Best of 2024: Filme
Im Jahr 2024 habe ich zum ersten Mal exakt mitprotokolliert, welche Filme ich gesehen habe. Es waren exakt 39 (neue) Filme, die ich (zum ersten Mal) gesehen habe. Teilweise im Kino, teilweise auf Streaming-Plattformen (sky, Netflix, Amazon Video, Disney+, Apple TV+, Paramount+), teilweise auch per PPV. In meinem Wertungssystem von 1 bis 10 habe ich als Höchstnote eine 9.5 vergeben, zwei Filme wurden mit 4.5 bewertet.
Bevor ich mein Kinojahr 2024 Revue passieren lasse, wie üblich eine Übersicht meinen #1-Filme der letzten (mittlerweile 11) Jahre, wobei ich noch immer über den Siegeszug von Oppenheimer (meiner #1 des Vorjahres) während der letzten Awards-Season erfreut bin. Mein Lieblings-Regisseur Christopher Nolan darf sich seit 18. Dezember 2024 übrigens auch „Sir“ nennen, nachdem er von King Charles zum Ritter ernannt wurde:
#1-Liste von 2013 bis 2023
2023 | Oppenheimer |
2022 | The Banshees Of Inisherin |
2021 | Promising Young Woman |
2020 | Parasite |
2019 | Once Upon A Time In Hollywood |
2018 | Bohemian Rhapsody |
2017 | Manchester By The Sea |
2016 | Arrival |
2015 | Inside Out |
2014 | Whiplash |
2013 | Drive |
Modus und Erklärung zu meiner Top-10-Liste
Wie üblich beginne ich mit einer kurzen Erklärung zu meinem persönlichen Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im heurigen Fall) 27.12 gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2023 in den amerikanischen Kinos oder irgendwo anders als limited release angelaufen sind. Im Gegensatz zum Vorjahr stammen heuer auch nicht alle Filme aus der kommenden Awards-Season. In Klammer die Plattform oder das Medium, auf/in der ich den jeweiligen Film gesehen habe bzw. wo man den Film aktuell sehen kann.
Die Bewertungen von IMDb (= Zuschauerwertung) und Metascore (= Kritikerwertung) lasse ich wie schon in den vergangenen beiden Jahren in meinen Reviews bewusst weg, weil sich jeder selber eine Meinung über diese Filme bilden soll. Ich habe jedoch jeden Filmtitel mit der dazugehörigen IMDb-Seite verlinkt, die relevanten Zahlen sind also maximal einen Klick entfernt.
Auch wieder mein Disclaimer- ich bin weder (Film-)Journalist noch will ich hier irgendwie einen auf Film-Kritiker oder Film-Experte machen – ich bin lediglich ein Filmliebhaber und dies seit mehr als 30 Jahren, daher freue ich mich jedes Jahr wieder über positives Feedback zu meinen kleinen Rezensionen :)
10. Challengers (Amazon Video)
Regie: Luca Guadagnino | Cast: Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Bei „Challengers“ von Luca Guadagnino („Call My By Your Name“, „Queer“) handelt es sich um einen Film, bei dem ich im ersten Moment nicht wirklich wusste, was ich davon halten soll. Tashi Duncan (Zendaya) gilt als eine der besten Tennis-Nachwuchsspielerinnen der Welt. Sie freundet sich mit den Nachwuchstalenten Patrick Zweig (Josh O’Connor) und Art Donaldson (Mike Faist) an, woraus sich eine Art Dreiecksbeziehung entwickelt. Nach einer schweren Verletzung muss Tashi ihre Karriere beenden. Knapp 15 Jahre später sind Tashi und Art verheiratet, er wird von ihr trainiert und hat ihn zu mehreren Grand-Slam-Titeln geführt, während Patricks Karriere alles andere als verfolgreich verlaufen ist. Im Rahmen eines Challenger-Turniers treffen die beiden alten Rivalen/Freunde aufeinander.
Bei „Challengers“ handelt es sich nur bedingt um einen Sportfilm (die Tennis-Szenen sind teilweise etwas dings), sondern vielmehr um ein romantisch-dynamisches Liebesdrama. Egal ob der nervöse Schnitt von Marco Costa oder der Soundtrack von Trent Raznor und Atticus Ross (die NiN-Rivalen, die für „The Social Network“ und „Soul“ bereits zwei Oscars für die beste Filmmusik gewinnen konnten) – alle Komponenten verleihen „Challengers“ ein ADHD-Tempo wo man wirklich teilweise genau aufpassen muss, um nichts zu verpassen.
09. My Old Ass (Amazon Video)
Regie: Megan Park | Cast: Maisy Stelle, Aubrey Plaza, Percy Hynes White
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Aubrey Plaza (die einem größeren Publikum durch ihre Rolle als April Ludgate in „Parks & Recreation“ bekannt wurde) darf getrost als Indie-Queen bezeichnet werden. Egal ob „Safety Not Guaranteed“, „Emily The Criminal“ oder nun „My Old Ass“ – ihre schauspielerischen Stärken und ihr Charisma kann sie immer dann am besten ausspielen, wenn es sich um keine teure Hollywood-Produktion handelt bzw. sie in der Geborgenheit einer Indie-Cast agieren kann.
Die gemäß einer Abstimmung aus 2018 bekannteste Bürgerin des Bundesstaats Delaware (sie hat damals u.a. einen Herren namens Joseph R. Biden besiegt) spielt in „My Old Ass“ die imaginäre 40-jährige Version der Teenagerin Elliott, die kurz vor dem Wechsel ins College, einen letzten unbeschwerten Sommer daheim verlebt und nach dem Konsum von Mushrooms gemeinsam mit ihren Freundinnen auf einmal mit der Präsenz des älteren Ichs konfrontiert ist. Ab diesem Zeitpunkt kann sie mit der älteren Elliott auch über Textnachrichten kommunizierenn. Vor allem rät sie ihrer jüngeren Version davon ab, sich mit dem Ferialarbeiter Chad anzufreunden.
Es handelt sich bei „My Old Ass“ um eine schräge Coming-of-age Story bzw. (Summer-)Love-Story mit Elementen aus Zeitreisefilmen, die am heurigen Sundance-Festival uraufgeführt wurde. Vor allem die Präsenz der schauspielerischen Newcomerin Maisy Stella ist der Motor des Films, der zu gleichen Teilen lustig und traurig ist. Die zentrale Message des Films, die gegen Ende auch laut ausgesprochen wird, sollte man sich zu Herzen nehmen, egal wie alt man ist.
08. Heretic (Kino)
Regie: Scott Beck und Bryan Woods | Cast: Hugh Grant, Sophie Thatcher, Chloe East
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ich bin kein riesengroßer Film von Horrorfilmen. An „Hereditary“ oder „The Babadook“ muss ich auch nach Jahren noch immer manchmal (mit Schauern) zurückdenken. Bei „Heretic“ handelt es sich um ein Werk des Regie-Duos Scott Beck und Brian Woods, die sich beispielweise für das Drehbuch von „A Quiet Place“ verantwortlich zeichnen.
Schwester Barnes (Thatcher) und Schwester Paxton (East) sind zwei junge mormonische Missionarinnen, die im Rahmen ihrer täglichen Aufgaben an die Türe von Herrn Reed klopfen. Der leicht schrullige Mann mittleren Alters lädt die beiden jungen Frauen in sein Wohnzimmer ein. Widerwillig (wie man erfährt, muss bei weiblichen Missionarinnen immer auch eine Frau im Raum sein) lassen sich die beiden auf die Einladung ein – eine Entscheidung, die sie später noch bereuen werden.
Der für seine Rom-Com-Sonnyboy-Rollen groß gewordene Hugh Grant mimt in „Heretic“ ausnahmsweise mal einen völlig anderen Typen von Charakter – nämlich einen hochintelligenten Psychopathen – und das wirklich gut, nämlich so gut, dass er beispielsweise für einen Golden Globe nominiert wurde. Bei „Heretic“ handelt es sich von Psychohorror vom Feinsten, der Film lebt von seiner – aufgrund des Settings erzeugten – Grundspannung (altes Haus mit alter Einrichtung irgendwo im Nirgendwo während eines Sturms) und der ständigen Ungewissheit, was als nächstes passieren wird, weil man lange Zeit keine Ahnung hat, was Grants Charakter im Schilde führt.
07. Rebel Ridge (Netflix)
Regie: Jeremy Saulier | Cast: Aaron Pierre, Don Johnson, AnnaSophia Robb
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Netflix bringt jedes Jahr gefühlt 500 neue Filme auf den Markt und aufgrund der absoluten Durchschnittlichkeit manches Materials (freundlich formuliert) ist es ziemlich schwierige, Kleinode wie „Rebel Ridge“ herausfiltern zu können. Ohne viel Marketing-Hype oder eine starbesetzte Cast ist der Film einer der absolut spannendsten des heurigen Jahres.
Kurz zur Handlung – Terry Richmond (gespielt von Aaron Pierre) ist ein ehemaliger Marine und radelt in die Kleinstadt Shelby Springs, um die Kaution für seinen Cousin stellen und anschließend einen Pickup-Truck für eine gemeinsame Geschäftsidee kaufen zu können. Dabei wird er von einem Polizeiauto gerammt und verletzt, sein Geld wird mit dem (falschen) Vorwurf des Drogengelds beschlagnahmt. Damit beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit für Terry, um seinen Cousin vor einer Überstellung in eine gefährliche Haftanstalt zu bewahren. Er stellt sich der örtlichen Polizei in den Weg – und dies ohne den Einsatz von Gewalt.
„Rebel Ridge“ ist ein anspruchsvoller Thriller mit vielen Überraschungen und Wendungen und übt dabei auch Kritik am US-amerikanischen Justizwesen. Die Choreographie der Action-Sequenzen mit Pierre ist überaus gelungen, ebenfalls das Spiel von Regisseur Saulier mit den Köpfen der Zuseher:innen, indem er diverse Action-Klischees auf den Kopf stellt. Ich würde mir wirklich wünschen, dass Netflix mehr auf Klasse und weniger auf Masse achtet.
06. Conclave (Kino)
Regie: Edward Berger | Cast: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Der Stern des deutschen Regisseurs Edward Berger begann vor zwei Jahren mit dem vierfach oscargekrönten „Im Westen Nichts Neues“ hell zu leuchten. Mit einem Oscar im Gepäck bekommt man auch Angebote aus Hollywood. In diesem Fall für den Vatikan-Thriller „Conclave“, der sich – nomen est omen – um die Wahl eines neuen Papstes dreht. Der Film beruht auf dem Roman von Robert Harris (u.a. „Pompeii“ und „Imperium“) und die Hauptrollen werden von Ralph Fiennes (der ziemlich sicher für den Oscar nominiert werden wird), Stanley Tucci und John Lithgow eingenommen.
Vor allem Fiennes, der als Kardinal Lawrence (dem Leiter des Kardinalskollegiums) mit inneren Konflikten und Gewissensbissen kämpft, stiehlt seinem starken Ensemble-Kollegen (das durch Isabella Rossellini als Schwester Agnes komplettiert wird) nochmal um ein Stück die Show. Der Score von Volker Bertelsmann (für IWNN mit dem Oscar ausgezeichnet) ist ebenso hervorragend wie die Kameraführung von Stéphane Fontaine, die für mich ebenfalls eine der besten des heurigen Jahres ist.
Man muss weder Katholik oder Christ sein, noch an Religion interessiert sein, um den Film trotzdem spannend finden zu können. Aufgrund der Beschränktheit der Handlung auf den Petersdom kann man „Konklave“ fast als Kammerspiel bezeichnen, das bis zum Schluss mit Wendungen aufwarten kann.
05. Inside Out 2 (Disney+)
Regie: Kelsey Mann | Cast (Stimmen): Amy Poehler, Maya Hawke, Tony Hale, Lewis Black, Phyllis Smith, Ayo Edebiri, Liza Lapira
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Inside Out war im Jahr seiner Erscheinung mein Lieblingsfilm des Jahres (siehe initiale Liste). Inside Out 2 kann diesen Platz nicht ganz erklimmen, ist aber dennoch eine äußert gelungene Fortsetzung des Oscarpreisträgers. Riley (die menschliche Protagonistin) ist mittlerweile ein Teenager und spielt nach wie vor (gut) Eishockey. In der Pubertät kommen neben Freude, Wut, Kummer, Ekel und Angst weitere Emotionen ins Spiel: Zweifel, Neid, Peinlich und Enui (Langeweile).
Die bestehenden Emotionen müssen mit ihren neuen Kolleg:innen in der Schaltzentrale von Riley erst zurecht kommen. Besonders Zweifel (im Original von Maya Hawke gesprochen) macht der „alten“ Anführerin Freude (Amy Poehler) das Leben schwer. Aktuell ist Inside Out auf Platz 8 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten und mit einem Einspielergebnis von knapp 1.7 Mrd USD gleichermaßen erfolgreichster Animationsfilm aller Zeiten.
Wie immer schafft es Pixar vorzüglich, auf die Tränendrüse zu drücken und die eigenen Erinnerungen an die Kindheit bzw. die Teenager-Jahre hochkommen zu lassen. Ganz egal, ob man Kind ist, Kind war oder auch Kinder hat – Inside Out 2 ist sehenswert und kurzweilig. Das Rad wird nicht neu erfunden, das muss aber auch gar nicht sein.
04. Civil War (Netflix)
Regie: Alex Garland | Cast: Kirsten Dunst, Cailee Spaeny, Wagner Moura, Nick Offerman
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Alex Garland gilt als einer der visionärsten Sci-Fi-Autoren der Gegenwart. Nachdem der heute 53-jährige Brite vor knapp 30 Jahren durch seinen Roman „The Beach“ weitweit bekannt wurde, widmete er sich während der letzten 20 Jahren u.a. der Zombieapokalypse („28 Days Later“), den Gefahren von Künstlicher Intelligenz („Ex Machina“ und die Serie „Devs“), sowie dem Ende der Menschheit („Sunshine“ und „Annihilation“).
In „Civil War“ geht es hingegen „nur“ um das Ende der USA, so wie wir sie (noch) kennen. Der Film spielt in einer nahen/unbestimmten Zukunft und die Überbleibsel der Vereinigten Staaten werden von einem faschistischen Präsidenten (Nick Offerman) regiert. Die renommierte Kriegsfotografin Lee (Kirsten Dunst) begleitet die Western Forces (es handelt sich dabei um die kalifornisch-texanischen Streitkräfte, was auf Basis der politischen Zusammensetzung beider Staaten etwas abstrus anmutet) bei ihrem Vormasch auf Washington. Das Ziel der Streitkräfte ist die Befreiung bzw. Wiedervereinigung der Nation. Begleitet wird Lee dabei u.a. von der angehenden Fotojournalistin Jessie (Cailee Speany, letztes Jahr als „Pricilla“ für diverse Filmpreise nominiert). Auf dem Weg nach D.C. – das gemeinsame Ziel von Lee, Jessie und ihren Begleitern ist ein Foto bzw. ein Interview mit dem Präsidenten vor seiner Verhaftung – gerät man in mehrere brenzlige Situationen rund um Rebellen und Rednecks, wobei die draufgängerische Jessie immer mehr Risiko eingeht und damit ihre Gruppe in Gefahr bringt.
„Civil War“ greift zwei aktuelle Thematiken auf: das umbedingte Streben nach Popularität sowie die faschistoiden Tendenzen in mehreren größeren Nationen, wobei Garland einer Aussage nach keine Allegorie auf das „gegenwärtige polarisierte Dilemma in den USA“ in die Kinos bringen wollte. Wie in eigentlich allen Filmen von Garland ist der Grundton bedrückend und kompromisslos, die Anspannung liegt permanent in der Luft und ist förmlich mit den Händen zu greifen. Die finale Szene des Films ist mir aufgrund der kontradiktorischen Umsetzung durch den musikalischen Einsatz von „Dream Baby Dream“ der Elektro-Punk-Band Suicide aus dem Jahr 1979 bis heute im Gedächtnis.
03. Dune Part 2 (Kino, im Programm von sky)
Regie: Denis Villeneuve | Cast: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Javier Bardem, Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Stellan Skarsgaard, Charlotte Rampling
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Trotz des überwältigenden Erfolgs von „Dune“ mit 6 Oscars, u.a. für die beste Kamera, den besten Schnitt und die beste Filmmusik (Hans Zimmer) bekam Denis Villeneuve lange Zeit kein grünes Licht für die Dreharbeiten des zweiten Teils des Story aus der Feder von Frank Herbert. Ich habe unlängst ein FYC-Interview von Christopher Nolan mit dem frankokanadischen Regisseur auf YouTube gesehen, Warner Bros hatte offenbar trotz allen Erfolgs und des gewaltigen Einspielergebnisses Zweifel an der Verfilmbarkeit der Fortsetzung des Sci-Fi-Epos. Villeneuve hat auch selbst bestätigt, dass es für viele zentrale Themen keine wirklichen Anhaltspunkte gab, beispielweise wie man auf einen Sandwurm aufsteigt.
Die ohnehin schon epochale Cast mit Chalamet, Zendaya, Bardem, Brolin, Bautista, Ferguson und Skarsgard wurde durch Austin Butler (Elvis), Florence Pugh (Oppenheimer), Anya Taylor-Joy (Furiosa) und Christopher Walken ergänzt und fühlt sich auf der Leinwand teilweise wie ein ein Red-Carpet-Event an. Nichtsdestrotrotz sind aber neben der Regiearbeit von Villeneuve erneut die Kameraführung von Greig Fraser und der Score von Hans Zimmer die wahren Hauptdarsteller von Dune Part 2.
Es kann leicht sein, dass der Film auch heuer wieder in den technischen Oscar-Kategorien abräumt, außerdem steht uns mit der Verfilmung von Dune: Messiah irgendwann zwischen 2026 und 2027 auch der Abschluss der „Dune Trilogie“ bevor. Die Geschichte soll dem Vernehmen nach 12 Jahre nach dem Ende von Dune Part 2 spielen und die Entwicklung der zentralen Figuren Paul Atreides (vulgo Lisan al Gaib, vulgo Mahdi, vulgo Muad’Dib, vulgo Usul, vulgo The Emperor) und Chani aufgreifen.
02. Anora (Kino)
Regie: Sean Baker | Cast: Mikey Madison, Mark Eydelshteyn, Karren Karagulian, Yura Borisov, Vache Tovmasyan
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Der heurige Gewinner der Goldenen Palme von Cannes aus der Feder von Sean Baker kann man als eine moderne Version von Pretty Woman bezeichnen, nur ohne Disney-Optik und ohne jegliches Happy End. Baker („Red Rocket“, „The Florida Project“) gilt als Darling des amerikanischen Indie-Kinos, die Inhalte seiner Filme, bei denen auch immer viel Sozialkritik mitschwingt, waren für große Distributoren bis dato zu wenig massentauglich.
Anora (die von allen Ani genannt wird) arbeitet als Sexarbeiterin in einem Upper-Class-Etablissement in Manhattan. Eines Tages lernt sie während ihrer Arbeit den jungen Russen Ivan (Vanja) kennen. Der exzentrische und realitätsfremde Milliardärssohn verschaut sich in die russisch-stämmige Ani, „mietet“ sie zunächst für eine Woche und brennt dann mit ihr nach Las Vegas durch. Als die Aufpasser von Ivan (und in weiterer Folge dessen Oligarchen-Eltern) davon erfahren, entwickelt sich eine Mischung aus Road-Movie und Screwball-Comedy, die aufgrund der Skurrilität für einige Lacher sorgt, nur um dann im ultimativen Moment des Films mit einem Schlag in die Magengrube der Zuseher:innen zu eskalieren.
Baker (der sich neben dem Drehbuch auch für Regie und Schnitt verantwortlich zeigt und in diesen Kategorien jeweils für einen Critics Choice Awards nominiert wurde) ist übrigens dafür bekannt, in seinen Filmen eine Mischung aus (professionellen) Schauspielern und Laiendarstellern einzusetzen. Hauptdarstellerin Mikey Madison ist aus der TV-Serie „Better Things“ sowie aus einer Nebenrolle in „Once Upon A Time In Hollywood“ bekannt, also bisher nur ein Name für Insider. Für ihre Rolle als Anora wurde sie bereits für den Golden Globe nominiert, eine Oscar-Nominierung wird mit 99.9%-iger Wahrscheinlichkeit folgen.
01. Poor Things (Kino, im Programm von Disney+)
Regie: Yorgos Lanthimos | Cast: Emma Stone, Willen Dafoe, Mark Ruffalo, Ramy Youssef
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Kein Film hat mich heuer so sehr beeindruckt und nachhaltig beschäftigt wie „Poor Things“ von Yorgos Lanthimos („The Favourite“, „The Lobster“). Die Adaption von Frankensteins Monster mit Emma Stone in der Hauptrolle ist ein skurriles Meisterwerk, das u.a. visuelle Stilmittel für die Erzählung der Geschichte verwendet, was dem Film eine einzigartige Note verleiht. Die 34-jährige Stone hat dafür völlig verdient (sorry Lily Gladstone) den bereits zweiten Oscar ihrer Karriere für die beste Hauptdarstellerin (nach La La Land) erhalten, denn an den Charakter der Bella Baxter wird man sich auch noch in vielen Jahren erinnern.
Nach „The Favourite“ und dem zeitgleich gedrehten „Kinds of Kindness“ handelt es sich bei dem Film um die dritte Zusammenarbeit von Lanthimos und Stone, die vierte mit dem Namen „Bugonia“ wird kommendes Jahr erscheinen. Als ausführende Produzentin hat sie auch davon Abstand genommen, für die expliziten Szenen ein Body Double zu engagieren, frei nach dem Motto „ganz oder gar nicht“.
Neben dem Darstelleroscar konnte der Film auch die Trophäen für das beste Kostümdesign, das beste Produktionsdesign und das beste Makeup & Hairstyling für sich entscheiden, welche der Steampunkt-Optik ds Films die nötige Substanz verleihen. Neben Stone brillieren auch Willem Dafoe in der Rolle des (verrückten) Wissenschafters Godwin Baxter sowie Mark Ruffalo als Antagonist der Tragikomödie, was auch eine krasse Abkehr vom üblichen Rollenbild des Marvel-Veteranen darstellt. „Poor Things“ ist der Beweis dafür, dass sich die Kunstform Kino nach knapp 120 Jahren noch immer entwickelt und noch längst nicht alle Evolutionsschritte durchlaufen hat. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht.
Flop des Jahres: Gladiator II
Zum ersten Mal habe ich heuer eine neue Kategorie für jenen Film eingeführt, der mich am meisten enttäuscht hat. Dabei handelt es sich mit riesengroßem Abstand um Gladiator II von Ridley Scott, der Fortsetzung des legendären Epos‘, auf das man 25 Jahre warten musste und dann auf jeder Linie enttäuscht wurde. Der notorische Vieldreher Scott hat scheinbar große Teile des Orginals mit Copy&Paste wiederverwendet, dabei auf einen hölzernen Hauptdarsteller (Paul Mescal) gesetzt. Die Handlung ist vom ersten bis zum letzten Moment vorhersehbar und es gibt auch klaffende Löcher in der Handlung, gekrönt durch Logikfehler. Einzig Denzel Washington als Antagonist des Filmes vermag kurzzeitig über die Ruinen von Rom hinwegzuhelfen. „Gladiator“ ist nach wie vor einer meiner Lieblingsfilme aller Zeiten, bei „Gladiator II“ hingegen verärgert es mich direkt, wie man das Vermächtnis eines Klassikers derart beschädigen kann.
Knapp nicht unter den Top10:
„La Chimera„, ein Indie-Film mit Josh O’Connor als italienischer Grabräuber mit einer speziellen Gabe, „The Fall Guy„, eine Hommage an die Stuntmen dieser Welt mit Ryan Gosling und Emily Blunt in den Hauptrollen und „Hit Man“ (bei uns wieso auch immer „A Killer Romance“) mit Glen Powell in der wahren Geschichte eines Philosophielehrers der zum Undercover-Agenten wird. Das zweifach oscargekrönte „The Zone Of Interest“ von Jonathan Glazer über das Leben der Familie Höß an der Grenze zum KZ Ausschwitz. Der Mad-Max-Ableger bzw. die Ursprungsgeschichte „Furiosa“ mit Anya Taylor-Joy als spätere Imperatorin.
Mein gulity pleasure heuer war „The Beekeeper“ mit Jason Statham, einem Film in der Tradition klassischer Action-Kracher wie „Con Air“, „The Rock“ oder „Bad Boys“. Apropos „Bad Boys“ – auch der vierte und letzte (?) Teil „Ride Or Die“ wusste im Gegensatz zum schwachen Teil 3 zu gefallen. Bei „Deadpool & Wolverine“ hat man exakt bekommen, was man sich erwartet hatte (exzessive Gewalt und flotte, selbstironische Sprüche).
Trackbacks & Pingbacks
[…] schon bei meinen Lieblingsfilmen des Jahres habe ich auch bei den Serien heuer genau […]
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!