikaments OxyContin werden Schmerzpatienten von ihren Ärzt:innen zunehmend drogensüchtig gemacht, während FDA und DOJ zunächst nichts dagegen machen.

Die Serie dreht sich um den fiktiven ländlichen Arzt Dr. Samuel Finnix (Emmy für Michael Keaton für diese Rolle), welcher seinen Patienten aufgrund der positiven Beziehung mit seinem Sales Rep von Purdue nunmehr OxyContin verschreibt und nach einem Unfall und der Einnahme des Medikaments ebenfalls davon abhängig wird. „Dopesick“ ist gewiss keine Serie für einen spaßigen Sonntagnachmittag. Hier werden das unnötige Leid und die Verzweiflung der Menschen schonungslos aufgezeigt, welches ihnen durch die kriminellen Machenschaften von Big Pharma in den USA zugefügt wurde.

6 – Severance (1. Staffel | Apple TV+)

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9 Folgen
Cast: Adam Scott, Zach Cherry, Britt Lower, John Turturro, Patricia Arquette

Einschätzung: Bei „Severance“ von Newcomer Dan Erickson handelt es sich um eine Sci-Fi-Serie auf Apple TV+, welche zweifellos als die schrägste bzw. innovativste Serie des Jahres bezeichnet werden kann. Beim Severance-Eingriff handelt es sich um einen Eingriff im Gehirn, bei dem man von nun an auf Befehl (bzw. auf Sensor-Kontakt) die privaten von den beruflichen Gedanken und Erinnerungen trennen kann. Jeder Angestellte des zentralen Unternehmens in der Serie weiß also am Arbeitsplatz nicht, ob er Ehepartner/Kinder hat, wo er wohnt, mit wem er befreundet ist, usw.. Sobald die Protagonisten aber in den Lift steigen und an die Oberfläche fahren, wissen sie nicht (mehr), was sie den gesamten Tag im Beruf gemacht haben.

Die Serie folgt den Protagonisten (darunter Adam Scott, Britt Lower und John Turturro) dabei, wie sie nach und nach mehr darüber erfahren wollen, warum dieser Severance-Eingriff notwendig ist und wer sie außerhalb des Arbeitsplatzes sind. Damit begeben sie sich zunehmend in Gefahr. Regisseur Ben Stiller (der seinen Fokus im Laufe der letzten Jahre stark auf Regie-Arbeit verlagert hat) schafft es dabei, eine Atmosphäre des Unbehagens zu erzeugen, welche optisch an einen 80er-Jahre-Albtraum erinnert. Die Serie startet äußerst langsam und man muss die ersten paar Folgen wirklich durchdrücken, bevor man allerdings spätestens beim Staffelfinale mit einer völlig unerwarteten Wendung belohnt wird.

5 – Succession (Staffel 3 | HBO / sky)

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9 Folgen
Cast: Brian Cox, Jeremy Strong, Kieran Culkin, Sarah Snook, Nicholas Braun

Einschätzung: Das Ensemble der kaputtesten TV-Familie im Streaming-Universum brilliert auch in der 3. Staffel der HBO-Serie von Jesse Armstrong, welche über den Lauf der letzten Jahre nahezu alle relevanten TV-Preise abräumen konnte. Bekanntermaßen basiert die Rolle von Familienoberhaupt Logan Roy (gespielt von Brian Cox) auf Rupert Murdoch, dem Gründer der News Corp und damit u.a. des FOX-Imperiums. In der aktuellsten Staffel überlegen die Kinder (bzw. ein Teil der Kinder) des Medien-Moguls, wie sie ihrem Vater die Führung über den WayStar RoyCo Konzert entreißen können.

Wie an dieser Stelle schon bei den Reviews der 1. und 2. Staffel beschrieben, ist die Brillanz von Succession jene, dass man keinen einzigen Charakter sympathisch finden kann (mit Ausnahme vielleicht von Cousin Greg), weil alle ihre egomanischen und perfiden Pläne verfolgen, um auf irgendeine Art und Weise mehr Macht im Familienimperium zu erlangen. Die Stärke von „Succession“ ist, dass es keine andere Serie derart perfekt schafft, minutiös geplante Dialoge vom Timing her auf den Punkt genau umzusetzen. Man ist auch zu keinem Zeitpunkt vor Überraschungen gefeit, wie am Ende der 1. und der 2. Staffel endet auch diese Staffel wieder mit einem massiven Cliffhanger, welcher viel Vorfreude auf die 4. Staffel erzeugt.

4 – Barry (3. Staffel | HBO / sky)

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8 Folgen
Cast: Bill Hader, Henry Winkler, Sarah Goldberg, Stephen Root, Anthony Carrigan

Einschätzung: Für mich ist Bill Hader der vermutlich talentierteste SNL-Alumnus der letzten 20 Jahre. Zusammen mit Alec Berg (Autor von Silicon Valley, Curb Your Enthusiasm) hat er diese Serie über einen Profikiller entwickelt, der eigentlich viel lieber Schauspieler sein würde. Barry ist eine der schwärzesten Komödien der TV-Gegenwart, welche sich konstant auf die Entwicklung der Hauptcharaktere fokussiert und dabei mit nahezu chirurgischer Präzision agiert. Neben Hader brillieren in der 3. Staffel u.a. Anthony Carrigan als überforderter bzw. ahnungsloser Mob-Handlanger namens NoHo Hank sowie Sarah Goldberg als Schauspielkollegin bzw. Freundin von Barry, welche in dieser Staffel ihren point-of-no-return erreicht.

Aufgrund der Pandemie lagen zwischen dem Release der 2. und 3. Staffel insgesamt drei Jahre Zwangspause. Diese Zeit wurde von Hader und dem restlichen Autorenteam dafür genutzt, die Drehbücher zu optimieren und auch bereits die 4. Staffel zu konzipieren, welche von HBO bereits vor dem Release der 3. Staffel in Auftrag gegeben wurde. Die dritte Staffel ist definitiv die bisher gewalttätigste und gleichzeitig auch beste. In der drittletzten Folge der Staffel mit dem Titel „710N“ gibt es eine kurze Verfolgungsjagd mit einem Höhepunkt, welchen man in dieser Machart noch nicht gesehen hat und welche ich mir mehrere Male angeschaut habe.

3 – Better Call Saul (Staffel 6 | AMC / Netflix)

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13 Folgen (6A: 7, 6B: 6)
Cast: Bob Odenkirk, Rhea Seehorn, Jonathan Banks, Tony Dalton, Patrick Fabian

Einschätzung: „BCS“ hat geschafft, was auch „Breaking Bad“ geschafft hatte. Eine Serie mit mehreren Staffeln, vielen Charakteren und Erzählungssträngen in Wohlgefallen bzw. mit einem wunderbaren Serienfinale aufzulösen. Stellenweise ist BCS meiner Meinung nach sogar besser als die Serie, welche unzählige Emmys und Golden Globes abräumen konnte. Absolutes Highlight der letzten Staffel (welche von AMC in 6A und 6B unterteilt und mit einer kurzen Sommerpause ausgestrahlt wurde) ist der Cliffhanger mit dem Titel „Plan & Execution“. Diese Folge hält bei einer IMDb-Bewertung von 9.9 mit über 47.000 Votings und beinhält den vermutlich überraschendsten bzw. schockierendsten Moment der eigenen Seriengeschichte.

Die Dreharbeiten der letzten Staffel mussten aufgrund eines medizinischen Notfalls für mehrere Monate unterbrochen werden. Bob Odenkirk hatte während des Drehs einen Herzinfarkt erlitten und musste reanimiert werden. Er hat sich jedoch zumindest mit seinem Charakter Jimmy McGill bzw. Saul Goodman in der TV-Geschichte bereits unsterblich gemacht. Dies ist allerdings noch nicht bis zu den Kritikern vorgedrungen, so wartet er nach wie vor auf eine (relevante) Auszeichnung für seine makellose Darstellung des schmierigen Rechtsverdrehers. Nächstes Jahr bei den Globes bzw. Emmys hat er die letzte Gelegenheit dazu. Abgesehen davon wird man sehen, ob es in Zukunft noch weitere „Breaking Bad Stories“ geben wird. Die Breite und Tiefe an Charakteren würde dies ermöglichen, das Korsett welches mittlerweile durch BB und BCS besteht, jedoch gleichzeitig einengen.

2 – Yellowjackets (1. Staffel | Showtime / Paramount+)

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10 Folgen
Cast: Melanie Lynskey, Tawny Cypress, Juliette Lewis, Christina Ricci, Ella Purnell

Einschätzung: „Yellowjackets“ war die erste Serie die ich im Jahr 2022 gesehen habe. Eigentlich nur, weil mir im Weihnachtsurlaub etwas langweilig war und ich daher nach neuen Serien gesucht habe. Holy shit. Keine andere Serie hat mich in diesem Kalenderjahr derart süchtig gemacht. Was man sich hier vorstellen kann? Nun, etwas das herauskommt, wenn man „Lord of the Flies“ mit „Lost“ und einem 80er-Jahre-Teenie-Drama kombiniert.

Bei „Yellowjackets“ handelt es sich um den Spitznamen der Fußballerinnen der lokalen Highschool aus New Jersey. Diese wollen nach dem Gewinn der Landes-Finals zu den State-Finals fliegen, stürzen dabei aber mitten im Nirgendwo von Kanada ab und sind auf sich selbst gestellt. Die Serie spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen: 1996 im Jahr des Absturzes sowie 25 Jahre später in der Gegenwart. Dort weiß man als Zuseher nicht, was damals vor 25 Jahren in der Wildnis Kanadas passiert ist und welche Opfer die Mädchen bringen (bzw. machen) mussten, um zu überleben. Dies erfährt man dann erst nach und nach.

Die Serie dreht dem Zuschauer manchmal den Magen um, ist aber aufgrund der Psycho-Horror-Elemente überaus faszinierend. Der 90er-Jahre Soundtrack mitsamt dem 90er-VHS-Intro sorgt für eine große Portion an Nostalgie. Der Pilot wurde bereits im September 2019 gedreht, aufgrund der Pandemie kam es jedoch zu einer langen Unterbrechung, die restlichen Folge wurden erst im Mai 2021 gedreht. Die Schauspielerinnen sind in Folge 2 also fast zwei Jahre älter als in Folge 1. Vermutlich auch ein Novum im Serien-Bereich. Bereits nach der Ausstrahlung des Pilots im Winter 2021 wurde die Serie von Showtime für eine 2. Staffel verlängert. Lynskey gewann für ihre Rolle den Critics Choice Award für die beste Schauspielerin in einer Drama-Serie.

1 – Stranger Things (4. Staffel | Netflix)

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7 Folgen
Cast: Millie Bobby Brown, Winona Ryder, David Harbour, Finn Wolfhard, Gaten Matarazzo

Einschätzung: Ich habe beginnend mit Dezember mehrmals überlegt, welche Serie ich heuer auf den 1. Platz setze. Yellowjackets war eine Möglichkeit. BCS war eine Möglichkeit. Doch ich habe mich ultimativ für „Stranger Things“ entschieden, weil die Serie mit einem unvergesslichen Moment TV-Geschichte aufwarten kann. Jene knapp fünfminütige Szene, welche dem 80er-Klassiker „Running Up The Hill“ von Kate Bush zur #1 in vielen Ländern der Erde verholfen hatte und Sadie Sink zum neuen Star gemacht hat, ist einfach nur pure Magie. Ich habe mir diese Szene vermutlich mehr als 10 oder 12x angeschaut, eben weil sie in jeglicher Hinsicht perfekt ist.

Doch ST4 ist mehr als „nur“ diese Szene. Die Duffer-Brüder schaffen es, die Serie auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Die Entwicklung der einzelnen (mitunter liebgewonnenen) Protagonisten ist konsistent und logisch erzählt. Die Story schafft es immer wieder, mit Überraschungen aufzuwarten und abgesehen davon keine inhaltlichen Lücken aufzureißen. Ich hatte mir während S4 eigentlich gedacht, dass es sich dabei um die letzte Staffel der Serie handeln würde, denn so langsam werden die Kids dann doch etwas (zu) alt. Doch Netflix hatte kurz nach Release von S4 verlautbart, dass S5 vermutlich im Sommer 2024 erscheinen würde, zum jetzigen Stand als diesmal wirklich letzte Staffel der Serie. Aus dem einstigen Sommerhit ist ein globales Phänomen geworden, welches die Karriere von Winona Ryder wiederbelebt hat, die Karriere von David Harbour so richtig gestartet hat und gleichzeitig eine Armada von Nachwuchsschauspieler:innen weltweit bekannt gemacht hat.


Weitere Serien

Wie schon eingangs erwähnt, haben es heuer einige starke Serien nicht in meine Liste geschafft. Darunter u.a. „Welcome To Wrexham“ (Disney+), die Doku von Ryan Reynolds und Rob McElhenney rund um die Übernahme des walisischen Fußballclubs Wrexham AFC. Die letzte Staffel von „Ozark“ (Netflix) rund um die drogendealende Familie Byrde ist ein Opfer des starken Serienjahres. Julia Garner brilliert erneut in ihrer Rolle als Ruth, für die sie bereits zwei Emmys gewinnen konnte, aber für meinen Geschmack wiederholen sich einige Dinge bzw. sind viele Dinge erwartbar.

Die zweite Staffel von „The White Lotus“ (sky) über superreiche Gäste eines Nobelhotels (diesmal in Taormina/Sizilien) ist eine absolute Empfehlung, aber ich wüsste nicht welche andere Serie ich dafür so spät im Jahr noch aus meiner Liste hätte kicken sollen. „Abbott Elementary“ (Disney+) ist eine Mockumentary im Stil von The Office oder Parks & Recreation und konnte heuer einige Emmys abräumen. „Bosch: Legacy“ (Prime Video bzw. FreeVee) setzt Altbewährtes rund um den LA-Cop nahtlos fort, was auch für „Only Murders In The Building“ (Disney+) gilt.

Die zweite Staffel von „Russian Doll“ (Netflix) konnte leider im Gegensatz dazu nicht an die innovative erste Staffel anknüpfen. „Outer Range“ (Prime Video) ist eine Mystery-Sci-Fi-Serie mit Josh Brolin in der Hauptrolle, welche viel Potential hat, aber leider im Laufe der Staffel einige inhaltliche Schwächen offenbart hatte.

„Jack Ryan“, „The Terminal“ und „Reacher“ (jeweils Prime Video) sind solide Action-Kracher, welche ich ohne weiteres empfehlen kann. „The Resort“ (Peacock) ist ein Indie-Insider-Tipp mit Cristin Milioti (die Mutter aus HIMYM) in der Hauptrolle in einer Serie von Sam Esmail (Mr. Robot). Last but not least habe ich „The Staircase“ (sky) geschaut, eine Serie mit Oscarpreisträger Colin Firth (The King’s Speech) auf Basis einer Dokumentation rund um einen mysteriösen Todesfall.