Die 2010er-Jahre („Twenty-Tens“) neigen sich dem Ende zu und man wird allerorts von Bestenlisten überschwemmt. Eine Liste mehr oder weniger ist auch schon egal, daher belebe ich meinen Blog mal wieder mit meinen persönlichen Highlights der letzten zehn Jahre. Damit eine solche Ausgabe nicht ausartet, habe ich mir einige Regeln auferlegt, um Struktur in die Listen zu bringen.
Bei den Filmen und Spielen ist der Sachverhalt relativ klar. Diese müssen zwischen 2010 und 2019 erschienen sein. Eine Sonderregel gibt es nur bei Serien – diese müssen spätestens 2010 angelaufen sein (deswegen werdet ihr auch etwa Breaking Bad vermissen) und als Zusatzregel hab ich (auch um mir die Liste einzuschränken) noch dazu beschlossen, dass diese Serie auch bereits beendet sein muss (oder im Laufe des Jahres noch beendet werden wird). Außerdem hab ich Anthology-Serien (wie etwa Fargo, Black Mirror, American Horror Story) und Serien-Events (z.B. Chernobyl) ebenfalls außen vor gelassen.
Ich wollte ursprünglich auch meine zehn Lieblingssongs der letzten Dekade ranken – dies hat sich jedoch als unlösbare Aufgabe herausgestellt und wurde nach dem dritten Versuch unwiderruflich abgebrochen. Genug geschwafelt, here we go:
Kinofilme
Rang
Film
Regie
Cast
1.
ARRIVAL (2016)
Denis Villeneuve
Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker
2.
DRIVE (2011)
Nicolas Winding Refn
Ryan Gosling, Carey Mulligan
3.
INCEPTION (2010)
Christopher Nolan
Leonardo Di Caprio, Tom Hardy, Marion Cotillard
4.
INTERSTELLAR (2014)
Christopher Nolan
Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain
5.
WHIPLASH (2014)
Damien Chazelle
Miles Teller, J.K. Simmons
6.
BLADE RUNNER 2049 (2017)
Denis Villeneuve
Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas
7.
INSIDE OUT (2015)
Pete Docter
Amy Poehler, Phyllis Smith, Richard Kind (Stimmen)
8.
GET OUT (2017)
Jordan Peele
Daniel Kaluuya, Allison Williams
9.
BOYHOOD (2014)
Richard Linklater
Ethan Hawke, Patricia Arquette, Ellar Coltrane
10.
THE WOLF OF WALL STREET (2013)
Martin Scorsese
Leonardo Di Caprio, Margot Robbie, Jonah Hill
Das Jahr 2014 war ein gutes. So gut, dass gleich drei meiner Top-10-Filme der letzten Dekade (Whiplash, Interstellar, Boyhood) aus diesem Jahr stammen. Arrival war ein Film über den man nicht reden kann, ohne die Handlung zu spoilern. Es gab keinen anderen Film in den Twenty-Tens, der mir mehr Gänsehaut bereitet hat. Chris Nolan und Denis Villeneuve haben es jeweils mit zwei Filmen auf die Liste geschafft und wäre es eine Top20, dann wären es wohl sogar jeweils drei gewesen.
Boyhood wurde bei den Oscars von Birdman betrogen, weil kein Film der letzten Dekade mutiger war (der Film wurde über eine Zeitspanne von 12 Jahren hinweg gedreht). Mit Get Out hat Jordan Peele ein neues Sub-Genre des Horrors erschaffen. Kein Film war visuell schöner und beeindruckender als Blade Runner 2049 (yes Roger Deakins!). Inside Out war der beste Pixar-Film der vergangenen Dekade (I’m not crying, you are crying) und The Wolf of Wall Street war herrlich überdreht und schamlos.
TV-Serien
Rang
Serie
Creator
Cast
1.
GAME OF THRONES (2011-2019)
David Benioff & DB Weiss
Kit Harrington, Emilia Clarke, Peter Dinklage
2.
MR. ROBOT (2015-2019)
Sam Esmail
Rami Malek, Christian Slater, Carly Chaikin
3.
HALT AND CATCH FIRE (2014-2017)
Chris Cantwell & Chris Rogers
Lee Pace, Scoot McNairy, Mackenzie Davis
4.
SHERLOCK (2010-2017)
Marc Gatiss & Steven Moffat
Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs
5.
PERSON OF INTEREST (2011-2016)
Jonathan Nolan
Jim Caviezel, Michael Emerson, Taraji P. Henson
6.
FLEABAG (2016-2019)
Phoebe Waller Bridge
Phoebe Waller Bridge, Sian Clifford, Olivia Colman
7.
THE LEFTOVERS (2014-2017)
Damian Lindelof
Justin Theroux, Carrie Coon, Amy Brenneman
8.
SUITS (2011-2019)
Aaron Korsh
Gabriel Macht, Patrick J. Adams, Meghan Markle
9.
THE AMERICANS (2013-2018)
Joe Weisberg
Keri Russell, Matthew Rhys, Noah Emmerich
10.
BOJACK HORSEMAN (2014-2019)
Raphael Bob-Waksberg
Will Arnett, Aaron Paul, Amy Sedaris
Wer meine Bestenlisten des Jahres verfolgt hat (die es seit mittlerweile 2012 gibt), für den wird diese Liste nur wenige Überraschungen bieten. GoT war ein kulturelles Phänomen und die einzige Serie auf dieser Liste, für die (während der letzten Staffel) an jedem Montag um 06:00 aufgestanden bin, um die aktuelle Folge noch vor dem Büro zu schauen und damit spoilerfrei durch den Tag zu kommen. Keine Serien haben Außenseiter bzw. die Tech-Welt besser charakterisiert als Mr. Robot und Halt & Catch Fire. Sherlock und Person Of Interest hatten stets unerwartete Wendungen und viel Spannung (sowie Wortwitz) parat.
Suits war meine guilty pleasure und wäre weiter oben in der Liste gelandet, wenn die letzten Staffeln nicht etwas abgeflacht wären. Fleabag wird nicht nur hier, sondern auch in meiner Liste des Jahres 2019 (sehr) weit vorne landen. The Americans hat den Kalten Krieg zurück ins Wohnzimmer gebracht (wer das halt wollte) und keine Serie hat sich im Verlauf von drei Staffeln mehr gesteigert als The Leftovers. Last but not least, BoJack Horseman ist für mich die beste Animationsserie überhaupt (ja, damit meine ich aller Zeiten).
Games
Rang
Game
Studio / Publisher
Genre
1.
THE LAST OF US (2013)
Naughty Dog / Sony
Action-Adventure
2.
DIABLO 3 (2012)
Blizzard Entertainment
Hack & Slay
3.
FOOTBALL MANAGER 2010
Sports Interactive / Sega
Simulation
4.
RED DEAD REDEMPTION (2010/2018)
Rockstar Games
Action-Adventure
5.
GTA V (2013)
Rockstar Games
Action-Adventure
6.
DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 (2017)
Larian / Namco
Rollenspiel
7.
CIVILIZATION 5 (2010)
Fireaxis / 2K Games
Rundenbasierte Strategie
8.
MAX PAYNE 3 (2012)
RAGE / Rockstar Games
Third-Person-Shooter
9.
DISCO ELYSIUM (2019)
ZA/UM
Rollenspiel
10.
PORTAL 2 (2011)
Valve / EA
Action/Rätselspiel
Hätte ich eine solche Liste in den 1990ern oder 2000ern erstellen müssen, die Aufgabe wäre viel komplexer und komplizierter geworden. In den 2010ern habe ich bei weitem nicht mehr so viel und sooft gezockt wie in den Dekaden zuvor. Die Liste erstellt sich fast wie von selbst: es gibt kein Spiel, welches an die Atmosphäre und Story von TLOA herankommt. Ich habe vermutlich nichts länger gespielt als Diablo 3. Mit dem Football Manager 2010 habe ich 268 Stunden verbracht (das sind knapp 12 Tage – danke für diese Information an Steam). An die Qualität der Action-Adventures von Rockstar Games (RDR [wobei ich Teil 2 nur kurz gespielt habe], GTA, Max Payne) kommt kein anderes Studio heran.
Abgerundet wird die Auflistung von Divinity: Original Sin 2, welches mich am meisten an Baldur’s Gate zurückerinnerte sowie Civ 5, dem vermutlich zweitbesten Teil der Civilization-Reihe nach Teil 2. Disco Elysium habe ich erst vor wenigen Wochen zu spielen begonnen, hat jedoch fast ein neues Sub-Genre des Rollenspiels erschaffen. Und Portal 2 war einfach kurzweilig.
Best of 2019
Natürlich wird es im Dezember auch wieder eine Bestenliste des Jahres 2019 geben, allerdings nur wieder (wie immer) mit TV-Serien (lediglich Premieren aus dem aktuellen Jahr) und Filmen. Bis dahin werde ich mich (nach Ende der Herbstsaison) noch um die bisherige Saison der SV Ried in der 2. Liga widmen. Stay tuned.
Der letzte Spieltag der Saison ist in den vergangenen drei Jahren für die SVR jeweils gleich verlaufen: eine gesunde Portion Optimismus trotz Abhängigkeit von anderen Teams, viel Sonnenschein, frühsommerliche Temperaturen und am Ende stets eine gehörige Portion an Enttäuschung. Auch heuer hat es nach 16/17 und 17/18 wieder (knapp) nicht sollen sein. Das große Saisonziel namens Aufstieg wurde wie im Vorjahr verpasst. Doch anders als in den vergangenen beiden Jahren überwogen heuer nicht Trauer und Resignation, sondern vielerorts (Zweck-)Optimismus und eine gewisse jetzt-erst-recht-Mentalität.
Das sensationelle und fast einmalige Verhalten des harten Kerns auf der Westtribüne hat den Löwenanteil hierzu beigetragen. Wurden die Spieler nach dem peinlichen Versagen der Vorsaison (ein Platz unter den Top3 hätte zumindest für die Relegation gereicht) nach einem 7:1 gegen Kapfenberg noch umgehend vom Block verjagt, so wurde die Mannschaft nach dem heurigen 3:1 gegen LASK II beinahe wie nach dem Gewinn der Meisterschaft gefeiert. Diese positive Verabschiedung sollte den Spielern, den sportlichen Funktionären, der Vereinsführung und auch den Sponsoren viel Kraft und Zuversicht für die Saison 2019/2020 geben. Das „Wir sind stolz auf unser Ried“ hat unter anderem auch Laola1.tv eingefangen:
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Detail am Rande: dieses von Laola1 veröffentlichte Video hat derzeit knapp 11.000 mehr Aufrufe als die Meistertellerübergabe an Wattens (13.000 vs 2.000). Hier auch noch der zugehörige Artikel von Laola1 mit einigen Aussagen von Spielern und Funktionären.
Meinen letzten Artikel zum Thema Fußball bzw. SVR habe ich nach Ende der Herbstsaison anlässlich der Bestellung von Gerald Baumgartner zum Trainer bzw. Sportdirektor verfasst. Seither bin ich regelmäßig gefragt worden, wann ich denn wieder einmal etwas schreiben würde. Nun ist dieser Zeitpunkt gekommen. Ich habe mich über das gesamte Frühjahr hinweg (absichtlich) zurückgehalten, weil der Verein sich positiv (sowohl auf dem Feld als auch neben dem Feld) entwickelt hat und das eigentlich Unmögliche im Frühjahr fast doch noch möglich gemacht hatte. Diese Entwicklung wollte ich zu keinem Zeitpunkt jinxen, wie man auf Neudeutsch sagt.
Ein Nichtaufstieg der Superlative
Mit sechs Punkten und zwölf Toren Rückstand in die Rückserie gestartet, schien der Aufstieg nur mit einer außergewöhnlichen Anstrengung nebst mehrerer Umfaller von Wattens möglich. Das eigene Plansoll wurde für im Bezug auf meine persönliche Kalkulation erfüllt. Denn mit 10 Siegen, 5 Unentschieden und einem überragenden Torverhältnis von 41:11 erreichte man nahezu eine Punktlandung hinsichtlich meiner Prognose, dass man wohl 36 Punkte benötigen würde (wobei ein Sieg in Wattens Pflichtprogramm war) um den Aufstieg doch noch zu schaffen.
Doch leider war die WSG Wattens im Saisonfinish zu stabil und beendete die Meisterschaft mit sechs Siegen en suite, wodurch die Tiroler die Tabellenführung am drittletzten Spieltag zurück holen konnte und bis zum Schluss nicht mehr abgab.
Die Saison als ganzes betrachtet, ist die SVR sogar in der unglücklichen Position, der punkteschnittbeste Nichtaufsteiger der letzten 25 Jahre zu sein. Weder in der 10er-Liga noch in der 12er-Liga oder der 16er-Liga (aus welcher die SVR zum ersten Mal 1994/1995 nach der Relegation gegen den FC Linz aufgestiegen ist) hat ein Verein einen Punkteschnitt von 2.1 erreicht und ist dabei nicht aufgestiegen.
Saison
Verein
Punkteschnitt
2018/2019
SV Ried
2.1
2010/2011
SCR Altach
2.053
2009/2019
Admira
2.03
2015/2016
LASK
2.0
2009/2010
SCR Altach
2.0
1996/1997
Vorwärts Steyr
2.0
Betrachtet man einige weitere hard facts zur Saison der SV Ried, dann sieht man nochmals deutlich wie – mir fällt eigentlich kein anderes Wort ein – unglücklich dieser Nichtaufstieg ist:
Die SVR hat die meisten Tore erzielt (61)
Die SVR hat die wenigsten Tore erhalten (21)
Die SVR hat die wenigsten Niederlagen kassiert (3)
Die SVR hat die wenigsten Auswärtsniederlagen kassiert (1)
Die SVR war beste Auswärtsmannschaft (30 Punkte)
Die SVR war die beste Rückrundenmannschaft (35 Punkte)
Die SVR hat 6/6 Punkte gegen den Meister aus Wattens geholt
Unter dem Strich hat man den Aufstieg auch nicht im Frühjahr verspielt, sondern in der schwachen Herbstsaison. Zwischen Juli und Anfang November erzielte man beispielsweise nur 20 Tore in 15 Spielen. Deswegen konnte der bereits genannte Rückstand von 6 Punkten auf Wattens im Endeffekt trotz großer Anstrengung nicht mehr aufgeholt werden.
Rückwirkend gesehen hat die Vereinsführung zu spät auf die teilweise inferioren Leistungen reagiert. Die sportliche Reißleine im Bezug auf den Trainer hätte spätestens nach einer der spielerischen Bankrotterklärungen im Oktober gezogen werden müssen. Damals gab es ein erzittertes 1-0 gegen Wacker II, ein inferiores 0-0 in Lafnitz, ein spätes 1-0 gegen Lustenau sowie ein glückliches 0-0 in Klagenfurt. Trotz vieler hochkarätiger Offensivspieler wurde auch nach Monaten nicht geschafft, die Mannschaft in eine Art Flow zu bringen und als selbstbewusster Titelkandidat agieren zu lassen.
Die Rücktritte von Chefcoach Thomas Weissenböck und in weiterer Folge von Sportdirektor Franz Schiemer nach dem 1:3 gegen BW Linz haben dann aber dennoch den Weg für einen Neustart und Aufstiegspush im Frühjahr geebnet.
Im Gegensatz zur Vorsaison verstärkte man sich mit Marco Grüll (St. Johann / RLW) und Patrick Eler (Leihe von Nancy) in der Winterpause auch punktgenau. Man benötigte Offensive, man bekam Offensive. Zudem spielte sich der im Herbst noch langwierig verletzte Ante Bajic immer mehr ins Rampenlicht und auch der über Strecken sehr blasse Julian Wießmeier spielte in diesem neuen Offensiv-Setup seine beste Halbsaison für Ried. Zeitweise – wie beim 6:2 in Liefering, beim 5:0 in Horn, beim 7:0 gegen Wiener Neustadt oder beim 4:3 bei Wacker II traf dieses Quartett auch quasi nach Belieben.
Die SVR macht(e) wieder Spaß
Die Aufholjagd auf Wattens (welche auch auf den oben erwähnten Kantersiegen beruhte) hat nicht nur Hoffnung gemacht, sondern die Zuschauer haben auch endlich wieder eine SVR-Mannschaft gesehen, welche über weite Strecken viel Spaß gemacht hat. Für mich persönlich hat die SVR phasenweise den besten und attraktivsten Kombinationsfußball seit der Cupsiegersaison von 2011 auf den Rasen gezaubert. Waren im Vorjahr noch die ganzen Niederlagen gegen unmittelbare Konkurrenten (z.B. 1 Unentschieden und 3 Niederlagen gegen Hartberg) der Grund für den Nichtaufstieg, so drehte dich diese Statistik heuer um fast 180°:
2 Siege gegen Wattens (5:1 Tore)
1 Sieg und 1 Unentschieden gegen Lustenau (1:0 Tore)
1 Sieg und 1 Unentschieden gegen Kapfenberg (2:1 Tore)
1 Sieg und 1 Niederlage gegen BW Linz (2:3 Tore)
2 Siege gegen Wiener Neustadt (10:0! Tore)
2 Siege gegen LASK II (4:1 Tore)
Ergibt 9 Siege, 2 Unentschieden und nur 1 Niederlage gegen die Top7 der Liga bei einem Torverhältnis von 24:6 [pers. Anm. schöne Zahl, das ist mein Geburtstag]. Außerdem war es wirklich angenehm, nur mehr zweimal pro Saison gegen einen Gegner antreten zu müssen. Definitiv einer der größten Vorteiler der 16er-Liga.
Erstaunlicherweise tat man sich aber besonders gegen die Aufsteiger und Tabellennachzügler enorm schwer. Letztendlich waren für mich auch die vier Ergebnisse gegen Steyr (1:1, 1:1) sowie Young Violets (1:2, 3:3) jene vier Partien, in denen man den Aufstieg vermutlich vergeigt hat, wenn man es an einzelnen Partien festmachen will. Aus diesen Spielen hätte man als Ried nicht 3, sondern viel mehr 8-10 Punkte holen müssen, einzig das Unentschieden zum Saisonauftakt in Steyr war gerecht bzw. am Ende sogar etwas glücklich
Die SVR rettet den Zuschauerschnitt der Liga
Die Oberösterreichischen Nachrichten haben am 3. Juni geschrieben, dass das Budget von etwa 4.5 Millionen (wobei hier die Kosten für Stadion, Akademie etc. ebenfalls inkludiert sind) erhalten bleiben sollte. Den Sponsoren und Gönnern aus der Region lege ich einen Blick auf die Tabelle der meistbesuchten Spieler der vergangenen 2. Liga Saison ans Herz. Diese wirkt eigentlich wie eine Farce:
Ranking
Spiel
Zuschauer
1.
Ried – BW Linz
4.585
2.
Ried – LASK II
4.516
3.
Ried – Austria Klagenfurt
3.816
4.
Ried – Lafnitz
3.700
5.
Ried – Vorwärts Steyr
3.697
6.
Ried – Amstetten
3.250
7.
Ried – Liefering
3.162
8.
Ried – FAC
3.150
9.
Ried – Wacker II
3.114
10.
Ried – Wattens
3.084
11.
Ried – Horn
3.015
12.
Ried – Young Violets
3.012
13.
Ried – Wiener Neustadt
3.000
14.
Ried – Kapfenberg
2.986
15.
Ried – Lustenau
2.955
16.
Steyr – Ried
2.935
(Quelle = jeweils weltfussball.at und auch ohne Gewähr)
Ich wollte eigentlich nur 10 oder 15 Spiele auflisten, bin aber bei der Recherche dieser Zahlen (danke auch an den Gestalter der #ZuschauerInnentabelle) schnell darauf aufmerksam geworden, dass die 15 Heimspiele der SVR eben die 15 bestbesuchten Spiele der Saison waren. Und auf Platz 16 findet sich mit Steyr-Ried ebenfalls ein Spiel mit Beteiligung aus dem Innviertel. Auf Platz 17 folgt Wattens gegen Lustenau, also das letzte Heimspiel des späteren Meisters, welches offensichtlich mehr als 1000 Gloryhunter ins Stadion gelockt hat. Mit einem Zuschauerschnitt von 1.114 liegt Wattens nämlich ansonsten nur am sechsten Platz der Liga (hinter Ried, Lustenau, Steyr, Amstetten und Klagenfurt).
Einige (verbitterte?!) Worte zu Wattens
Apropos. Die Bundesliga wird mit ziemlicher Sicherheit not amused sein, dass ein Verein ohne Infrastruktur (Wattens muss kommende Saison auf den Tivoli ausweichen), sowie ohne echten Fanzuspruch den zwölften Platz in der Bundesliga einnehmen wird. Es gibt in Wattens außerdem nicht wirklich eine [große] organisierte Fanbasis (welche für mich primär auf der Anzahl an Auswärtsfahrern beruht) und zudem stammt man aus einer Region, welche nicht für ihre Fußballverrücktheit bekannt ist.
Natürlich hat sich Wattens den Aufstieg (sportlich) verdient und wer nach dem 30. Spieltag ganz oben steht, darf im Endeffekt aufsteigen. Für mich war der Aufstieg auch nicht „glücklich“ (wie von Teilen unserer Fanbasis bezeichnet) – späte Tore sind auch ein Zeichen für Siegeswille und Mentalität. Dennoch ist mir nur selten eine von oben bis unten derart unsympathische Mannschaft (angeführt von Andreas Dober, Trainer Silberberger und dem übergewichtigen Tormann Oswald) untergekommen.
Für den Fußball in Österreich im Allgemeinen ist es außerdem äußerst schade (wobei ich definitiv befangen bin), dass ein Verein, welcher von einer Millionärin und Instragram-Diva geleitet wird, reüssieren kann. Ich kenne sonst keinen anderen Verein auf der Welt, bei dem die narzisstische Präsidentin der Star ist und stets im Mittelpunkt steht (stehen will).
Wenn man sich die peinliche Kulisse der letzten Partie in Horn (600 Zuschauer) anschaut, bei der trotz gesponserten Gratis-Bussen und Gratis-Eintrittskarten nur mehrere Dutzend Fans zur Mitreise ins Waldviertel bewogen werden konnte, dann kann sich die Bundesliga jetzt schon gut anschnallen.
Im schlimmsten Fall besteht das Abstiegsplayoff (ich werde sicher nie „Qualifikationsrunde“ dazu sagen) kommende Saison nämlich aus Wattens, Hartberg, Mattersburg, St. Pölten, Admira und Wolfsberg/Altach. Dann wird man sich vom großen selbstgesteckten Ziel „10.000“ [Zuschauer pro Spiel im Schnitt] weiter denn je entfernen.
Blick auf die kommende Saison
Im Gegensatz dazu werden die Zuschauerzahlen in der nächsten Saison der 2. Liga weit nach oben gehen. Dafür wird nicht nur Wacker Innsbruck (als Absteiger aus der Bundesliga) sondern primär der GAK als Aufsteiger aus der Regionalliga Mitte verantwortlich sein, welcher den direkten Durchmarsch von der letzten Klasse in die 2. Liga geschafft hat. Hier die Zusammensetzung der kommenden Liga (ohne besondere Reihung bzw. nach Bundesland):
Bundesland
Verein
Letzte Saison
Tirol
Wacker Innsbruck
Absteiger aus der Bundesliga
Oberösterreich
SV Ried
Vizemeister 2. Liga
Oberösterreich
Blau-Weiß Linz
5. Platz
Oberösterreich
LASK II
7. Platz
Oberösterreich
Vorwärts Steyr*
16. Platz
Steiermark
Kapfenberger SV
4. Platz
Steiermark
SV Lafnitz
14. Platz
Steiermark
GAK
Aufsteiger RLM
Niederösterreich
SKU Amstetten
11. Platz
Niederösterreich
SV Horn
15. Platz
Vorarlberg
Austria Lustenau
3. Platz
Vorarlberg
FC Dornbirn
Aufsteiger RLW
Wien
Floridsdorfer AC
10. Platz
Wien
Young Violets
13. Platz
Kärnten
Austria Klagenfurt
8. Platz
Salzburg
FC Liefering
12. Platz
Mit Ausnahme des Burgenlands ist also jedes Bundesland vertreten, wobei Oberösterreich (vermutlich) die meisten Teilnehmer stellen wird. Steyr ist noch mit einem Stern versehen, weil Wiener Neustadt Einspruch gegen den Lizenzentzug eingelegt hat. Sollte der Senat 5 (oder das Ständig Neutrale Schiedsgericht) den Niederösterreichern Recht geben, dann muss Vorwärts nach nur einer Saison in der 2. Liga wieder in die Regionalliga Mitte absteigen.
Lafnitz muss als 14. nicht absteigen, weil es keinen Aufsteiger aus der RLO gibt (Ebreichsdorf wollte als Meister nicht aufsteigen, Mauerwerk hat als 2. keine Lizenz erhalten bzw. das Ansuchen zurückgezogen). Horn ist als 15. gerettet, weil Wacker Innsbruck durch den Abstieg einen Dominoeffekt ausgelöst hat und die eigenen Amateure als Leidtragende absteigen müssen. Aus meiner Sicht äußerst schade, weil Wacker II keine Mogelpackung wie Liefering oder „Juniors OÖ“ ist und im Gegensatz zu den Young Violets den erfrischenderen Fußball gespielt hat.
Mit dem GAK kommt der Bundesligameister aus dem Jahr 2004 nach einem finanziellen Kollaps und vielen Jahren in der Unterklassigkeit (endlich) wieder in den Profifußball retour. Hier darf man sich tabellarisch aber vor allem auch zuschauertechnisch einiges erwarten. Die Top10 der Zuschauertabelle wird kommende Saison sicherlich nicht nur Spiele der SVR beinhalten. Mit Dornbirn kommt ebenfalls eine Traditionsmannschaft aus dem äußersten Westen Österreichs in die 2. Liga zurück, hier kann sich Lustenau auf zwei heiße Derbys freuen.
Und wer spielt um den Titel?
Es ist natürlich noch (viel) zu früh um eine fundierte Prognose abzugeben, aber meiner Einschätzung nach werden sich folgende Mannschaften den Aufstieg in die Bundesliga ausmachen: Austria Klagenfurt, Austria Lustenau, GAK und natürlich die SV Ried. Die Kärntner haben nach dem Einstieg eines Investors in der Winterpause ein ausgezeichnetes Frühjahr absolviert, belegten Platz 4 in der Rückrundentabelle, verloren dabei nur eine Partie und waren letztendlich der Rieder Sargnagel des Nichtaufstiegs.
Sollte Austria Lustenau Spieler wie Ronivaldo (den Torschützenkönig der abgelaufenen Saison) halten können, dann ist der Dauergast der zweithöchsten Spielklasse (seit 2000 ununterbrochen in dieser Liga) auf Basis der Leistungen im Frühjahr (und ohne der Führung von Hubert Nagel) ebenfalls ganz vorne dabei. Der GAK antizipiert mit Sicherheit den Durchmarsch in die Bundesliga. Sollte ein positiver Saisonauftakt gelingen, dann wird man ziemlich sicher auch (weitere) potente Geldgeber lukrieren können. Von der Historie und den Zuschauerzahlen her gehört man sowieso in die Bundesliga.
Mit Blau-Weiß Linz hingegen rechne ich nicht wirklich, weil man im Sommer einen Aderlass befürchten muss und das Frühjahr mit nur drei Siegen aus 15 Spielen einfach zu katastrophal war. Auch mit Wacker Innsbruck rechne ich nicht wirklich, der Verein wird vermutlich versuchen, sich zuerst zu konsolidieren, um nicht die nächste (finanzielle) Pleite hinzulegen. Finanziell gesehen konnte es für die Innsbrucker zudem keinen schlechteren Aufsteiger als Wattens geben. Man verliert nicht nur knapp zwei Millionen an TV-Geldern sondern durch den Aufstieg des Lokalrivalen (der wohl als FC Swarowski Tirol agieren wird) auch größere Brocken der finanziellen Unterstützung des Land Tirols.
Und was macht die SVR?
Im Gegensatz zur Vorsaison nicht in Panik verfallen. Die Unterstützung der Fans sowie vieler Sponsoren (allen voran Guntamatic, das Unternehmen hat den Vertrag als Hauptsponsor erneut verlängert) werden erneut ein äußerst stabiles Fundament für die anstehende Ligasaison bilden. Sollte ein guter Start in die Liga gelingen, dann könnte dank der Präsenz von GAK und Wacker sogar der eigene Zuschauerschnitt nochmal gesteigert werden können. Mit Steyr, BW Linz, Lustenau, Amstetten und Klagenfurt gibt es noch einige weitere verhältnismäßig attraktive Gegner, welche bei gutem Fußballwetter die Zuschauer ins Stadion locken können.
Wichtige Leistungsträger wie Lukas Grgic (2021), Marco Grüll (2021), Ante Bajic (2020), Julian Wießmeier (2020) oder Johannes Kreidl (2020) sind an den Verein gebunden. Ein Bundesligist muss also jeweils Ablöse bezahlen, um einen dieser Spieler zu verpflichten. Bei Kennedy Boateng wurde die Klausel zur Verlängerung gezogen, auch er wird daher kommende Saison weiter im Innviertel auflaufen.
Bei Patrick Eler dürften die Verhandlungen mit Nancy schleppend verlaufen. Er ist vertraglich noch eine Saison an die Franzosen gebunden, welche ihn aber los werden wollen. Sein Ligue 2 Gehalt kann sich Ried aber definitiv nicht leisten. Sollte der Slowene weiterhin in Ried verbleiben, dann bedeutet dies wohl den Abschied von Darijo Pecirep, mit 11 Toren der Toptorschütze der SV Ried in der vergangenen Saison. Für einen Ersatzstürmer in dieser Liga ist er nämlich zu gut.
Die Verträge mit Mario Kröpfl und Arne Ammerer sollten aus meiner Sicht unbedingt verlängert werden. Mayer und Takougnadi sind gute Ergänzungsspieler und sollten bei vertraglichem Zusammenfinden gehalten werden. Bei Edrisa Lubega, Flavio Dos Santos (den beiden Flops schlechthin aus der Ära Schiemer) sowie Christian Schilling stehen die Zeichen auf Abschied. Bei letzterem spricht das Hochziehen von Felix Seiwald von den JW Ried jedenfalls für diese Vorgehensweise. Auch Pius Grabher spielte unter Baumgartner keine Rolle mehr, sein Abgang wäre daher keine Überraschung.
Recht unklar ist die Vertagssituation bei Manuel Kerhe. Ihm soll angeblich ein Angebot aus Klagenfurt vorliegen. Zu Beginn der Rückserie wurde er nicht (mehr) eingesetzt, weil sich angeblich dank einer Klausel sein Vertrag (zu den bestenenden Konditionen) nach 20 Einsätzen um ein weiteres Jahr verlängert hätte. Jedoch dürfte man zu einer gemeinschaftlichen Lösung gekommen sein. Ob sein Vertrag dabei auch gleich verlängert wurde, ist nicht bekannt.
Alles in allem sollte die Qualität der Mannschaft also relativ am gleichen Niveau gehalten werden. Wichtig wird vor allem sein, das Stammteam so gut wie möglich zusammen zu halten, da hier Laufwege und Abfolgen bekannt sind und man so eingespielt in die kommende Saison starten könnte. Dies würde einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Teams wie Klagenfurt oder GAK bedeuten, da diese Teams ihre Kader sicher drastischer umbauen werden (müssen).
JWR in der Regionalliga Mitte?
Nach der gestrigen Fixierung des Vizemeisteritels in der OÖ Liga könnte es kommende Saison auch zu einer Teilnahme der zweiten Mannschaft in der dritthöchsten Spielklasse Österreichs kommen. Meister Oedt will und kann nämlich aufgrund des eigenen Stadions Sportplatzes nicht aufsteigen. Diese Causa wird sich im Laufe der kommenden Tage entscheiden.
Sportlich besann man sich bei der zweiten Mannschaft heuer auf eigene Stärken, nachdem man in der Vorsaison irgendwelche abstrusen Red-Bull-Konzepte einimpfen wollte, was zu einem unansehnlichen Fußball mit Verlierermentalität führte.
Unter Miron Muslic (der im Winter als Co-Trainer zu den Profis wechselte) und im Frühjahr Stefan Unterberger spielte heuer man eine überragende Saison mit bis dato 60 Punkten in 29 Spielen, nachdem man in der Vorsaison noch am allerletzten Spieltag um den Abstieg in die Landesliga West bangen musste.
Für die Entwicklung der Nachwuchstalente wäre eine Teilnahme an der RLM-Saison irrsinnig wertvoll, auch weil man dann Rohdiamanten wie Belmin Cirkic (heuer nach Gurten verliehen) nicht mehr an andere Teams verleihen müsste, sondern ihnen auch die gleichen Automatismen und Spielphilosophien wie den Profis beibringen könnte. Zudem sieht man viel früher, wer es auch in der 2. Liga packen könnte. Denn auch das spielerische Niveau ist um einiges höher, wie etwa der FC Wels heuer schmerzvoll erfahren musste.
Mit Herwig Drechsel wird außerdem der Rieder Jahrhundertfußballer kommende Saison nach Ried zurückkehren und die Truppe als neuer Trainer übernehmen. Damit sind erstmalig sowohl bei den Profis als auch bei den Amateuren zwei ehemalige aktive Riedkicker am Steuer.
Alle guten Dinge sind drei
Wie bereits eingangs erwähnt gleicht die SV Ried diesmal keinem Trümmerhaufen. Der Trainer bleibt, die meisten Spieler werden bleiben, viele Sponsoren bleiben und die Fans bleiben sowieso. Man hat im Laufe dieser Saison aus vielen Fehlern der Vorjahren gelernt (hier will ich auch Roland Daxl lobend erwähnen, der sich verbal stets zurück gehalten hat und auch die „persönliche“ mediale Krise rund um vermeintlicher Fördergelder bravourös und transparent gemanaged hat). Auch wenn sich der Vizemeistertitel und ein weiteres Jahr mit Lafnitz, LASK II, Horn und Konsorten derzeit noch bitter anfühlt, in spätestens drei Wochen wird sich dieses Gefühl bei den meisten gelegt haben.
Dann kann man nämlich mit dem Erscheinen des Spielplans für die kommende Saison rechnen, es wird über Spielerabgänge und -zugänge diskutiert werden können und der Dauerkartenvorverkauf startet. Ich appelliere an jede(n) mit SVR-Herz, sich eine Dauerkarte zu schnappen, auch wenn man vielleicht nicht jedes Spiel ins Stadion geben kann.
Mit der aktuellen Saison hat sich der Verein – trotz Verfehlung des großen Ziels – in meinen Augen das Vertrauen für die kommende Saison erarbeitet, was auch (bzw. speziell) finanzielle Planungssicherheit bedeutet. Diese Region und diese Fans haben sich eine SVR in der Bundesliga verdient. Und wenn man weiterhin die „alten“ Rieder Tugenden zeigt (wie etwa Bodenständigkeit und Demut) sowie auf dem Platz und neben dem Platz hart und konsequent weiter arbeitet, dann wird der Traum von der Rückkehr ins Oberhaus beim dritten Versuch auch zur Realität werden.
(Aktuelle Version: 2 – einige Tipp-Fehlerkorrekturen sowie einzelne Verbesserungen von Übergängen und Formulierungen wurden durchgeführt. Stand 3.6. um 18:08)
Im Normalfall sind die Themen meines Blogs relativ leicht verdaulich und unpolitisch (mit Ausnahme meines Artikels über das Freizeitbad Ried vor eineinhalb Jahren, welcher große Wellen geschlagen hat und über 13.000x gelesen wurde). Nun will ich mich zum zweiten Mal einem ernsten Thema widmen, welches mir auch persönlich am Herzen liegt.
Am 13. Dezember 2018 wurde in einer Gemeinderatssitzung in Ried ein Antrag auf Einleitung der Umwidmung und Rodung des so genannten Brauereiparks im Zentrum von Ried beschlossen. Dieser Antrag auf Umwidmung wurde mehrheitlich von allen im Gemeinderat vertretenen Parteien gestellt. Wie man im Protokoll dieser Sitzung nachlesen kann, gab es nur eine einzige Stimmenthaltung (Sabine Haury von den Grünen). Nach der Umwidmung in Bauland soll ein Neubau des Frauenhaus Innviertel errichtet werden. Hierzu findet man im oben genannten Protokoll folgende Information:
Für das Frauenhaus ist eine Widmung als Wohngebiet, Gemischtes Baugebiet od. Kerngebiet notwendig. Da im Westen und Norden an diese Grundstücksfläche die Widmung WR = Reines Wohngebiet anschließt, sollte für das Frauenhaus die Widmung W= Wohngebiet verordnet sein. Nach Rücksprache mit den Vertretern des Amtes der Oö. Landesregierung, Raumordnung, ist zwischen der Widmung Wohngebiet und der Widmung Betriebsbaugebiet ein Abstand von rd. 80 m erforderlich. In diesem Fall bedeutet dies, dass neben dem vorhanden 40 m breiten Grünzug noch zusätzlich im Bereich der Widmung Betriebsbaugebiet bis zu einer Tiefe von 40 m eine Schutz- und Pufferzone verordnet werden muss. Im Bebauungsplan ist eine Straßenfluchtlinie mit 5 m Abstand zur Straße vorzusehen. Vorgeschlagen werden als GFZ 0,4, als Geschoßanzahl 2 und die Bebauung als offene Bebauung. Der Stadtrat schlägt in seiner Sitzung vom 04.12.2018 einstimmig dem Gemeinderat die Einleitung der Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes wie vorgetragenzur Beschlussfassung vor.“
Ein Frauenhaus ist eine wichtige und richtige Institution, lediglich die dafür vorgeschlagene Örtlichkeit ist völlig falsch.
Unter dem Namen „Wir retten den Brauereipark – Gemeinsam“ gibt es daher auch aktiven und organisierten Widerstand gegen die Pläne der Gemeinde, unter anderem durch eine Online-Petition, welche bis dato (Stand 24. März 2019) 410 Menschen unterschrieben haben. Wie man im Infotext der Initiatoren nachlesen kann, wendet sich die Petition auch ausdrücklich nicht gegen die Institution Frauenhaus, sondern nur gegen die gewählte Örtlichkeit. An dieses Statement will ich mich persönlich vollinhaltlich anschließen.
Als Anrainer mit einer Entfernung von 170m (siehe Karte aus Google Maps) bin ich von der geplanten Umwidmung des Parks mehr oder weniger direkt betroffen. Mit dem Brauereipark verbinde ich viele Erinnerungen aus meiner Kindheit, sei es beim Spielen mit meiner Schwester und Freunden oder später als Treffpunkt mit Schulkollegen nach dem Unterricht. Auch dem Biologieunterricht im Gymnasium dient der Park (auch dank des Zusammenflusses von Oberach und Breitsach in den Rieder Bach) seit Jahrzehnten aufgrund der Nähe als Ort für eine aktive Unterrichtsgestaltung.
Der Brauereipark wurde 1978 vom Verschönerungsverein Ried als Ort der Erholung für die Bevölkerung angelegt. Mit Ausnahme des Stadtparks gibt es fast keine allgemeinen (also nicht-privaten) Grünflächen mehr in Ried, es wäre also frappant eine derartige Oase mitten im Stadtgebiet zu opfern. Er dient auch vielen Singvögeln als Niststätte, was angesichts der alarmierenden Bestandsrückgänge einzelner Vogelarten von bis zu 80% in den vergangenen 20 Jahren (Quelle = OON vom 23. Februar 2019) ein weiterer Schlag ins Gesicht des Tier- und Naturschutzes wäre.
Foto (c) 2019 Gerald Emprechtinger
Es ist (nicht nur für mich) wieder einmal völlig unverständlich, wie ein solcher Beschluss im Gemeinderat (wie schon beim Freizeitbad, welches ursprünglich ohne Jahreskarten hätte eröffnet werden sollen) im Grunde einstimmig beschlossen werden konnte und man dies anschließend klammheimlich (quasi an den Anrainern vorbei) in die Realität umsetzen wollte.
Ich habe im Laufe der letzten Wochen mit einigen Initiatoren und Anrainern gesprochen. Viele Menschen stellen sich die zentrale Frage, ob man hier bereits alle möglichen Alternativen in Erwägung gezogen und analysiert hat (Persönliche Anmerkung: polemisch gesagt kann ich mir das nicht vorstellen, beim Freizeitbad wurden augenscheinlich auch keine Eintrittspreise im restlichen Bundesland verglichen). Wie auch immer, es ist nicht mehr lange Zeit für Gegenwehr, die alles entscheidende Gemeinderatssitzung findet bereits am 28. März (also in vier Tagen) statt.
Foto (c) 2019 Gerald Emprechtinger
Verstoß gegen das Raumordnungsgesetz?
Heute wurde von den Initiatoren folgendes mutmachendes Update (siehe unter „Neuigkeiten“) verschickt:
Der Brauereipark hat gute Chancen zu überleben, dank der großartigen Unterstützung vieler Riederinnen und Rieder aber auch darüber hinaus! Vielen Dank! […] Es bestehe starker Zweifel darüber, ob die Umwidmung des Brauereiparks zu Bauland nicht fundamental gegen das oberösterreichische Raumordnungsgesetz verstoße. Unter anderem in einem zentralen Punkt: Der Abwägung des öffentlichen Interesses. Dies werde regelmäßig (verständlicherweise) nicht nachhaltig geprüft, wenn ein quasi unstrittiger Gemeinderatsbeschluss vorliege.
Wie kannst du helfen?
Je mehr Menschen sich gegen die Rodung des Brauereiparks einsetzen, desto mehr sollten die gewählten Vertreter der Stadt Ried ins Grübeln kommen, ob hier eine richtige Entscheidung getroffen wurde (Spoiler: nein).
Es gibt eine Facebook-Seite mit allen aktuellen Informationen.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren habe ich mir heuer eine Änderung an meinem Bewertungssystem überlegt. Weil ich nämlich im Laufe der letzten Jahre viel Feedback erhalten habe, dass mein Blog den meisten Lesern als Hilfe hinsichtlich der Entdeckung von neuen Serien dient, habe ich meine Liste deswegen heuer lediglich auf Serienpremieren beschränkt.
Was habe ich sonst geschaut? Die aktuelle Staffel von Better Call Saul war erneut brilliant und Emmys bzw. Globes für Bob Odenkirk sind eigentlich überfällig. BoJack Horseman bleibt die beste Animationsserie und bei Billions bin ich jetzt schon auf die neue Staffel gespannt. Silicon Valley wird natürlich weiterhin geschaut werden. Das wunderbar herunterziehende The Affair wird kommendes Jahr zu Ende gehen (wobei ich keine Ahnung haben, wie das aufgrund der letzten Staffel funktionieren soll).
Die Mini-Serie Collateral war (trotz Carey Mulligan) ein Flop und die letzten (Halb-)Staffeln von Unbreakable Kimmy Schmidt und Arrested Development blieben deutlich hinter meinen hochgesteckten Erwartungen zurück. Die neuen Staffeln von Bosch und Goliath haben mich leider ebenfalls enttäuscht, ähnliches gilt für Ozark.
Atlanta, The Handmaid’s Tale und The Americans habe ich bis heute nicht geschaut und finden sich daher nicht in meiner Wertung (bzw. würden sich sowieso nicht in meiner Wertung finden, da keine dieser Serien neu ist). Mit dem gut rezensierten The Terror konnte ich mich aufgrund des Settings nicht wirklich anfreunden. Wenn ich mir diese letzten Zeilen selber durchlese, dann verbringe ich eindeutig zu viel Freizeit mit Serien. Aber egal, here we go:
10. Patrick Melrose (SHOWTIME / sky)
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Jennifer Jason Leigh, Hugo Weaving
Das Leben von Patrick Melrose wird von Drogen und Alkohol bestimmt. Als sein verhasster Vater stirbt, beschließt er sein Leben zu ändern. Die Serie begleitet sein Leben während der fünf Folgen über knapp vier Jahrzehnte und durch Südfrankreich, die USA sowie England. Benedict Cumberbatch (ein weiterer Beweis dafür, dass es keine Grenze zwischen Filmstars und TV-Stars mehr gibt) brilliert dabei als überdrehter und von Drogen und Alkohol getriebener Aristrokratensohn und wurde für seine Rolle auch für den Golden Globe nominiert. Die Serie basiert auf der Romanvorlage von Edward St Aubyn (welche halb-autobiographisch angelegt sein soll) und zeichnet das Bild einer verkommenen Klassengesellschaft. Es ist (positiv gemeint) auch mühsam, Jennifer Jason Leigh (Oscarnominierung für The Hateful Eight) als Mutter von Patrick zuzusehen, wie sie über Jahrzehnte hinweg weiß, dass ihr Sohn misshandelt wird, aber nichts sagen oder dagegen unternehmen kann und sich dann selber als Opfer darstellt. Definitiv keine Serie für entspannende oder lustige Abende.
09. Jack Ryan (Amazon Prime Video)
Darsteller: John Krasinski, Wendell Pierce, Abbie Cornish, Ali Suliman, Dina Shihabi
Als mittlerweile fünfter Schauspieler (nach Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und Chris Pine) spielt John Krasinski (der mit A Quiet Place bereits in meinem Filmjahresrückblick vorkam) den CIA-Analysten Jack Ryan. Unter der Führung von James Greer (gespielt von Wendell Pierce – der Vater von Meghan Markle in Suits) jagt der ehemalige Marine-Soldat und Doktor der Okönomie um die halbe Welt, um einen mutmaßlichen Terroristen im Nahen Osten dingfest zu machen. Jack Ryan ist kurzweilige und kompromisslose Action mit einem charismatischen John Krasinski in der Titelrolle des bekanntesten Charakters von John Clancy. Die Storyline verfängt sich meiner Meinung nach ab und zu zwar in Nebensächlichkeiten und verläuft genau so, wie man sich dies erwartet, das Handwerk ist jedoch gut gemacht. Eine zweite Staffel wurde bereits knapp nach Release der ersten Staffel fixiert und wird weitere Abenteuer des ungewöhnlichen Protagonisten liefern.
08. The Haunting Of Hill House (Netflix)
Darsteller: Michael Huisman, Carlo Gugino, Henry Thomas, Elizabeth Reaser
Regisseur Mike Flanagan lieferte im Laufe der letzten Jahre mit Ouija und Gerald’s Game (keine Beziehung mit yours truly) bereits einige mittelmäßig bekannte Horrorfilme. Mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Shirley Jackson hat er für Netflix jedoch die mit Sicherheit beste Horrorserie des Jahres abgeliefert. THOHH folgt der Familiengeschichte der Großfamilie Crain (fünf Kinder) über mehrere Jahrzehnte hinweg, die zu Beginn in den 80er Jahren in ein altes und baufälliges Haus ziehen und dieses eigentlich nur renovieren und später verkaufen wollen. Schon bald passieren seltsame Dinge und der Zuseher bekommt dieses ungute Gefühl, dass jederzeit etwas Schlimmes passieren kann. Was auch der Fall ist, denn THOHH liefert mitunter einige der nettesten Jump-Scares des Jahres 2018. Von manchen amerikanischen Outlets wurde die Serie bzw. das Ende auch als This Is Us für Horrorthriller bezeichnet – ein Prädikat, dem ich durchaus etwas abgewinnen kann.
07. Succession (HBO / Amazon Video)
Darsteller: Hiam Abbass, Nicholas Braun, Brian Cox, Kieran Culkin, Jeremy Strong
Oscarpreisträger Adam McKay (Drehbuch für The Big Short) liefert mit Succession eine Mischung aus Billions und Wall-Street-Satire. Der Mogul Logan Roy (für den Rupert Murdoch ein mehr als nur loses Vorbild gewesen sein dürfte) verkündet an seinem 80. Geburtstag, dass er sich doch nicht aus den Firmenagenden zurückzieht sondern weiterhin an der Spitze des Imperiums stehen wird. Sehr zum Missfallen seiner intriganten und verzogenen Kinder (u.a. Kieran Culkin, der für seine Rolle für den Golden Globe als Bester Nebendarsteller nominiert wurde). Die Story verfolgt in weiterer Folge das Leben seiner vier Kinder und was diese mit dem Medienimperium anstellen würden, falls sie die Nachfolge irgendwann doch antreten müssten bzw. könnten. Succession ist eine dieser Serien, bei der jeder Charakter zutiefst unsympathisch ist, man aber irgendwann aus abstrusen Gründen mit einzelnen Personen mitfiebert. Leider verliert sich die Serie nach einigen Folgen etwas zu viel in der Sparte Familiendrama, sie hätte nämlich bei mehr Fokus auf den Part der Mediensatire in meinem Ranking durchaus noch einige Plätze weiter vorne landen können.
06. Bodyguard (BBC / Netflix)
Darsteller: Richard Madden, Sophie Rundle, Ash Tandon, Gina McKee, Vincent Franklin
Als ich Bodyguard auf Netflix entdeckte, dachte ich (wie vermutlich die allermeisten Menschen) zunächst an den Film aus 1992 mit Kevin Costner und Whitney Houston. Damit hat die Serie allerdings herzlich wenig zu tun. Richard Madden (populär geworden in seiner Rolle als Robb Stark in Game of Thrones) spielt einen Ex-Marine mit PTSD, der zu Beginn der Serie ein Bombenattentat auf einen fahrenden Zug verhindern kann. Sein tägliches Brot verdient David Budd als Personenschützer in der britischen Regierung und folglich wird er der Innenministerin Julia Montague als Bodyguard zugeteilt, deren Politik eigentlich gegen alle Prinzipien verstößt, welche der Kriegsveteran vertritt. Von seiner Frau und seinem Kind getrennt lebend, beginnt er wider jeglicher Vernunft eine romantische Affäre mit seiner Chefin, welche wiederum in den Mittelpunkt einer Politverschwörung gerät. Bodyguard wurde durch seine kompromisslose Action sowie wendungsreiche Handlung zum Überraschungshit für Netflix, deswegen wird auch bereits über eine 2. Staffel gemunkelt. Sowohl Madden als auch die Serie wurden jeweils für den Golden Globe nominiert.
05. Sharp Objects (HBO / sky)
Darsteller: Amy Adams, Patricia Clarkson, Chris Messina, Eliza Scanlen, Matt Craven
Die 5-fach (bzw. dank Vice demnächst 6-fach) oscarnominierte Amy Adams in einer Serie von Jean-Marc Vallee (vielfach preisgekrönt für Big Little Lies). Habe ich schon erwähnt, dass die Romanvorlage dazu von Gillian Flynn (Gone Girl) stammt? „Yes please“ habe ich mir bei diesem Setting gedacht, welches dem Genre des Psychothrillers bzw. Mysterydramas zuzuordnen ist. Zur Handlung: Camille Preaker ist Crime-Reporterin und kehrt aufgrund des grausamen Mordes an zwei Kindern in ihre Heimatstadt irgendwo in Missouri zurück. Sie zieht dabei für die Recherchearbeit vorübergehend in ihrem Elternhaus ein und muss sich daher auch mit ihrer kritischen Mutter Adora (herrlich von Patricia Clarkson gespielt) auseinandersetzen. Camille schleppt viele persönliche Dämonen mit sich, sie ist alkoholkrank und wurde auch erst vor kurzem aus der Psychiatrie entlassen, weil sie sich jahrelang selber verletzt hatte. Sowohl die Serie als auch Adams und Clarkson wurden jeweils (völlig verdientermaßen) für den Golden Globe nominiert.
04. Escape At Dannemora (SHOWTIME / sky)
Darsteller: Benicio Del Toro, Patricia Arquette, Paul Dano, Bonnie Hunt, David Morse
Basierend auf einer wahren Geschichte aus dem Sommer 2015 verfilmte Ben Stiller (ja, DER Ben Stiller) das Drama über zwei inhaftierte Mörder (dargestellt von Oscarpreisträger Benicio Del Toro sowie Paul Dano), welche eine Gefängnisangestellte (Oscarpreisträgerin Patricia Arquette) bezirzen, sexuelle Beziehungen beginnen und damit in weiterer Folge aus dem Gefängnis in Dannemora entfliehen können. Die Serie und Arquette wurden jeweils für den Golden Globe nominiert und zweitere gilt dabei auch als haushohe Favoritin auf den Sieg. Trotz nur sieben Folgen, keiner Chance auf eine Fortsetzung (das ist kein Spoiler, sondern eher logisch bei einer Realverfilmung) und einigen grandiosen Schauspielern ist Escape At Dannemora zwar noch immer schwere Kost, jedoch absolut sehenswert, hauptsächlich weil die Story dahinter eigentlich so unglaublich ist, dass sie erfunden klingt.
03. Homecoming (Amazon Prime Video)
Darsteller: Julia Roberts, Bobby Carnivale, Stephan James, Shea Whigham, Sissy Spacek
Das Seriendebüt eines weiteren Hollywood-Superstars: Oscarpreisträgerin Julia Roberts spielt in ihrer ersten Serienrolle überhaupt die Psychiaterin Heidi Bergman, welche in einer Institution namens Homecoming Transitional Support Center arbeitet. Dort soll sie einer Testgruppe von aus dem Krieg heimgekehrten Marines dabei helfen, sich in einer geschlossenen Übergangsphase wieder an das normale Leben abseits von Kriegsschauplätzen gewöhnen zu können. Zeitgleich geht ein Bürokrat aus dem Verteidigungsministerium einer Beschwerde hinsichtlich Bergman nach und so kreuzen sich die Pfade der Protagonisten. Die Serie stammt aus der Feder von Sam Esmail (Mr. Robot) und spielt geschickt mit den verschiedenen Handlungssträngen (mehr Information wäre an dieser Stelle ein handfester Spoiler). Wie fast immer in Mystery-Serien: vieles ist in Wirklichkeit anders, als es zunächst scheint. Neben Roberts brilliert auch Bobby Cannavale (Boardwalk Empire) als manipulativer Supervisor welcher die Vorgänge im Homecoming Center auf Basis der wirtschaftlichen Ziele der Geist Group steuert. Neben der Serie und Roberts ist auch Stephan James (ein Soldat, mit dem der Charakter von Roberts eine unerlaubte sexuelle Beziehung beginnt) für den Golden Globe nominiert.
02. Barry (HBO / sky)
Darsteller: Bill Hader, Sarah Goldberg, Henry Winkler, Stephen Root, Glenn Fleshler
Der hierzulande eher wenig bekannte Bill Hader (Superbad) ist in den USA durch sein früheres Wirken in Saturday Night Live ein Star. In der HBO-Serie Barry spielt er den gleichnamigen Titelcharakter, einen Ex-Marine und Auftragskiller, der aber eigentlich viel lieber Schauspieler wäre. Als ihn ein Auftragsmord zufällig in die City of Stars führt, packt er die Gelegenheit beim Schopf und mietet sich ein Apartment und inskribiert bei einem Theaterkurs. Dieser Kurs wird vom abgehalfterten Gene Cousineau (Henry Winkler) geleitet, dem es primär um das Abkassieren der Kursgebühren und weniger um die Entwicklung seiner Talente geht. Dort verliebt sich Barry auch in seine Mitschülerin Sally. Und weil romantische Gefühle für einen Auftragskiller mit PTSD eher komplex sind und auch sein Boss etwas dagegen hat, dass er kein Killer mehr sein will, verstrickt sich Barry in ein Netz aus (Not-)Lügen und Ausreden. Sowohl Hader als auch Winkler konnten für ihre Rollen eine Emmy gewinnen und gelten daher auch bei den Globes als Favoriten. Für mich ist die Serie aus der Feder von Alec Berg (Silicon Valley) einer der (düsteren) Comedyhits des Jahres.
01. Killing Eve (BBC America / BBC iPlayer)
Darsteller: Sandra Oh, Jodie Comer, Fiona Shaw, Kim Bodnia
Sandra Oh (bekannt aus Grey’s Anatomy) und die hierzulande unbekannte Jodie Comer in einem Katz-und-Maus-Spiel auf Basis der Codename Villanelle Buchreihe von Luke Jennings. Erstere ist die amerikanische Kriminalpsychologin Eve Polastri, welche zunächst für den MI5 arbeitet und in ihrer Arbeit von weiblichen Mörderinnen fasziniert ist. Zweitere ist eine soziopathische Auftragskillerin mit dem Codenamen Villanelle, welche die Aufträge ihres Handlers sadistisch, zynisch und geradezu überheblich erledigt. Als Polastri nach einem missglückten Fall die Chance bekommt, für den MI6 zu arbeiten und die Identität der unbekannten Assassinin aufzudecken, dreht die Gejagte den Spieß kurzerhand um und beginnt ein Spiel, welches eine blutigen Pfad quer durch Europa (die Handlung findet unter anderem in Wien, Berlin, Paris und London statt) zieht. Die Serie lebt von ihren beiden starken weiblichen Charakteren, ist stets spannend und hat viele Wendungen parat. Warum diese Serie noch keinen Platz in einem deutschsprachigen Streamingdienst (looking at you Netflix, Amazon, sky) gefunden hat, ist ziemlich unerklärlich. Sowohl die Serie als auch Oh sind für den Globe nominiert und 2019 folgt die zweite Staffel.
Nachwort
Bestimmte Themen (Auftragsmörder/Mörder, PTSD, kaputte Familien) ziehen sich spannenderweise durch alle meine heurigen Top10-Serien. Das Publikum scheint seinen Gefallen an kaputten Charakteren gefunden zu haben. Von den seichten Charakteren und Handlungen aus den 90er und frühen 00er-Jahren ist man seit Serien wie Breaking Bad ziemlich weit entfernt und deswegen verschwimmt die Grenze zwischen Hollywood und TV (an den Beispielen Julia Roberts, Amy Adams, Benedict Cumberbatch, Benicio Del Toro) auch zunehmend. Galt man früher entweder als Film- oder Seriendarsteller, so können Hollywoodstars mittlerweile auch beides sein. Dies hebt das Qualitätsniveau dieser Serien natürlich ungemein.
Pay-TV-Giganten (HBO, SHOWTIME) bzw. neuere Distributionsmodelle (Netflix, Amazon) lassen es natürlich auch zu, dass die Protagonisten (Produzenten, Drehbuchautoren, Schauspieler) fast sämtliche Freiheiten besitzen und nicht wie früher durch die Vorschriften von linearen TV-Sendern eingeschränkt sind. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch weiter fortsetzen. Bis auf CBS, NBC, FOX usw. profitieren auch alle Stakeholder davon.
Zum mittlerweile bereits sechsten Mal küre ich knapp vor Jahreswechsel meine zehn Lieblingsfilme des fast abgelaufenen Kalenderjahrs. Hier zur Übersicht die bisherigen Gewinner des prestigelosen Titel „Film des Jahres von Gerald Emprechtinger“:
Für wirklich grandiose Filme war 2018 ein gefühlt schwaches Kinojahr, ich persönlich hatte noch nie so wenige Filme auf meiner Shortlist und meine heurigen Top3 hätten es in manch anderem Jahr vielleicht nicht einmal unter die Top5 geschafft. Das US-Boxoffice sieht dies etwas anders, dank Black Panther sowie Fortsetzungen von Avengers, Jurassic Park, Incredibles, Deadpool, Antman und Mission Impossible wurde das Einspielergebnis des Vorjahrs um etwa 500 Mio. übertroffen.
Kurz zum Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im Fall von heuer) 27.12. gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2017 in den amerikanischen Kinos angelaufen sind. Filme, welche bereits in der Awards Season 2017/2018 berücksichtigt wurden (z.B. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri), habe ich jedoch weggelassen. Der Name in Klammer ist die/der RegisseurIn des Films, ein Klick auf die erste Zahl führt zum IMDb-Score (Fan-Bewertung von 0.0 bis 10.0) und bei einem Klick auf die zweite Ziffer gelangt man zum Metascore (durchschnittlicher Kritikerwert der sich von 0-100 erstreckt) des jeweiligen Films. In der Synopsis erkläre ich kurz (und weitestgehend spoilerfrei) die Handlung des Films.
Um etwas vorwegzunehmen: die heurige Liste besteht aus zwei Familiendramen, einer Politsatire, einer Mystery-Comedy, einem Stop-Motion-Film, einem Superhelden-Film, zwei Horrorfilmen und zwei biographischen Filmen.
Synopsis: Ein Vater und seine Tochter im Teenageralter leben in einer selbst gebauten Zelt/Holz-Behausung in den Wäldern rund um Portland, Oregon. Sie leben jedoch nicht als Einsiedler, sondern machen sich regelmäßig zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um lebensnotwendige Dinge wie etwa Gas oder bestimmte Toiletteartikel oder Arzneien einzukaufen. Man weiß nicht wieso sie abgeschieden von der Zivilisation leben – man erfährt lediglich, dass die Mutter nicht mehr lebt und der Vater ein ehemaliger Soldat ist, welcher kein Vertrauen mehr in die Menschheit hat. Als sich das Schicksal der beiden durch einen Fehler des Vaters entscheidend verändert, muss die Tochter für sich selber eine folgenschwere Entscheidung treffen.
Begründung: Die Autorin und Regisseurin des Films, Debra Granik, schaffte ihren Durchbruch 2010 mit Winter’s Bone, für den sie auch für den Oscar nominiert wurde (und der auch den Durchbruch für Jennifer Lawrence bedeutete). Auch diesmal spielt eine Newcomerin alle anderen an die Wand. Die 18-jährige Neuseeländerin Thomasin McKenzie wurde für ihre Darbietung für viele renommierte Kritikerpreise nominiert und galt lange sogar als eventuelle Kandidatin für eine Oscar-Nominierung. Neben McKenzie sorgen auch die Naturaufnahmen der Wälder von Oregon und Washington für eine dichte Atmosphäre. Wer sich Action oder übermäßig viel Spannung erwartet, ist fehl am Platze. Leave No Trace ist eine Art coming-of-age-Film und handelt vom sich verändernden Verhältnis zwischen einem Vater und seiner pubertierenden Tochter. Ein Indie-Juwel, welches unter dem Radar der Kinogänger gelaufen ist und daher vermutlich nur dann einem breiteren Publikum bekannt werden wird, falls man eine Oscar-Nominierung (z.B. für Kamera oder Adaptiertes Drehbuch) einheimsen kann.
9. The Death Of Stalin (Armando Ianucci // 7.2 // 88)
Darsteller: Simon Russell Beale, Steve Buscemi, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Paddy Considine, Jason Isaacs, Olga Kurylenko
Synopsis: Moskau im Jahre 1953: Joseph Stalin stirbt an den Folgen einer Hirnblutung. Wenig später werden die wichtigsten Mitglieder des Zentralkomitees der KPdSU (ZK) herbeigerufen, um Krisenmanagement zu betreiben. Ein unmittelbarer Machtkampf um die Nachfolge von Stalin zwischen Geheimdienstchef Beria und ZK-Sekretär Chruschtschow entbrennt, bei dem keiner der beiden vor Sabotage und Beeinflussung der anderen Akteure (u.a. Georgi Malenkow, Wjatscheslaw Molotow) und der Öffentlich zurückschreckt. Am Tag von Stalins Beerdigung kommt es auch zum Putsch und es kann daher nur einen Gewinner geben.
Begründung: Armando Ianucci beweist mit Veep schon seit Jahren, dass er (US-)Politsatire beherrscht. Mit The Death Of Stalin wagte er sich heuer auch erstmals auf die Kinoleinwand. Man kann den Ausflug als durchaus gelungen bezeichnen. Der Film ist stellenweise komplett überdreht und sogar stellenweise grausam. Er überzeugt aber vor allem durch Wort- und Dialogwitz sowie ein überragendes Ensemble, aus dem vor allem Buscemi (Reservoir Dogs, Fargo, Armageddon) und Tambor (Arrested Development bzw. Transparent) herausstechen. Aber grundsätzlich sind alle Charaktere hoffnungslos intrigant, neurotisch, zynisch und paranoid – anders hat man als enger Gefolgsmann von Stalin wohl aber auch nicht überleben können. In Russland wurde der Film wenig überraschend indiziert, da es sich „um einen Angriff auf die Ehre Russlands“ handle. Ich persönlich habe vor allem diverse historische Fakten gelernt, beispielsweise dass sich der hierzulande vergleichsweise unbekannte Lawrenti Beria während seiner Zeit als Geheimdienstchef für den Tod von Hundert tausenden von Menschen verantwortlich zeichnete. Dies war auch eine Hauptkritik am Film, dass kaum Platz für die Opfer des stalinistischen Terrorregimes bleibt.
Darsteller: Jason Bateman, Rachel McAdams, Kyle Chandler, Jesse Plemons, Michael C. Hall
Synopsis: Das Ehepaar Annie und Max trifft sich regelmäßig mit seinen besten Freunden und veranstaltet Spieleabende. Als der Spieleabend bei Max‘ Sonnyboy-Bruder Brooks ausgetragen wird, wird ein interaktives Rollenspiel getestet. Kurz nach der Erklärung der Regeln brechen zwei maskierte Männer in das Haus ein und entführen Brooks nach einem kurzen Kampf. Die restliche Gruppe hält diese Aktion für einen Teil des Rollenspiels und schaut tatenlos bzw. amüsiert zu. In weiterer Folge untersuchen sie das Haus nach Hinweisen und nehmen schließlich der Verfolgung der Entführer auf, halten die Situationen und Dialoge mit vermeintlichen Protagonisten aber weiterhin für ein Spiel…
Begründung: Jungregisseur John Francis Daley (bekannt als Hauptcharakter in Freaks & Geeks) hat mit Game Night eine flotte Mystery-Comedy geschaffen, welche in ihrer Handlung kaum Pausen einlegt. Besonders gut gefallen hat mir gefallen, dass einige alt bekannte Film-Klischees nicht befolgt wurden bzw. sogar auf den Kopf gestellt wurden (Stichwort Glastisch). Neben den Hauptprotagonisten Jason Bateman und Rachel McAdams ist vor allem der Charakter von Jesse Plemons (Breaking Bad) herrlich schräg und anfänglich auch nicht wirklich einschätzbar. Der Film ist einigermaßen anspruchslos und mit Sicherheit kein Material für Cineasten. Wer allerdings zwei Stunden Zeit hat und diese mit einem spannenden, lustigen und kurzweiligen Film verbringen will, der sollte durchaus über Game Night nachdenken.
Darsteller (Originalstimmen): Bryan Cranston, Ed Norton, Bill Murray, Jeff Goldblum, Bob Balaban, Liev Schreiber
Synopsis: Nach dem Ausbruch einer übertragbaren Hundegrippe in der fiktiven japanischen Stadt Megasaki City werden vom despotischen Bürgermeister Kobayashi alle Hunde auf eine abgeschiedene Müllinsel verbannt. Der erste Hund, der auf die Insel deportiert wird, ist Spot, der Wachhund des 12-jährigen Atari, der wiederum das Mündel von Kobayashi ist. Ein halbes Jahr später macht sich Atari mit einer kleinen Propellermaschine auf die Suche nach seinem kleinen Freund und stürzt dabei auf der Insel ab. Er wird von einer Gruppe von Alpha-Hunden geborgen, die die klingenden Namen Chief, Rex, King, Boss und Duke tragen. In weiterer Folge helfen sie ihm bei der Suche nach Spot. Währenddessen arbeiten auf der Hauptinsel Wissenschaftler daran, ein Serum zu erstellen, welches die Hundegrippe heilen kann. Dies ist jedoch nicht im Sinne von Kobayashi, der die Hunde auf der Müllinsel am liebsten töten würde..
Begründung: Filme von Wes Anderson sind stets Pflichtprogramm. Es gibt kaum Regisseure, welche penibler an ihren Geschichten und Charakteren tüfteln. In seinem zweiten Stop-Motion-Film nach The Fantastic Mr. Fox (u.a. mit George Clooney und Meryl Streep) widmet er sich diesmal der japanischen Kultur. Und dabei folgt ihm wieder alles, was Rang und Namen hat. Bis in die kleinste Nebenrolle werden die Hunde (und auch Menschen) von Stars wie Scarlett Johansson, Yoko Ono, Greta Gerwig, Tilda Swinton, Harvey Keitel oder F. Murray Abraham gesprochen. Die Filmmusik stammt wie immer von Alexandre Desplat und ist bereits für den Golden Globe nominiert. Kinderfilm ist Isle Of Dogs trotz seiner niedlichen Optik natürlich keiner, denn genau genommen dreht sich die Handlung um viele ernste Themen wie Krankheit, Verfolgung oder Deportation. Aber wie könnte es auch anders sein – letztendlich löst sich (fast) alles in Wohlgefallen auf.
Synopsis: Irgendwann in der nahen Zukunft. Scheinbar nur wenige Menschen haben eine Invasion von Aliens überlebt. Darunter auch das Ehepaar Abbott mit ihren drei Kindern. Sie bewegen sich zu Fuß (barfuß) und kommunizieren in Gebärdensprache. Als der jüngste Sohn ein heimlich mitgenommenes elektronisches Raumschiff fallen lässt und dieses einen vorprogrammierten Sound abspielt, wird er wenige Sekunden später von einem Alien angegriffen und weggezerrt. Man erfährt in weiterer Folge, dass die Aliens nur auf Schall reagieren (können) und man daher nur eine Überlebenschance hat, wenn man sich absolut ruhig verhält. Blöd nur, dass die Frau gerade mit ihrem vierten Kind schwanger ist und kurz vor der Geburt steht..
Begründung: A Quiet Place ist gemessen an Produktionskosten (17 Mio.) und Einspielergebnis (341 Mio.) einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2018. Der Endzeit-Horrorfilm ist der Regie-Durchbruch für John Krasinski, der heuer auch als Jack Ryan in der gleichnamigen Amazon-Serie reüssieren konnte. Für die Hauptrolle seiner Ehefrau konnte er seine echte Ehefrau Emily Blunt gewinnen. Der Film lebt primär von der beinahe unerträglichen Stille, es gibt nur wenige Dialoge und diese auch nur im Flüsterton. Dementsprechend emotional ist der Film auch stellenweise, hauptsächlich weil niemand seine Emotionen verbal äußern kann. AQP ist ein weiteres Werk in der Renaissance des Horrofilms, der letztes Jahr von Get Out eingeläutet wurde. Im Gegensatz zu den 90ern, wo mit Scream, Ich weiß was du letzten Sommer getan hast das Slasher-Genre seine Hoch-Zeit hatte und den 00ern, wo mit Saw oder Final Destination Menschen auf perverseste Methoden umgebracht wurden, kann ich mich als großer Fan von The Shining sehr mit dieser neuen Welle des Psycho-Horrors identifizieren. Apropos…
Darsteller: Toni Collette, Gabriel Byrne, Ann Dowd, Milly Shapiro, Alex Wolff
Synopsis: Die Matriarchin einer Kleinstadtfamilie stirbt im Alter von 78 Jahren. Auf ihrem Begräbnis spricht ihre Tochter Annie über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter, mit der es zwischendurch auch jahrelang keinen Kontakt gab. Nach und nach erfährt man verstörende Fakten aus der Familienhistorie von Annie Graham, so hat sich etwa der Vater zu Tode gehungert und der Bruder im Alter von 16 Jahren selbst erhängt. Die 13-jährige Tochter Charlie ist entstellt und eine Außenseiterin. Ihre Freizeit verbringt sie beispielsweise damit, Figuren aus Plastikabfällen zu basteln und (toten) Vögeln den Kopf abzuschneiden. Ihr älterer Bruder Peter verbringt seine Freizeit primär mit dem Rauchen von Gras. Als es zu einem dramatischen Ereignis unter Beteiligung der beiden Geschwister kommt, verkommt das Leben der Familie Graham zu einem nicht enden wollenden Albtraum.
Begründung: Bei Previews in den USA kam es häufig vor, dass Zuschauer den Kinosaal während des Films verlassen mussten. Ich kann dies verstehen. Ich habe Hereditary einmal gesehen und werde mir den Film nie wieder ansehen. In den USA gab es sogar eine „Puls-Challenge“ – die Ergebnisse sprechen für sich. Über weite Strecken des Films hat man ein enorm ungutes bzw. bedrückendes Gefühl. Auch weil der Film nur teilweise ein Horrorfilm, gerade in der ersten Hälfte jedoch auch ein deprimierendes Familiendrama ist. Regisseur Aster spielt ebenfalls mit Horror-Klischees und manipuliert den Zuseher durch die abwechselnde Anwendung bzw. Nicht-Anwendung von bekannten Schemen. Toni Collette (Oscarnominierung für The Sixth Sense) überragt das kleine Ensemble als panisch-depressive Mutter und wurde für ihre schauspielerische Leistung auch bereits für den Critics Choice Award nominiert. Über das Ende des Films sollte man besser nicht zu viel nachdenken – dieses ist nämlich umso verstörender, je länger man darüber nachdenkt.
Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupta Nyong’o, Danai Gurira, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Martin Freeman
Synopsis: Wakanda ist eine afrikanische Nation, welche komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Nach außen gibt man vor, ein Dritte-Welt-Land zu sein, dabei ist man jedoch durch das Metall Vibranium eine technisch weit fortgeschrittene Zivilisation. Nach einem Attentat auf seinen Vater (den König von Wakanda) übernimmt sein Sohn T’Challa den Thron. Er muss Wakanda in weiterer Folge vor allerlei bösen Einflüssen schützen, sowohl von innen als auch von außen.
Begründung: Black Panther ist ein Bestandteil des MCU (Marvel Comic Universe). Er ist deswegen besonders wichtig, weil die dunkelhäutige Community damit ihre(n) Held(en) erhalten hat, sowohl männliche als auch weibliche. Und dies hat vielen Ewiggestrigen nicht gepasst. Schon vor Release des Filmes gab es zielgerichtete Störaktionen von rechten Gruppierungen, so wurde u.a. versucht der IMDb-Wert des Filmes bewusst nach unten zu pushen. Dies alles hat freilich nichts gebracht, Black Panther ist der kommerziell zweit erfolgreichste Film des Jahres 2018 und musste sich nur Avengers: Infinity War geschlagen geben. Doch nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Kritikern kam der Film exzellent an. Als erster Superheldenfilm überhaupt wurde er für einen Golden Globe für das Beste Drama des Jahres nominiert. Und dies aus meiner Sicht auch verdient, weil der Film nicht bloße Action ist, sondern auch kritische Themen wie die Stellung von Afrika in der globalisierten Welt bzw. die Stellung der Frau in einer zivilisierten Gesellschaft behandelt. Perfekt abgerundet wird Black Panther bei den End Credits auch vom Song All The Stars von Kendrick Lamar, welcher nicht nur für einen Golden Globe sondern auch für einen Grammy für Record of the Year nominiert wurde.
Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace, Ryan Eggold
Synopsis: Der junge Afroamerikaner Ron Stallworth bewirbt sich auf Basis einer Ausschreibung für ethnische Minderheiten um einen Posten bei der Polizei von Colorado Springs. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb seiner Polizeikollegen wird er regelmäßig rassistisch konfrontiert. Aufgrund dessen bittet er den Polizeichef darum, nicht mehr im Archiv sondern als Undercover-Agent eingesetzt zu werden. Nach dem Lesen einer Zeitungsanzeige ruft er beim örtlichen Ku-Klux-Klan (KKK) an und gibt sich als Rassist aus, worauf hin er zu einem persönlichen Treffen eingeladen wird. Nachdem er dieses Treffen natürlich nicht selber wahrnehmen kann, bittet er seinen Polizeikollegen Flip Zimmerman darum, sich für Stallworth auszugeben. Stallworth wird nach einigen (von Zimmerman ausgeführten) Tests vom KKK aufgenommen und so hat die Polizei fortan Augen und Ohren mitten in der Terrormiliz.
Begründung: Das erstaunlichste Faktum an BlacKkKlansman ist, dass die Story auf einer wahren Begebenheit beruht. Spike Lees Verfilmung beruht auf der Autobiographie von Ron Stallworth bzw. den Aufzeichnungen der Investigationen gegen den KKK in den 1970er-Jahren. Der einigermaßen unbekannte John David Washington (Ballers) konnte mit seiner Darstellung von Stallworth bereits eine Golden Globe Nominierung einheimsen und ist auch ein Kandidat für eine Oscarnominierung. Nebenbei ist er der Sohn von Denzel Washington (der insgesamt viermal mit Lee zusammenarbeitete). Wie beinahe jeder Film von Spike Lee (Do The Right Thing, Malcolm X) dreht sich naturgemäß auch BlacKkKlansman um die Rolle der Afroamerikaner in der US-amerikanischen Gesellschaft. Der Film endet auch mit Originalfilmmaterial aus Charlottesville, wo 2017 rechtsradikale Gruppierungen aufmarschierten und die Journalistin Heather Heyer bei einem Autoanschlag getötet wurde. Der Film ist ein Statement gegen den Rechtsruck in den USA (bzw. überall auf der Welt) und soll den Zuschauer nicht vergessen lassen, was vor knapp 40 Jahren noch möglich war (und vielleicht bald wieder möglich ist).
Darsteller: John Cho, Debra Messing, Michelle La, Joseph Lee
Synopsis: Der Software-Entwickler David Kim muss seine 16-jährige Tochter Margot nach dem Krebstod seiner Ehefrau alleine erziehen. Sein Verhältnis zu seiner Tochter ist seit dem Tod der Mutter jedoch angespannt, weil er selber nicht genau weiß wie er den Tod verarbeiten kann oder mit seiner Tochter darüber sprechen kann. Eines Tages verschwindet Margot spurlos. Lediglich ihr MacBook dient als Anhaltspunkt für die letzten Schritte der Tochter. Schritt für Schritt durchsucht er ihre sozialen Profile nach Hinweisen und schon bald wird klar, dass seine Tochter nicht die Person war, welche sie stets vorgegeben hatte zu sein.
Begründung: Searching ist einer der ersten mir bekannten Thriller, welcher wirklich akkurat mit Spuren und Hinweisen auf digitalen Devices arbeitet. Es wird mit keinen Fake-Programmen oder Fake-Browsern gearbeitet (wie dies früher in Filmen oft der Fall war) sondern mit Chrome, Google, Facebook, Instagram, YouTube und vielen anderen Programmen und Apps, welche es auch in der Wirklichkeit gibt. Dies verleiht dem Film viel Authentizität und Nachvollziehbarkeit. Es gibt keine Super-Hacker bei der Polizei welche irgendwelche geheimen Indizien auffinden, sondern nur einen verzweifelten Vater, der allen noch so kleinen Spuren folgt um seine Tochter zu finden. Doch diese Bestandteile alleine ergeben noch keinen guten Film. Searching ist deswegen so weit vorne auf meiner Liste, weil er wirklich extrem spannende Handwerksarbeit ist und den Spannungsbogen vom Verschwinden der Tochter bis zur letzten Szene im Film konstant aufrecht erhalten kann. Und dies ohne dabei unrealistisch oder unglaubwürdig zu wirken. Und es gibt auch einige unerwartete Wendungen, welche jedoch ebenfalls nicht gekünstelt wirken.
Darsteller: Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello, Mike Myers
Synopsis: Queen steht beim Live-Aid im Wembley-Stadion kurz vor ihrem Auftritt. Dies bildet auch das Ende dieses Films. Nach einem Zeitsprung ins London des Jahres 1970 wird die Geschichte von Farrokh „Freddie“ Bulsara erzählt, der zusammen mit Roger Taylor, Brian May und John Deacon eine Band namens „Queen“ gründet. In weiterer Folge wird die Geschichte der legendären Musikgruppe erzählt, von den Drogenexzessen und exzessiven Partys über die unzähligen Welthits und Welttourneen bis zur HIV-Erkrankung von Freddy Mercury.
Begründung: Während Bohemian Rhapsody bei den Kritikern nicht besonders gut angekommen ist (der Metascore von 48 ist unterdurchschnittlich), so kam er beim Publikum umso besser an. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 670 Millionen (bei Produktionskosten von 52 Millionen) ist der Film einer der erfolgreichsten des Jahres. Famos vor allem die Leistung von Rami Malek (Mr. Robot) als Mercury, der bereits für Golden Globe und SAG-Award nominiert wurde und wohl auch ein lock-in für eine Oscarnominierung ist. Ich habe Interviews mit Roger Taylor und Brian May gesehen, die lebenden Queen-Mitglieder waren über die Wahl des Mercury-Darstellers äußerst zufrieden und glücklich. Für mich persönlich ist Mercury der ultimative Showman des 20. Jahrhunderts. Bereits seit Jahren sage ich, wenn ich den Wunsch frei hätte, eine (historische) bestimmte Band live zu sehen, dann wäre dies mit absoluter Sicherheit Queen. Ich bin mit den Greatest Hits CDs der Band aufgewachsen, habe Bohemian Rhapsody per se (wie wohl viele Gleichaltrige) durch Wayne’s World entdeckt und mir die bestehenden Konzertaufnahmen der Band (z.B. Live Aid, Live in Montreal) mehrmals angesehen. Für mich wird Queen immer ein (schöner) Rückblick in meine Jugend sein. Daher war dieser Film für mich auch ein zweistündiges Highlight, welches den Abschluss meiner heurigen Liste bildet.
Knapp gescheitert an der Aufnahme in meine Top10 sind heuer Mission Impossible: Fallout (einer der besten Actionfilme der letzten Jahre), First Man (der leider einige Längen aufweist und mit Whiplash bzw. La La Land nicht mithalten kann), Incredibles 2 (bei dem für mich der Innovationsgrad fehlte), Annihilation (der ab einem bestimmten Punkt einfach zu komplex wird), A Simple Favor (kurzweilig aber auch nur kurz im Gedächtnis), Roma (cineastisch ein Meisterwerk, von der Story her musste ich aber dreimal aus Langeweile pausieren) und First Reformed (für den Ethan Hawke als aussichtsreicher Oscar-Anwärter gilt).
Noch nicht gesehen habe ich The Favourite (einer der Top-Oscarfavoriten des Jahres), A Star Is Born (hier gilt selbiges für Lady Gaga und Bradley Cooper), If Beale Street Could Talk und Widows.
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tl;dr – Thomas Weissenböck ist am 12. November als Cheftrainer der SV Ried zurückgetreten. Nach einer wochenlangen Offensiv- und Ergebniskrise ist der Aufstieg in die Bundesliga bereits im November in höchster Gefahr, der Abstand zum (aktuell einzigen) Konkurrenten aus Wattens liegt bei 6 Punkten. Wieder einmal war nur für wenige Monate Ruhe im Innviertel eingekehrt.
Es ist fast auf den Tag genau drei Monate her, als ich zum ersten Mal seit (gefühlten) Jahren einen positiven Beitrag über die SV Ried veröffentlicht hatte. Die SV Ried ist wieder ein Team hieß es von meiner Seite am 12. August 2018. Dieses Hochgefühl hielt auch danach noch einige Wochen an, denn Anfang September zeigte sich das nachfolgende Tabellenbild in der 2. Liga:
Als eine von zwei ungeschlagenen Mannschaften der Liga hatte man zum damaligen Zeitpunkt die vermeintlich größten Titelrivalen aus Wattens (2-1) und Liefering (3-0) in die Schranken gewiesen. Besonders die Leistung an einem 35°C heißen Sonntagvormittag gegen Wattens hatte es allen Anhängern der SVR angetan. Durch viel Leidenschaft, Kampfgeist und auch spielerische Klasse konnten die Kristall-Buam mit einer Niederlage nach Tirol heimgeschickt werden. Man hatte das untrügliche Gefühl, dass im Innviertel wieder ein zartes Pflänzchen am gedeihen war.
Kaum jemand konnte zu diesem Zeitpunkt erahnen, dass nur drei Monate später eine Herbstdepression im Innviertel vorherrschen würde. Vergleicht man nämlich den Saisonstart mit den acht nachfolgenden Runden, so zeigt sich ein völlig konträres Tabellenbild:
Seit der Länderspielpause im September hat man neun Punkte gegenüber Wattens verloren, acht Punkte gegenüber BW Linz (die jedoch auf den Aufstieg verzichten und deswegen kein echter Konkurrent sind). Von acht Spielen wurden gleich drei verloren. Am unglaublichsten ist allerdings der Fakt, dass man mit einer reinen Profimannschaft mit vielen bundesligaerfahrenen Spielern seither die wenigsten Tore der Liga erzielt hat.
Ein Torverhältnis von 7:6 in acht Spielen erinnert an eine durchschnittliche Catenaccio-Mannschaft aus der Serie A der späten 80er-Jahre. Durch die drei Gegentore am Freitag im Heimderby gegen BW Linz kann man nicht einmal mehr auf die beste Defensive der Liga verweisen, auch dieses Prädikat muss man sich mittlerweile mit Wattens teilen (die aber gleichzeitig 12 Tore mehr erzielen konnten).
Daher kam kam die Pressemeldung der SV Ried am Nachmittag des 12. November 2018 (zumindest für mich) nicht ganz überraschend.
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Nach 208 Tagen (bzw. 25 Spielen) trat Thomas Weissenböck freiwillig als Chefcoach der SV Ried zurück. Man muss ihm diese Entscheidung persönlich hoch anrechnen, denn (bei weitem) nicht jeder Trainer hätte zu diesem Zeitpunkt eine solche Entscheidung getroffen. Als Begründung gab er an, „der Mannschaft keine Impulse mehr geben zu können“.
Die schwachen, teilweise lethargischen Leistungen der vergangenen Wochen sind auch ein schlagkräftiges Indiz für seine Aussage. Mich hat zudem ziemlich verärgert, dass das unterirdische 0-0 bei Austria Klagenfurt mit „fehlender Spritzigkeit“ nach drei Spielen in einer Woche argumentiert wurde – in einer Saison mit so wenigen Pflichtspielen wie nie zuvor.
Auch waren einige Entscheidungen (wie etwa die kurzfristige Umstellung auf eine Dreierkette mit Thomas Reifeltshammer als linken Verteidiger gegen BW Linz, oder aber die Umstellung von Dreierkette auf Viererkette mit Flavio Dos Santos in der Startelf gegen den FAC) von außerhalb nur schwer nachzuvollziehen.
Nebenbei war bis zuletzt keine spielerische oder taktische Weiterentwicklung erkennbar – eher im Gegenteil, die Leistungen wurden zuletzt immer dürftiger obwohl zuletzt erstmalig der gesamte Kader zur Verfügung stand. Deswegen hat Weissenböck auch mein persönliches Vertrauen, das Ruder noch herumreißen zu können, im Laufe der letzten Wochen verloren.
Der gebürtige Grieskirchner wird den Verein jedoch nicht verlassen, sondern in das 2. Glied zurück rücken und wieder im Nachwuchs der SV Ried tätig sein. Auch dies ist für mich eine gute Entscheidung, weil Weissenböck zweifelsohne ein harter Arbeiter ist, welcher über die letzten Jahre hinweg auch nachhaltige Arbeit im Nachwuchsbereich geleistet hat und dort nicht mehr im Rampenlicht steht.
In die Rolle des Cheftrainers wurde er nach dem Hinauswurf von Lassaad Chabbi mehr oder weniger hinein gedrängt, auch weil Sportdirektor Franz Schiemer sich im Frühjahr von allen anderen Kandidaten nur Absagen einfing. Zu dieser Farce („Schinkels-Gate“) habe ich damals meine klare Meinung abgegeben.
Im Sommer kam es für viele nach dem verpassten Aufstieg auch überraschend, dass Weissenböck trotzdem den Vertrauensbeweis erhielt und das Amt weiterhin ausführen durfte. Dies wurde mitunter auch als Indiz für eine vermeintlich schwierige finanzielle Lage des Vereins nach dem kolportierten „All-In-Poker“ rund um den Aufstieg angesehen.
Für die Kaderplanung zeichnen sich andere verantwortlich
Es waren nämlich immer noch Roland Daxl und die anderen Vorstandsmitglieder, die im Februar 2017 den Novizen Franz Schiemer in einer schwierigen Situation zum neuen Sportdirektor bestellt hatten. Und es sind immer noch der Finanzvorstand und der Sportdirektor, welche den Kader der Vorsaison und der aktuellen Saison zusammengestellt haben.
Dabei wurden auch heuer wieder einige fragwürdige Entscheidungen getroffen. Mit Thomas Fröschl wurde etwa ein verdienter Spieler, welcher die Rieder Tugenden beispielhaft symbolisiert hat, im Sommer kommentarlos gegangen. Und genau solche Fußballarbeiter fehlen im aktuellen Kader. Ebenso fehlt ein Leadertyp oder Routinier in Defensive und/oder Mittelfeld, welcher den jungen Teamkollegen in schwierigen Situationen am (und auch neben dem Feld) sagen kann, wo es lang geht.
Im letzten Winter ließ man Marko Stankovic nach Indien ziehen, was sich im Nachhinein als Fehler entpuppte. Mit Cabrera, Mader, Grünwald (und auch Dober) verfügt Wattens übrigens gleich über mehrere dieser Spielertypen, welche für eine gute Balance mit den jungen Talenten sorgen.
Doch man muss nicht weiter als nach Linz blicken. Wie man für einen Umbruch binnen eines Sommers sorgen kann, hat BW Linz heuer mit einer Mischung aus arrivierten Oberösterreichern (Hartl, Fröschl, Grasegger) und talentierten Legionären (Canillas, Alan) bewiesen. Wie man Mario Ebenhofer (letzte Saison bei Wiener Neustadt 5 Tore und 10 Assists) als Tabellenletzter der Vorsaison ohne Gegenwehr ablösefrei verpflichten konnte, ist mir bis heute ein Rätsel.
Wie auch immer, in Ried wäre ein ähnlicher Umbruch im Sommer wohl an den (vergleichsweise) hochdotierten Bundesliga-Verträgen von Derzeit-Nicht-Leistungsträgern wie Wießmeier, Ziegl oder Reifeltshammer gescheitert, welche [also die Verträge] man mitschleppen muss. Immerhin konnte man im Sommer das Gehalt von Thomas Gebauer an den LASK abgeben und dafür mit Johannes Kreidl eine ohnehin jüngere und bessere Nummer Eins verpflichten.
SV Hollywood Ried
Apropos LASK. Jahrelang (jahrzehntelang) nahmen die Linzer dankenswerterweise die Rolle des FC Hollywood Oberösterreich ein: Die Affäre rund um Wolfgang Rieger, die „Fusion“ mit dem FC Linz, der Abstieg 2001 (inkl. sechs Jahren in der Zweitklassigkeit), die Präsidentschaft von Peter-Michael Reichel, der erneute Abstieg 2011, der Zwangsabstieg in die Regionalliga im darauf folgenden Jahr, der Nichtaufstieg in die Bundesliga als Aufstiegsfavorit – zwischen 1998 und 2015 sorgten die Linzer für viel (Schaden-)Freude unter den Anhängern der SV Ried.
In der gleichen Zeit holte die SV Ried zweimal den österreichischen Pokal, wurde Vizemeister der Bundesliga, spielte mehrfach im Europacup und galt in der Ära Paul Gludovatz unter vielen Experten aufgrund jahrelanger kontinuierlich guter Arbeit sogar als inoffizieller Bestandteil der „Top 5“ der Bundesliga (neben Rapid, Salzburg, Sturm und Austria).
Doch wie bereits erwähnt schlägt das Pendel seit wenigen Jahren (massiv) in die andere Richtung. Seit der Übernahme der Linzer durch die Freunde des LASK leistet man in Linz (bzw. Pasching) kontinuierlich gute Arbeit. Dies muss man bei aller Abneigung anerkennen.
Seit der Abgang von Oliver Glasner von Ried zum Erzrivalen nach Linz am Pfingstwochenende 2015 an die Öffentlichkeit drang, entfernen sich beide Mannschaften diametral zueinander. Der LASK ist aktuell die zweitbeste Mannschaft Österreichs. Handschrift, Taktik und Konzept des Trainers sind stets klar erkennbar. Die Kaderplanung von Glasner (der ebenfalls Sportdirektor ist) war während der letzten Jahre nahezu unfehlbar (Goiginger, Trauner, Joao Victor usw.) – in etwa wie dies vor einem Jahrzehnt noch bei Stefan Reiter in Ried der Fall war.
Seit die ehemalige Ried-Legende das Traineramt bei den Linzern übernommen hat, haben Trainer in Ried circa die gleiche Lebenszeit wie eine Heuschrecke. Schwarz auf weiß untermauert dies eine nachfolgende Aufstellung der Trainer, welche seit Mai 2015 (das sind 42 Monate) in Ried im Amt waren (vielen Dank an den ASB-User „meniqo“ für diese detaillierte Aufstellung):
Trainer
Amtsdauer
Punkteschnitt
Thomas Sageder (Interim)
6 Tage (1 Spiel)
1.00
Helgi Kolvidsson
76 Tage (6 Spiele)
0.76
Paul Gludovatz II
274 Tage (33 Spiele)
1.33
Christian Benbennek
272 Tage (25 Spiele)
0.92
Lassaad Chabbi
397 Tage (42 Spiele)
1.55
Franz Schiemer (Interim)
16 Tage (3 Spiele)
1.33
Thomas Weissenböck II
208 Tage (25 Spiele)
1.88
Miron Muslic (Interim)
???
???
Selbst wenn man die Interimslösungen aus der Gleichung nimmt, kommt man immer noch auf fünf verschiedene Trainer in knapp dreieinhalb Jahren. Kontinuität Fremdwort, wie Wolf Haas es vielleicht formulieren würde. Doch wer ist an dieser fehlenden Kontinuität der „neuen Nummer 3“ von Oberösterreich nun wirklich verantwortlich?
Aus viel wird wenig gemacht
Bis jetzt ist (zumindest offiziell) nicht klar, was das heurige Saisonziel ist. Mitunter hat man als Saisonziel eine „Entwicklung“ (ugh) der Mannschaft genannt. Mit dem höchsten Gesamtbudget der Liga sollte man jedoch zumindest im November noch annähernd um den Titel mitspielen. Dies ist aktuell nicht der Fall. Weder tabellarisch und spielerisch schon gar nicht.
Fun fact: seit dem Abstieg war die SVR in exakt 50 Ligaspielen auch 50x der Quotenfavorit auf den Sieg bei den Wettanbietern (Quelle = bwin). Dies kommt nicht von ungefähr – letzte Saison verfügte man über den teuersten Kader der Liga und auch heuer befindet man sich auf einer Stufe mit Wattens (lt. Schiemer verfügt man über das zweithöchste Kaderbudget nach den Tirolern).
An dieser Stelle muss auch die verhältnismäßig überragende Infrastruktur angeführt werden, welche man in Ried vorfindet: ein voll-überdachtes Stadion mit Rasenheizung in Vereinsbesitz, eines der modernsten Trainingszentren in Österreich, eine Nachwuchsakademie. Nicht nur in der 2. Liga sondern sogar auch in der Bundesliga würde man hiermit aktuell weit vorne mitspielen. Doch Infrastruktur schießt ebenso wie Geld keine Tore.
Wenn von den äußeren Bedingungen her alles passt, dann muss man sich die Entscheidungsträger genauer ansehen. Die allgemeine Kritik und Unzufriedenheit fokussiert sich immer wieder auf den Finanzvorstand Roland Daxl, den so genannten „starken Mann“ der SV Ried. Mehreren Quellen zufolge kam es am vergangenen Freitag nach dem Derby im VIP-Club der josko Arena bis in die frühen Morgenstunden zu (freundlich ausgedrückt) intensiven Diskussionen zwischen VIP-Club-Besuchern und den Vorstandsmitgliedern Daxl sowie Thomas Gahleitner.
Während der vergangenen Saison hatte ich Daxl und auch Sportdirektor Franz Schiemer in meinen Blogartikeln mehrmals (stark) kritisiert. Vor allem, weil vor Saisonbeginn ein nahezu unmenschlicher Erfolgsdruck auf die Mannschaft auferlegt wurde, an dem man letztendlich zerbrach.
Heuer hat man diese Taktik um 180° geändert, aus Erfolgsdruck wurde (zumindest in der Kommunikation nach außen) Montessoripädagogik. Denn von Daxl hört und liest man gar nichts mehr, von Schiemer kamen zumeist nur lapidare Kommentare. So nach dem Motto „sind eh alle brav“.
Es ist offenbar nicht möglich, Ergebnisse oder Entwicklungen in der Außenkommunikation halbwegs realistisch einzuschätzen. Kein Mensch mit Affinität für die SVR (weder Anhänger noch Sponsor) glaubt der Führungsriege, wenn behauptet wird, dass man mit dem aktuellen 3. Platz zufrieden sei.
Wer hat Angst vor den Amateuren? (Wir)
Zum Thema Außenkommunikation: in der Woche vor dem Cup-Ausscheiden gegen Wiener Neustadt wurde die Defensive in den Himmel gelobt – blieb man doch immerhin sechsmal en suite ohne Gegentor. Dass man in den letzten vier dieser sechs Spiele jedoch selber nur zwei Tore erzielen konnte, wurde beiläufig unter den Tisch gekehrt.
Die Gegner in diesen vier Spielen lauteten Wacker Innsbruck II, SV Lafnitz, Austria Lustenau und Austria Klagenfurt. Das sind drei Aufsteiger und zwei Halbprofiteams. Der Sieg gegen Wacker II fiel letztendlich glücklich aus, selbiges gilt für die beiden inferioren Auswärtsspiele in Lafnitz und Klagenfurt, welche jeweils mit 0-0 endeten. Lediglich (ausgerechnet?) beim 1-0 gegen Lustenau wurde eine wirklich ansprechende spielerische Leistung geboten.
Für mich grenzten diese Aussagen daher teilweise an Realitätsverweigerung (noch dazu von einem Sportdirektor wie Schiemer, der vergangene Saison noch RB-Offensiv-Power-Fußball spielen lassen wollte).
Generell zieht sich das „Amateurproblem“ durch die gesamte Saison. Von sieben Spielen gegen Amateurteams konnten nur die Heimspiele gegen Horn und Wacker II gewonnen werden. In Steyr, Amstetten, Lafnitz und Klagenfurt setzte es jeweils Unentschieden, gegen die Young Violets Austria Wien verlor man zuhause sogar.
Die möglichen Gründe für den Leistungsabfall gegenüber den Spielen gegen Topteams (gegen Wattens, Liefering, Kapfenberg, Austria Lustenau und Wiener Neustadt konnte man jeweils gewinnen) kann man sich wohl bis heute nicht erklären.
Hat man die vermeintlich schwächeren Gegner unterschätzt? Kommt man mit einer Dorfplatz-Atmosphäre (wie in Lafnitz) nicht zurecht? Hat man sich von den teilweise hart agierenden Mannschaften die Schneid abkaufen lassen? Hat man die Gegner nicht gut genug oder oft genug beobachtet? Fragen über Fragen – was auch immer die richtige(n) Antwort(en) sind, für viele dieser Ergebnisse kann ich dann Thomas Weissenböck doch nicht aus der Verantwortung nehmen.
Die eigenen Amateure
Im schlimmsten Fall geht man aufgrund dieser unterdurchschnittlichen Ergebnisse mit einem Rückstand von neun Punkten (und dem schlechteren Torverhältnis) gegenüber Wattens in die dreimonatige Winterpause. Sollte man in der zweiten Runde des Frühjahres das direkte Duell in Tirol verlieren, so kann man bereits Ende Februar für die nächste Saison in der Zweitklassigkeit planen.
Ob man am Ende der Saison Platz 2 oder Platz 13 belegt, spielt in dieser Liga keine Rolle. Und sollte der vorher genannte worst case eintreten, so kann man nur auf einen radikalen Umbruch im Team hoffen. Dass man Mannschaften binnen kurzer Zeit auch (wirklich) weiterentwickeln kann, beweist heuer Miron Muslic (siehe Foto unten) bei den Ried Amateuren (ich verbitte mir den Ausdruck „Junge Wikinger„).
Nachdem man vergangene Saison unter Florian Königseder dem Abstieg erst in der allerletzten Runde entgehen konnte, so spielt die (verjüngte) Truppe des gebürtigen Tirolers heuer um den Titel mit. Mit 29 Punkten zur Winterpause liegt man nur um 3 Punkte hinter dem Endwert der vergangenen Saison.
Wer den Ried Amateuren heuer einmal (oder mehrmals, wie in meinem Falle) bei der Arbeit zugesehen hat, der weiß bei welcher Mannschaft im Herbst in der josko Arena der bessere Fußball gespielt wurde. Aggressiver, direkter Offensivfußball mit einstudierten Spielzügen führten zu bemerkenswerten Ergebnissen wie einem 7-0 gegen Weißkirchen, einem 1-1 gegen den übermächtigen Meister aus Oedt oder zuletzt einem 2-1 gegen den Fast-Herbstmeister von Donau Linz.
Deswegen bin ich auch auf die kommenden (Trainings-)Tage in Ried gespannt. Unter Interimstrainer Muslic wird nämlich dort ein anderer Wind wehen – basierend auf den sechs Spielen welche ich im Herbst gesehen habe, steht er nämlich ab und zu nicht an der Seitenlinie, sondern er brodelt wie ein Vulkan. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich einige vermeintliche Stammspieler im letzten Spiel der Hinrunde gegen die OÖ Juniors nicht im Kader wiederfinden werden.
Und sollte es ab März wirklich nur mehr um die Goldene Ananas gehen (unter welchem Cheftrainer auch immer), dann kann man nur hoffen, dass Nachwuchstalente wie beispielsweise Belmin Cirkic (ein technisch überragender Spielmacher mit Freistoßqualitäten), Felix Seiwald (linker Verteidiger) oder Daniel Pointner (defensiver Mittelfeldspieler) vermehrt zum Einsatz kommen und dafür Profi-Treibholz (ich will hier keine Namen nennen) abgegeben wird.
Denn im Gegensatz zu einigen lethargischen Profis geben diese Nachwuchsspieler jedes Mal 90 Minuten Vollgas für ihre Mannschaft und sind dem Verein auch (viel tiefer) verbunden. Abgesehen davon will ich aus dem aktuellen Profikader auch Johannes Kreidl (22) sowie Constantin Reiner (21), Kennedy Boateng (21), Arne Ammerer (22) und Ante Bajic (23) positiv hervorheben. Bei diesen Spielern hat man immerhin das Gefühl, dass sie nicht stagnieren (oder abbauen) – ganz im Gegenteil zu den so genannten Ried-Urgesteinen oder fast allen verbliebenen Neuverpflichtungen aus der Ära Chabbi.
Die Zuschauer bleiben da
Der (im Endeffekt völlig verdiente) Abstieg vor zwei Jahren war ein Tiefpunkt der Rieder Fußballgeschichte. Dieser wurde im vergangenen Jahr vom Nichtaufstieg jedoch noch einmal (im negativen Sinne) getoppt. Doch ganz egal wo gespielt wird: „Ob erste oder zweite Liga – wir sind alle treue Rieder“ heißt es in einem bekannten Fangesang. Und dieser Inhalt wird nicht nur gesungen, denn auch heuer halten die (meisten) Anhänger der SV Ried weiterhin unerbittlich zu ihrer Mannschaft. Dies beweist ein Blick auf die Zuschauerzahlen der aktuellen Saison:
Mit einem Zuschauerschnitt von 3.424 Zuschauern nach sieben Heimspielen hat man bei jedem Heimspiel im Schnitt 1.400 Zuschauer mehr als der zweitbeste Verein aus dieser Aufstellung. Auf die gesamte Liga gerechnet waren sogar 19% der Gesamtzuschauer der bisherigen Saison in der josko Arena zu Gast.
Der aktuelle Schnitt übertrifft auch jenen der Admira und Mattersburg aus der Bundesliga, vom Sensationsaufsteiger aus Hartberg und der Überraschungsmannschaft aus St. Pölten ist man nicht weit entfernt. Im Gegensatz zu den Bundesligisten durfte man in Ried jedoch nicht Rapid, Salzburg oder den LASK begrüßen, sondern Horn, Young Violets und Liefering.
Es ist durchaus bemerkenswert, wie treu und leidensfähig eine Vielzahl an Anhängern ist. Nach der zweiten Chance (nach dem Abstieg) gaben die meisten der Mannschaft und Verein auch heuer eine dritte Chance (nach dem verpassten Wiederaufstieg). Ob es jedoch eine vierte Chance geben wird, steht derzeit noch in den Sternen.
Denn auch Leidensfähigkeit und Geduld der treusten Fans haben irgendwann ihr Ende. Bereits vergangenen Freitag hallten „Trainer raus“ und „Schiemer raus“ Sprechchöre durch das Stadion. Der Unmut und die Unzufriedenheit unter den Fans (und Fanclubs) ist aktuell auf einem noch nie da gewesenen Level. Dies bemerkt man bei jedem Gespräch mit langjährigen Ried-Anhängern. Eine Mischung aus Resignation und Wut hat sich im Laufe der vergangenen Wochen im Innviertel breit gemacht.
Vor allem das völlig unnötige Cup-Out im Heimspiel gegen Wiener Neustadt (mit einem Mann mehr am Platz hat man beim Stand von 1-1 einen Elfmeter verschossen und anschließend noch verloren) war bezeichnend für die aktuelle Situation des Vereins. Hier wurde fahrlässig ein etwaiges Heimspiel gegen Rapid, Salzburg oder den LASK verspielt. Ein volles Stadion hätte neben dem Startgeld und TV-Geldern einen segenreichen Obolus in sechsstelliger Höhe für die Vereinskasse bedeutet.
Quo vadis SV Ried, schon wieder.
Fehlende bzw. sinkende Zuschauereinnahmen sind (neben fehlenden TV-Geldern) auch ein großes finanzielles Problem für die SV Ried. Im Laufe der letzten Tage habe ich auch Gerüchte vernommen, dass die Saison 2018/2019 zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht ausfinanziert sei. Die Substanz hinter diesen Gerüchten kann ich freilich nicht verifizieren.
Aufgrund der diversen Ausgangsbedingungen der 2. Liga dürfte es allerdings nicht einfach sein, den Profibetrieb (auf mittelfristige Sicht in der Zweitklassigkeit) aufrecht zu erhalten.
Im vergangenen Sommer wurde der Sparstift notgedrungen nicht nur bei der Kaderplanung angesetzt, sondern u.a. auch bei Angestellten (z.B. Co-Trainer, Nachwuchstrainer) oder etwa Auswärtsspielen (bei kürzeren Anreisen verzichtet man auf die Anreise am Vorabend inkl. Übernachtung). Welche Konsequenzen ein erneuter Nichtaufstieg auf die kommende Saison haben würde, will ich mir derzeit (noch) nicht einmal vorstellen.
Denn wäre der Aufstieg letzte Saison theoretisch so leicht wie nie zuvor (zwei Aufstiegsplätze, ein Relegationsplatz) realisierbar gewesen, so wäre es heuer ebenfalls noch relativ einfach (gewesen?). Ab kommender Saison wird der Aufstiegskampf wieder deutlich schwieriger werden, mit der Admira, Altach, Mattersburg oder Innsbruck (diese Vereine sind am wahrscheinlichsten) wird die Liga nämlich wieder durch einen namhaften Verein bereichert werden.
Ein zweiter namhafter Gegner wird höchstwahrscheinlich GAK heißen, die Grazer liegen derzeit mit Respektabstand an der Tabellenspitze der Regionalliga Mitte. Durch den Absteiger aus der Bundesliga, BW Linz, Austria Lustenau und dem GAK würde man kommende Saison dann wohl auch zum ersten Mal nicht mehr der (Quoten-)Favorit auf den Aufstieg sein.
Im Februar 2017 wurde als mittelfristige Zielsetzung eine Rückkehr in den Europacup angestrebt. Knapp eineinhalb Jahre und viele unglückliche Entscheidungen später ist die SV Ried hingegen so weit entfernt vom Europacup wie schon seit 28 Jahren nicht mehr. Die kommenden Monate und Entscheidungen der Vereinsverantwortlichen werden es zeigen, ob das Fußballwunder Ried (zumindest vorerst) Geschichte ist oder doch noch ein neues Kapitel geschrieben werden kann.
„Oben (in der Bundesliga, Anm.) ist es Freizeitdienstleistung, Glitzer, Glamour, Show, Schampus und Scampi. Unten ist es Leberkäse und Bier.“ Bundesligavorstand Reinhard Herovits, 24. Juli 2018
Gleich mal vorweg: wenn man bodenständige Vereine wie Mattersburg, Hartberg oder die Admira betrachtet, dann sind Schampus und Scampi in dieser Aussage genau so deplatziert wie Skirennen im Oktober. Und wenn die 2. Liga heuer Leberkäse und Bier symbolisieren soll, dann handelt es sich dabei mehrheitlich um abgestandenes Bier und Leberkäse über dem Verfallsdatum.
Nach diesem etwas polemischen Einstieg in meinen Blogbeitrag gehe ich sofort in medias res. 12 von 30 Runden der „neuen“ 2. Liga sind absolviert, Grund genug mir die augenscheinlichsten Trends und Auffälligkeiten der letzten vier Monate anzusehen.
Ein Disclaimer vorweg: es handelt sich dabei um meine persönliche Meinung, welche durch Empfindungen, Gesprächen mit anderen ligainteressierten Menschen und Artikeln untermauert ist.
Zurück ins 20. Jahrhundert
Besonders schlimm ist der technische Rückschritt beim Übertragungsstandard. 2003 hat sky (damals noch als Premiere) die zweithöchste Spielklasse als Red Zac Erste Liga (später ADEG Erste Liga, noch später skyGo Erste Liga) in ein neues Zeitalter gehievt. Von einer Saison auf die andere gab es plötzlich Liveübertragungen von allen Spielen, fixe Spieltermine am Freitag um 18:30 bzw. 20:30 und kompetente Kommentatoren bei jedem Spiel. Die Liga wurde zur Marke, die Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Bundesliga wurde gesteigert und dadurch konnten die Aufsteiger in die Bundesliga auch meistens unmittelbar auftrumpfen – egal ob jetzt Grödig bzw. Altach unter Hütter, Ried unter Hochhauser oder der WAC unter Bjelica.
Der Ausstieg von sky aus der 2. Liga war für mich persönlich mehr als verständlich. Weder das Ligaformat noch die Vereinsstruktur kann als Premiumprodukt bezeichnet werden (und soll es auch nicht gemäß Herovits-Aussage). Die Laola1-Streams der Spiele sind zwar nett gemeint, meistens aber technisch ungenügend (auch mit Premium-Abo) umgesetzt (mit zwei Kameras und Übertragungsrucksack). Die Qualität des Kommentars ist im Vergleich mit den Kapazundern von sky wie etwa Trukesitz, Paternina oder Konrad leider ungleich schlechter (und teilweise werden auch halblustige Kabarettisten als „Experten“ verpflichtet) und wirkt bei weitem nicht so vorbereitet und/oder souverän.
Mir war Laola1 und viele seiner Reporter wirklich immer sehr sympathisch, aber mit dem Spieltermin am Sonntag und der Umsetzung der Ligarechte wurden viele Sympathien verspielt.
Ebenfalls gab es dank Opta Sports vielfältige Statistiken aus der 2. Liga (bzw. damals noch Erste Liga) – Ballbesitz, Fouls, durchschnittliche Feldpositionen, Zweikampfwerte usw. – im Grunde alles, was das Statistikerherz begehrte. Dies ist seit heuer passé. Der Vertrag mit dem Dienstleister wurde nicht verlängert (oder gekündigt?). Seit heuer liefert Sportradar/Laola1 die Statistiken: nämlich Tore, Assists und Karten. That’s it. Ein Zustand wie in grauer Vorzeit des Fußballsports. Ohne eigenes Equipment (wie etwa FieldWiz bei Ried) hätten die Vereine sämtliche wichtigen Informationen hinsichtlich der Performance der eigenen Spieler verloren.
Abgesehen davon schafft es nicht einmal die eigene Website der 2. Liga, die Zuschauerzahlen anzuzeigen. Diese muss man sich über Portale wie weltfussball.at oder alternativ direkt bei fussballoesterreich.at besorgen. Vermutlich hat dies auch taktische Gründe, dass die Zuschauerzahlen auf der offiziellen Seite nicht angezeigt werden, auf diese Weise muss sich niemand über die deprimierenden Zahlen schämen. Dies bringt mich direkt zur Zuschauerentwicklung.
Das Zuschauerinteresse ist begrenzt
12 von 16 Vereinen der Liga konnten im Vergleich zum Vorjahr bislang zwar einen leichten Anstieg der Zuschauerzahlen verzeichnen. Weil die Zuschauerzahlen in meiner initialen Berechnung etwas kontrovers diskutiert werden, habe ich mich am 2. November im Nachhinein zu einer separierten Darstellung entschlossen. Zunächst die Zuschauerzahlen der Vereine, die bereits in der Vorsaison in der 2. Liga agierten (Quelle für die Zahlen = weltfussball.at):
Verein
Zuschauerschnitt 17/18
Zuschauerschnitt 18/19 (nach 12 Spielen)
Veränderung
SV Ried
3.595
3.188
– 407 [-11.3%]
Austria Lustenau
2.079
1.620
– 459 [22.1%]
Blau Weiß Linz
1.159
1.458
+ 299 [+25.8%]
WSG Wattens
1.194
1.067
– 127 [-10.7%]
Kapfenberger SV
719
794
+ 75 [+10.4%]
Floridsdorfer AC
526
617
+ 91 [+17.3%]
Wiener Neustadt
1.070
566
-504 [-47.1%]
FC Liefering
343
393
+ 50 [14.6%]
GESAMT (Bestand)
1.336
1.213
-123 [-9.2%]
Vier Vereine weisen Negativtendenzen auf, vier Vereine konnten den Zuschauerschnitt steigern. Insgesamt ist der Schnitt dennoch um knapp 10% gesunken, da es sich bei den Zuwächsen bei Kapfenberg, Floridsdorf und Lieferung jeweils nur um zweistellige Zahlen handelt. Wirklich merklich positiv nur der Zuwachs bei BW Linz, der allerdings der Tabellensituation geschuldet ist.
Zurücklaufend ist sie größtenteils auch genau bei jenen Vereinen, welche letzte Saison die höchsten Zuschauerzahlen vermeldeten. Bedenklich ist die Situation beim Aufstiegsfavoriten aus Wattens, der (wohl hauptsächlich wegen des Ligenwechsels von Wacker Innsbruck) als Tabellenführer einen niedrigeren Zuschauerschnitt aufweist als in der Vorsaison.
Noch viel dramatischer schaut es beim SC Wiener Neustadt aus, bei dem nach dem Nichtaufstieg die Luft komplett raus sein dürfte, die Zuschauerzahlen haben sich jedenfalls halbiert. Aber auch Kapfenberg hat am vergangenen Samstag beim Spiel gegen Wiener Neustadt mit 330 (!) Zuschauern negativ aufhorchen lassen.
Nachfolgend die Entwicklung bei den Aufsteigern (vielen herzlichen Dank vor allem an @richard_TRK aber auch an @jemerich8 für die Organisation der letztjährigen Zuschauerzahlen der ehemaligen Regionalligisten):
Verein
Zuschauerschnitt 17/18
Zuschauerschnitt 18/19 (nach 12 Spielen)
Veränderung
Vorwärts Steyr
1.236 (RLM)
2.133
+ 897 [+73%]
SKU Amstetten
961 (RLO)
1.380
+ 419 [+43.6%]
SV Horn
732 (RLO)
743
+ 11 [+1.5%]
SV Lafnitz
517 (RLM)
736
+ 219 [+42.3%]
Austria Klagenfurt
275 (RLM)
650
+ 375 [+136%]
OÖ Juniors
167 (RLM)
375
+ 208 [+124%]
Young Violets
258 (RLO)
370
+ 112 [+43.3%]
Wacker Innsbruck II
120 (RLW)
254
+ 134 [+116%]
GESAMT (Aufsteiger)
533
830
+ 297 [+35.8%]
Alle Aufsteiger konnten eine Zuschauerzuwachs verzeichnen, teilweise um mehr als 100%. Wirklich markant ist allerdings nur der Zuwachs von durchschnittlich 897 Zuschauern in Steyr. Dafür hauptverantwortlich zum Teil auch die Auslosung, zwei der drei interessantesten Heimspiele der Saison (die beiden Derbys gegen Ried und Amstetten) sind bereits absolviert.
Um einen ligaweiten Gesamtvergleich machen zu können, rechne ich die Zuschauerzahlen von Wacker Innsbruck (3.627) und Hartberg (1.180) zu den Bestandsvereinen. Auf dieser Basis ist der Schnitt der Liga (nach 12 Runden) um 35% zurück gegangen.
Die dreistelligen Zuschauerschnitte ab Kapfenberg werden mitunter auch in der letzten österreichischen Spielklasse erreicht. Was sind nun also die Gründe für den Zuschauerrückgang (der sich mit fortlaufendem Herbst noch drastischer auswirken wird)?
Beispielsweise machen es die unterschiedlichen Anstoßzeiten (u.a. Freitag 19:00, Freitag 19:10, Freitag 20:30, Samstag 14:30, Samstag 20:20, Sonntag 10:30, Sonntag 14:30) und relativ kurzfristigen (übertragungsbedingten) Verschiebungen dem passionierten Stadiongänger nahezu unmöglich, eine langfristige Freizeit- bzw. Matchplanung zu vollziehen.
In der Bundesliga gibt es heuer genau drei verschiedene Spieltermine an zwei verschiedenen Wochentagen. Auf Formel 1 oder Schifahren muss dank des Rechteverlusts des ORF endlich keine Rücksicht mehr genommen werden.
Sonntag 10:30
Ein besonderer Dorn im Auge ist für viele Menschen aus der aktiven Fanszene die Sonntagsmatinee um 10:30, welche als das „Laola1 Top-Spiel der Woche“ vermarktet wird. Hier wird keinerlei Rücksicht auf Auswärtsfans genommen und Terminisierungen wie etwa BW Linz gegen Austria Lustenau (470 km), Ried gegen Lustenau (375 km), Ried gegen Wattens (240 km) oder Wiener Neustadt gegen Ried (270 km) angesetzt.
Als Lustenauer muss man also durchschnittlich um 04:00 in der Früh wegfahren, um seinen Verein in die Fremde begleiten zu können. Mit den traditionellen Sonntagsmatineen in der Wiener Stadtliga mit einer Anreise von wenigen Kilometern ist dies nur schwer (bzw. eigentlich gar nicht) vergleichbar. Man könnte diesen Termin auch verwenden, um Lokalduelle (z.B. FAC – Young Violets, Lafnitz – Kapfenberg, OÖ Juniors – Vorwärts Steyr) anzusetzen, welche auch anreisetechnisch vertretbar wären. Eine mangelnde Attraktivität von Übertragungen durch Geisterkulissen scheint jedoch kein Problem für die Bundesliga zu sein.
Schenkt man Angestellten aus der Wettbranche Glauben, dann gibt es diesen Spieltermin sowieso nur, weil um diese Zeit ansonsten wenige bis gar keine anderen Spiele stattfinden und man damit auch den asiatischen Markt bedienen kann.
Einem Insider zufolge erreichen die Sonntags-Streams auf Laola1 nur manchmal vierstellige Zahlen, verbleiben jedoch zumeist im dreistelligen Bereich. Dies kann ich nicht verifizieren, klingt jedoch glaubhaft, weil auch die Streamingzahlen von A1 in der Bundesliga nicht viel besser sind.
Fernsehgelder von Laola1 an die Vereine gibt es übrigens (meinem Wissensstand nach) keine. Die Übertragungen werden als Service für den interessierten Nutzer vermarktet. Nur als Vergleich: Hartberg und Wacker Innsbruck kassieren durch den Aufstieg in die Bundesliga heuer knapp 2 Millionen mehr an TV-Geldern als die Vereine in der 2. Liga. Für den Großteil der Zweitligaclubs stellen diese Summen mehr als das Jahresbudget dar.
Viele unattraktive Gegner .. und Amateurteams
Den Vereinen entgehen durch diese Sonntagstermine nicht nur Zuschauereinnahmen (in Ried wären am letzten Wochenende am Freitag sicherlich 400-600 Zuschauer mehr gekommen) sondern auch (Mehr-)Einnahmen aus der Gastronomie. Kaum jemand konsumiert am Sonntagvormittag auch nur annäherend so viel wie an einem Freitagabend – weder vor noch nach dem Spiel – und schon gar nicht im Herbst bei Regen und 5C°.
Die Heimspiele und damit die Zuschauereinnahmen sind insgesamt weniger geworden (18 statt 15), dafür sind die Gegner gleichzeitig unattraktiver geworden – sowohl für die bestehenden Zweitligavereine als auch für die Aufsteiger. Nur um ein Beispiel zu nennen, Lafnitz hätte gegen Bad Gleichenberg und Weiz sicherlich mehr Zuschauer als gegen Horn und Lustenau. Eine lose-lose-Situation für alle Beteiligten.
Noch schlimmer verhält sich dies mit den Zweitclubs der Bundesligisten. Dass diese Mannschaften nicht nur die Liga verzerren (die Aufstellung von Liefering erfolgte letzte und vorletzte Saison auf Basis der Youth League Spiele von RBS), sondern auch überaus unattraktiv (auch für „Heimfans“) sind, beweist die Statistik.
Die Zweitteams (egal ob Mogelpackung oder echter Zweitverein) belegen die vier letzten Plätze der Zuschauertabelle, abgeschlagen vom Rest der Liga. Der Kniefall der Bundesliga vor den großen Teams wie Rapid, Austria oder Sturm (die eigenen Talente müssen nicht mehr verliehen werden) hat also genau im Bezug auf Zuschauerzahlen und Attraktivität genau jene Auswirkungen mit sich gebracht, welche von jeglichen Menschen mit Fußballverstand prophezeit wurden.
Kein einheitliches Erscheinungsbild
Ein einheitliches Erscheinungsbild lädt einen Markenkern positiv auf und steigert somit den Markenwiedererkennungswert. Wenn man an große Marken wie Apple, Coca Cola oder Audi denkt, denkt man automatisch an bestimmte Formen, Farben und Schriftarten. In größeren Ligen wie etwa in der Premier League wird es schon seit einem Jahrzehnt so gehandhabt, dass Inserts stets gleich aussehen, egal ob ein Spiel (oder Spielausschnitt) bei Sky Sports, BT oder BBC gezeigt wird.
Die Bundesliga hat selber schon seit längerer Zeit eine CI (Corporate Identity) und damit eingehend ein CD (Corporate Design). Dieses wird seit heuer in der Bundesliga von Sky Sport Austria auch perfekt umgesetzt. Man beachte am nachfolgenden Bild das Wasserzeichen der Bundesliga im rechten unteren Eck, das Bundesligalogo im rechten oberen Eck sowie die Schriftart der Spielstandanzeige, welche ebenfalls an den Bundesligastandard angepasst ist. (Bildquelle = 90minuten.at).
Nun im Gegensatz dazu ein Screenshot (via laola1.tv) aus der 2. Liga:
Das Wasserzeichen der 2. Liga im rechten unteren Eck ist vorhanden. Abgesehen davon hat man sich anscheinend dazu entschlossen, die alten Inserts von ORF Sport+ als Standardinserts für die 2. Liga zu verwenden. Wo liegt hier der Wiedererkennungswert mit der CI der Bundesliga?
Es werden keinerlei Farben, Formen oder Schriftarten verwendet, welche man auf der offiziellen Website der Liga findet. Und weil die 2. Liga offiziell ein Teil der Bundesliga ist, sollte doch auch ein einheitliches Bild abgegeben werden. Oder sehen die Verantwortlichen dies anders? Weil solche Feinheiten (die eigentlich klar definiert sein sollten) nicht berücksichtigt werden, sollte auch mein nächster Punkt keine Überraschung sein.
Die Medienpräsenz liegt irgendwo bei null
Vergeblich suchte ich am Sonntagnachmittag einen redaktionellen oder APA-Bericht von Ried gegen Austria Lustenau auf derstandard.at. Kaum einmal schafft es ein Ereignis in der 2. Liga in einen Bildbericht bei sport.orf.at. Abgesehen von den Stadiongängern und den wenigen 100 Zuschauern bei Laola1 bekommt man also als Sponsor eines Zweitligisten (egal ob auf einem Trikot oder auf einer Bande) keine Reichweite.
Man könnte natürlich entgegnen, dass man mit einem Engagement im österreichischen Fußball sowieso keine Markenbekanntheit steigern kann. Dem ist aber nicht so, denn wer kannte vor einem Jahr schon Profertil? Durch Hartberg erreicht dieser Sponsor nun seit Monaten regelmäßige Medienpräsenz in Print und Web. Auch Josko konnte mit seinem langjährigen Engagement in Ried die Markenbekanntheit gemäß eigener Aussage überregional steigern.
Wie auch immer – wenn es sich nicht gerade um einen traditionellen Sponsor oder Sponsor mit regionaler bzw. lokaler Zielgruppe handelt, dann würde ich mir als Sponsor ein Engagement in dieser Liga doppelt und dreifach überlegen. Es ist einfach keine kein ausreichender Werbewert gegeben. Die Markenbekanntheit eines Sponsors kann durch ein Engagement in der 2. Liga kaum gesteigert werden, darüber hinweg können auch die punktuellen fünfstelligen Zuschauerzahlen bei den Liveübertragungen auf ORF Sport+ nicht helfen. Immerhin gibt es die Highlights im ORF jetzt nicht mehr am Freitag nach Geisterstunde, sondern am Samstag bzw. Sonntag im Rahmen der Bundesligasendung. Doch dies ist der einzige Fortschritt.
Weniger mal vier
Ich fasse also zusammen: professionell aufgestellte Vereine in der 2. Liga haben seit heuer:
weniger Zuschauereinnahmen durch unattraktivere Gegner und weniger Spiele,
weniger Fernseheinnahmen durch den Wegfall von sky,
weniger Sponsoreneinnahmen durch die geringere Reichweite der Liga
weniger Gastronomieeinnahmen durch manche Spielansetzungen, Stichwort Sonntag 10:30.
Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis es einzelne Vereine mit ambitionierten Zielen implodieren. Auch Traditionsvereine sind bei ausbleibenden Erfolgen langfristig nicht davor gefeit, den schweren Gang in die Unterklassigkeit antreten zu müssen. Dieses Stichwort bringt mich auch direkt zum letzten Punkt meiner Analyse.
(Fast) niemand will rauf
Dieser Satz trifft sowohl auf die aktuellen Regionalligisten als auch auf Blau-Weiß Linz zu. Das Überraschungsteam aus Linz hat sich letzte Woche dazu entschlossen, heuer trotz ausgezeichneter Tabellenposition den Aufstieg in die Bundesliga nicht anzustreben, weil zu viele Voraussetzungen nicht gegeben sind und man kein Roulettespiel mit der eigenen Existenz riskieren will.
Eine detaillierte Aufschlüsselung dieser Gründe findet man bei den OON. Mit Wattens, Ried, Austria Lustenau und Wiener Neustadt gibt es daher vermutlich nur vier Vereine, welche den Aufstieg in die Bundesliga antizipieren – alle notwendigen Erfordernisse hinsichtlich Infrastruktur, Akademie und rechtlicher Rahmenbedingungen erfüllt derzeit freilich nur Ried.
Wie schon in der letzten Saison, als Wacker Innsbruck II als Tabellenachter (!) der Regionalliga West aufsteigen durfte, weil die sieben Vereine davor verzichteten, gibt es auch heuer nur eine Handvoll an Vereinen, welche am Aufstieg in die 2. Liga interessiert sind.
Der GAK, Stadl-Paura, Gleisdorf und Weiz aus der RLM, Mauerwerk (ehemals FC Karabakh Wien) und Ebreichsdorf aus der RLO sowie Dornbirn und Anif aus der RLW. Die Intention bei den Grazern sowie Mauerwerk ist ein Durchmarsch in die Bundesliga. Die anderen Vereine sind bei ihren Aussagen hinsichtlich Aufstieg in die 2. Liga schon deutlich vorsichtiger bzw. skeptischer.
Es kann also durchaus sein, dass sich auch heuer am Saisonende keine drei Vereine finden, welche den Aufstieg in die 2. Liga anstreben wollen. Dadurch erhöhen sich die Chancen, dass sich mit den Rapid Amateuren oder Sturm Graz Amateuren kommende Saison ein drittes „echtes“ Zweitteam in der Liga wieder findet.
Neben den Mogelpackungen (Liefering und OÖ Juniors) sind übrigens maximal drei Amateurteams zugelassen. Sollten zwei Amateurteams den Aufstieg auf dem sportlichen Weg schaffen, dann müsste das schlechter platzierte Amateurteam der 2. Liga (also Young Violets oder Wacker II) automatisch absteigen – auch wenn man sich auf keinem Abstiegsplatz befindet. Klingt seltsam und kurios, passt aber daher irgendwie genau zu dieser Liga.
Was wird aus der 2. Liga?
Um die Bundesliga (noch) attraktiver zu machen, Vereine wie Rapid (hinsichtlich Verteilung der TV-Gelder) zu befrieden und den heiligen Gral der antizipierten 10.000 Zuschauer pro Spiel zu erreichen (von dem man derzeit mit einem Schnitt von 6.608 in etwa so weit entfernt ist, wie Rapid von einer Champions-League-Qualifikation), wurde bei der Bundesligareform der ehemals solide Unterbau der Liga geopfert. Durch eine inverse Robin-Hood-Mentalität wurden die Reichen noch reicher gemacht und die Armen noch ärmer gemacht. Kennt man auch von diversen Beschlüssen der aktuellen Bundesregierung und ist ein allgemeiner Trend quer durch alle Nationen und Bereiche.
In Zukunft wird es für einen Zweitligisten in 99 von 100 Fällen unmöglich sein, einen talentierten Eigenbauspieler länger als eine Saison zu halten, weil das finanzielle Gefälle (auch hinsichtlich Gehälter) gegenüber der Bundesliga einfach zu groß ist. Musste man früher als Ried oder Lustenau hauptsächlich nur Angst haben, Talente an die Austria, Rapid oder Salzburg zu verlieren, so besitzen in Zukunft auch „kleinere“ Vereine wie Hartberg oder Mattersburg das Potential, die zweite Liga nach den besten Spielern abzugrasen.
Über kurz oder lang werden in der 2. Liga auch keine Stars mehr spielen – erstens weil durch die 12er-Liga nun 50 Spieler mehr in der Bundesliga agieren und zweitens weil diese finanziell für 90% der Vereine nicht leistbar sein werden.
Daher prophezeie ich ebenfalls, dass in Zukunft kein Aufsteiger mehr direkt im oberen Playoff der Bundesliga mitspielen wird, weil der Kader aufgrund des Gefälles zwischen beiden Ligen mindestens um 50% erneuert werden muss. Vorbei die Zeiten, in den u.a. Ried (4.), Grödig (3.) oder Altach (3.) als Aufsteiger direkt in den Europacup kamen. Einen ersten Vorgeschmack auf den Klassenunterschied bekam man in der 2. Runde des ÖFB-Cups, als die Zweitligaspitzenmannschaft aus Wattens beim damals noch-nicht-erstarkten TSV Hartberg sang- und klanglos 0:3 unterging.
Andererseits wird der heurige Absteiger aus der tipico Bundesliga kommende Saison massive Probleme bekommen – man denke an die vorher genannten Fernsehgelder zurück, ein Verein wie Hartberg oder Mattersburg müsste wohl den gesamten Kader austauschen und/oder halbieren um den finanziellen Rückschritt auffangen zu können. Sollte es ein Überraschungsteam wie etwa Altach „erwischen“, dann könnten die Konsequenzen sogar noch dramatischer ausfallen. Der Betrag, welcher von Bundesliga an einen Absteiger ausbezahlt wird, wird diese Situation auch nicht vollends auffedern bzw. entschärfen können.
Mein persönliches Resümee
Persönlich war ich in dieser Saison bei jeder SVR-Heimpartie sowie in Steyr und Amstetten live dabei. Mein persönliches TV-Interesse an der zweithöchsten Spielklasse hat allerdings einen historischen Tiefstand erreicht, abgesehen von KSV-Ried habe ich mir bisher nur eineinhalb andere Spiele (Wattens – BW Linz am ORF sowie Steyr – Neustadt bei Laola1) im TV bzw. Internet angeschaut.
Der Anreiz, mir beispielsweise Wacker II gegen Lafnitz in einem Webstream mit antiquierter Qualität anzusehen, ist in etwa so groß wie mir meine Fingernägel einzeln herauszureißen. Im Gegensatz dazu habe ich während der letzten Jahre kaum eine EL-Konferenz bei sky verpasst (auch als die SVR noch erstklassig war). Ich behaupte, es wird nicht nur mir so gehen.
Bereits vor der Ligareform habe ich mit einigen Personen gewettet, dass es die 2. Liga in der aktuellen Form (16 Teams, Amateurmannschaften, Zweitteams) maximal zwei Jahre lang geben wird, bevor man die nächste Reform einleiten muss. Bei dieser Ansicht bleibe ich auch weiterhin. Die 2. Liga ist für Teams mit großen Zielen eine Art dauerhafter Limbus, aus dem man nur erwachen kann, falls der Aufstieg in die Bundesliga gelingt. Früher war sicher nicht alles besser, aber im Bezug auf die zweite Liga trifft dieses Sprichwort für mein Empfinden leider voll und ganz zu.
Knapp 35 Tage sind seit meinem ersten Artikel der Saison rund um den Transfer von Ex-Kapitän Thomas Gebauer zum LASK vergangen. Nach vier Saisonspielen (eines im Cup sowie drei in der Liga) ist es jetzt Zeit für ein Kurzresümee mitsamt Ausblick auf die nächsten Wochen. Und ihr werdet euch eventuell wundern, denn zum ersten Mal seit Ewigkeiten kann ich auch wieder positive Dinge berichten.
Souveräner Einzug in die 2. Runde des ÖFB-Cups
Die Saison begann mit einem souveränen 6-0 Auswärtssieg in der 1. Runde des ÖFB-Cups beim Landesligisten HELLA Dornbirner SV aus der Vorarlberg-Liga. Neben der Neuerwerbung Darijo Pecirep (2 Tore) konnten sich auch Thomas Mayer (ebenfalls 2 Tore) sowie Lukas Grgic und Stefano Surdanovic in die Schützenliste eintragen. Nach einem etwas mühevollen Beginn mit einem Schockmoment (ein Tor der Dornbirner wurde wegen einer Abseitsstellung aberkannt) war der mehrfache Klassenunterschied in fast allen Aktionen erkennbar und am Ende hätte der Sieg auch noch höher ausfallen können bzw. müssen. Mit 1150 Zuschauern im Stadion lockte die SVR übrigens auch die fünftmeisten Heimfans ins Stadion. Nur die Gegner von RBS, Rapid, Austria Wien und dem LASK konnten noch mehr Menschen in die hochsommerlich heißen Stadien locken.
In der 2. Runde fällt die Reise für Team und Fans deutlich kürzer aus: mit dem UVB Vöcklamarkt (derzeit auf Platz 9 in der Regionalliga Mitte) kommt es zu einem echten Derbykracher. Mit Tobias Jetzinger, Wolfgang Schober, Philipp Rensch, Philipp Birglehner, Stefan Kirnbauer weisen gleich mehrere Akteure eine Ried-Vergangenheit auf. Außerdem handelt es sich bei den Vöcklamarktern um einen der härtesten SVR-Gegner der 80er-Jahre sowie Dauerrivalen um den Meistertitel (u.a. mit Neo-Oedt-Coach Gerhard Schweitzer). Trotz eines Dienstagstermins (25. September) sollten vielen Rieder Anhänger den nur 29km langen Weg ins 2.700 Plätze fassende „Black Crevice Stadion“ in Vöcklamarkt finden.
Heißer Saisonbeginn in der Liga
Einen sprichwörtlich heißen Saisonbeginn musste man in der Zweiten Liga (die jetzt endlich nicht mehr Erste Liga heißt) bewältigen. Beim 1-1 gegen den top-motivierten Aufsteiger aus Steyr sahen die 3.200 Zuschauer im Vorwärts-Stadion ein weitestgehend unterhaltsames Spiel. Nach einem Blitzstart mit einem durch Darijo Pecirep verwandelten Elfer nach nur 3 Minuten verabsäumten es die Spieler der SVR, ein zweites Tor nachzulegen. Nach einem Tausendguldenschuss zum Ausgleich knapp vor der Pause schafften es Christian Schilling und Stefano Surdanovic knapp nach der Pause jeweils nicht, zwei hundertprozentige Chancen im Tor unterzubringen. Gegen Spielende hin konnten die Rieder nicht mehr zusetzen und die Steyrer feierten ihren Premierenpunkt in der Liga daher zusammen mit den Fans verdientermaßen wie einen Sieg.
Somit befand sich die SVR bereits in der 2. Runde unter Zugzwang – der selbsternannte Titelfavorit aus der Kristallstadt Wattens hatte mit einem 6-1 gegen Lafnitz in der 1. Runde bereits ein Statement gesetzt. In einem der heißesten Spiele (sowohl auf der Tribüne als auch auf dem Platz) der letzten Jahre feierte die SVR einen völlig verdienten 2-1 Sieg. Nach der Führung durch Thomas Mayer verabsäumte man es abermals, ein zweites Tor nachzulegen. Pech hatte man auch bei einem Lattenknaller von FAC-Neuerwerbung Mario Kröpfl aus einem Freistoß aus großer Distanz. Nach dem Ausgleich durch einen Konter konnte Darijo Pecirep jedoch fast postwendend mit einem Kopfball nach einer Kerhe-Ecke zum 2-1 Siegtreffer einköpfen.
Die 30C° am Vormittag setzten offensichtlich auch einigen Akteuren am Platz zu, so provozierte unter anderem Gäste-Keeper Ferdinand Oswald laufend die Fans auf der West, Andreas Dober ist sowieso für Scharmützel mit den gegnerischen Fans bekannt und wurde nach einer schauspielerischen Leistung der Extraklasse bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Außerdem wurde der Wiener auch vom Karma nach einer Provokation seinerseits direkt vor der Ecke zum 2-1 bestraft. Nach dem Spiel gab es auch noch eine Auseinandersetzung zwischen Ersatzkeeper Grünwald, einigen Ried-Fans und der szenekundigen Polizei. Dem 35-Jährigen droht lt. OON-Bericht sogar noch ein unangenehmes Nachspiel wegen Beamtenbeleidigung.
Impressionen von den Spielen gegen Vorwärts Steyr und WSG Wattens (Copyright = ich selber)
Egal wie diese Geschichte fortgesetzt wird, mit den Tirolern hat man definitiv einen neuen Rivalen gefunden, der nach den Verpflichtungen von Dober, Cabrera und auch Clemens Walch die mit Abstand älteste Mannschaft der Liga stellt. Beim Gastspiel in Ried lag das Durchschnittsalter der Startelf bei extrem hohen 27.2 Jahren. Warum genau die Kristallerbin Diana Langes-Swarowski mit ihrem Verein (letzte Saison im Schnitt 1.300 Zuschauer, wobei die beiden Derbys gegen Wacker Innsbruck diese Zahl größer erscheinen lässt als sie eigentlich ist) in die Bundesliga aufsteigen will, erschließt sich für den neutralen Beobachter nur bedingt. Neben Wattens wollen übrigens auch Wiener Neustadt (mäßig in die Saison gestartet) sowie Austria Lustenau und BW Linz um den Aufstieg mitspielen. Der aktuelle Tabellenführer Liefering spielt wie auch die OÖ Juniors sowie Wacker II und die Young Violets sozusagen außer Konkurrenz.
Nach einer unwetterbedingten Absage kam es gestern am frühen Nachmittag zum Nachtragsspiel in Kapfenberg. Bei einem Gegner, bei dem man in der Vorsaison nur einen einzigen Punkt holen konnte, geriet man als bessere Mannschaft wie aus dem Nichts durch einen Distanzschuss von KSV-Kapitän David Sencar in Rückstand. Doch der wiedergenesene Julian Wießmeier (er hatte die beiden ersten Saisonspiele nach einem Rippenbruch verpasst) erzielte knapp nach seiner Einwechslung einen Doppelpack. Er verwertete jeweils ein Zuspiel von Thomas Mayer einmal per Direktabnahme und einmal per Flugkopfball. Im Gegensatz zu Steyr und Wattens hielt die Rieder Abwehr zum Ende hin dem Ansturm der Falken recht gut entgegen.
Das Faktum, dass man zuletzt nach zwischenzeitlichem Ausgleich sowie nach Rückstand noch zwei Spiele gewonnen hat, bringt mich zu meiner nächsten Beobachtung.
Es menschelt wieder in Ried
Der Teamgeist, der über große Strecken der Vorsaison schmerzlich vermisst wurde, scheint wieder ins Innviertel zurückgekehrt zu sein. Einige Beweise dafür:
Nach dem Sieg in Kapfenberg gingen die Spieler unaufgefordert auf die Tribüne, um mit einem langjährigen Fan im Rollstuhl abklatschen zu können. Eine scheinbar kleine Geste, die aber viel Aussagekraft über die Moral in der Mannschaft zeigt. Ebenso nach diesem Spiel veröffentlichten einige Spieler auf Instagram ein Mannschaftsbild mit einem Motivationsposter für Denis Kahrimanovic, der sich im Abschlusstraining für das Kapfenberg-Spiel einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte.
Foto via Instagram-Account von Lukas Grgic. Text: „Nach jeder Schwierigkeit kommt Erleichterung – kämpfen, Deno“
Und nach der Heimfahrt von Kapfenberg erschienen noch große Teile der Mannschaft in der josko Arena, um den letzten Minuten des Schlagerspiels der Ried Amateure gegen den Meister Oedt beizuwohnen und die junge Truppe damit moralisch zu unterstützen. Dies hatte ebenfalls ein happy end, denn die wieder einmal total neuformierte Truppe von Miron Muslic knöpfte dem Starensemble einen letztendlich verdienten Punkt ab. In der Startelf standen jede Menge 18-jährige und 17-jährige, mit 22 Jahren ist Jungprofi Felix Hebesberger der „Routinier“ bei der zweiten Mannschaft der SV Ried.
Der Partie wohnte auch Flavio Dos Santos bei, der nach der unendlichen Geschichte rund um seinen kapverdischen Pass endlich im Innviertel angekommen ist. Ich habe gestern nach Spielende auch noch ein Foto mit ihm gemacht und war binnen weniger Momente von seiner bemerkenswert positiven und freundlichen Aura fasziniert.
Wenige Tage vorher wurde er auch extrem herzlich von der Mannschaft empfangen. Ein sehr herzerwärmendes Video von diesem Empfang hat auch Thomas Streif per Video festgehalten.
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Diese Aktionen wirken alle nicht gekünstelt. Der Teamgeist hat sich bereits jetzt positiv auf die Leistungen der Spieler ausgewirkt, denn bei Rückständen und Rückschlägen ist die Mannschaft der Vorsaison meistens umgehend auseinandergebrochen. Natürlich ist es noch viel zu bald und ich will die Saison nicht vor dem Saisonende loben, aber heuer scheint wieder eine Mannschaft im schwarzgrünen Trikot aufzulaufen, mit welcher man sich als Fan identifizieren kann, weil auch wieder alte Tugenden wie Zweikampfstärke und Aggressivität an den Tag gelegt werden.
Die Macher (bleiben) im Hintergrund
Franz Schiemer dürfte bei der Kaderzusammenstellung im Sommer einiges richtig gemacht haben und bei der Verpflichtung von Spielern mehr auf den Charakter als im Vorjahr geachtet haben. Unter den Abgängen befinden sich laut vertrauenswürdigen Quellen ebenfalls einige Spieler, welche für den Teamgeist nicht besonders förderlich waren, ohne hier konkrete Namen nennen zu wollen.
Außerdem hält sich Schiemer – wie auch Roland Daxl – heuer angenehm im Hintergrund. Das Saisonziel wurde mit „vorne mitspielen“ und „junge Spieler weiterentwickeln“ bewusst defensiv angesetzt um die Erwartungen nicht derart hoch wie in der Vorsaison zu schüren. Dass man vor einem Jahr bei jeder Gelegenheit anmerkte, dass man aufsteigen will/muss und die beste Mannschaft der Liga hat, habe ich in meinem Blog des Öfteren angemerkt und kann ich nach diesem Beitrag hoffentlich für immer ruhen lassen.
Mit Understatement ist man im Innviertel schon immer gut gefahren, vor allem weil große Töne auch keine zusätzlichen Zuschauer in das Stadion locken. Der SVR-Fan ist generell sehr resistent gegenüber Rückschlägen, die knapp 3.100 Zuschauer bei der Sommer-Matinee gegen Wattens haben wohl alle Erwartungen an die Zuschauerzahl in diesem Spiel deutlich übertroffen.
Spielsystem und Mannschaft
Die Gewinner aus der Systemumstellung – man in der letzten Saison noch meistens mit einem flachen 4-4-2 agiert – sind bereits nach wenigen Spielen erkennbar. So profitieren vor allem Thomas Mayer und Julian Wießmeier auf den offensiven Halbpositionen vom neuen 3-4-3 System. Letzterer dürfte seine Stärken in der Offensivzentrale deutlich besser ausspielen können als in der Vorsaison, in der er meistens auf den rechten Flügel ausweichen musste oder gar als defensiver Mittelfeldspieler aufgeboten wurde. Auch Christian Schilling, der in der letzten Saison nicht über die Backuprolle als linker Verteidiger hinaus kam, ist ein Gewinner der bisherigen Spiele. Mit Mario Kröpfl hat man eine bis dato exzellente Neuverpflichtung nach Ried gelotst. Der Wiener kann als Links- sowie Innenverteidiger agieren, das Spiel aufbauen und hat nebenbei wie bereits erwähnt auch einen starken Schuss/Freistoß.
Mit Johannes Kreidl (der Tiroler kam von der zweiten Mannschaft aus Nürnberg) und Filip Dmitrovic (der Serbe wurde vom LASK verpflichtet) verfügt man wohl über das talentierteste Tormannduo der Liga. Bei Kreidl sieht man bereits nach wenigen Spielen, wie wertvoll es im Jahr 2018 ist, einen Spieler zwischen den Pfosten stehen zu haben, der auch Fußball spielen kann. Bloß in punkto Kommunikation hat der junge Tiroler noch viel Aufholbedarf. Bei den Spielen gegen Steyr und Wattens kam es immer wieder zu Ungereimtheiten mit Abwehrchef Kennedy Boateng bei hohen Bällen.
Noch kein finales Urteil möchte ich über Darijo Pecirep und Edrisa Lubega abgeben. Die beiden Nachfolger von Seifedin Chabbi und Thomas Fröschl unterscheiden sich hinsichtlich Spielstil enorm von ihren Vorgängern. Pecirep arbeitet viel und hat (inkl. Cup) bereits vier Tore auf seinem Konto. Einzig hinsichtlich Schnelligkeit hat er meines Erachtens nach klare Defizite.
Diese Schnelligkeit bringt dafür Lubega ein. Der aus Uganda ausgeliehene Spieler hat vor allem beim 4-2 der SVR im April in Floridsdorf viel Eindruck erweckt, als er Peter Haring und Thomas Reifeltshammer schwindlig gespielt hat. Mit seiner Schnelligkeit und Wendigkeit war er auch bereits gegen die hüftsteifen Verteidiger von Wattens eine echte Waffe. Beim Auswärtsspiel in Kapfenberg gelang ihm hingegen gar nichts. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir in dieser Saison keinen Torjäger (wie im Vorjahr) haben werden, sondern die Last des Toreschießens auf viele Spieler verteilt sein wird – was die Mannschaft damit auch schwerer ausrechenbar macht.
Die Verlierer der bisherigen Saison sind Thomas Reifeltshammer und Marcel Ziegl, die jeweils nach einer schwachen Leistung in Steyr ihren Stammplatz in der Mannschaft verloren haben. Vor allem Arne Ammerer hat sich mit einer starken Leistung gegen Wattens wohl für längere Zeit in die Mannschaft gespielt und bildet zusammen mit Lukas Grgic die Mittelfeldzentrale. Der Welser hat in Abwesenheit der beiden Rieder Urgesteine auch die Kapitänsbinde übernommen (wie von mir in meiner Saisonanalyse gefordert).
Ausblick auf die nächsten Spiele
Das extrem schwierige Startprogramm der SV Ried wird am Freitag um 19:10 mit dem Heimspiel gegen den Tabellenführer aus Liefering gebührend fortgesetzt. Generell kommt es hier zu einem echten reality check, weil die Jungbullen neben Wattens der einzige Verein dieser Liga sind, der im Sommer kadermäßig und finanziell nicht abspecken musste. Mit einem Sieg könnte man bei einem gleichzeitigen (aber nicht zu erwartenden) Punkteverlust von BW Linz (daheim gegen Amstetten) sogar die Tabellenführung übernehmen. Anschließend muss man eine Woche darauf die zweite Matinee in Amstetten bewältigen. Dort kommt es zum Wiedersehen mit Thomas Hinum, der vor dieser Saison zum Aufsteiger aus der RLO wechselte.
Generell dürfte sich in dieser Liga ein ziemliches Gefälle zwischen den Profiteams und den Amateurteams entwickeln, denn bereits nach drei Spieltagen befindet sich mit den Wacker Innbruck Amateuren nur ein einziger Aufsteiger unter den Top10 – mit den OÖ Juniors, den Young Violets, Amstetten, Austria Klagenfurt, Lafnitz, Steyr und Horn werden die sieben letzten Plätze durchwegs von Aufsteigern belegt. Nach einem Heimspiel gegen Horn, das getrost als Pflichtsieg bezeichnet werden kann, gibt es ein Wiedersehen für Edrisa Lubega, Mario Kröpfl sowie Flavio Dos Santos mit ihrem Ex-Verein in Floridsdorf.
Ein Heimspiel gegen die Young Violets sowie eine weitere Matinee in Wiener Neustadt runden das Programm bis Ende September ab. Zu diesem Zeitpunkt wird man auch bereits wissen, wer im Falle eines Weiterkommens im ÖFB Cup in der 3. Runde als Gegner wartet. Ein attraktives (Heim-)Los gegen einen Bundesligisten könnte ein ORF-Livespiel mit sich ziehen, welches aufgrund der massiv gesunkenen Fernsehgelder in dieser Saison zusätzlich attraktiv für die Vereinskasse wäre.
Die neue Zweite Liga
Apropos Vereinskasse – ursprünglich wollte ich zu Saisonbeginn einen allgemeinen Artikel über die Zweite Liga verfassen. Das neue Stiefkind der Bundesliga erfüllt bisher nämlich alle meine Befürchtungen. Die Vermarktung ist ziemlich amateurhaft, die Qualität der Streams von Laola1 versetzt den Zuschauer wieder in die 90er-Jahre. Es ist verständlich, dass sky bewusst auf diese Mischkulanz aus Profi- und Amateurteams verzichtet hat – ein Spiel zwischen Wacker Innsbruck II und Lafnitz vor 87 Zuschauern (im Stadion und vorm TV zusammengezählt) ist für den Konsumenten nicht wirklich sexy. Auch wenn ich noch immer die Meinung vertrete, dass es diese Liga in dieser Form vielleicht zwei, maximal drei Jahre geben wird, so möchte ich ihr jetzt noch eine Chance geben.
Klar ist jedoch, dass die Schere zwischen Bundesliga und Zweite Liga weit auseinander gegangen ist – Absteiger aus der obersten Spielklasse werden in Zukunft ums Überleben kämpfen (müssen) und auch Aufsteiger werden sich ziemlich weit unten in der Tabelle orientieren müssen. Der Spagat für die willigen Aufsteiger wie Ried, Wattens oder Wiener Neustadt wird auch wieder größer als zuvor – bei nur einem Aufstiegsplatz muss man investieren bzw. riskieren, obwohl zeitgleich die finanziellen Mittel weniger geworden sind. Die Vereinsleitung hat zwar versichert, dass es auch weiterhin Profifußball in Ried geben wird, auch wenn der Aufstieg heuer erneut nicht gelingt. Über kurz oder lang wäre es dennoch ziemlich wichtig, diese Liga wieder dauerhaft verlassen zu können. Sollte man in der Vereinsführung weiterhin die Bodenhaftung behalten und die Mannschaft den Teamgeist konservieren können, dann habe ich diesbezüglich ein gutes Gefühl.
Knapp eineinhalb Monate sind seit dem Nichtaufstieg der SV Ried vergangen. Diese spielfreie Zeit war auch notwendig, um die Misserfolge der vergangenen beiden Spielzeiten aus dem Kopf zu bekommen. Abgesehen davon hat sowieso gerade die Fußball-WM in Russland die Welt in seinem Bann. Doch passend zur zweitägigen WM-Pause vor den Viertelfinalspielen gab es gestern und heute zwei Aufreger mit und rund um die SV Ried.
Aufreger #1 – Thomas Gebauer wechselt zum LASK
Wie aus heiterem Himmel wurde heute am Nachmittag bekannt gegeben, dass Thomas Gebauer die SVR mit sofortiger Wirkung verlässt und für die nächsten drei Jahren beim LASK unterschreibt.
Dies kommt wohl für 99% aller Ried-Anhänger (und auch LASK-Anhänger) ziemlich überraschend. Besonders erfreulich bei diesem Wechsel, dass das Archiv auch die Rache des Hobbyjournalisten ist. Denn im März 2017 gab Gebauer bei einem Interview mit den OON folgenden Satz von sich:
Die Liga ist zweitrangig, mein Herz hängt an der SV Ried, und ich möchte in Österreich für keinen anderen Verein spielen.
So schnell kann man sich also um 180° drehen. Wenn man an unvermutete Wechsel nach Linz denkt, dann wurden bei einigen wohl auch Gedanken an den Nacht-und-Nebel-Wechsel von Oliver Glasner zum Lokalrivalen aus Linz vor das geistige Auge geführt. Doch diese beiden Wechsel unterscheiden sich massiv. Glasner war ein Anfänger als Profitrainer, dem von Stefan Reiter die Chance auf eine Trainerposition bei einem (wieder-)aufstrebenden Bundesligisten gegeben wurde. Er konnte seinen Kader nach Wunsch zusammenstellen (u.a. Thomas Murg, Stefan Lainer, Dieter Elsneg), seine eigene Spielphilosophie (das allseits beliebte RB-Pressing) verwirklichen und wurde auch im tiefsten Abstiegsschlamassel im Spätherbst nicht entlassen. Sein völlig überraschender Wechsel zum ASK in die zweite Liga am Pfingstwochenende fühlte sich damals für 100% der Rieder Fans wie Hochverrat an.
Gebauer ist nicht Glasner
Viel pragmatischer muss man dies bei Gebauer sehen. Ein 36-jähriger Tormann, dessen Leistungen in den letzten 2-3 Jahren maximal durchschnittlich waren, bekommt am Ende seiner Karriere nochmal die Chance auf ein nettes Fußballprofi-Gehalt und darf sich die Spiele der neuen 12er-Bundesliga aus nächster Nähe (von der Ersatzbank aus) ansehen. Außerdem kann die SVR gleichzeitig einen der Topverdiener von der Gehaltsliste streichen – der sportlichen Führung kam dies wohl nicht ungelegen, nachdem man den Sparstift sowieso an allen Ecken und Enden ansetzen muss.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass dieser Wechsel für das Mannschaftsgefüge nur förderlich sein kann, weil hier alte Seilschaften eingerissen werden und eine neue organische Führungsstruktur im Team aufgebaut werden kann. Nächster Kapitän kann und muss ein Feldspieler werden, mit Lukas Grgic habe ich bereits in meinem Saisonrückblick einen „echten Typen“ für diese Funktion vorgeschlagen (welche er auch heuer bereits bei einem Testspiel ausübte). Sein Interview mit den OON im Juni bestätigten mir dieses positive Gefühl zusätzlich.
Thomas Gebauer war zwölf Jahre lang in Ried, wurde Cupsieger und Vizemeister. Aber trotzdem wird er mir als Symbolfigur für den Abstieg des Rieder Fußballs (damit meine ich den Abstieg sowie den Nichtaufstieg) in Erinnerung bleiben. Die unzähligen leidvollen Blicke in Richtung der Westtribüne, die unzähligen Versuche mit den verstimmten Fans zu kommunizieren. Dieses Bild hat sich in meinem Gehirn eingebrannt. Ich wünsche ihm gesundheitlich und privat in der Stahlstadt nur das Beste, sportlich aber eine Vielzahl von „Was macht Gebauer da draußen?“-Aktionen – so viel gesunde Rivalität muss sein.
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Aufreger #2 – Meisterschaftsspiele am Sonntag um 10:30
Am gestrigen Tag wurden von der Bundesliga die Spieltermine der ersten vier Spieltage fixiert. Nach dem Meisterschaftsbeginn mit dem OÖ-Derby beim Aufsteiger in Steyr (27. Juli, 19:10, auch live auf ORF Sport+) trägt die SVR ihr erstes Heimspiel am Wochenende danach aus. Und zwar am Sonntag um 10:30 am Vormittag. Nein, dies ist kein Scherz. Der erste große Shitstorm auf Facebook (und auch in anderen sozialen Kanälen) ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. Auch meine erste Reaktion auf Twitter fiel im Affekt wenig freundlich aus, stieß aber mit knapp 6000 Impressions und 70 Interaktionen auf viel Interesse und Zustimmung.
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Die neue Zweite Liga (die nun endlich wirklich zweite Liga heißt) ist eine unausgegorene Mischung aus Profimannschaften (z.B. Ried, Wiener Neustadt, Lustenau), Halbprofimannschaften (z.B. Lafnitz, Amstetten), Amateurteams von Bundesligisten (z.B. Wacker II, Young Violets) und Fake-Amateurteams von Bundesligisten (Liefering, OÖ Juniors). Die Spiele dieser Stiefkind-Liga finden immer dann statt, wenn man die Bundesliga im Fernsehen nicht stört (und damit meine ich sowohl die österreichische als auch die deutsche).
Neben dem ORF hat auch Laola1 die Bildrechte und darf infolgedessen die wöchentliche Sonntagspartie diktieren. Aufgrund der relativen Attraktivität der SVR (schon in der letzten Saison übertrug ORF Sport+ die mit Abstand meisten Spiele der Rieder, noch vor Wacker Innsbruck) kann man jetzt schon davon ausgehen, dass auch nach Runde 4 die eine oder andere Sonntagspartie in Ried angesetzt werden wird.
Aber warum spielt man überhaupt an einem Sonntag um 10:30? Wie ein User mit Wett-Know-How im ASB geschrieben hat, hat der Termin vor allem einen globalen Hintergrund, so blöd dies auch klingen mag. Man kann dadurch nämlich asiatische Wettmärkte bedienen, denen sonst um diese Zeit relativ langweilig ist. Die Spiele werden auch auf dem TV-Sender von Laola1 (zu empfangen u.a. via A1 TV) sowie auf Laola1.tv live übertragen. Gemessen an YouTube-Übertragungen von ÖFB-Cup-Spielen kann man hier jetzt schon sagen, dass dies eventuell 100-700 Menschen sein werden, die manchen Vereinen wiederum die x-fache Anzahl an Stadionbesuchern wegnehmen werden.
Nachteile bei Auswärtsspielen
Manche haben schon gesagt, dies wäre nicht so schlimm, in der Wiener Stadtliga hätte dieser Termin sogar Tradition. Liebe Leute, dort haben die gegnerischen Mannschaften (und vor allem FANS) auch keine dreistündigen Anreisen zu bewältigen. Die Fahrtzeit von Wattens nach Ried beträgt gemäß Google Maps knappe 2:40. Damit muss ein Fanbus irgendwann vor 07:00 wegfahren. Hier kann man sich fast schon überlegen, ob man am Abend davor fortgeht und durchmacht.
In der 9. Runde erwischt es dann auch die Rieder Fans, denn an diesem Spieltag ist das Auswärtsduell mit Wiener Neustadt (gemessen an der Vorsaison eines der absoluten Topspiele dieser Liga) für Sonntag um 10:30 angesetzt. Bei 2:55 Fahrtzeit darf man mit dem Bus spätestens um 06:30 losfahren. Kurzum: bei diesem Spieltermin (und vor allem den Ansetzungen) wurde der Faktor Auswärtsfan vollkommen ignoriert bzw. eliminiert.
Nachteile bei Heimspielen
Doch auch für Heimmannschaften hat dieser Spieltermin einschneidende Nachteile. Neben fehlenden TV-Geldern und weniger Sponsoreneinnahmen wird auch die Stadiongastronomie diesen Spieltermin in punkto fehlende Einnahmen zu spüren bekommen. Ich selber (und wohl auch viele andere treue Stadiongänger) haben die letzten Jahre hinweg bei den Abendpartien wohl regelmäßig 2-12 Halbe Bier konsumiert. Dies ist mit diesem Termin an diesem Wochentag einfach nicht möglich. Theoretisch schon, aber ich persönlich habe keine Lust dazu, einen Frühschoppen in der Josko Arena (so heißt übrigens jetzt unser Stadion) zu zelebrieren und mich so durch den Sonntag (und folglich durch den Montag) zu quälen.
Auch hinsichtlich Leistungsfähigkeit der Spieler ist es alles andere als förderlich, wenn einmal um 10:30, einmal um 14:00 und einmal um 19:10 gespielt wird. Je mehr hier variiert wird, desto schwieriger ist es für den Biorhythmus, sich optimal auf ein Match einzustellen.
10:30 gab es auch in den 90ern
Übrigens wurde auch schon früher einmal am Sonntag um 10:30 gespielt. Zwischen 1991 und 1994 (die älteren Semester werden sich erinnern) musste die SVR in der 2. Division insgesamt sechsmal an diesem Termin antreten. Viermal beim FavAC, einmal bei der Vienna, einmal in Donaufeld und einmal bei LUV Graz. Also stets in Großstädten, wo die kleineren Vereine versuchten, den Granden (Rapid, Austria, Sturm, GAK) großräumig auszuweichen. Die Zuschauerzahlen damals übrigens stets majestätisch: 700 beim FavAC, 700 bei der Vienna und 400 bei LUV Graz. Historische Zahlen zu diesen Spielen findet man in diesem Archiv.
Wie auch immer: ich persönlich rechne beim Spiel gegen Wattens mit dem schlechtesten Heimspielbesuch seit der Saison 2003/2004 und eine Zahl über 2000-2500 Besucher würde mich stark überraschen (wobei auch das Ergebnis in Steyr eine Rolle spielen wird).
Abseits der Aufreger – der neue Mannschaftskader
Als Dauerkartenbesitzer hat man letzte Woche die Information erhalten, dass das Budget für die kommende bei 3.8 Millionen liegen wird. Das ist beispielsweise deutlich mehr als beim Bundesligisten in Hartberg, die mit 2.8 Millionen kalkulieren. So konnte man sich mit der erneuten Leihe (mit Kaufoption) von Kennedy Boateng auch einen Spieler leisten, der für die Oststeirer nicht leistbar war.
Nach den Abgängen von Seifedin Chabbi (Gazisehir Gaziantep Futbol Kulübü / TUR), Thomas Fröschl (BW Linz) und Philipp Prosenik (hoffentlich irgendwas ohne Fußball) hat man mit Darijo Pecirep (CRO) vom Wiener Sport Club (letzte Saison 17 Tore in der RLO) bisher nur einen Stürmer verpflichtet. Hier könnte bis zum Saisonbeginn noch eine Verpflichtung vollzogen werden, auch wenn Thomas Mayer (der fünffache Torschütze vom letzten Saisonspiel gegen Kapfenberg) offensiver spielen soll und auch die Rolle von Stefano Surdanovic offensiver angelegt sein soll. Felix Hebesberger und Belmin Crcic waren vergangene Saison zwei der offensiven Aktivposten bei den Ried Amateuren, ersterer hat für diese Saison auch einen Jungprofivertrag erhalten.
Mit Mario Kröpfl (der ehemalige Kapitän des FAC, also ein Leadertyp) hat man einen Defensivspieler verpflichtet, der Ronny Marcos schnell vergessen machen wird – neben der Linksverteidigerposition kann er auch auf der Position des linken Innenverteidigers agieren. Der Abgang von Peter Haring (Hearts of Midlothian) wurde mit der Verpflichtung von Bojan Lugonja (BIH) aus Liefering kompensiert (einem „Gschropp“, wie wir letzte Saison beim Auswärtsspiel in Grödig feststellen mussten – den man aber gerne in der eigenen Mannschaft hat).
Auch Flavio Dos Santos (CPV) hat endlich seinen Pass erhalten (man glaubt es kaum) und kann im Spätherbst wohl als Option im Offensivspiel gesehen werden, wo er die Rolle von Ilkay Durmus (Wacker Innsbruck) übernehmen könnte. Mit dem bereits erwähnten Lukas Grgic sowie Marcel Ziegl und Julian Wießmeier konnte die gesamte Mittelfeldzentrale gehalten werden. Dazu kommt mit Ante Bajic aus Gurten ein Perspektivenspieler, der letzte Saison 24x in der RLM auflief und im offensiven Mittelfeld variabel einsetzbar ist.
Auf der Torhüterposition bekommt mit dem Neuzugang Johannes Kreidl aus Nürnberg nun ein junger Torhüter die Chance auf einen Stammplatz. Der 22-jährige Tiroler war zuletzt auch zweimal für die U21 von Werner Gregoritsch im Einsatz. Nach dem plötzlichen Abgang von Gebauer kann man allerdings damit rechnen, dass auf dieser Position vereinsseitig wohl noch reagiert und ein zweiter (erfahrener) Tormann geholt werden wird.
Alles in allem gefällt mir der Kader bisher nicht schlecht, weil anscheinend stärker auf die Einstellung und auf den Charakter geachtet wurde als in der Saison zuvor. Außerdem hat man auch anderswo dazu gelernt, statt Großkotzigkeit setzt man heuer auf Understatement, Ziel ist es „eine junge Mannschaft weiterzuentwickeln„. Keine Rede mehr vom Meistertitel als Muss, obwohl man mit diesem Budget und diesem Kader sicher wieder zu den Favoriten zu zählen ist.
Die Gegner im Kampf um den Aufstieg sind wohl (abermals) Austria Lustenau, Wiener Neustadt und eventuell auch Austria Klagenfurt (Peter-Svetits-Alarm). Alle anderen Mannschaften dürfen nicht aufsteigen (Liefering, OÖ Juniors, Wacker II, Young Violets) oder wollen teilweise nicht aufsteigen (Lafnitz).
„Muss“ die SVR heuer aufsteigen?
Sollte man den Aufstieg auch in dieser Saison nicht schaffen, dann könnte es über kurz oder lang (eher über kurz) schlecht mit dem Profifußball in Ried aussehen. Auf Dauer gesehen kann man sich in dieser unattraktiven Liga mit Gruselankick-Zeiten wohl kein Profitum leisten. Und ohne Profitum gibt es auch keine Akademie mehr. Und ohne Akademie hat man keine Chance mehr, sich wirklich hoffnungsvolle Talente selber heranzuzüchten.
Daher bin ich knapp zwei Wochen vor Saisonbeginn (im ÖFB-Cup wurde uns gerade zum gefühlt 17. Mal ein Auswärtsspiel in Dornbirn zugelost) positiv gestimmt (trotz aller Aufreger) und hoffe darauf, dass alle Verantwortlichen die richtigen Lehren aus dem Versagen der Vorsaison(en) gezogen haben und kommende Saison auch wieder EINE SV Ried auf dem Platz stehen wird. Denn wie viele Tiefschläge und Tiefpunkte auch noch kommen mögen – die SV Ried ist (leider?) trotzdem die Droge die uns gefangen hat.
Bildquellen:
– Thomas Gebauer via lask.at,
– Mannschaftsbild via svried.at
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