Aufgrund des eingangs in meiner Bestenliste der Filme beschriebenen Faktors (Stichwort: Masterarbeit), halte ich mich heuer auch bei der Beschreibung meiner Lieblingsserien relativ kurz. Zu Beginn wie jedes Jahr ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:
Ich habe mein eigenes Bewertungssystem im Vergleich zu den letzten Jahren nicht geändert. Wie schon in den vergangenen Jahren besteht meine Liste heuer aus Serien bzw. Staffeln, welche im Kalenderjahr 2023 ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben (mit jedoch einer Ausnahme, mehr dazu später). Wie schon zuvor habe ich auch heuer den Metascore (von den Kritikern) und den IMDb-Score (von den Zuschauer:innen) bewusst weggelassen. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet.
Golden Globes 2024: Beste TV Serie – Drama, Beste Hauptdarstellerin in einer TV Serie – Drama (Sarah Snook), Bester Hauptdarsteller in einer TV Serie – Drama (Kieran Culkin), Bester Nebendarsteller in einer TV Serie – Drama (Matthew MacFadyen)
Golden Globes 2024 (3): Beste TV Miniserie, Beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie (Ali Wong), Bester Hauptdarsteller in einer Miniserie (Steven Yeun)
Golden Globes 2024 (3): Beste TV Serie – Comedy, Bester Hauptdarsteller in einer Comedyserie (Jeremy Allen White), Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie (Ayo Edebiri) Golden Globes 2023 (1): Bester Hauptdarsteller in einer Comedyserie (Jeremy Allen White)
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2023/12/the-bear-serie.jpg10131800Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2024-01-14 19:06:412024-01-14 19:06:41Best of 2023: Serien
Aufgrund der Tatsache, dass ich nach den 98.636 Wörtern meiner im September abgegebenen Masterarbeit noch immer nicht wirklich (wieder) schreibmotiviert bin, halte ich mich bei der Beschreibung der Filme heuer teilweise relativ kurz. Wie jedes Jahr beginne ich meinen Jahresrückblick mit einer Übersicht meiner Lieblingsfilme der vergangenen zehn (!) Jahre, ich gehe mit meiner Liste nun also in die zweite Dekade:
Wie üblich beginne ich mit einer kurzen Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im heurigen Fall) 28.12 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2022 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Jedoch stammen alle zehn der heurigen Filme auf der Liste aus der „2024-Awards-Season“. In Klammer die Plattform oder das Medium, auf/in der ich den jeweiligen Film gesehen habe.
Die Bewertungen von IMDb (= Zuschauerwertung) und Metascore (= Kritikerwertung) lasse ich wie schon letztes Jahr in meinen Reviews bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung über diese Filme bilden soll. Ich habe jedoch jeden Filmtitel mit der dazugehörigen IMDb-Seite verlinkt, die relevanten Zahlen sind also maximal einen Klick entfernt.
Nachdem meine Reichweite auf Twitter (ich sage sicherlich nicht X dazu) und auch Bluesky doch einigermaßen gewachsen ist, an dieser Stelle auch ein Disclaimer: ich bin weder (Film-)Journalist noch will ich hier irgendwie einen auf Film-Kritiker oder Film-Experte machen – ich bin lediglich ein Filmliebhaber und dies seit mehr als 30 Jahren, daher freue ich mich jedes Jahr wieder über positives Feedback zu meinen kleinen Rezensionen :)
Ja, bei BlackBerry geht es wirklich um das Mobiltelefon, welches noch vor dem Siegeszug von Apple die Geschäftswelt in Nordamerika dominierte. Der Film beruht auf dem Buch „Losing the Signal: The Untold Story Behind the Extraordinary Rise and Spectacular Fall of BlackBerry“ und berichtet vom Aufstieg und Fall des kanadischen Unternehmens R.I.M. (Research In Motion). Im Mittelpunkt der Handlung steht die Geschäftsbeziehung zwischen dem Mitgründer Mike Lazaridis (Jay Baruchel) und dem als Co-CEO neu hinzugekommenen Jim Balsillie (Glenn Howerton).
Der Film wartet mit hierzulande kaum populären Schauspielern auf (aus dem Ensemble ist maximal noch Robin-Hood-Darsteller Cary Elwes einigermaßen bekannt) und wurde zu 100% im Heimatland von BlackBerry in Kanada produziert, wo er allerdings auch nur knapp eine Million USD an den Kinokassen einspielen konnte. Aufgrunddessen konnte der Film kaum in andere Länder verkauft werden, was äußerst schade ist, weil er kurzweilig, spannend und gut erzählt ist.
In einem Jahr, in dem Hollywood damit begonnen hat, Gegenstände zu verfilmen (u.a. neben „Barbie“ auch „Tetris“), ist BlackBerry bei den Zuschauer:innen auf der Strecke geblieben, hierzulande nicht einmal in die Kinos gekommen und ist ohne VPN auch auf keinen Streamingportalen zu sehen. Für Tech-Interessierte ist der Film jedoch eine Empfehlung meinerseits, weil man u.a. auch den Siegeszug des iPhones aus einer andereren Perspektive erzählt bekommt und glaubhaft vermittelt, was passiert, wenn man auf falsche Produktionsprozesse und/oder Features setzt :x
Bei D&D (das ich nie gespielt habe, weder analog noch digital) hätte ich mir zu Beginn des Jahres niemals gedacht, dass dieser Film auf meiner Bestenliste landen würde. Im Gegenteil, die Prämisse hatte sich für mich nach einem Flop mit Anlauf angehört. Doch John Francis Daley ist mit diesem Film eine spritzige, wortwitzige und kurzweilige Fantasy-Actionkomödie gelungen, welche an den Kinokassen zwar nicht so erfolgreich war wie vom Filmstudio erwartet (was primär an der Negativ-Berichterstattung gelegen ist, bevor der Film überhaupt irgendwo aufgeführt wurde), wurde letztendlich aber sowohl von den Kritikern als auch von den Kinogängern positiv aufgenommen.
Ein charismatischer Dieb (Chris Pine) bricht mitsamt einer Gruppe (u.a. Michelle Rodriguez, Sophia Lillis) ungewöhnlicher Abenteurer (sowas wie eine Außenseiter-Truppe) zu einem epischen Quest auf, um ein verlorenes Relikt wiederzuerlangen. Doch sie legen sich laufend mit den falschen Leuten an und kommen immer wieder in gefährliche Situationen. Die Tonalität des Films ist stets passend zwischen ernsthaft und humorvoll ausbalanciert. Alles in allem ist D&D sicher einer der besten Fantasy-Filme der letzten Jahre, vor allem bei der Szene mit der „Ja“-Mumie musste ich wirklich laut lachen, was mir im Grunde nur selten passiert.
Die Evolution der M:I-Reihe ist durchaus bemerkenswert. Nach einem guten Start (unter Altmeister Brian DePalma), einer miesen Fortsetzung (unter John Woo) und zwei okayishen Fortsetzungen (von J.J. Abrams und Brad Bird) sitzt seit mittlerweile drei Filmen Christopher McQuarrie (Oscarpreisträger für das beste Originaldrehbuch für „The Usual Suspects“) am Regiestuhl und zeichnet sich auch für das Drehbuch verantwortlich. Die Zusammenarbeit mit dem ausführenden Produzenten Tom Cruise liefert genau das, was der Titel verspricht: (Spionage-)Action, atemberaubende Stunts und unzählige brenzlige Situationen, die auf den letzten Drücker gelöst werden.
Zur Handlung schreibe ich in diesem Fall fast überhaupt nichts – jede/e wer schon mal einen Film aus der M:I-Reihe gesehen hat, weiß dass die Welt einmal mehr von Ethan Hunt und seinem EMF-Team gerettet werden muss, diesmal vor einem KI-System. Aufgrund der COVID-19-Pandemie kam M:I 7 mit einer enormen Verspätung von fast zwei Jahren ins Kino. Ähnlich wie bei anderen Filmreihen (z.B. Harry Potter oder Hunger Games) entschied man sich ebenfalls dazu, das Finale auf zwei Filme aufzuteilen und diese mit einem Abstand von zwei Jahren in die Kinos zu bringen, Dead Reckoning Part 2 soll im Mai 2025 in unsere Kino kommen.
Aufgrund der oben genannten Probleme rund um die Pandemie, Produktionsstopps und Verschiebungen sprengte M:I 7 das vorhandene Budget und stand mit über 400 Mio. USD zu Buche. Das Einspielergebnis von 570 Mio. USD ist daher relativ enttäuschend, obwohl der Film bei den Kritikern gut ankam. Trotz einer Länge von 164 Minuten ist der Film relativ kurzweilig, hält die eine oder andere Überraschung parat (mit denen man aufgrund der Historie bei M:I jedoch fast schon rechnet) und bildet das Fundament für das (zumindest vorläufige) Ende der M:I-Reihe, welche Actionfans dann fast für 30 (!) Jahre zwischen 1996 und 2025 begleitet haben wird.
Im Grunde muss man über John Wick oder die Handlung nicht viele Worte verlieren. Das vierte Kapitel bildet den Abschluss der Geschichte rund um den ehemaligen Auftragskiller, der im Laufe der Jahre gefühlt eine vierstellige Anzahl von Bösewichten und dunklen Gestalten auf dem Gewissen hat. Erneut setzt ein JW-Film neue Maßstäbe wenn es um choreographierte Actionsequenzen und Kampfszenen geht, vor allem eine Häuserschlacht aus Vogelperspektive und die Stiegen vor dem Sacré-Cœur de Montmartre bleiben im Gedächtnis.
Dezember 1970 – die Schüler einer Privatschule für Jungen in Massachusetts bereiten stehen knapp vor den Weihnachtsferien. Nur eine kleine Menge von Schülern muss auch die 14 Tage rund um die Feiertage im Internat bleiben, weil ihre Eltern anderweitige Pläne haben und/oder ihre Bälger nicht um sich haben wollen. Diese „Holdover“ Schüler (= sie werden währen der Ferien zurückgehalten) werden während dieser Zeit vom strengen und griesgrämigen Geschichte-Professor (Paul Giamatti) betreut. Einer der Schüler ist Angus Tully (Dominic Sessa), ein intelligenter aber rebellischer Junge, der schon von mehreren Privatschulen geflogen ist. Während der gemeinsamen Zeit im hochwinterlichen Internet lernen die beiden sich besser kennen und verstehen allmählich, wieso der jeweils andere so ist, wie er denn ist.
„The Holdovers“ ist nicht nur aufgrund der Jahreszeit sowas wie ein Weihnachtsfilm, denn neben dem Setting is auch die Story bzw. die Story-Entwicklung herzerwärmend. Nach einem eher durchschnittlichen Film (Downsizing) ist Alexander Payne (Sidways, Nebraska, Election) wieder ein dialoglastiges Kleinod gelungen, im dem vor allem Giamatti brilliert, dessen Nominierung für den Oscar als bester Hauptdarsteller quasi beschlossene Sache ist. Neben Regie und Production Design bleibt auch der ruhige 70er-Jahre-Soundtrack im Gedächtnis.
Bei „Killers Of The Flower Moon“ (KOTFM) handelt es sich um US-Geschichtsbewältigung aus der Feder von Martin Scorsese. Kurz zur Handlung: in den 1920er-Jahren werden nach und nach Mitglieder des Osage-Stammes (Bundesstaat Oklahoma) ermordet, nachdem auf ihrem Land Öl gefunden wurde und sie dadurch zu Reichtum gekommen waren. Das löst eine Untersuchung des FBI, aus. Währendessen stoßen die Bundesbeamten in ein Wespennest aus Korruption und Mord.
Für mich ist KOTFM in jeder Hinsicht ein guter und auch deprimierender Film, aber sicherlich nicht der beste Film von Marty Scorsese. Er ist jedoch – trotz Überlänge und mMn vielen Gelegenheiten, einige Passagen zu kürzen – deutlich kurzweiliger als seine letzte Arbeit „The Irishman“. Es ist auch nicht die beste Rolle von Leonardo Di Caprio, obwohl seine Darbietung freilich keine Wünsche offen lässt. Glaubt man den aktuellen Wettquoten, so wird es diesmal – dank Cilian Murphy und Bradley Cooper – auch nichts mit seinem zweiten Oscar werden, die (siebte) Nominierung (als Darsteller) erscheint ihm jedoch sicher.
Die Schau wird ihm jedoch (zurecht) von Lily Gladstone gestohlen, die aktuell Quotenfavoriten auf den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin ist. Ihre Darstellung der von Schmerz und Schuldgefühlen geplagten Osage-Ehefrau von Di Caprio ist auch mir im Gedächtnis geblieben. Ich attestiere dem Film gute Chancen auf einen Oscar-Gewinn für den Score (die letzte Arbeit des kurz danach verstorbenen Robbie Robertson), ansonsten dürfte der Film jedoch eher hinter den initial hochgesteckten Erwartungen bleiben.
Bei „Past Lives“ (dt. Tagline „In einem anderen Leben“) handelt es sich um das Erstlingswert der südkoreanischen Regisseurin Celine Song, für das die 33-jährige heuer auch im Rennen um den Goldenen Bär in Berlin war. Sein Debut feierte der von A24 finanzierte Film (die letztes Jahr mit „Everything Everywhere All At Once“ bei den Oscars abräumen konnten und heuer mit „The Zone Of Interest“ ein weiteres Ass im Oscar-Rennen haben) auf dem Sundance-Festival, womit er das Bilderbuch-CV eines Indiefilms vorweisen kann. Auf diversen Kritikerportalen wie Rotten Tomatoes oder Metacritic wartet der (teilweise in südkoreanisch, teilweise in englisch gedrehte) Film mit nahezu perfekten Bewertungen auf und darf sich auch berechtigte Hoffnungen auf eine Handvoll Oscar-Nominierungen (Film, Regie, Hauptdarstellerin, Originaldrehbuch) machen.
Das laut eigener Aussage autobiografisch geprägte Werk handelt von einer aus Südkorea stammenden Frau (Greta Lee, bekannt aus „The Morning Show“), die über mehrere Jahrzehnte und Kontinente (Asien/Amerika) hinweg zwischen ihrer platonischen Jugendliebe (Teo Yoo) und sich selbst hin- und hergerissen ist. „Past Lives“ ist einfühlsam, berührend und vor allem eine Szene relativ am Ende drückt ziemlich stark auf die Tränendrüse. Am ehesten lässt sich der Film in puncto Melancholie und Sehnsucht mit der „Before“-Filmreihe von Richard Linklater vergleichen und ist damit an eine eher kleinere Seherschaft gerichtet.
Das Justizdrama, welches zu großen Teilen in einem Gerichtssaal spielt, handelt von einer in der Nähe von Grenoble lebeenden deutschen Romanautorin (gespielt von Sandra Hüller, die heuer den großen Durchbruch geschafft hat und auch die Hauptdarstellerin in „The Zone Of Interest“ spielt). Als ihr Ehemann (Swann Arlaud) nach Reparaturarbeiten am eigenen Chalet vom Dach stürzt, findet der 11-jährige (sehbehinderte) Sohn seinen blutüberströmten Vater und alarmiert anschließend seine Mutter – die Einsatzkräfte können jedoch nur mehr den Tod feststellen.
Die Todesursache bleibt zunächt ungeklärt, es herrscht Unklarheit darüber, ob er vom Dach gefallen ist, oder nach einer Auseinandersetzung mit seiner Ehefrau von ebendieser vom Dach gestoßen wurde. Die Protagonistin wird nach widersprüchlichen Aussagen und Ermittlungen der Forensiker letztendlich des Mordes angeklagt. Das ist kein Spoiler, weil das im Grunde alles im ersten Drittel des Films passiert und dies auch vom Filmtitel verraten wird ;)
„Anatomy of a Fall“ ist ein intelligentes und wortgewaltiges Gerichtsdrama, welches die nur scheinbar heile Welt zwischen beiden Ehepartnern nach und nach aufdeckt und Abgründe einer Ehe ans Tageslicht bringt. Vor allem der Staatsanwalt (Antoine Reinartz) lässt sich als Antagonist des Filmes charakterisieren, der dreisprachig (französisch, englisch und deutsch) gedreht wurde und von der Performance von Sandra Hüller (bekannt aus „Toni Erdmann“) getragen wird, deren Oscarnominierung als beste Hauptdarstellerin ziemlich wahrscheinlich ist.
Der Film wurde bei den Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt und gewann dort die Goldene Palme. Der Film wäre auch als bester Auslandsfilm bei den Oscars gehandelt worden, jedoch entschied sich Frankreich (für die meisten völlig unverständlicherweise) für eine Nominierung von „The Taste of Things“ (einem Historiendrama mit Juliette Binoche als Köchin). Was von diesem Film u.a. auch in Erinnerung bzw. im Ohr bleibt, ist die Reggae-Version des 50 Cent Songs „P.I.M.P“ – wer den Film sieht, wird schon bald wissen, wovon ich schreibe.
Saltburn ist die „Sophomore“-Regiearbeit von Emerald Fennell, die vor drei Jahren für ihr Debut „Promising Young Woman“ (mein #1 Film des Jahres 2020) u.a. auch den Oscar für das Beste Originaldrehbuch gewinnen konnte. Und holy shit, mit diesem Film ist ihr eine Arbeit gelungen, welche noch länger im Gedächtnis rattern wird.
Oliver Quick (gespielt von Barry Keoghan, letztes Jahr für „The Banshees Of Inisherin“ für den Oscar als Bester Nebendarsteller nominiert) ist ein Oxford-Student auf Stipendium-Basis, der sich mit dem aristokratischen Sprössling Felix Catton (Jacob Elordi) anfreundet und von ihm dazu eingeladen wird, den Sommer gemeinsam im Familienschloss Saltburn zu verbringen. Die Cattons (gespielt von den Oscarnominierten Rosamund Pike (Gone Girl) und Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)) sind abgehoben, exzentrisch, verschwenderisch und alles was man sich von weltfremden Superreichen erwarten würde. Weiter will ich auf die Handlung nicht eingehen.
Aus der Außenseiter-Geschichte entwickelt sich sowas wie eine Psychothriller-Horrorfilm-Satire mit einzigen Szenen, für die man einen guten Magen bzw. gute Nerven benötigt. Bei einigen Dialogen (vor allem Oneliner von Rosamund Pike) weiß man kurzzeitig nicht, ob man lachen oder entsetzt dreinblicken soll. Saltburn ist amüsant, verstörend, überraschend und böse. Manchen Kritiker:innen zu übertrieben. Vor allem die schauspielerische Leistung von Keoghan ist bemerkenswert. Ich habe irgendwo „Goth Feverdream“ und „Twisted Goth Tale“ als Beschreibung für den Film gelesen und das trifft es ziemlich gut. Wenn ihr euch den Film anschaut, behauptet im Nachhinein bitte nicht, dass ich euch nicht gewarnt hätte ;)
Wer mich kennt, weiß dass es heuer in meiner Bestenliste nur einen Sieger geben konnte. Oppenheimer ist ein cineastisches Meisterwerk aus der Hand von Christopher Nolan, meinem absoluten All-Time-Lieblingsregisseur. Wer es schafft, mit einem dreistündigen dialoglastigen Biopic fast ohne jegliche Action über den Vater der Atombombe fast eine Milliarde USD an den Kinokassen einzunehmen, der muss seinen Job ziemlich gut verstehen.
Der Barbenheimer-Hype des Sommers hat das seine dazu beigetragen. Dieser wurde deswegen ermöglicht, weil sich Nolan bei Oppenheimer erstmals von seinem „Mutterschiff“ Warner Bros. abwandte, weil er mit deren Plänen rund um „Tenet“ im Corona-Sommer 2020 nicht einverstanden war (Anm. Warner wollte „Tenet“ nicht nur ins Kino bringen, sondern zeitgleich auf Streaming-Services veröffentlichen, was für Nolan als Verfechter von cineastischen Erlebnissen und IMAX-Fetischisten nicht in Frage kam). Die Platzierung von „Barbie“ mit dem gleichen Startdatum wie Oppenheimer (das Nolan mit Universal drehte) war dann sowas wie späte geplante Rache von Warner.
Nur ging der Schuss nach hinten los und zwei völlig konträre Filme pushten sich gegenseitig und wurden ultimativ zwei der drei erfolgreichstren Filme des Jahres. Barbenheimer ist auch der Sieg von Originalität über Marvel- und DC-Filme und Endlos-Fortsetzungen wie Fast & Furious. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren sind übrigens die drei erfolgreichsten Filme (daneben noch „The Super Mario Bros“) des Jahres allesamt keine Sequels oder Superhelden-Filme.
Zu Oppenheimer selbst: gebt dem Film, der Regiearbeit, dem Hauptdarsteller Cilian Murphy (in seiner ersten Hauptrolle nach zahlreichen Zusammenarbeiten mit seinem „Mentor“ Nolan), der Kameraarbeit von Hoyte van Hoytema, dem Schnitt, dem Sound, dem adaptierten Drehbuch und dem Score von Ludwig Göransson alle Oscars dieser Welt. Ich war nach den drei Stunden im klimatisierten Kinosaal komplett fertig und durchgeschwitzt, psychisch und physisch. So lange es Regisseure wie Christopher Nolan oder Quentin Tarantino gibt, wird es auch weiterhin Kinoevents fernab vom end- und seelenlosen Streaming- und Fortsetzungswahnsinn in Hollywood geben.
Knapp nicht unter den Top 10
May December (Netflix), Dumb Money (PPV), Maestro (Netflix), Fair Play (Netflix), The Wonderful Story of Henry Sugar (Netflix)
Gesehen und für okay befunden
Barbie (Kino), Guy Ritchie’s The Covenant (Amazon), The Equalizer 3 (PPV), Tetris (Apple TV+), No Hard Feelings (PPV)
Kategorie „Enttäuschungen“
Indiana Jones and the Dial of Destiny (Disney+), Amsterdam (Disney+), The Killer (Netflix), Napoleon (Kino), Pain Hustlers (Netflix), Leave The World Behind (Netflix)
Was ich noch nicht gesehen habe
Poor Things (Yorgos Lanthimos), The Zone Of Interest (Jonathan Glazer), All Of Us Strangers (Andrew Haigh), Fallen Leaves (Aki Kaurismäki), Passages (Ira Sachs), Hit Man (Richard Linklater)
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2023/12/oppenheimer_movie.jpg640960Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2023-12-28 20:16:182024-01-01 22:09:03Best of 2023: Filme
Anlässlich meines 40. Geburtstages habe ich mich dazu entschlossen, eine Liste meiner Lieblingsfilme, Lieblingsalben und Lieblingssongs aus den vergangenen 40 Jahren zu erstellen.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2023/06/40-jahre-special.jpeg10241024Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2023-06-24 09:00:282023-06-24 10:07:4340 Years of me – Best of Movies, Albums & Songs
Q: Du hast schon länger keinen Artikel mehr für 90minuten.at geschrieben. Auch auf deinem Blog hast du schon länger nichts mehr gepostet. Warum?
A: Weil ich neben meinem Vollzeit-Job aktuell an meiner Masterarbeit am MCI arbeite und daher über jede Minute froh bin, welche ich nicht vor einem PC oder Notebook verbringen muss.
Q: Wann wirst du wieder etwas schreiben? Wirst du mal wieder etwas schreiben?
Über die SV Ried werde ich vermutlich erst 2024 wieder etwas schreiben, völlig unabhängig von einem möglichen Abstieg oder Klassenerhalt. Mein „Comeback“ im Blog habe ich aktuell für meine Film- und TV-Highlights des Jahres Ende Dezember geplant.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2023/05/why-you-write-no-article.jpeg10241024Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2023-05-15 21:11:342023-05-15 21:20:16Why U Write No Article?
Wie jedes Jahr beginne ich meinen Jahresrückblick mit den Lieblingsfilmen der vergangenen Jahre. Nachdem ich hier auf nunmehr neun Jahre an Historie zurückblicken kann, ist dies heuer gleichbedeutend mit dem 10. Jubiläum meiner jährlichen Filmrankings. An dieser Stelle möchte ich mich für das ernst gemeinte Interesse über diese Jahre hinweg bedanken. Ohne das Feedback das ich von euch bekomme, würde es diese Liste in dieser Detailliertheit vielleicht schon länger nicht mehr geben.
Wie üblich beginne ich mit einer kurzen Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im heurigen Fall) 28.12 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2021 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Neun der zehn heurigen Filme auf der Liste stammen aus der 2023-Awards-Season, nur ein Film ist bereits in der 2022-Season gelaufen.
Die Bewertungen von IMDb (= Zuschauerwertung) und Metascore (= Kritikerwertung) lasse ich wie schon letztes Jahr in meinen Reviews bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung über diese Filme bilden soll. Ich habe jedoch jeden Filmtitel mit der dazugehörigen IMDb-Seite verlinkt, die Zahlen sind also maximal einen Klick entfernt.
Ich bin kein großer Fan von Horrorfilmen bzw. besser gesagt von den Splatter- oder Torture-Porn Subgenres an sich. Dafür kommen in regelmäßigen Abständen Horrorfilme heraus, welche auch mit innovativen Handlungen überzeugen können. Darunter fallen für mich beispielsweise „The Cabin In The Woods“, „Hereditary“, „The Babadook“ und jetzt eben „Barbarian“.
Das Regie- und Drehbuch-Debut von Zach Gregger beginnt damit, dass eine Frau namens Tess (Georgina Campbell) in ihrem Airbnb in einer heruntergekommenen Gegend von Detroit einchecken will, das Haus jedoch aufgrund einer Doppelbuchung über eine andere Plattform bereits von einem Mann namens Keith (Bill Skarsgard) besetzt ist. Die beiden beschließen, aufgrund der Abgelegenheit des Grundstücks und der nächtlichen Stunde, die Nacht in getrennten Zimmern des Hauses zu verbringen. Als sich Tess am nächsten Tag unabsichtlich im Keller einsperrt, entdeckt sie bei der Suche nach Werkzeug eine Geheimtür, hinter der sich ein Gang zu einem Zimmer befindet. Ab diesem Moment beginnt für die beiden Protagonisten das Grauen und für die Zuschauer konstanter Jump-Scare-Alarm.
Mit einem Budget von 4.5 Millionen USD ist Barbarian eine (teilweise in Bulgarien gedrehte) Billigproduktion, welche aber im heurigen Sommer aufgrund von guten Kritikerbewertungen zu einem Geheimtipp wurde und im Endeffekt das zehnfache dieser Kosten in den Kinos einspielen konnte. In der Handlung befinden sich gerade im letzten Teil des Filmes einige Logik-Löcher, welche den allgemein gruseligen bzw. nachhaltigen Eindruck des Filmes jedoch nicht wirklich schmälern. Wer sich den Film anschaut, wird ständig seine Hände oder eine Decke in der Nähe der Augen bereit halten und über die Vorgänge im Keller des Hauses nicht allzu lange nachdenken wollen.
„Knives Out“ war im Jänner 2020, kurz vor Beginn der COVID-19-Pandemie, ein Überraschungshit in den Kinos, der nicht nur bei den Kritikern sondern auch beim Publikum gut ankam und das Vielfache seines Budgets einspielen konnte. Daher war es keine Überraschung, als Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson („Looper“, „Star Wars: The Last Jedi“) von Netflix unter Vertrag genommen wurde um mehrere Fortsetzungen aus dem Whodunit-Universum zu konzipieren. Im Vergleich zum ersten Teil ist diesmal allerdings nur der seltsame aber brillante Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig mit herrlichem Südstaaten-Akzent) wieder an Bord.
Er wird vom exzentrischen Milliardär Miles Bron (Edward Norton, der bei der Auslegung seiner Rolle ziemlich an einen gewissen Elon Musk erinnert) auf dessen pompöse Villa auf einer Insel in Griechenland eingeladen, um als Stargast bei einem jährlich durchgeführten Murder-Mystery-Dinner teilzunehmen. Dort sind auch die Wegbegleiter des Tech-Milliardärs (Janelle Monae, Dave Bautista, Kathryn Hahn, Leslie Odom Jr.) versammelt, die alle in ihren Jobs und Tätigkeiten geldmäßig zu einem großen Teil von Bron abhängig sind. Auch wenn Monae die Hauptrolle in „Glass Onion“ spielt, so war für mich in ihrer Rolle trotzdem Kate Hudson am komischsten, die als Modeikone „Birdie Jay“ dialogtechnisch und auch optisch stark an ihre Mutter Goldie Hawn erinnert.
„Glass Onion“ ist vielleicht nicht ganz so überraschend oder fintenreich wie „Knives Out“, aber es gibt Dutzende komische Momente, Hommagen und auch jede Menge an Easter Eggs. Die Story ist grundsolide und einige Szenen lade gerade zu dazu ein, den Film zumindest ein zweites Mal anzuschauen. Bei den Golden Globes wurde der Film als beste Komödie nominiert und Daniel Craig (zurecht) als bester Hauptdarsteller in einer Komödie. Übrigens wurde der Sub-Titel „A Knives Out Mystery“ von Netflix zum Missfallen von Rian Johnson diktiert, der den Film lieber nur „Glass Onion“ genannt hätte.
Christopher Nolan hat mit seiner „Dark Knight Trilogie“ (für mich) den absoluten Benchmark für Comic-Verfilmungen gesetzt. Es gibt jedoch auch Kritiker, welche seine Trilogie als eine zu starke Abweichung vom Comic-Genre bezeichnet haben. Mit „The Batman“ hat sich nun Matt Reeves („War For The Planet Of The Apes“) an die Umsetzung des meistverfilmten DC-Comics gewagt. Es handelt sich dabei um die bislang düsterste (Kino-)Umsetzung der Geschichte des Fledermausmannes.
Batman bzw. Bruce Wayne (Robert Patterson) ist hier kein unverwundbares Muskelpaket wie Christian Bale in der Nolan-Trilogie, sondern gezeichnet von seinen physischen Auseinandersetzungen mit der Unterwelt von Gotham City. Als der Bürgermeister von Gotham von einem Verbrecher namens „The Riddler“ (Paul Dano) umgebracht wird, heftet sich Batman an die Fersen des psychopathischen Mörders und deckt dabei nach und nach ein großes Netz an Korruption und Lügen in der Stadtpolitik auf. Wenn man an die Rolle des Riddler denkt, dann hat man (zumindest in meinem Alter) fast zwangsweise die Bilder von Jim Carrey aus der 1995er-Verfilmung von „Batman Forever“ im Kopf. Mit diesem Schurken hat die Version von Dano jedoch rein überhaupt nichts gemeinsam. Hier handelt es sich um einen Bona-Fide-Psychopathen, der hinsichtlich Mimik und Verkleidung auch einem Horrorfilm entsprungen sein könnte.
Neben Dano als Riddler fasziniert auch Colin Farrell als Pinguin, der dank Makeup-Kunst und Prothesen-Magie für diese Rolle völlig unerkenntlich gemacht wurde. „The Batman“ wurde von Kritikern als „ästhetische Avantgarde“ bezeichnet und dieser Ausdruck ist eigentlich ziemlich passend. Man hat öfters das Gefühl, die Bilder stehen im Vordergrund und nicht die Story. Tristesse und Melancholie ziehen sich durch die 177 Minuten des Films, welche um gut und gerne 20-25 Minuten kürzer hätten ausfallen können, weil diese drei Stunden fühlen sich auch wie drei Stunden an. Dennoch sollte man die Version von Reeves auf alle Fälle gesehen haben.
„Everything Everywhere All At Once“ ist ein Film, wie man ihn zuvor noch nicht gesehen hat. Der Sci-Fi-Film von Dan Kwan und Daniel Scheinert („Swiss Army Man“) hatte im März 2022 seine Premiere am SXSW in Austin und hat sich seither immer mehr zu einem legitimen Oscar-Kandidaten gemausert.
Evelyn Wong (Michelle Yeoh) ist eine chinesische Emigrantin in den USA und betreibt dort gemeinsam mit ihrem Mann einen Waschsalon. Durch einen Fehler bei der Steuererklärung bekommt sie es mit dem IRS zu tun. Ihr Mann will sich von ihr scheiden lassen, ihr Vater ist durch nichts und niemanden zufriedenzustellen und dann will ihre lesbische Tochter beim Neujahresdinner auch noch ihre Freundin vorstellen. Kurz vor der völligen Verzweiflung übernimmt in der Steuerbehörde eine Entität namens „Alpha Waymond“ die Kontrolle über ihren Mann und erzählt ihr von existierenden Paralleluniversen und der „Verse-Jump“-Technologie, mit welcher man diese bereisen kann. Dieses Multiversum wird von „Jobu Tupaki“ bedroht und sie müsse ihre Potential nützen, um dies zu verhindern.
Klingt ziemlich seltsam, ist es auch. EEAAO bietet ein Feuerwerk an Action-Sequenzen und skurrilen Ideen, wie man es in dieser Form noch nicht gesehen hat. Vor allem, wenn man zum ersten Mal sieht, was man bei der „Verse-Jump“-Technologie machen muss. Ich würde den Film als „hyperaktiv“ bezeichnen, ohne dass er sich dabei allerdings in Belanglosigkeiten verliert. Yeoh („Tomorrow Never Dies“) manövriert in der Hauptrolle der Evelyn durch diese Achterbahn an Eindrücken und Marial-Arts-Sequenzen, sie hält den Film mit ihren vielen Talenten auch zusammen. Ihr Mann Waymond wird übrigens von Ke Huy Quan dargestellt, der vor knapp 40 Jahren der Weltöffentlichkeit als „Short Round“ in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ bekannt wurde, seither aber nicht mehr mehr wirklich als Schauspieler aktiv war. Aktuell ist er sogar der Quotenfavorit auf den Oscar für den besten Nebendarsteller.
„She Said“ beruht auf dem Buch „She Said – Breaking the Sexual Harassment Story That Helped Ignite a Movement“ der beiden New York Times Journalistinnen Jody Kantor und Megan Twohey, welches wiederum auf der Aufdeckung des Weinstein-Skandals basiert. Der einflussreiche Filmproduzent hatte über Jahrzehnte hinweg seine Machtposition ausgenutzt und Dutzende Frauen belästigt und missbraucht. Durch die Aufdeckungen von Kantor und Twohey wurde im Oktober 2017 auch die #MeToo-Bewegung ausgelöst. Die beiden Journalistinnen wurden 2018 für ihre investigative Arbeit auch mit dem renommierten Pulitzer-Preis in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ ausgezeichnet.
Sie werden im Film der deutschen Regisseurin Maria Schrader (Emmy für die Regie der Miniserie „Unorthodox“) von Carey Mulligan („Promising Young Woman“, „Shame“) und Zoe Kasan („The Big Sick“) dargestellt. Das Drehbuch stammt von Rebecca Lenkiewicz und für die Kamera zeigt sich Natasha Braier verantwortlich. Damit wurden alle relevanten Schlüsselpositionen in diesem Film von Frauen übernommen. Wenn man den Film mit anderen Journalismus-Dramen wie „Spotlight“ oder „The Post“ vergleicht, dann versprüht dieser Film weniger Pathos und fokussiert sich dafür mehr auf die Ethik und die täglichen Anstrengungen des Investigativjournalismus. Obwohl man weiß, wie sich die Story entwickelt, ist „She Said“ trotzdem pausenlos fesselnd und spannend.
Untermalt wird der Film von einem Score von Nicholas Britell („Moonlight“, „Don’t Look Up“), welcher für seine Zusammenarbeit mit Barry Jenkins bekannt ist und bereits dreimal für den Oscar nominiert war. Obwohl Harvey Weinstein der Antagonist der Story ist, sieht man ihn physisch trotzdem nur einmal kurz von der Seite, bei allen anderen Szenen hört man nur seine Stimme am Telefon. Gleiches gilt übrigens auch für Donald Trump, dessen bedrohlich realistische Stimme zu Beginn des Films von SNL-Comedian James Austin Johnson verkörpert wird.
Kaum eine Geschichte wurde so oft verfilmt wie jene von Carlo Collodi über den Jungen aus Holz, dessen Nase wächst wenn er lügt. Meine Generation ist beispielsweise mit der Zeichentrickserie mit dem „Kleines Püppchen, freches Bübchen“ Titelsong von Karel Gott aufgewachsen. Heuer kam es zu gleich zwei neuen Versionen des Kinderbuchklassikers. Zum einen in einer Disney-Version mit Tom Hanks als Meister Geppetto, mit der man sich allerdings nicht länger aufhalten muss.
Ganz im Gegensatz zur düsteren Version von Fantasy-Großmeister Guillermo Del Toro („Pan’s Labyrinth“, „The Shape Of Water“), welche es nach über zehn Jahren Entwicklungszeit heuer im Dezember auf die Streamingplattform von Netflix geschafft hat. In Zusammenarbeit mit Mark Gustafson („The Fantastic Mr. Fox“) entstand dabei eine Stop-Motion-Version der Geschichte, welche gleichzeitig traurig und herzerwärmend ist. Stop-Motion funktioniert übrigens folgenderweise: man bewegt die Puppen in die Ausgangsposition, macht ein Foto. Man bewegt einen Arm oder einen Fuß und macht das nächste Foto. Und so weiter. Kein Wunder also, dass die Dreharbeiten knapp zwei Jahre angedauert haben.
In den Sprechrollen kommen u.a. Christoph Waltz als Antagonist Meister Volpe, Ewan McGregor als Erzähler „Cricket“ und David Bradley als Geppetto zum Einsatz, wobei fast alle Hauptcharaktere auch eine Musical-Nummer haben. Wie man an den Schlagwörtern „düster“, „Stop-Motion“ und „Musical“ erkennt, hat sich Oscar-Preisträger Del Toro also etwas besonderes einfallen lassen, um nicht einfach nur Version XY der Erzählung auf die Leinwand zu bringen. Seine Variante ist nur bedingt für (kleine) Kinder geeignet, aber dafür umso mehr für größere. Pinocchio ist auch der (verdiente) Topfavorit auf den Oscar für den besten Animationsfilm.
Wenn man an Filme aus den 1980ern denkt, dann denkt man wohl unweigerlich auch an „Top Gun“. Der Soundtrack mit Klassikern wie dem Theme von Harold Faltermayer, dem oscarprämierten „Take My Breath Away“ von Berlin oder „Danger Zone“ ist einer der meistverkauften Soundtracks aller Zeiten. Kaum jemand hatte sich 1986 wohl gedacht, dass es 32 Jahre später einen Nachfolger in den Kinos geben werde. Joseph Kosinski („Oblivion“, „Tron: Legacy“) hat am Regieposten für den mittlerweile verstorbenen Tony Scott übernommen. Er war es auch, der mit einer Story-Idee für eine Fortsetzung an Tom Cruise herangetreten war und ihn mit dieser Idee auch zum Dreh eines Nachfolgers überzeugen konnte. Dieses Drehbuch wurde dann letztendlich von Christopher MyQuarrie („The Usual Suspects“, „Mission Impossible: Fallout“) geschrieben, also einem langjährigen Cruise-Kollaborateur.
Der Film heißt bewusst nicht „Top Gun 2″ sondern “ Top Gun: Maverick“, weil diese Person auch im Zentrum der Story steht. Zu Beginn ist Cpt. Pete „Maverick“ Mitchell als Testpilot für ein Hyperschallflugzeug zu sehen, er wird allerdings nach einer Befugnisübertretung zur Top Gun Akademie nach San Diego abkommandiert, wo er die besten F18-Pilot:innen des Landes auf einen scheinbar unmöglichen Einsatz in einem fiktiven osteuropäischen Land vorbereiten soll. Ich hätte mir das nie gedacht, aber „Top Gun: Maverick“ ist einer der besten Filme des Jahres. Die Cast (u.a. mit Ed Harris und Jon Hamm in Nebenrollen) ist perfekt gecastet, die Action passt sowieso, aber auch die Story überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute. Der leider schwer kranke Val Kilmer („Iceman“) hat einen kurzen und emotionalen Auftritt und Miles Teller („Whiplash“) ist als Sohn von Rooster (Anthony Edwards) nicht nur optisch perfekt gewählt.
Für die musikalische Untermalung sorgt das doch recht unkonventionelle Trio aus Harold Faltermayer, Hans Zimmer und .. Lady Gaga, welche den Titelsong beisteuert. Der Film wurde bereits 2018 fertig gedreht und sollte im Frühjahr 2020 in die Kinos kommen. Cruise, Jerry Bruckheimer und Paramount entschlossen sich allerdings dazu, den Film während der Pandemie nicht in die Kinos zu bringen und ebenso wenig auf Streaming-Plattformen zu veröffentlichen. Dies sollte im Endeffekt die richtige Entscheidung sein, denn der Film hat weltweit nicht nur knapp 1.5 Milliarden USD eingespielt und ist damit der kommerziell erfolgreichste Film des Jahres 2022, sondern ist auch bei den Kritikern gut angekommen. „Top Gun: Maverick“ ist einer dieser Filme, den man eigentlich auf der großen Kinoleinwand und mit Dolby Atmos gesehen haben muss. Egal was man von Tom Cruise halten mag – aber Action im großen Stil kann er wie kaum ein Zweiter.
Kaum ein Regisseur hat die letzten vier Jahrzehnte derart geprägt wie Steven Spielberg. „E.T.“ war 1982 der Film mit dem weltweit höchsten Einspielergebnis aller Zeiten, bevor er 1993 von seinem „Jurassic Park“ abgelöst wurde. Mit den Kriegsfilmen „Schindlers Liste“ (1994) und „Saving Private Ryan“ (1999) hat er seine beiden Oscars für die beste Regie gewonnen. Mit „The Fabelmans“ bringt Spielberg nun seinen bis dato persönlichsten Film auf die Leinwand, weil es sich dabei um seine (semi-)autobiographische Story handelt. Großmeister John Williams steuert im Alter von 90 Jahren zum letzten Mal in seiner Karriere den Score für einen Film bei, weswegen der Film auch auf dieser Ebene umso persönlicher für Spielberg ist.
Die Geschichte ist neben dem jungen Steven („Sammy“, gespielt von Gabriel LaBelle) auf die Eltern von Spielberg fokussiert. Sein Vater Burt (Paul Dano) ist Ingenieur bei General Electric und muss daher für neue Aufgaben immer wieder umziehen, zunächst von New Jersey nach Arizona und anschließend nach Kalifornien. Seine Mutter Mitzi ist eine ausgebildete Konzertpianistin und die Träumerin in der Familie. Sie wird von Michelle Williams („Blue Valentine“, „Manchester By The Sea“) verkörpert und hat dabei einige der memorabelsten Momente im Film. Sie gilt aktuell neben Cate Blanchett („Tar“) auch als Quotenfavoritin für den Oscar für die beste Hauptdarstellerin.
Der Film ist primär eine Familiengeschichte, zeigt aber auch wie Spielberg zu dem geworden ist, der er heute ist. Als er als 8-jähriges Kind zum ersten Mal „The Greatest Show On Earth“ im Kino sieht, ist er von einem Zugzusammenstoß derart fasziniert, dass er diesen daheim zu nachspielen beginnt und herauszufinden versucht, wie dieser Effekt entstanden ist. Von nun an sucht er immer wieder neue Geschichten, welche er auf 8mm-Film festhalten kann. Der Rest ist Geschichte. Spielberg symbolisiert den Peter Pan unter den Hollywood-Regisseuren, also das Kind das nicht erwachsen werden will, sondern immer wieder neue Dinge entdeckt und ausprobiert. Hoffentlich noch für viele weitere Jahre. Die letzte Szene im Film ist übrigens absolute Perfektion.
Bei „The Worst Person In The World“ handelt es sich um eine melancholische Coming-of-Age Komödie des dänischen Filmemachers Joachim Trier, der für diesen Film 2022 eine Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch erhalten hat.
Die Geschichte dreht sich um die 30-jährige Julie aus Oslo. Sie weiß noch immer nicht wirklich, was sie mit ihrem Leben anstellen will. Sie hatte zuerst ein Medizinstudium begonnen, dieses jedoch abgebrochen. Anschließend hatte sie ein Psychologiestudium begonnen, dieses jedoch ebenfalls abgebrochen. Anschließend wird sie Fotografin. Im Laufe dieser Jahre hat sie verschiedene Lebensabschnittspartner, denen sie sich jedoch niemals ganz hingibt. Denn was sie stets begleitet, sind Unsicherheit und Unentschlossenheit. Je länger der Film dauert, desto weniger mag man die Protagonistin aufgrund ihrer erratischen Entscheidungen, aber gleichzeitig kann man ihre Absichten und Beweggründe auch irgendwo nachvollziehen.
Der Film kann nicht nur als Liebesfilm mit dramatischen und komödiantischen Abschnitten verstanden werden, sondern auch als Porträt einer ganzen Generation, die aufgrund eines Überangebots von Möglichkeiten verlernt hat, sich mit gegebenen Umständen anzufreunden oder zufrieden zu geben. Der Film regt zum nachdenken an und man muss auch einige Tage später noch darüber nachdenken, weil sich der Film auf irgendeine Art und Weise persönlich anfühlt. Inhaltlich gesehen ist der Film in 12 Kapiteln und mit Epilog und Prolog aufgebaut, begleitet Julie über den Zeitraum von mehreren Jahren. „Der schlimmste Mensch der Welt“ war auch Norwegens Beitrag zum Auslandsoscar 2022, hat aber dort gegen „Drive My Car“ aus Japan verloren.
Es gibt Filme, die man bereits vergessen hat, während man aus dem Kinosaal geht oder während man den Fernseher abdreht. Und dann gibt es ab und zu auch jene Filme, über die man tagelang nachdenken muss. Zur zweiten Kategorie zählt „The Banshees Of Inisherin“ („Die Verbannten von Inisherin“) von Drehbuchautor und Regisseur Martin McDonagh. Der irische Dramatiker wurde bereits dreimal für einen Oscar nominiert und verhalf Frances McDormand und Sam Rockwell 2018 zu deren Oscars für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. In den Hauptrollen ist mit Colin Farrell und Brendan Gleeson („Harry Potter“, „Braveheart“) jenes Duo zu sehen, welches bereits 2008 bei der rabenschwarzen Profilkiller-Komödie „In Bruges“ („Brügge sehen… und sterben?“) für McDonagh am Werk war.
Irland im Jahr 1923. Colm (Gleeson) und Padraic (Farrell) leben auf der abgelegenen Insel Inisherin, auf der fernab vom Irischen Bürgerkrieg auf der Hauptinsel nicht wirklich viel passiert. Sie sind ein Leben lang miteinander befreundet und gehen tagtäglich miteinander ins örtliche Pub. Doch eines Tages beendet Colm abrupt die Freundschaft und verbietet Padraic, weiter mit ihm zu sprechen. Dies hat schwerwiegende Folge für beide und lässt die Situation Stück für Stück mehr eskalieren. Neben Gleeson und Farrell, der hier vermutlich die beste schauspielerische Leistung seiner Karriere abliefert und bei den Oscar-Quoten aktuell auf dem zweiten Platz liegt, brillieren innerhalb der All-Irish-Cast auch Kerry Condon („Better Call Saul“) als Schwester von Farrell sowie Barry Keoghan („Dunkirk“) als Dummkopf und Sohn des örtlichen Polizisten.
Beim Filmfestival von Venedig konnten Farrell als bester Hauptdarsteller und McDonagh für das beste Drehbuch reüssieren. Alle vier Schauspieler dürfen wohl auch mit einer Oscarnominierung rechnen. Der Film beruht auf einem Theaterstück von McDonagh und genau so ist dieser Film auch angelegt. Für die Filmmusik zeigt sich Carter Burwell verantwortlich. Diese setzt den fünften Protagonisten dieses Filmes, und zwar die irischen Küstenlandschaft, lautmalerisch in Szene. Bei „The Banshees of Inisherin“ handelt es sich um eine Tragikomödie, welche das Streben nach Selbstverwirklichung und essenzielle Themen wie Angst vor dem Tod und das Bedürfnis nach Freundschaft eindrucksvoll in Szene setzt.
Knapp nicht unter den Top-10
Ich habe den Thriller „Emily The Criminal“ (VOD) mit Aubrey Plaza in der Hauptrolle sehr gemocht. Ein klassischer LA-Noir-Film rund um eine verzweifelte Frau, die zur Kriminellen wird um ihre Studienschulden abzahlen zu können. „Spider-Man: No Way Home“ (Disney+) war die bis dato vermutlich beste Spider-Man-Verfilmung, vor allem auch aufgrund der inhaltlichen Möglichkeiten, welche durch das Multiversum eröffnet wurden. Überzeugend war „Argentina, 1985“ (Netflix), der argentinische Beitrag für den heurigen Auslandsoscar über die Geschichte zweier Staatsanwälte, welche 1985 die Ermittlungen und die Anklage für die Verantwortlichen hinter der brutalen Militärdiktatur ihres Heimatlandes verantwortlich waren. Überrascht hat mich das Indie-Drama „Red Rocket“ (sky/VOD) rund um einen Pornodarsteller, der aufgrund von Geldproblemen in sein Heimatnest zurückkehrt und dort ein Mädchen dazu überreden will, Filme mit ihm zu drehen. Das Drama „Pig“ (Prime Video) mit Nicholas Cage als Besitzer eines Trüffelschweins, hätte sich trotz der Skurrilität der Prämisse mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.
Die größten Enttäuschungen
„The Northman“ (sky/VOD) von Robert Eggers ist ein Gewalt-Epos erster Klasse, vergisst aber irgendwo dann auf die Handlung. Ziemlich abgefallen ist „Amsterdam“ (VOD) von David O. Russell, das trotz einer beeindruckenden Cast rund um Christian Bale, Margot Robbie und John David Washington trotzdem irgendwie nicht mehr als B-Movie-Charme versprüht. „Don’t Worry Darling“ (VOD) von Olivia Wilde versucht zwar vieles, enttäuscht aber ultimativ trotzdem. Bleibend dürfte hier nur die Feindschaft von Wilde und Hauptdarstellerin Florence Pugh sein. Dann auch „Nightmare Alley“ (sky/VOD) von Guillermo Del Toro, welcher trotz der Cast rund um Bradley Cooper und Cate Blanchett aber trotzdem zu viele Längen aufweist und irgendwie nie so richtig in Fahrt kommt. Zu „Nope“ (VOD) sage ich auch nope, weil der Film einfach nicht mit „Get Out“ oder „Us“ mithalten kann. Jordan Peele überfordert hier nicht nur den 0815-Kinogänger, sondern weite Teile des Publikums. Marvel hat in diesem Jahr auf voller Linie enttäuscht, egal ob jetzt mit „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ (Disney+) oder „Thor: Love and Thunder“ (Disney+).
Was ich noch nicht gesehen habe…
„Tár“ (Kino) mit Cate Blanchett in der Hauptrolle als Dirigentin an der Berliner Oper. „All Quiet On The Western Front“ (Netflix), ganz einfach weil ich in letzter Zeit nie wirklich in der Stimmung für einen deprimierenden Kriegsfilm war. Das Buch selber habe ich zu meinen Gymzeiten gelesen und eine Buchvorstellung darüber gehalten. „The Whale“ mit Brendan Fraser als adipösen Lehrer, weil der Film bei uns erst irgendwann 2023 anlaufen wird. Fraser gilt aktuell als Topfavorit für den besten Hauptdarsteller. „The Woman King“ (Kino) mit Viola Davis als Anführerin einer Elitegruppe weiblicher Kriegerinnen im Königreich Dahomey/Westafrika. „Aftersun“ (Kino) mit dem britischen Schauspieler Paul Mescal („Normal People“), rund um eine Vater-Tochter-Beziehung, welche nur in den höchsten Tönen gelobt wird.
„Elvis“ (sky/VOD) mit Austin Butler und Tom Hanks in den Hauptrollen, weil ich mit Elvis Presley nie wirklich viel anfangen kann oder konnte. Das opulente Historiendrama „Bablyon“ von Damien Chazelle, welches in Österreich im Jänner 2023 in die Kinos kommt. „Black Panther: Wakanda Forever“ (Kino) weil ich ich nach den letzten Flops von Marvel (siehe oben) derzeit etwas Abstand vom MCU nehme. „RRR“, den indischen Beitrag zum Auslandsoscar, ein episches Action-Drama rund um zwei indische Revolutionäre und ihren Kampf gegen den britischen Raj. Und last but not least „Avatar 2: The Way of Water“, weil ich hier bisher eigentlich nur unterdurchschnittliche Meinungen über den Film gehört habe.
Exkurs: Golden Globes 2023
Als erster Vorbote für die Oscars gelten nach wie vor die Golden Globes, welche 2023 nach einer unfreiwilligen Pause im letzten Jahr diesmal auch wieder live im TV übertragen werden. In der nachfolgenden Tabelle sind dabei alle Filme aufgelistet, welche drei oder mehr Nominierungen einfahren konnten.
8
The Banshees Of Inisherin
Beste Komödie, beste Regie (Martin McDonagh), bestes Drehbuch (Martin McDonagh), beste Filmmusik (Carter Burwell), bester Hauptdarsteller (Colin Farrell), bester Nebendarsteller (Brendan Gleeson, Barry Keoghan), beste Nebendarstellerin (Kerry Condon)
6
Everything Everywhere All At Once
Beste Komödie, bestes Drehbuch (Daniel Kwan & Daniel Scheinert), beste Regie (Daniel Kwan & Daniel Scheinert), beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh), bester Nebendarsteller (Ke Huy Kwan), beste Nebendarstellerin (Jamie Lee Curtis)
5
Babylon
Beste Komödie, beste Filmmusik (Justin Hurwitz), beste Hauptdarstellerin (Margot Robbie), bester Hauptdarsteller (Diego Calva), bester Nebendarsteller (Brad Pitt)
5
The Fabelmans
Bestes Drama, beste Regie (Steven Spielberg), bestes Drehbuch (Steven Spielberg & Tony Kushner), beste Filmmusik (John Williams), beste Hauptdarstellerin (Michelle Williams)
3
Elvis
Bestes Drama, beste Regie (Baz Luhrmann), bester Hauptdarsteller (Austin Butler)
3
Guillermo Del Toro’s Pinocchio
Bester Animationsfilm, beste Filmmusik (Alexandre Desplat), bester Song (Alexandre Desplat)
3
Tár
Bestes Drama, bestes Drehbuch (Todd Field), beste Hauptdarstellerin (Cate Blanchett)
Vor allem das Rennen um die beste Filmmusik könnte bei den Oscars ziemlich spannend werden, mit Williams (5), Hurwitz (2), Desplat (2) und auch Hildur Guðnadóttir (Oscar für die Filmmusik für „Joker“) dürften hier vier ehemalige Preisträger aufeinanderprallen, welche durch Carter Burwell ergänzt werden dürften.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2022/12/banshees-of-inisherin.jpg523930Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2022-12-29 09:24:372022-12-29 09:44:38Best of 2022: Filme
2022 war das beste Serienjahr aller Zeiten. Und zwar nicht einmal knapp. Ich muss heuer zumindest 7 oder 8 Serien außen vor lassen, welche es vermutlich in jedem anderen Jahr in meine Top-10-Liste geschafft hätten. Mehr als die Hälfte der Serien, die es dann heuer auf die Liste geschafft haben, wären in jedem anderen Jahr weiter vorne platziert gewesen.
Überblick im Streaming-Dschungel?
Man konnte 2022 ganz klar erkennen, dass die pandemiebedingten Verzögerungen der Jahre 2020 und 2021 einen Art Rückstau bei den Serien-Releases ausgelöst hatten, welcher heuer nach und nach aufgelöst wurde und daher zu einer unglaublichen Dichte an der Spitze der Serienqualität gesorgt hat.
Davon abgesehen setzt sich die Fragmentierung des Streaming-Marktes weiter fort. Neben Netflix, Prime Video, HBO Max (in Österreich via sky), Showtime (ebenfalls), Disney+, Apple TV+ und hulu (bei uns über verschiedene Anbieter verteilt) gibt es seit heuer auch noch Canal+ sowie Peacock (von NBC) und Paramount+ (welche man in Österreich beide innerhalb des Filmpakets bei sky ohne zusätzliche Kosten dazu bekommt). Dieser Trend ist leider nicht aufzuhalten und so wird man in den kommenden Jahren auch aufgrund von Inflation und immer anspruchsvolleren Produktionen ein immer volleres Geldbörserl benötigen, um alle Serien und Filme sehen zu können.
Zu Beginn wie jedes Jahr ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:
Ich habe mein Bewertungssystem nicht geändert. Wie in den vergangenen beiden Jahren besteht meine Liste sowohl aus Serien, welche im aktuellen Kalenderjahr 2022 ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben, als auch aus fortlaufenden Serien mit mehreren Staffeln. Wie schon zuvor habe ich auch heuer den Metascore (von den Kritikern) und den IMDb-Score (von den Zuschauer:innen) bewusst weggelassen. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet.
8 Folgen Cast: Emily Beecham, Andreas Pietschmann, Aneurin Barnard, Miguel Bernardeau, Tino Mewes
Einschätzung: Die Mystery-Serie rund um die Besatzung eines Ozeandampfers auf dem Atlantik knapp vor der Jahrhundertwende stammt aus der Feder von Baran bo Odar und Jantje Friese. Sie sind besser bekannt als Macher der preisgekrönten deutschen Serie „Dark“, welche vor einigen Jahren mit der 3. Staffel die Vervollständigung seiner Trilogie fand. Für mich persönlich ist „Dark“ sogar die beste deutsche Serie aller Zeiten, weil sie absolutes Hollywood-Niveau hat und überall auf der Welt reüssieren konnte. Schon während der Produktionszeit von „Dark“ wurde das Duo von Netflix aufgrund des großen Erfolgs für eine weitere Serie unter Vertrag genommen.
Daraus ergibt sich an dieser Stelle schon eine erste zwangsläufige Frage: ist „1899“ so gut wie „Dark“, oder vielleicht sogar besser? Meine persönliche Antwort darauf lautet: vermutlich (noch?) nicht. Aber immerhin ist „1899“ auch (noch?) nicht so verwirrend. Bo Odar und Friese greifen dennoch auf altbewährte Tricks und Story-Elemente zurück, um den Zuschauer hinsichtlich der Story und der Hintergründe der Charaktere stets im Unklaren zu belassen. Das alles kulminiert in der ultimativen Szene der Staffel, welche ein absoluter Mindfuck ist. Aufgrunddessen kann ich die 2. Staffel auch kaum erwarten, für die es zwar noch keinen Releasetermin gibt, mit dem man allerdings wohl 2024 rechnen kann.
10 Folgen Cast: Rhys Ifans, Matt Smith, Emma D’Arcy, Olivia Cooke, Paddy Considine
Einschätzung: Nach dem weltweiten kommerziellen Erfolg von „Game Of Thrones“, welcher auch durch eine schwache letzte Staffel nicht geschmälert werden konnte, war es eigentlich schon länger klar, dass es zu Spin-Offs der Serie kommen werde. Mit „House of the Dragon“ ist nun heuer das erste Prequel von GOT angelaufen, welches sich rund um das Haus Targaryen dreht. Im Zentrum steht dabei die Prinzessin Rhaenyra, welche den Thron von ihrem Vater übernehmen soll, nachdem dieser (vorerst) keinen männlichen Nachkommen hat. Was nicht nur dem Bruder des Königs missfällt, sondern auch vielen einflussreichen Männern am Hof.
Ich halte mich an dieser Stelle bewusst nicht länger mit der Handlung auf, denn man braucht im Grunde eine Mindmap neben sich, um aufgrund der vielen Zeitsprünge immer sofort wissen zu können, wer wer ist und wer mit wem wie verwandt ist. HOTD greift auf die primären Stilelemente der früheren GOT-Staffeln zurück (= Brutalität & Nacktheit) und treibt diese in manchen Szenen auf die Spitze oder sogar über die Spitze. Es gibt im Laufe der Staffel gleich zweimal Szenen, welche man als schwangere Frau wohl eher nicht sehen sollte. Hier gab es auch viel Kritik gegenüber HBO aufgrund von fehlenden Triggerwarnungen. Doch es gibt auch positive Dinge zu berichten: die CGI-Drachen sind die heimlichen Stars der Serie, auch weil sie multiple Einsatzzwecke haben. HOTD wird 2024 mit der zweiten Staffel fortgesetzt.
10 Folgen Cast: John C. Reilly, Quincy Isaiah, Jason Clarke, Hadley Robinson, Gaby Hoffman
Einschätzung: „Winning Time: The Rise of the Lakers Dynasty“ ist der Grund, warum das legendäre Comedy-Duo John C. Reilly und Will Farrell (u.a. Stepbrothers) nicht mehr miteinander spricht. Beide wollten nämlich die Hauptrolle des Dr. Jerry Buss in der HBO-Produktion übernehmen, welche ultimativ an Reilly ging. Der Immobilientycoon Buss übernimmt Ende der 1970er-Jahre die erfolglosen Los Angeles Lakers, welche regelmäßig am Erzrivalen von der Ostküste, den Boston Celtics, scheitern. Die NBA selber steht kurz vor dem Bankrott, weil das Zuschauerinteresse stetig sinkend ist und es kaum Neuheiten oder Attraktionen gibt.
Buss verpasst den farblosen Lakers in mehreren Bereichen einen frischen Anstrich, u.a. indem er sich beim NBA Draft für Earvin „Magic“ Johnson und nicht Larry Bird entscheidet. Magic Johnson rauft sich mit dem Altstar Kareem Abdul-Jabbar zusammen und dieses Duo führt die Lakers dann auch zum NBA-Titel (und dem Beginn einer Dynastie). Herrlich in der All-Star-Cast auch Oscar-Preisträgerin Sally Field als Mutter von Jerry Buss, welche die Finanzen des Teams auf Vordermann bringt. „Winning Time“ ist von Adam McKay (Anchorman, Vice, Don’t Look Up) produziert und herrlich nostalgisch, überdreht und kurzweilig. Aufgrund des verwendeten Filmmaterials wirkt die Serie auch wie in den 1970ern gedreht. Man kann sich die Serie auch ansehen, wenn man mit Sport, Basketball oder der NBA nichts am Hut hat, weil der Sport nämlich im Grunde völlig sekundär ist.
8 Folgen Cast: Michael Keaton, Peter Sarsgaard, Michael Stuhlbarg, Will Poulter, Kaitlyn Dever
Einschätzung: „Dopesick“ beruht auf dem Buch Dopesick: „Dealers, Doctors, and the Drug Company that Addicted America“ von Beth Macy, welches die von der Familie Sackler verursachte Opioid-Krise in den USA beleuchtet. Hierzu kann ich ebenfalls das Buch „Empire of Pain“ von Patrick Redden Keefe empfehlen, welches sich ebenfalls um Purdue Pharma (das Unternehmen der Sackler-Familie) dreht. Nun aber zur Story: durch die Verschreibung und die ständige Erhöhung der Dosierung des gerade erst zugelassenen Schmerzmedikaments OxyContin werden Schmerzpatienten von ihren Ärzt:innen zunehmend drogensüchtig gemacht, während FDA und DOJ zunächst nichts dagegen machen.
Die Serie dreht sich um den fiktiven ländlichen Arzt Dr. Samuel Finnix (Emmy für Michael Keaton für diese Rolle), welcher seinen Patienten aufgrund der positiven Beziehung mit seinem Sales Rep von Purdue nunmehr OxyContin verschreibt und nach einem Unfall und der Einnahme des Medikaments ebenfalls davon abhängig wird. „Dopesick“ ist gewiss keine Serie für einen spaßigen Sonntagnachmittag. Hier werden das unnötige Leid und die Verzweiflung der Menschen schonungslos aufgezeigt, welches ihnen durch die kriminellen Machenschaften von Big Pharma in den USA zugefügt wurde.
9 Folgen Cast: Adam Scott, Zach Cherry, Britt Lower, John Turturro, Patricia Arquette
Einschätzung: Bei „Severance“ von Newcomer Dan Erickson handelt es sich um eine Sci-Fi-Serie auf Apple TV+, welche zweifellos als die schrägste bzw. innovativste Serie des Jahres bezeichnet werden kann. Beim Severance-Eingriff handelt es sich um einen Eingriff im Gehirn, bei dem man von nun an auf Befehl (bzw. auf Sensor-Kontakt) die privaten von den beruflichen Gedanken und Erinnerungen trennen kann. Jeder Angestellte des zentralen Unternehmens in der Serie weiß also am Arbeitsplatz nicht, ob er Ehepartner/Kinder hat, wo er wohnt, mit wem er befreundet ist, usw.. Sobald die Protagonisten aber in den Lift steigen und an die Oberfläche fahren, wissen sie nicht (mehr), was sie den gesamten Tag im Beruf gemacht haben.
Die Serie folgt den Protagonisten (darunter Adam Scott, Britt Lower und John Turturro) dabei, wie sie nach und nach mehr darüber erfahren wollen, warum dieser Severance-Eingriff notwendig ist und wer sie außerhalb des Arbeitsplatzes sind. Damit begeben sie sich zunehmend in Gefahr. Regisseur Ben Stiller (der seinen Fokus im Laufe der letzten Jahre stark auf Regie-Arbeit verlagert hat) schafft es dabei, eine Atmosphäre des Unbehagens zu erzeugen, welche optisch an einen 80er-Jahre-Albtraum erinnert. Die Serie startet äußerst langsam und man muss die ersten paar Folgen wirklich durchdrücken, bevor man allerdings spätestens beim Staffelfinale mit einer völlig unerwarteten Wendung belohnt wird.
9 Folgen Cast: Brian Cox, Jeremy Strong, Kieran Culkin, Sarah Snook, Nicholas Braun
Einschätzung: Das Ensemble der kaputtesten TV-Familie im Streaming-Universum brilliert auch in der 3. Staffel der HBO-Serie von Jesse Armstrong, welche über den Lauf der letzten Jahre nahezu alle relevanten TV-Preise abräumen konnte. Bekanntermaßen basiert die Rolle von Familienoberhaupt Logan Roy (gespielt von Brian Cox) auf Rupert Murdoch, dem Gründer der News Corp und damit u.a. des FOX-Imperiums. In der aktuellsten Staffel überlegen die Kinder (bzw. ein Teil der Kinder) des Medien-Moguls, wie sie ihrem Vater die Führung über den WayStar RoyCo Konzert entreißen können.
Wie an dieser Stelle schon bei den Reviews der 1. und 2. Staffel beschrieben, ist die Brillanz von Succession jene, dass man keinen einzigen Charakter sympathisch finden kann (mit Ausnahme vielleicht von Cousin Greg), weil alle ihre egomanischen und perfiden Pläne verfolgen, um auf irgendeine Art und Weise mehr Macht im Familienimperium zu erlangen. Die Stärke von „Succession“ ist, dass es keine andere Serie derart perfekt schafft, minutiös geplante Dialoge vom Timing her auf den Punkt genau umzusetzen. Man ist auch zu keinem Zeitpunkt vor Überraschungen gefeit, wie am Ende der 1. und der 2. Staffel endet auch diese Staffel wieder mit einem massiven Cliffhanger, welcher viel Vorfreude auf die 4. Staffel erzeugt.
8 Folgen Cast: Bill Hader, Henry Winkler, Sarah Goldberg, Stephen Root, Anthony Carrigan
Einschätzung: Für mich ist Bill Hader der vermutlich talentierteste SNL-Alumnus der letzten 20 Jahre. Zusammen mit Alec Berg (Autor von Silicon Valley, Curb Your Enthusiasm) hat er diese Serie über einen Profikiller entwickelt, der eigentlich viel lieber Schauspieler sein würde. Barry ist eine der schwärzesten Komödien der TV-Gegenwart, welche sich konstant auf die Entwicklung der Hauptcharaktere fokussiert und dabei mit nahezu chirurgischer Präzision agiert. Neben Hader brillieren in der 3. Staffel u.a. Anthony Carrigan als überforderter bzw. ahnungsloser Mob-Handlanger namens NoHo Hank sowie Sarah Goldberg als Schauspielkollegin bzw. Freundin von Barry, welche in dieser Staffel ihren point-of-no-return erreicht.
Aufgrund der Pandemie lagen zwischen dem Release der 2. und 3. Staffel insgesamt drei Jahre Zwangspause. Diese Zeit wurde von Hader und dem restlichen Autorenteam dafür genutzt, die Drehbücher zu optimieren und auch bereits die 4. Staffel zu konzipieren, welche von HBO bereits vor dem Release der 3. Staffel in Auftrag gegeben wurde. Die dritte Staffel ist definitiv die bisher gewalttätigste und gleichzeitig auch beste. In der drittletzten Folge der Staffel mit dem Titel „710N“ gibt es eine kurze Verfolgungsjagd mit einem Höhepunkt, welchen man in dieser Machart noch nicht gesehen hat und welche ich mir mehrere Male angeschaut habe.
13 Folgen (6A: 7, 6B: 6) Cast: Bob Odenkirk, Rhea Seehorn, Jonathan Banks, Tony Dalton, Patrick Fabian
Einschätzung: „BCS“ hat geschafft, was auch „Breaking Bad“ geschafft hatte. Eine Serie mit mehreren Staffeln, vielen Charakteren und Erzählungssträngen in Wohlgefallen bzw. mit einem wunderbaren Serienfinale aufzulösen. Stellenweise ist BCS meiner Meinung nach sogar besser als die Serie, welche unzählige Emmys und Golden Globes abräumen konnte. Absolutes Highlight der letzten Staffel (welche von AMC in 6A und 6B unterteilt und mit einer kurzen Sommerpause ausgestrahlt wurde) ist der Cliffhanger mit dem Titel „Plan & Execution“. Diese Folge hält bei einer IMDb-Bewertung von 9.9 mit über 47.000 Votings und beinhält den vermutlich überraschendsten bzw. schockierendsten Moment der eigenen Seriengeschichte.
Die Dreharbeiten der letzten Staffel mussten aufgrund eines medizinischen Notfalls für mehrere Monate unterbrochen werden. Bob Odenkirk hatte während des Drehs einen Herzinfarkt erlitten und musste reanimiert werden. Er hat sich jedoch zumindest mit seinem Charakter Jimmy McGill bzw. Saul Goodman in der TV-Geschichte bereits unsterblich gemacht. Dies ist allerdings noch nicht bis zu den Kritikern vorgedrungen, so wartet er nach wie vor auf eine (relevante) Auszeichnung für seine makellose Darstellung des schmierigen Rechtsverdrehers. Nächstes Jahr bei den Globes bzw. Emmys hat er die letzte Gelegenheit dazu. Abgesehen davon wird man sehen, ob es in Zukunft noch weitere „Breaking Bad Stories“ geben wird. Die Breite und Tiefe an Charakteren würde dies ermöglichen, das Korsett welches mittlerweile durch BB und BCS besteht, jedoch gleichzeitig einengen.
10 Folgen Cast: Melanie Lynskey, Tawny Cypress, Juliette Lewis, Christina Ricci, Ella Purnell
Einschätzung: „Yellowjackets“ war die erste Serie die ich im Jahr 2022 gesehen habe. Eigentlich nur, weil mir im Weihnachtsurlaub etwas langweilig war und ich daher nach neuen Serien gesucht habe. Holy shit. Keine andere Serie hat mich in diesem Kalenderjahr derart süchtig gemacht. Was man sich hier vorstellen kann? Nun, etwas das herauskommt, wenn man „Lord of the Flies“ mit „Lost“ und einem 80er-Jahre-Teenie-Drama kombiniert.
Bei „Yellowjackets“ handelt es sich um den Spitznamen der Fußballerinnen der lokalen Highschool aus New Jersey. Diese wollen nach dem Gewinn der Landes-Finals zu den State-Finals fliegen, stürzen dabei aber mitten im Nirgendwo von Kanada ab und sind auf sich selbst gestellt. Die Serie spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen: 1996 im Jahr des Absturzes sowie 25 Jahre später in der Gegenwart. Dort weiß man als Zuseher nicht, was damals vor 25 Jahren in der Wildnis Kanadas passiert ist und welche Opfer die Mädchen bringen (bzw. machen) mussten, um zu überleben. Dies erfährt man dann erst nach und nach.
Die Serie dreht dem Zuschauer manchmal den Magen um, ist aber aufgrund der Psycho-Horror-Elemente überaus faszinierend. Der 90er-Jahre Soundtrack mitsamt dem 90er-VHS-Intro sorgt für eine große Portion an Nostalgie. Der Pilot wurde bereits im September 2019 gedreht, aufgrund der Pandemie kam es jedoch zu einer langen Unterbrechung, die restlichen Folge wurden erst im Mai 2021 gedreht. Die Schauspielerinnen sind in Folge 2 also fast zwei Jahre älter als in Folge 1. Vermutlich auch ein Novum im Serien-Bereich. Bereits nach der Ausstrahlung des Pilots im Winter 2021 wurde die Serie von Showtime für eine 2. Staffel verlängert. Lynskey gewann für ihre Rolle den Critics Choice Award für die beste Schauspielerin in einer Drama-Serie.
7 Folgen Cast: Millie Bobby Brown, Winona Ryder, David Harbour, Finn Wolfhard, Gaten Matarazzo
Einschätzung: Ich habe beginnend mit Dezember mehrmals überlegt, welche Serie ich heuer auf den 1. Platz setze. Yellowjackets war eine Möglichkeit. BCS war eine Möglichkeit. Doch ich habe mich ultimativ für „Stranger Things“ entschieden, weil die Serie mit einem unvergesslichen Moment TV-Geschichte aufwarten kann. Jene knapp fünfminütige Szene, welche dem 80er-Klassiker „Running Up The Hill“ von Kate Bush zur #1 in vielen Ländern der Erde verholfen hatte und Sadie Sink zum neuen Star gemacht hat, ist einfach nur pure Magie. Ich habe mir diese Szene vermutlich mehr als 10 oder 12x angeschaut, eben weil sie in jeglicher Hinsicht perfekt ist.
Doch ST4 ist mehr als „nur“ diese Szene. Die Duffer-Brüder schaffen es, die Serie auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Die Entwicklung der einzelnen (mitunter liebgewonnenen) Protagonisten ist konsistent und logisch erzählt. Die Story schafft es immer wieder, mit Überraschungen aufzuwarten und abgesehen davon keine inhaltlichen Lücken aufzureißen. Ich hatte mir während S4 eigentlich gedacht, dass es sich dabei um die letzte Staffel der Serie handeln würde, denn so langsam werden die Kids dann doch etwas (zu) alt. Doch Netflix hatte kurz nach Release von S4 verlautbart, dass S5 vermutlich im Sommer 2024 erscheinen würde, zum jetzigen Stand als diesmal wirklich letzte Staffel der Serie. Aus dem einstigen Sommerhit ist ein globales Phänomen geworden, welches die Karriere von Winona Ryder wiederbelebt hat, die Karriere von David Harbour so richtig gestartet hat und gleichzeitig eine Armada von Nachwuchsschauspieler:innen weltweit bekannt gemacht hat.
Weitere Serien
Wie schon eingangs erwähnt, haben es heuer einige starke Serien nicht in meine Liste geschafft. Darunter u.a. „Welcome To Wrexham“ (Disney+), die Doku von Ryan Reynolds und Rob McElhenney rund um die Übernahme des walisischen Fußballclubs Wrexham AFC. Die letzte Staffel von „Ozark“ (Netflix) rund um die drogendealende Familie Byrde ist ein Opfer des starken Serienjahres. Julia Garner brilliert erneut in ihrer Rolle als Ruth, für die sie bereits zwei Emmys gewinnen konnte, aber für meinen Geschmack wiederholen sich einige Dinge bzw. sind viele Dinge erwartbar.
Die zweite Staffel von „The White Lotus“ (sky) über superreiche Gäste eines Nobelhotels (diesmal in Taormina/Sizilien) ist eine absolute Empfehlung, aber ich wüsste nicht welche andere Serie ich dafür so spät im Jahr noch aus meiner Liste hätte kicken sollen. „Abbott Elementary“ (Disney+) ist eine Mockumentary im Stil von The Office oder Parks & Recreation und konnte heuer einige Emmys abräumen. „Bosch: Legacy“ (Prime Video bzw. FreeVee) setzt Altbewährtes rund um den LA-Cop nahtlos fort, was auch für „Only Murders In The Building“ (Disney+) gilt.
Die zweite Staffel von „Russian Doll“ (Netflix) konnte leider im Gegensatz dazu nicht an die innovative erste Staffel anknüpfen. „Outer Range“ (Prime Video) ist eine Mystery-Sci-Fi-Serie mit Josh Brolin in der Hauptrolle, welche viel Potential hat, aber leider im Laufe der Staffel einige inhaltliche Schwächen offenbart hatte.
„Jack Ryan“, „The Terminal“ und „Reacher“ (jeweils Prime Video) sind solide Action-Kracher, welche ich ohne weiteres empfehlen kann. „The Resort“ (Peacock) ist ein Indie-Insider-Tipp mit Cristin Milioti (die Mutter aus HIMYM) in der Hauptrolle in einer Serie von Sam Esmail (Mr. Robot). Last but not least habe ich „The Staircase“ (sky) geschaut, eine Serie mit Oscarpreisträger Colin Firth (The King’s Speech) auf Basis einer Dokumentation rund um einen mysteriösen Todesfall.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2022/12/yellowjackets.jpg504700Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2022-12-27 10:32:202022-12-27 11:00:11Best of 2022: Serien
Wie Sie vielleicht von der Audiolip-Aufgabe noch wissen, ist Ried im Innkreis (Oberösterreich) meine Heimatstadt. Eines meiner Hobbys ist das Laufen. Weil die Stadt flächenmäßig relativ kompakt ist, muss man maximal 2-3km in eine Richtung laufen, bevor man sich am Land bzw. in Wäldern wiederfindet. Heute habe ich bei einem Lauf von Ried über Aurolzmünster und Tumeltsham nach Ried retour mein iPhone XS Max mitgenommen, um den Lauf entlang dieser knapp 13km langen Laufstecke fototechnisch zu dokumentieren. Als Bildprogramm habe ich paint.net verwendet, welches ich auch für meine Arbeitstätigkeit in der Agentur verwende, wenn ich Bilder im kleinen Stil selber bearbeite.
Motiv 1 – Unterführung an der Gemeindegrenze zwischen Ried und Aurolzmünster
Nach etwa 1,5 km der Laufstrecke findet sich am Radwanderweg eine Unterführung unter die Bundesstraße 141. Diese ist ein beliebtes Ziel für Graffiti-Künstler*innen. Ich habe das Bild gegen die Sonneneinstrahlung aufgenommen, daher ist es auf der rechten oberen Seite ziemlich weißlich-hell. Deswegen habe ich zunächst das die Lassoauswahl verwendet und den Kontrast auf der linken und rechten Seite neben der Unterführung auf -50 reduziert. Im nächsten Schritt habe ich die Sättigung bei den schon etwas ausgebleichten pinken Buchstaben von „LOVE YOURSELF“ auf einen Wert von 130 angehoben, damit das kräftiger wird. Anschließend habe ich den Kontrast der Decke der Unterführung auf 20 angehoben. Im letzten Schritt habe ich einen Teil des unteren Bildrands weggeschnitten.
Weil die maximale Seitenbreite des Text-Containers auf meiner WP-Seite bei knapp 883px liegt (siehe Screenshot unten), habe ich die Bildgröße anschließend auf 883 x 562 px reduziert (Pixeldichte 96 px/in).
Das Bild habe ich mit einer Qualität von 95 mit Chroma-Subsampling 4:2:2 abgespeichert. Im letzten Schritt habe ich das Foto über tinyjpg.com noch von 285KB auf 185KB komprimiert, da Pageload hinsichtlich SEO einer der wichtigsten Faktoren auf Webseiten ist. Außerdem habe ich die ALT-Bezeichnung des Bilds befüllt und ein Copyright eingegeben.
EXIF-Daten des Originalfotos 1:
Datum
Freitag, 18. Februar 2022, 14:11
Objektiv
Weitwinkelkamera – 26 mm ƒ1.8
Auflösung
12 MP | 4032 x 3024
Bildgröße
3,7 MB
Weitere Einstellungen
ISO 25 | 26 mm | 0 ev | 1/198 s
Motiv 2 – „Hexenhäuschen“ zwischen Maierhof und Pesenreit
Nach etwa 6km der Strecke findet sich vor einem Wald ein so genanntes „Hexenhäuschen“. Markant ist hier die blaue Tür, die jedoch schon ziemlich ausgeblichen ist. Deswegen habe ich die Sättigung auf 150 erhöht. Das gleiche habe ich mit der Gießkanne links vor der Tür gemacht. Beim Schild „Summertal Hütte“ über der Tür habe ich die Helligkeit auf 50 gesetzt und den Kontrast auf 40, damit der Name besser lesbar ist. Als künstlerischen Effekt, damit das Haus bedrohlicher wirkt, habe ich die Helligkeit des Baums bzw. des Hauses auf -40 gesenkt. Das „Zutritt verboten“ Schild habe ich beim Farbton auf -40 (rötlich) korrigiert und die Sättigung auf 130 gesetzt. Den Kontrast habe ich ebenfalls erhöht.
Anschließend habe ich am unteren Rand des Bildes etwas weggeschnitten. Im nächsten Schritt habe ich die Bildgröße auf 883 x 626 px reduziert. Das Bild habe ich dann wieder mit Qualität 95 und Chroma-Subsampling 4:2:2 abgespeichert. Im letzten Schritt habe ich die Bildgröße bei tinyjpg.com noch von 322KB auf 174KB reduziert.
Nur wenige Meter hinter dem Hexenhäuschen findet sich ein einsamer Baum am Rande eines Ackers. Hier habe ich die Fotoperspektive so gewählt, dass der Baum genau zwischen den beiden Wäldern am Bildhorizont liegt. Hier habe ich die Sättigung des Ackers auf der rechten Seite auf 120 erhöht. Selbiges habe ich mit dem grünen Feld auf der linken Seite gemacht. Helligkeit und Kontrast habe ich jeweils etwas reduziert. Weil mir die sonstige Grundstimmung des Bildes gut gefallen hat, habe ich nur mehr einen Teil des oberen, des unteren, des linken und des rechten Randes weggeschnitten. Anschließend habe ich die bereits zuvor besprochenen Schritte durchgeführt: Bildgröße auf 883px Breite ändern, als JPG abspeichern. Über tinyjpg habe ich das Bild von 260 KB auf 127 KB verkleinert.
Nach etwa 8,5km der Laufstecke geht es kontinuierlich bergauf. Knapp vor dem Scheitelpunkt befinden sich zwei einsame Bäume am Rand des Weges, dahinter ein Bauernhof. Ich habe dieses Motiv gewählt, weil mir die Lichtverhältnisse gut gefallen haben. Daher habe ich nichts an der Helligkeit angepasst, lediglich bei der Straße habe ich die Helligkeit reduziert. Die Sättigung des Gesamtbilds habe ich auf 110 gesetzt, damit die Farben insgesamt nicht so winterlich wirken. Anschließend habe ich die Leuchtkraft des Bauernhofs verändert, damit das Dach roter wirkt. Im letzten Schritt habe ich noch etwas des unteren und oberen Bildrands weggeschnitten. Nach Durchführung der bereits bekannten Schritte habe ich die Bildgröße mit tinyjpg.com noch von 752KB auf 353KB reduziert.
Nach etwa 9km geht es für die restliche Strecke fast nur mehr bergab. Hier hat man einen schönen Fernblick bis ins Salzkammergut. Der Kirchturm auf der halbrechten oberen Seite gehört zu Ried im Innkreis. Im ersten Schritt habe ich hier rechts und unten etwas weggeschnitten, weil mir die Schneestange bzw. die Regenlacke nicht gefallen haben. Wie am letzten Bild hat mir auch hier die ausgebleichte Straße nicht gefallen, deswegen habe ich die Helligkeit reduziert, womit diese kräftiger wirkt. Weil es zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich regnerisch ausgeschaut hat, war der Himmel schon relativ grau. Um dies zu korrigieren, habe ich hier die Sättigung auf 150 angehoben. Damit wirkt die Stimmung wieder viel freundlicher. Auch bei der Wiese rechts sowie beim Acker links habe ich die Sättigung angehoben. Nach Durchführung der bekannten Schritte (Anpassung der Bildgröße, Speichern als JPG) habe ich das Bild via tinyjpg.com von 230 KB auf 129 KB reduziert.
2021 hat das Filmgeschäft sein Comeback gegeben. Im Gegensatz zu 2020 haben es trotz COVID-19 nahezu alle Blockbuster in die Kinos bzw. auf die Streaming-Plattformen geschafft. Auszugsweise sei hier der letzte Craig-Bond „No Time To Die“ genannt, der im Spätsommer nach eineinhalb Jahren Verzögerung endlich in den Kinos angelaufen ist. Mit dem 3. Teil der Spider-Man Serie von Marvel hat es auch ein Film erstmals seit 2019 wieder über das weltweite Einspielergebnis von einer Milliarde USD geschafft, wie man auf der nachfolgenden Liste von Boxofficemojo sieht:
Gleich vorweg: von dieser Liste der kommerziell erfolgreichsten Filme wird sich kein einziger Film unter meinen heurigen Top-10 wiederfinden. Zunächst wie immer als Einleitung meine Lieblingsfilme der letzten Jahre (2013 bis 2020):
Wie immer eine kurze Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1.2021 und (im heurigen Fall) 30.12.2021 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2020 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Sieben der zehn Filme stammen auch aus der 2022-Awards-Season, nur drei Filme sind bereits in der 2021-Season gelaufen.
Die Bewertungen von IMDb und Metascore lasse ich heuer in meinen Reviews wieder bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung von diesen Filmen bilden soll. Allerdings habe ich jeden Filmtitel mit der jeweiligen IMDb-Seite verlinkt, die Zahlenfakten sind also maximal einen Klick entfernt.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Dezember-Lockdown hat es der neue Film von Edgar Wright („Scott Pilgrim Vs. The World“, „Shaun Of The Dead“) in unsere Kinos geschafft. Im Zentrum der Handlung stehen die beiden Jungstars Thomasin McKenzie („Leave No Trace“, „JoJo Rabbit“) und Anya Taylor-Joy („The Queen’s Gambit“). Sie mimen zwei junge Erwachsene im Soho der Gegenwart bzw. der 60er-Jahre, deren Geschichte sich auf seltsame Art und Weise miteinander verbindet.
Bei „Last Night In Soho“ handelt es sich um einen Film, der wohl am ehesten dem Horror-Thriller-Genre zugeordnet werden kann. Wer auf jump scares steht, kommt auf alle Fälle auf seine Kosten. Highlight des Films sind jedoch das Production Design (Szenenbild), die Kostüme sowie Hair & Makeup, welche die 60er-Jahre detailgetreu aufleben lassen und den Zuschauer mitten in das Soho der 6oer-Jahre versetzen. Und auch einmal mehr nach „Baby Driver“ zeigt Wright auch hier sein Gespür für einen perfekten kontemporären Soundtrack (u.a. mit Dusty Springfield, The Kinks, Sandie Shaw und Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Titch), der noch lange danach im Ohr bleibt.
Regie: Lin-Manuel Miranda Cast: Andrew Garfield, Alexandra Shipp, Robin de Jesus, Vanessa Hudgens, Judith Light
Musicals sind im Normalfall (wenige Ausnahmen wie etwa „La La Land“ bestätigen die Regel) nicht meins. Bei „tick..tick..BOOM“ handelt es sich genau gesagt um ein Musical über ein Musical. „Hamilton“- Schöpfer Lin-Manuel Miranda erzählt dabei die halbautobiographische Geschichte des 29-jährigen Jonathan Larson, der im New York der 1990er seinen Durchbruch als Musical-Komponist schaffen will, den aber immer wieder starke Selbstzweifel und Torschlusspanik aufgrund seines immer näher rückenden 30. Geburtstags überkommen.
Andrew Garfield („Hacksaw Ridge“) spielt sich in der Rolle von Larson sein Herz heraus und wurde dafür auch für einen Golden Globe nominiert. Der Film ist unterhaltsam und herzzerreißend. Die Story ist jedoch auch ziemlich tragisch, weil Larson den Durchbruch zwar geschafft hat – sein Musical „Rent“ wurde mit mehreren Tonys ausgezeichnet und lief von 1996 bis 2008 ununterbrochen am Broadway, spielte dabei mehr als 240 Millionen USD ein. Larson hat davon jedoch nichts mitbekommen, weil er just am Tag vor der Premiere an einem Aortenaneurysma starb.
Regie: Paolo Sorrentino Cast: Filippo Scotti, Toni Servillo, Teresa Saponangelo, Marlon Joubert, Luisa Ranieri, Massimilano Gallo
Coming-of-age-Storys kommen auf meiner Top-10-Liste gleich mehrfach vor. Sorrentino (Oscar-Preisträger für „La Grande Bellezza“ 2014) erzählt die Geschichte des 17-jährigen Fabietto aus Neapel, dessen Leben (finanziell) unbeschwert verläuft, seine größte Sorge in den Sommerferien ist der kolportierte Transfer von Diego Maradona vom FC Barcelona zu seinem SSC Neapel. Doch Schicksalsschlag verändert sein Leben vom einen auf den anderen Moment vollkommen. Er beginnt immer mehr mit dem Schicksal und sich selber zu hadern, sein Interesse für Film & Theater sowie Frauen wird immer stärker.
„The Hand Of God“ ist an vielen Stellen skurril, überzeichnet und klassisches Arthouse-Kino, also nichts für den Mainstream. Selten habe ich heuer bei einem Film so gelacht wie bei der Szene mit dem Bären (Anm.: wer den Film schaut, weiß sofort was gemeint ist). Der Film im Süditalien des Jahres 1986 bzw. 1987 dreht sich um Fußball, Liebe, Familie, Schicksal und Verlust. Sorrentino wird heuer erneut als Kandidat für den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film gehandelt, die Golden-Globe-Nominierung hat er bereits in der Tasche. Meine Empfehlung für die Wiedergabe auf Netflix ist mit Italienisch mit deutschen Untertiteln.
Regie: Kenneth Branagh Cast: Jude Hill, Lewis McAskie, Catriona Balfe, Jamie Dornan, Judi Dench, Ciaran Hinds
Guess what, auch bei „Belfast“ handelt es sich um eine coming-of-age Story. In diesem Fall im Nordirland des Jahres 1969. Der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken bildet das Setting für das Drama aus der Feder von Shakespeare-Intimus Kenneth Branagh (der auch seit 2015 Präsident der Royal Academy of Dramatic Art ist). Die beinahe gesamtheitliche nordirische Cast (Jamie Dornan als Vater, Caitriona Balfe als Mutter, Ciaran Hinds als Großvater sowie die nicht-ganz-nordirische Judi Dench als Großmutter) steht dabei vor der schweren Entscheidung, ob man Belfast aus Sicherheitsgründen verlassen muss, nachdem man im immer stärker aufkeimenden Religionskonflikt keine anti-katholische Stellung einnehmen will.
„Belfast“ ist in schwarz-weiß gehalten, lediglich Szenen auf der Kinoleinwand sind als Stilmittel in Farbe gehalten. Denn der kleine Buddy – der im Zentrum des Filmes steht – ist filmverrückt und für sein Alter bereits ziemlich ausgebufft. Die Story kann laut Aussage von Branagh als „autofiktional“ gesehen werden. Branagh selbst wurde nämlich 1960 in Belfast geboren und der neunjährige Buddy – überragend durch den Newcomer Jude Hill dargestellt – ist daher so etwas wie der neunjährige Kenneth. Der bereits mehrfach-nominierte Soundtrack stammt von Van Morrison, der natürlich auch in Belfast ausgewachsen ist.
Regie: Denis Villeneuve Cast: Timothee Chalamet, Rebecca Ferguson, Zendaya, Oscar Isaac, Jason Momoa, Javier Bardem, Josh Brolin
„Dune“ von Frank Herbert galt ähnlich wie „Lord Of The Rings“ als ziemlich unverfilmbar, die bislang einzige Verfilmung von David Lynch aus dem Jahre 1984 floppte an den Kinokassen und wurde gleichermaßen von den Kritikern zerrissen. 2016 übernahm Legendary Pictures die Rechte und setzte Denis Villeneuve („Arrival“, „Sicario“) als Regisseur ein. Der Francokanadier gilt als Top-Regisseur in Hollywood und hat in seiner Karriere noch keinen Flop auf seiner Vita stehen, schon mit „Blade Runner 2049“ schaffte er eine lange Zeit für unmöglich gehaltene Fortsetzung des Sci-Fi-Klassikern aus den 1980ern.
Und was soll man sagen – Villeneuve hat auch diesmal nicht versagt. „Dune“ ist ein Film für den Kinos gebaut wurden sowie IMAX und Dolby Atmos erfunden wurden, also ein audiovisuelles Meisterwerk. Im Endeffekt handelt es sich jedoch nur um „Part 1“ (die Fortsetzung wurde nach dem weltweiten Kinoerfolg bekannt gegeben und mit dem Oktober 2023 geplant), Gerüchten zufolge ist Villeneuve daran interessiert, eine Trilogie daraus zu basteln. Die Story ist zu komplex um sie in mehreren Sätzen zu erklären (hier sind vermutlich auch immer wieder geplante Verfilmungen gescheitert), kann man aber ohnehin googeln oder bei Wikipedia nachschlagen.
Regie: Adam McKay Cast: Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Timothee Chalamet, Cate Blanchett, Meryl Streep, Ariana Grande, Jonah Hill
Adam McKay erklärt in seinen Filmen gerne Dinge, welche bereits passiert sind, wie etwa bei „The Big Short“ die Weltwirtschaftskrise oder bei „Vice“ die Rolle der USA im Irak-Krieg. Viele Kritiker haben diesen Film über einen Meteoriten, welcher die Erde zu zerstören bedroht, als „platt“ oder „spöttisch“ bezeichnet. Aber im Endeffekt will er genau dies erreichen. Der erdzerstörende Meteorit ist daher so etwas wie eine Allegorie für die Klimakrise und die COVID-19-Pandemie. Alles geht nämlich den Bach hinunter, weil die öffentliche Meinung von Wissenschaftsverweigerern und narzisstische Politiker:innen (mit)gebildet wird. Und so kann „nicht hinaufsehen“ auch eine realistische Lösung für ein globales Problem sein.
Die Cast hat All-Star-Charakter, ausnahmsweise spielt Meryl Streep (als US-Präsidentin im Stile von Donald Trump) jedoch nicht alle an die Wand, das übernimmt in diesem Fall Oscar-Preisträger Mark Rylance („Bridge of Spies“) als Mischung aus Steve Jobs und Elon Musk, dessen wirtschaftliche Interessen am Ende irgendwie über den Interessen der Weltrettung stehen. Bei keinem anderen Film auf meiner heurigen Liste war ich mir hinsichtlich der Platzierung so unschlüssig wie bei „Don’t Look Up“, daher habe ich mir einfach ein zweites Mal angesehen. Im Endeffekt finde ich ihn doch sehr gelungen.
Regie: Chloe Zhao Cast: Frances McDormand, David Strathairn
Nach dem Verlust ihres Ehemanns, ihres Jobs und ihres Hauses beschließt die 60-jährige Fern von nun an als Nomadin durch den mittleren Westen der USA zu ziehen. Alle ihre Besitztümer sind dabei in ihrem Van untergebracht und sie schlägt sich vom einen bis zum nächsten Gelegenheitsjob durch, Ersparnisse hat sie nämlich keine. Auf ihrem Weg lernt sie viele andere Menschen kennen, die von der Gesellschaft verstoßen wurden oder ihr Leben fernab von Konventionen leben.
Der Film ist stark melancholisch aber versprüht gleichzeitig eine „gib niemals auf“ Message. Die Landschaften, welche bildgewaltig von Joshua James Richards in Szene gesetzt wurden, geben den Menschen daher irgendwie auch die notwendige Kraft zur Heilung. Das Besondere an „Nomadland“ ist auch, dass die Nebendarsteller:innen keine Schauspieler sind, sondern „echte“ Personen in einem semifiktionalen Roadmovie sind. Chloe Zhao wurde bei den Academy Awards im April 2021 die erst zweite weibliche Regisseurin nach Kathryn Bigelow („The Hurt Locker“), welche den Oscar für die Beste Regie gewinnen konnte. Neben dem 3. Oscar für Frances McDormand (nach „Fargo“ sowie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) als Beste Hauptdarstellerin konnte der Film auch die wichtigste Trophäe für den „Besten Film“ mit nach Hause nehmen.
Regie: Florian Zeller Cast: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Mark Gatiss, Olivia Williams, Imogen Poots, Rufus Sewell
„The Father“ basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Florian Zeller, das von ihm selbst letztes Jahr für die Leinwand adaptiert wurde. Bei den Academy Awards im vergangenen Jahr erhielt der Franzose dafür auch einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Den zweiten Oscar seiner Karriere gewann völlig überraschend Anthony Hopkins, der sich gegen den hochfavorisierten Chadwick Boseman durchsetzen konnte.
Es handelt sich bei dem Film um ein berührendes und beklemmendes Drama über den sich zunehmend verschlechternden Gesundheitszustand eines Demenzkranken (Hopkins). Die Story wird dabei aus seiner Sicht und abwechselnd aus der Sicht seiner Tochter Anne (Olivia Colman) erzählt und schafft es, die Belastung dieser Krankheit für beide Seiten eindrucksvoll aufzuzeigen. Untermalt wird das Drama von einem klassischen Score von Ludovico Enaudi (Anm.: der sich übrigens auch für den Score von Nomadland verantwortlich zeichnete). Auf Rotten Tomatoes hält der Film bei nahezu perfekten 98%, der Metascore liegt bei 88/100 und so ist „The Father“ auf Basis von Kritikerstimmen einer der absolut besten Filme des abgelaufenen Jahres.
Regie: Sian Heder Cast: Emilia Jones, Marlee Matlin, Troy Kotsur, Daniel Durant, John Fiore
CODA steht für Children Of Deaf Adults, also Kinder von gehörlosen Erwachsenen. Die Story dreht sich um die 17-jährige Ruby (Emilia Jones), deren Eltern (u.a. Marlee Matlin, Oscar-Preisträgerin 1987 für „Children Of A Lesser God“) und größerer Bruder allesamt taubstumm sind. Sie selber hilft neben der Highschool am väterlichen Fischerboot, ihre Liebe gilt aber der Musik und dem Gesang. Als es Probleme mit der Fischerei-Lizenz gibt und sie selber die Chance bekommt, auf ein Musik-College gehen zu können, muss sie sich zwischen ihrer Familie und ihrem Traum entscheiden.
„CODA“ hat beim Sundance Festival 2021 alles abgeräumt und wurde daraufhin Objekt eines Bieterkrieges zwischen Netflix, Amazon und Apple, welchen letztere für sich entscheiden konnten. Bei den Golden Globes wurde die coming-of-age Story als Bestes Drama nominiert, dazu Troy Kotsur in der Rolle des Vaters als bester Nebendarsteller. Der Film ist in punkto Storyline vorhersehbar und drückt gekonnt auf die Tränendrüse, ohne dabei allerdings lächerlich oder banal zu wirken. CODA ist einer dieser Feelgood-Filme, welche wir in Zeiten wie diesen umso mehr brauchen.
Regie: Emerald Fennell Cast: Carey Mulligan, Bo Burnham, Alison Brie, Jennifer Coolidge, Laverne Cox
„Promising Young Woman“ war der erste Film, den ich 2021 gesehen habe – und ich habe im restlichen Jahr auch keinen Film mehr gesehen, der mich staunender zurückgelassen hat, ohne dabei ausnahmsweise genauer auf den Inhalt einzugehen. Nur soviel: Cassandra (Mulligan) ist eine junge Frau, der viel Potential nachgesagt wurde, die jedoch von einem Ereignis in ihrer Vergangenheit traumatisiert ist und seither alles in ihrem Leben untergeordnet hat, um Rache dafür zu bekommen.
Drehbuchautorin und Regisseurin Emerald Fennell (sie war bei „The Crown“ als Camilla Parker Bowles zu sehen) wurde bei den Oscars 2021 mit der Statuette für das Beste Originaldrehbuch ausgezeichnet. Hauptdarstellerin Carey Mulligan sah lange Zeit wie die Topfavoritin auf den Preis für die Beste Hauptdarstellerin aus, wurde aber letztendlich von Frances McDormand („Nomadland“) ausgestochen. „Promising Young Woman“ ist provokantes Drama, welches vor allem durch die schauspielerische Leistung von Mulligan reüssiert. Doch auch die Besetzung der Nebenrollen mit Comedians wie Bo Burnham, Jennifer Coolidge oder Alison Brie kann als gelungener Schachzug von Fennell angesehen werden. Vor allem das groteske Ende des Filmes bleibt einem lange im Gedächtnis. Der Film hält dem männlichen Geschlecht einen Spiegel vor, dessen Spiegelbild nicht gefällt, aber daher umso nachhaltiger betrachtet werden muss.
Knapp nicht unter den Top-10
Knapp nicht unter meine Top-10 hat es Nobody (VOD) mit Bob Odenkirk geschafft. Kompromisslose Action im Stile von John Wick mit dem Star aus „Better Call Saul“. Die Filmdoku King Richard (Kino) mit Will Smith als Vater von Venus und Serena Williams ist die beste Rolle des Fresh Prince seit „Das Streben nach Glück“.
A Quiet Place II (Prime Video) ist eine würdige Fortsetzung des Überraschungshits aus 2018 und führt das Konzept des Horrorthrillers gekonnt weiter. Free Guy (Prime Video) mit Ryan Reynolds als Computerspielcharakter, der erfährt, dass er nicht wirklich existiert, war ein überraschend kurzweiliger Film.
Too artsy
The Power Of The Dog (Netflix) von Oscar-Preisträgerin Jane Campion gilt als Oscar-Favorit in einigen Kategorien, ist auch bildgewaltig und atmosphärisch hochwertig, aber irgendwie habe ich mich mit der Story einfach nicht anfreunden können. The Last Duel (Disney+) von Ridley Scott dauert einfach zu lange, die Nuancen der Story sind für mich nicht groß genug um die gleiche Geschichte aus der Sicht von drei Personen über diese Filmlänge zu erzählen.
The Lost Daughter (Netflix) von Maggie Gyllenhaal gilt ebenfalls als Oscar-Kandidat, die schauspielerischen Leistungen von Olivia Colman und Jessie Buckley sind auch famos, aber ähnlich wie beim erstgenannten Film hat mich auch dieser Film etwas mit einem WTF-Gefühl zurück gelassen. Apropos WTF: der heurige Titel für diese Bezeichnung geht definitiv an das Mittelalter-Drama The Green Knight (VOD) von David Lowery über die Geschichte von Sir Gawain.
Die größten Enttäuschungen
Von The Little Things (VOD) habe ich mir aufgrund der Oscar-Preisträger-Cast (Denzel Washington, Rami Malek, Jared Leto) viel erwartet. Die hanebüchene Story hat jedoch auf jeder Linie enttäuscht. Ähnliches kann man über The Woman In The Window (Netflix) mit Amy Adams und Gary Oldman sagen. Hier wurde eine Top-Cast mitsamt guter Romanvorlage komplett versemmelt.
Bei The Guilty (Netflix) mit Jake Gyllenhaal als 911-Telefonist wäre ebenfalls mehr Potential vorhanden gewesen, hier bin ich mit dem Ende alles andere als zufrieden. Black Widow war für mich in Marvel-Maßstäben enttäuschend, weil man alles schon irgendwie gesehen hat, hier war ich knapp davor, dass ich mir den Film (auf Disney+) nicht fertig ansehe.
Was ich sonst gesehen habe..
No Time To Die (VOD) ist ein würdiges letztes 007-Abenteuer mit Daniel Craig, in meiner Craig-Rangliste nach „Casino Royale“ und „Skyfall“ allerdings bestenfalls auf Platz 3. Ghostbusters: Afterlife (Kino) war im Gegensatz zum Ghostbusters-Reboot vor einigen Jahren eine würdige und kurzweilige Da-Capo-Vorstellung für die Originalhelden aus den 1980er-Jahren.
No-Nonsense-Action haben Boss Level und The Tomorrow War (jeweils Prime Video) geboten. Wer zwei Stunden Zeit hat und Lust auf Action ohne viel Nachdenken hat, wird hier fündig. The Mauritanian (VOD) – ein Gerichtsdrama über einen Gefangenen in Guantanamo – kann ich ebenfalls empfehlen. Moxie – eine coming-of-age Story über eine rebellische Teenagerin – fand ich ganz nett, ähnliches gilt für die Pflegeberuf-Satire I Care A Lot mit Rosamund Pike, beide Filme sind im Portfolio von Netflix.
Was ich noch nicht gesehen habe..
Zunächst einmal Licorice Pizza von Paul-Thomas Anderson – ein coming of age Film in den 1970ern von Kalifornien. Being The Ricardos mit Nicole Kidman als Lucille Ball („I Love Lucy“) ist seit kurzem auf Prime Video verfügbar und steht auf meiner Watchlist. Pig mit „B-Movie-Ikone“ Nicolas Cage werde ich mir zu Gemüte führen, sobald er auf einer Streaming-Plattform kostenlos zu sehen ist.
The Tragedy of MacBeth mit Denzel Washington als Titelcharakter läuft kommende Woche auf Apple TV+ an und gilt als potentieller Oscar-Kandidat. Spider-Man: No Way Home wird derzeit als bester Marvel-Film überhaupt gehandelt – hier werde ich mir das Kino-Erlebnis können, bevor es dann irgendwann in den Omikron-Lockdown geht. Ähnliches gilt für House Of Gucci mit Lady Gaga und einer großen Riege an Top-Stars. Allerdings ist der Oscar-Buzz hier schon stark am sinken. Und last but not least der neue Film von George Clooney mit dem Titel The Tender Bar, welcher Anfang Jänner auf Prime Video erscheinen wird.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2021/12/promising-young-woman.jpg399830Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2022-01-03 16:21:142022-01-03 16:22:08Best of 2021: Filme
Nachdem ich mir heuer angewohnt habe, das Resümee einer Serie unmittelbar nach Abschluss ebendieser zusammenzufassen, kann ich meine diesjährige Liste so früh wie schon lange nicht mehr präsentieren. Zu Beginn wie immer ein kurzer Rückblick auf meine bisherigen Serien des Jahres:
Ich habe mein Bewertungssystem heuer ausnahmsweise einmal nicht geändert. Wie im letzten Jahr besteht meine Liste sowohl aus Serien, welche im aktuellen Kalenderjahr 2022 ihre Premiere (in Europa) gefeiert haben, als auch aus fortlaufenden Serien mit mehreren Staffeln. Wie schon im vergangenen Jahr habe ich auch heuer den Metascore und den IMDb-Score bewusst weggelassen. Per Klick auf den Serientitel werdet ihr zur jeweiligen IMDb-Seite weitergeleitet.
10 Folgen (52-63 Minuten pro Folge) Cast: Bryan Cranston, Michael Stuhlbarg, Hunter Doohan, Hope Davis, Carmen Ejogo, Margo Martindale
Einschätzung: Als ich im Sommer 2020 zum ersten Mal von der kommenden Serie Your Honor gehört hatte, war ich voller Vorfreude. Vor allem aufgrund der ersten Serien-Hauptrolle von Bryan Cranston seit dem Ende von Breaking Bad, wofür er für die Rolle des Walter White mit insgesamt vier Emmys ausgezeichnet wurde. Cranston spielt einen angesehenen Richter in New Orleans, der stets harte aber faire Entscheidungen trifft und bei der Auslegung des Gesetzes keinen Spielraum walten lässt.
Als sein Sohn im Highschool-Alter jedoch nach einem Unfall mit Fahrerflucht für den Tod des Sohnes des lokalen Gangsterbosses verantwortlich ist, wird seine Welt von Ethik und Moral auf den Kopf gestellt. Dies ist kein Spoiler, weil dieser Unfall während der ersten 15 Minuten der 1. Folge passiert. Michael Desiato (so der Name von Cranston in der Serie) bricht fortan mit vielen seiner richterlichen Prinzipien und versucht den Unfall als Angst vor einer Racheaktion des Mafia-Bosses Jimmy Baxter zu vertuschen. Dies gelingt ihm jedoch mehr schlecht als recht und bringt ihn in einen immer tieferen Strudel von Lügen und Täuschung.
Wie anfangs erwähnt, hatte ich der Serie im Vorhinein extrem viel Potential attestiert. Dieses wurde jedoch leider nur bedingt abgerufen. Nach einer ausgezeichneten ersten Folge zeigt die Serie gerade gegen Ende hin einige Längen und inhaltliche Schwächen. So war ich am Ende (bzw. auch vom Ende) einigermaßen – jedoch auf einem vergleichsweise hohen Niveau – enttäuscht.
4 Folgen (58 – 67 Minuten pro Folge) Cast: Mark Waschke, Leonard Schleicher, Marius Ahrendt, Misel Maticevic, Lavinia Wilson, Seumas F. Sargent
Einschätzung: Bei The Billion Dollar Code handelt es sich um die Erzählung eine wahren Geschichte. Carsten, ein Student an der Hochschule der Künste Berlin, der mit ambitionierten Ideen für 3D und Virtual Reality experimentiert aber aufgrund der Leistungsfähigkeit der Rechner im Jahr 1994 an einer Umsetzung scheitert, trifft in einem Szene-Club den Hacker Juri vom Chaos Computer Club. Die beiden freunden sich an, weil Juri eine Lösung für Carstens Hardware-Problem hat. Fortan werden die beiden zu einem kongenialen Team und pushen sich gegenseitig mit immer wieder neuen Ideen – beispielsweise wollen sie auf ihrem Computer jeden Punkt auf der Erde virtuell in 3D ansehen – die Idee zu Terravision ist geboren.
Die Serie spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen – im Berlin des Jahres 1994 sowie viele Jahre später vor Gericht bei einem scheinbar aussichtslosen Patentstreit mit Google. Denn der Megakonzern nützt die Blauäugigkeit der beiden Studenten nach einer Einladung ins Silicon Valley aus, erschafft Google Earth und verdient damit Milliarden (daher auch der Serien-Titel). Im Prozess David (ART+COM) gegen Goliath (Google) scheint vieles möglich, nur kein Sieg des David – das Ende lasse ich an dieser Stelle natürlich offen. The Billion Dollar Code ist – wie schon Dark – deutsche Serienkunst auf hohem internationalem Niveau. Die Serie lebt von der Erzählweise (das Drehbuch stimmt lt. Aussage eines früheren ART+COM Mitarbeiters minutiös mit der Realität überein) und dem digitalen Aufbruchs-Flair der 90er-Jahre, an die ich mich technisch bzw. technologisch noch gut erinnern kann. Die Serie hat meinen Nerv daher ähnlich wie vor einigen Jahren Halt And Catch Fire getroffen.
5 Folgen (42-76 Minuten pro Folge) Cast: Alvaro Morte, Ursula Corbero, Itziar Ituno, Pedro Alonso, Najwa Mimri, Rodrigo de la Serna, Fernando Cayo
Einschätzung: Egal ob Narcos (Mexiko), Squid Game (Südkorea) oder Dark (Deutschland). Netflix hat schon längst ein globales Netz an Content-Produktion und -Distribution gespannt und bedient nicht nur regionale Vorlieben. La Casa De Papel (bzw. Money Heist auf Englisch oder Das Haus des Geldes auf Deutsch) war einer der ersten nicht-amerikanischen Welterfolge auf dem US-Streaming Portal und laut eigenen Angaben zeitweise die international meistgesehene nicht englischsprachige Serie im Portfolio. Zunächst auf Antena 3 in Spanien ausgestrahlt, sicherte sich Netflix 2019 die Rechte für das Bankräuber-Katz-und-Maus-Spiel mit unzähligen Wendungen. Die finale 5. Staffel wurde heuer in zwei Teile gesplittet, die ersten fünf Folgen waren seit September abrufbar, die finalen fünf Folgen seit Dezember.
Raubte das Team von unterschiedlichen Charakteren mit Städtenamen-Pseudonymen unter ihrem Anführer, dem Professor, in den ersten beiden Staffeln noch die spanische Notenbank aus, so spielen die finalen drei Staffeln in der Bank von Spanien, wo die nationalen Goldreserven gelagert sind. Das Haus des Geldes offenbart gerade im ersten Teil der letzten Staffel die klassischen Schwächen einer Serie, die inhaltlich zu sehr ausgemolken wird. Doch wer die ersten fünf Folgen hinter sich bringt, wird mit einem absolut zufriedenstellenden Ende belohnt. Alle Storylines werden beendet, die Handlung versprüht gegen Ende hin wieder den Verve der ersten beiden Staffeln und das emotionale Ende hat bei mir sogar für zwei feuchte Augen gesorgt (wohl vor allem dank der Musikwahl, die massiv auf die Tränendrüse drückt). Mittlerweile wurde übrigens von Netflix bestätigt, dass der Charakter Berlin 2023 ein eigenes Spin-Off bekommt.
10 Folgen (26-35 Minuten pro Folge) Cast: Steve Martin, Martin Short, Selena Gomez, Amy Ryan, Nathan Lane, Sting
Einschätzung: Die 1. Staffel der in den USA auf hulu ausgestrahlte Serie lief hierzulande parallel (jedoch mit zwei Wochen Verzögerung) am Star-Kanal von Disney+. Ein in die Jahre gekommener Serien-Schauspieler (Steve Martin), ein Broadway-Regisseur dessen beste Zeit schon lange vorüber ist (Martin Short) sowie eine junge Frau, die das Apartment ihrer Tante renoviert (Selena Gomez) sind allesamt Bewohner eines noblen Wohnhaus-Komplex in Manhattan – und True CrimePodcast Fans. Als ein mysteriöser Todesfall im Wohnhaus die langweilige Routine der Bewohner auf den Kopf stellt, entschließt sich das ungleiche Trio dazu, die Ermittlungen selber in die Hand zu nehmen und über den Fortschritt in einem eigenen Podcast zu berichten. Dies führt zu Missverständnissen und Auseinandersetzungen mit der Polizei und anderen Hausbewohnern und bringt die drei Protagonisten auch mehrmals in Lebensgefahr.
Zwei der Three Amigos (Steve Martin, Martin Short) sind dem Publikum unter 30 vielleicht kein Begriff mehr. Um dies auszugleichen, war Selena Gomez als von Disney geprägter Superstar vermutlich bewusst als ausgleichender und jugendlicher Gegenpol gewählt. Das Drehbuch stammt von Steve Martin selber, die drei Hauptdarsteller zeichnen sich auch als ausführende Produzenten verantwortlich. Only Murders In The Building ist alles andere als schwere oder herausfordernde Kost, sondern sehr kurzweilig. Die Serie ist auch mit unzähligen Gastauftritten von Stars (u.a. Sting, Jimmy Fallon, Tina Fey uvm.) gespickt und endet mit einem Cliffhanger zur 2. Staffel, welche im September 2021 offiziell durch hulu bestätigt wurde.
9 Folgen (32-63 Minuten pro Folge) Cast: Lee Jung-jae, Park Hae-soo, Wi Ha-joon, Jung Ho-yeon, O Yeong-su
Einschätzung: Squid Game ist ein globales Phänomen und nach Parasite der zweite filmische südkoreanische Welterfolg binnen zwei Jahren. Das Konzept der Serie – eine Gruppe von Unbekannten kämpft nach dem last-(wo)man-standing Prinzip um einen Hauptpreis – ist alles andere als neu. In meiner Altersgruppe haben viele Battle Royale mehr als einmal gesehen, einen japanischen Film aus dem Jahre 2000 mit dem gleichen Grundkonzept. Und wer diesen Film nicht kennt, hat vermutlich The Hunger Games gelesen oder gesehen (in meinem Fall beides).
Warum also wurde 오징어 게임 (so der Titel von Squid Game auf Koreanisch – richtig geraten) nun zur meistgestreamten Netflix-Serie aller Zeiten? Ich kann hier nur meine persönliche Einschätzung abgeben. Vermutlich weil die Teilnehmer – im Gegensatz zu den oben genannten Beispielen – auf (semi)freiwilliger Basis am perfiden Todesspiel teilnehmen und die Serie deswegen einen dystopisch-gesellschaftskritischen Fokus bekommt. Die dargestellte Brutalität mancher Szenen ist völlig überzeichnet und deswegen öfters sogar ziemlich lustig. Auch dies ist von den Serienerfindern vermutlich alles andere als unbeabsichtigt. Squid Game war eigentlich auf eine Staffel konzipiert, aufgrund des Welterfolgs und einiger offener Storylines kann man jedoch davon ausgehen, dass es in naher Zukunft eine Fortsetzung geben wird, die jedoch aus heutiger Sicht fast nur enttäuschen kann. Man möge mich vom Gegenteil überzeugen.
9 Folgen (3-50 Minuten pro Folge) Cast: Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Kathryn Hahn, Evan Peters, Debra Jo Rupp
Einschätzung: Marvel hier, Marvel dort, Marvel überall. Nach dem Kino erobern die Charaktere aus dem MCU seit 2021 auch den Streaming-Service von Disney. Im 1. Jahr bekamen neben der Scarlett Witch (Elizabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany) auch The Falcon And The Winter Soldier (Anthony Mackie & Sebastian Stan) sowie Loki (Tom Hiddleston) und Hawkeye (Jeremy Renner) ihre eigene Miniserie. Das originellste Konzept hatte aber mit Sicherheit WandaVision. Als ich mit der ersten Folge begonnen habe, habe ich die Wiedergabe nach einigen Minuten pausiert und dann sogar beendet bzw. neu gestartet, weil ich mir nicht sicher war, ob ich eventuell den falschen Content auf Disney+ erwischt hatte.
Ohne näher auf die eigentliche Handlung eingehen zu wollen, die Aufbereitung der Serie mit Sitcom-Elementen der vergangenen TV-Epochen bringt unweigerlich Erinnerungen an Klassiker wie I Love Lucy, Bewitched, The Brady Bunch, Full House, Family Ties, Malcolm In The Middle oder The Office. Auf der Seite Apartment Theory gibt es übrigens eine komplette Guideline zu den Referenzen. Agatha Harkness (gespielt von der Emmy-nominierten Kathryn Hahn), die Antagonistin der Serie, bekommt übrigens aufgrund des durchschlagenden Erfolgs ihres Charakters auch eine eigene Serie bei Disney+ mit noch unbekanntem Titel. Es ist also dafür gesorgt, dass der Streaming-Dienst des Micky-Maus-Imperiums auch in den kommenden Jahren nicht der Stoff ausgeht.
6 Folgen (54-65 Minuten pro Folge) Cast: Murray Bartlett, Connie Britton, Jennifer Coolidge, Alexandra Daddario, Steve Zahn
Einschätzung: Die eigentliche Handlung von The White Lotus ist relativ einfach erklärt. Verschiedene wohlhabende Singles, Paare bzw. Familien verbringen ihren Urlaub in einem Luxusresort auf Hawaii. Dabei brechen schwelende zwischenmenschliche Konflikte immer mehr auf, die Aufbereitung derer gelingt jedoch nur bedingt bzw. überhaupt nicht. Amüsant wird die Serie durch den Fakt, dass ausnahmslos alle Protagonisten völlig unsympathisch sind. Sie sind unter anderem überheblich, drogenabhängig, rechthaberisch, jähzornig oder erfolgsverwöhnt und beweisen eindrucksvoll, dass sich zu viel Geld nicht unbedingt positiv auf den Charakter auswirkt.
Vor allem Jennifer Coolidge (American Pie, Promising Young Woman) nervt als manisch-depressive Diva, die nach Hawaii fliegt um die Asche ihrer verstorbenen (und verhassten) Mutter zu verstreuen. Auch Jake Lacy (The Office) möchte man als reiches und eifersüchtiges Muttersöhnchen am liebsten nach fast jedem gesprochenen Satz abwatschen. Überragt wird das Ensemble jedoch vom Australier Murray Bartlett (Guiding Light, Looking), der durch seine Darstellung des Resort-Leiters (vulgo Kindergärtners) auch als Top-Kandidat für die kommende Awards Saison gilt. Positiv abgerundet wird die Serie auch durch die hawaiianisch-indigene Musik von Juan Cristobal Tapia de Veer, wobei vor allem der Titelsong länger im Ohr bleibt.
7 Folgen (57-60 Minuten pro Folge) Cast: Kate Winslet, Julianne Nicholson, Jean Smart, Evan Peters, Guy Pearce
Einschätzung: Früher war es gänzlich undenkbar, dass A-Lister aus der Kinowelt in einer (TV-)Serie mitwirken könnten. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hat sich dies jedoch um 180° gedreht und so ist es nun keine Sensation mehr, dass man auch Oscar-Gewinner wie Kate Winslet (Titanic, The Reader) auf diversen Streaming-Services bewundern kann. Als geschiedene und stets missmutig gelaunte Kommissarin in einer Kleinstadt namens Easttown, mitten im Rust Belt von Pennsylvania gelegen, ist sie bei den Ermittlungen hauptsächlich mit Delikten rund um Armut und Drogen konfrontiert. Als eine teenage mom brutal ermordet wird, spinnen sich im Laufe ihrer Ermittlungen immer mehr Verwicklungen mit ihrem eigenen Familien- bzw. Freundeskreis und stellen damit persönliche Loyalitäten auf die Probe.
Mare of Easttown aus der Feder von Brad Ingelsby (Out Of The Furnace, The Way Back) ist düster und deprimierend und daher sicherlich keine gute Wahl für einen entspannenden Fernsehabend. Die persönlichen Schicksale einzelner Protagonisten sind aus einer menschlichen Perspektive gesehen zumeist unausweichlich. Die mehrfachen Wendungen und Überraschungen sorgen dafür, dass die Serie zu keinem Punkt langweilig wird. Bei den heurigen Emmys gewannen übrigens sowohl Winslet (Beste Hauptdarstellerin in einem TV-Film oder Miniserie) als auch Evan Peters (Bester Nebendarsteller) und Julianne Nicholson (Beste Nebendarstellerin) eine goldene Statuette.
10 Folgen (47-60 Minuten pro Folge) Cast: Margaret Qualley, Andie MacDowell, Nick Robinson, Anika Noni Rose
Einschätzung: Wenn ihr einen Netflix-Account habt, ist euch im Laufe der letzten beiden Monate mit Sicherheit schon einmal Maid vorgeschlagen worden. Aufgrund des unscheinbaren Titels wirkt die Miniserie vielleicht nicht übermäßig interessant. Doch sie ist vermutlich eine der spannendsten und herzerwärmendsten Serien des Jahres.
Maid erzählt die (auf wahren Begebenheiten basierende) Geschichte der 25-jährigen Alex aus dem Bundesstaat Washington. Sie hat keinen College-Abschluss, keine Arbeitsstelle und keine Ersparnisse. Ihre 2-jährige Tochter Maddie ist für sie der wichtigste Mensch der Welt. Eines Nachts beschließt sie, ihren Ehemann zu verlassen, weil dieser nach Alkoholgenuss zur psychischen Gewaltausübung neigt. Durch Zufall bekommt sie eine Anstellung als Reinigungskraft, die Bezahlung ist mehr schlecht als recht. Was folgt, ist ein Spießrutenlauf zwischen unzähligen Wohnungswechseln, Sorgerechtsstreitigkeiten um die Tochter und unverständlichen Antragsformularen mit viel zu vielen Akronymen. Alex muss jeden Dollar doppelt und dreifach umdrehen (dies wird auch regelmäßig visuell durch den aktuellen Kontostand im rechten oberen Eck des Screens verdeutlicht). Außerdem wird sie für jeden Schritt nach vorne fast postwendend um mindestens zwei Schritte zurück geworfen. Doch Alex ist eine Kämpferin.
Die Serie romantisiert Armut nicht, sondern zeichnet das ungeschminkte Gesicht einer Frau unter der Armutsgrenze. Maid ist ein reality check der US-amerikanischen Mittelschicht, die immer tiefer in die Armut abdriftet und dabei keinen Rückhalt vom politischen System bekommt. Margaret Qualley (Once Upon A Time In Hollywood, The Leftovers) brilliert dabei als Protagonistin, deren weltfremde Hippie-Mutter von Andie McDowell (Four Weddings And A Funeral, Groundhog Day) gespielt wird. Das Besondere dabei: McDowell ist auch in der Realität die Mutter von Qualley. Prädikat wertvoll auch für den Soundtrack, der gänzlich aus Indie bzw. Alternative-Songs von weiblichen Bands und Sängerinnen besteht.
12 Folgen (29-49 Minuten pro Folge) Cast: Jason Sudeikis, Brett Goldstein, Hannah Waddingham, Juno Temple, Nick Mohammed, Brendan Hunt
Einschätzung: Zum ersten Mal nimmt eine Comedy den ersten Platz meiner alljährlichen Serien-Charts ein. Ted Lasso hat bei den diesjährigen Emmys beinahe alles abgeräumt, was zu gewinnen war. Beste Serie, Bester Hauptdarsteller (Jason Sudeikis), Beste Nebendarstellerin (Hannah Waddingham), Bester Nebendarsteller (Brett Goldstein) sowie drei weitere technische Awards. Vor allem der von Goldstein gespielte Charakter Roy Kent hat in sich in der 2. Staffel zum heimlichen Star der Serie gemausert. Die Kent-zentrierte Folge Rainbow (S2E5) ist in Sachen Erzählkunst ein kleines Meisterwerk und zeigt, wie man einen Song in punkto Timing absolut perfekt einsetzen kann. Doch dafür war Showrunner Bill Lawrence auch schon bei Scrubs bekannt.
Ted Lasso war nach dem überraschenden Erfolg der initialen Staffel auf insgesamt drei Staffeln konzipiert und so fehlt der Serie nur mehr der 3. Akt, die Dreharbeiten dazu werden voraussichtlich im Jänner 2022 beginnen. Aufgrund des globalen Erfolgs der Serie bin ich jedoch gespannt, ob Apple hier andere Pläne verfolgt oder beispielsweise auch ein Spin-Off eine Möglichkeit ist. Wie auch immer, die ersten beiden Staffeln haben die Latte für das Finale extrem hochgelegt. Aber ich vertraue auf die Diamond Dogs, dass die Story rund um den liebenswürdigen US-Coach ein würdiges Ende findet.
Resümee und Ausblick
Es gibt heuer einige hochkarätige Serien, welche ich noch nicht gesehen habe, stellvertretend sind Hacks (HBO), die 3. Staffel von Succession (HBO / sky), Dopesick (hulu / Disney+), The Billion Dollar Code (Netflix), Lupin (Netflix) und Hawkeye (Disney+) genannt.
Die letzten Staffeln von Goliath (Amazon) und Bosch (Amazon) waren zwar kurzweilig, haben es aber nicht auf meine Topliste geschafft, weil sie nicht wirklich neuartig waren. Die 2. Staffel von The Morning Show (Apple+) und die beiden Marvel-Serien Loki (Disney+) sowie The Falcon And The Winter Soldier (Disney+) haben es ebenso wenig auf meine Liste geschafft.
Serien die ich begonnen, aber während der ersten Folgen abgebrochen habe, sind Nine Perfect Strangers (hulu / Amazon), Foundation (Apple+), Mr. Corman (Apple+) und The Shrink Next Door (Apple+). Die zweite Staffel von Tiger King (Netflix) hat mich ebenfalls nicht mehr richtig abgeholt.
Empfehlenswert für Sportfans ist die Serie Untold auf Netflix, welche sich auf verschiedenste Sport-Skandale fokussiert, jedoch primär im US-Sport. Ebenfalls eine Empfehlung ist die 2. Staffel von LOL: Last One Laughing auf Amazon – viele deutsche Comedians sind anscheinend (nur?) dann witzig, wenn sie nicht lachen dürfen.
Alles in allem war 2021 für mich persönlich ein deutlich besseres Serien-Jahr als 2020, was wohl primär damit zu tun hat, dass die meisten Produktionen nach dem kurzfristigen globalen Stillstand im Frühjahr 2020 allesamt unterbrochen oder verschoben wurden. Ich bin schon ziemlich gespannt auf das Serienjahr 2022, welches aus aktueller Sicht gerade in den USA relativ unbeeindruckt von COVID-19 ablaufen wird.
Exkurs: Golden Globes 2022
Abschließend noch die 10 Serien mit den meisten Golden Globes Nominierungen, welche am 13. Dezember in Los Angeles bekanntgegeben wurden. Bis auf The Great und Pose wurde jede andere Serie hier zumindest einmal genannt, vier Serien finden sich auch in meiner Liste.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2021/12/the-white-lotus.jpg467830Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2021-12-15 17:07:032021-12-22 09:49:36Best of 2021: Serien
Ich zwinge mich gerade zu den nachfolgenden Zeilen, obwohl in meinem Gehirn eigentlich weitestgehend Leere vorherrscht. Es gibt diese Menschen, die man in sein Herz schließt, obwohl sie weder zur Familie noch zum Freundeskreis gehören.
Paul Gludovatz war (Anm. ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich im Präteritum schreiben muss) eine solche Person.
Österreichweit wird er primär als langjähriger ÖFB-Nachwuchscoach und Vater des U20-Sommermärchens 2007 in Erinnerung bleiben. Im Innviertel jedoch wird man ihn als den erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte in Erinnerung halten.
Während seiner 1. Amtszeit bei der SV Ried (2008-2012) hat er den Verein als Top-Adresse in der Österreichischen Bundesliga etabliert. Er hat den Verein zu zwei Herbstmeisterschaften und 2011 zum Gewinn des 2. ÖFB-Cup der Vereinsgeschichte geführt.
An diese Momente mit 12.000 anderen SVR-Anhängern im Ernst Happel Stadion zu Wien werde ich mich mein Leben lang erinnern. Ein Jahr später hat Gludovatz das Team erneut ins ÖFB-Cupfinale geführt.
Unter anderem agierte der heutige Frankfurt-Trainer Oliver Glasner als sein verlängerter Arm am Feld, Michael Angerschmid war sein Co-Trainer. Spieler wie Robert Zulj, Daniel Royer, Anel Hadzic, Marco Meilinger oder Florian Mader (nur um einige zu nennen) schafften unter Gludovatz ihren Durchbruch.
Sein für damalige Zeiten innovatives 3-3-3-1 System hat zahlreiche gegnerische Trainer zur Verzweiflung gebracht. Die Mannschaft hat in dem oftmals als “destruktiv” oder “defensiv” verschrienen System jedoch auch wundervollen Fußball gespielt und Teams wie RB Salzburg oder Rapid nicht nur einmal mit 3:0 heimgeschickt.
2015 hat Gludovatz die Mannschaft nach einem katastrophalen Saisonstart in brenzliger Lage erneut übernommen und zum sicheren Klassenerhalt geführt.
Es gibt nicht viele Personen, denen der Profifußball in Ried mehr zu verdanken hat. Auch deswegen war der Ehrenbürger von Ried im Innkreis in den vergangenen Jahren ein stets gern gesehener Gast im Innviertel. Von den Menschen hier wurde aufgrund seiner gentlemanliken Art auch liebevoll als “Sir Paul” bezeichnet.
Mein Mitgefühl gilt seiner Frau Susi, sowie seinen Kindern und Enkelkindern und seiner gesamten Familie.
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