Best of 2018: Kinofilme
Zum mittlerweile bereits sechsten Mal küre ich knapp vor Jahreswechsel meine zehn Lieblingsfilme des fast abgelaufenen Kalenderjahrs. Hier zur Übersicht die bisherigen Gewinner des prestigelosen Titel „Film des Jahres von Gerald Emprechtinger“:
2017 | Manchester By The Sea |
2016 | Arrival |
2015 | Inside Out |
2014 | Whiplash |
2013 | Drive |
Für wirklich grandiose Filme war 2018 ein gefühlt schwaches Kinojahr, ich persönlich hatte noch nie so wenige Filme auf meiner Shortlist und meine heurigen Top3 hätten es in manch anderem Jahr vielleicht nicht einmal unter die Top5 geschafft. Das US-Boxoffice sieht dies etwas anders, dank Black Panther sowie Fortsetzungen von Avengers, Jurassic Park, Incredibles, Deadpool, Antman und Mission Impossible wurde das Einspielergebnis des Vorjahrs um etwa 500 Mio. übertroffen.
Kurz zum Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im Fall von heuer) 27.12. gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2017 in den amerikanischen Kinos angelaufen sind. Filme, welche bereits in der Awards Season 2017/2018 berücksichtigt wurden (z.B. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri), habe ich jedoch weggelassen. Der Name in Klammer ist die/der RegisseurIn des Films, ein Klick auf die erste Zahl führt zum IMDb-Score (Fan-Bewertung von 0.0 bis 10.0) und bei einem Klick auf die zweite Ziffer gelangt man zum Metascore (durchschnittlicher Kritikerwert der sich von 0-100 erstreckt) des jeweiligen Films. In der Synopsis erkläre ich kurz (und weitestgehend spoilerfrei) die Handlung des Films.
Um etwas vorwegzunehmen: die heurige Liste besteht aus zwei Familiendramen, einer Politsatire, einer Mystery-Comedy, einem Stop-Motion-Film, einem Superhelden-Film, zwei Horrorfilmen und zwei biographischen Filmen.
10. Leave No Trace (Debra Granik // 7.2 // 88)
Darsteller: Ben Foster, Thomasin McKenzie
Synopsis: Ein Vater und seine Tochter im Teenageralter leben in einer selbst gebauten Zelt/Holz-Behausung in den Wäldern rund um Portland, Oregon. Sie leben jedoch nicht als Einsiedler, sondern machen sich regelmäßig zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um lebensnotwendige Dinge wie etwa Gas oder bestimmte Toiletteartikel oder Arzneien einzukaufen. Man weiß nicht wieso sie abgeschieden von der Zivilisation leben – man erfährt lediglich, dass die Mutter nicht mehr lebt und der Vater ein ehemaliger Soldat ist, welcher kein Vertrauen mehr in die Menschheit hat. Als sich das Schicksal der beiden durch einen Fehler des Vaters entscheidend verändert, muss die Tochter für sich selber eine folgenschwere Entscheidung treffen.
Begründung: Die Autorin und Regisseurin des Films, Debra Granik, schaffte ihren Durchbruch 2010 mit Winter’s Bone, für den sie auch für den Oscar nominiert wurde (und der auch den Durchbruch für Jennifer Lawrence bedeutete). Auch diesmal spielt eine Newcomerin alle anderen an die Wand. Die 18-jährige Neuseeländerin Thomasin McKenzie wurde für ihre Darbietung für viele renommierte Kritikerpreise nominiert und galt lange sogar als eventuelle Kandidatin für eine Oscar-Nominierung. Neben McKenzie sorgen auch die Naturaufnahmen der Wälder von Oregon und Washington für eine dichte Atmosphäre. Wer sich Action oder übermäßig viel Spannung erwartet, ist fehl am Platze. Leave No Trace ist eine Art coming-of-age-Film und handelt vom sich verändernden Verhältnis zwischen einem Vater und seiner pubertierenden Tochter. Ein Indie-Juwel, welches unter dem Radar der Kinogänger gelaufen ist und daher vermutlich nur dann einem breiteren Publikum bekannt werden wird, falls man eine Oscar-Nominierung (z.B. für Kamera oder Adaptiertes Drehbuch) einheimsen kann.
Trailer von Leave No Trace (EN) bei YouTube
9. The Death Of Stalin (Armando Ianucci // 7.2 // 88)
Darsteller: Simon Russell Beale, Steve Buscemi, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Paddy Considine, Jason Isaacs, Olga Kurylenko
Synopsis: Moskau im Jahre 1953: Joseph Stalin stirbt an den Folgen einer Hirnblutung. Wenig später werden die wichtigsten Mitglieder des Zentralkomitees der KPdSU (ZK) herbeigerufen, um Krisenmanagement zu betreiben. Ein unmittelbarer Machtkampf um die Nachfolge von Stalin zwischen Geheimdienstchef Beria und ZK-Sekretär Chruschtschow entbrennt, bei dem keiner der beiden vor Sabotage und Beeinflussung der anderen Akteure (u.a. Georgi Malenkow, Wjatscheslaw Molotow) und der Öffentlich zurückschreckt. Am Tag von Stalins Beerdigung kommt es auch zum Putsch und es kann daher nur einen Gewinner geben.
Begründung: Armando Ianucci beweist mit Veep schon seit Jahren, dass er (US-)Politsatire beherrscht. Mit The Death Of Stalin wagte er sich heuer auch erstmals auf die Kinoleinwand. Man kann den Ausflug als durchaus gelungen bezeichnen. Der Film ist stellenweise komplett überdreht und sogar stellenweise grausam. Er überzeugt aber vor allem durch Wort- und Dialogwitz sowie ein überragendes Ensemble, aus dem vor allem Buscemi (Reservoir Dogs, Fargo, Armageddon) und Tambor (Arrested Development bzw. Transparent) herausstechen. Aber grundsätzlich sind alle Charaktere hoffnungslos intrigant, neurotisch, zynisch und paranoid – anders hat man als enger Gefolgsmann von Stalin wohl aber auch nicht überleben können. In Russland wurde der Film wenig überraschend indiziert, da es sich „um einen Angriff auf die Ehre Russlands“ handle. Ich persönlich habe vor allem diverse historische Fakten gelernt, beispielsweise dass sich der hierzulande vergleichsweise unbekannte Lawrenti Beria während seiner Zeit als Geheimdienstchef für den Tod von Hundert tausenden von Menschen verantwortlich zeichnete. Dies war auch eine Hauptkritik am Film, dass kaum Platz für die Opfer des stalinistischen Terrorregimes bleibt.
Trailer von The Death of Stalin (EN) bei YouTube
8. Game Night (John Francis Daley // 7.0 // 66)
Darsteller: Jason Bateman, Rachel McAdams, Kyle Chandler, Jesse Plemons, Michael C. Hall
Synopsis: Das Ehepaar Annie und Max trifft sich regelmäßig mit seinen besten Freunden und veranstaltet Spieleabende. Als der Spieleabend bei Max‘ Sonnyboy-Bruder Brooks ausgetragen wird, wird ein interaktives Rollenspiel getestet. Kurz nach der Erklärung der Regeln brechen zwei maskierte Männer in das Haus ein und entführen Brooks nach einem kurzen Kampf. Die restliche Gruppe hält diese Aktion für einen Teil des Rollenspiels und schaut tatenlos bzw. amüsiert zu. In weiterer Folge untersuchen sie das Haus nach Hinweisen und nehmen schließlich der Verfolgung der Entführer auf, halten die Situationen und Dialoge mit vermeintlichen Protagonisten aber weiterhin für ein Spiel…
Begründung: Jungregisseur John Francis Daley (bekannt als Hauptcharakter in Freaks & Geeks) hat mit Game Night eine flotte Mystery-Comedy geschaffen, welche in ihrer Handlung kaum Pausen einlegt. Besonders gut gefallen hat mir gefallen, dass einige alt bekannte Film-Klischees nicht befolgt wurden bzw. sogar auf den Kopf gestellt wurden (Stichwort Glastisch). Neben den Hauptprotagonisten Jason Bateman und Rachel McAdams ist vor allem der Charakter von Jesse Plemons (Breaking Bad) herrlich schräg und anfänglich auch nicht wirklich einschätzbar. Der Film ist einigermaßen anspruchslos und mit Sicherheit kein Material für Cineasten. Wer allerdings zwei Stunden Zeit hat und diese mit einem spannenden, lustigen und kurzweiligen Film verbringen will, der sollte durchaus über Game Night nachdenken.
Trailer von Game Night (EN) bei YouTube
7. Isle Of Dogs (Wes Anderson // 7.9 // 82)
Darsteller (Originalstimmen): Bryan Cranston, Ed Norton, Bill Murray, Jeff Goldblum, Bob Balaban, Liev Schreiber
Synopsis: Nach dem Ausbruch einer übertragbaren Hundegrippe in der fiktiven japanischen Stadt Megasaki City werden vom despotischen Bürgermeister Kobayashi alle Hunde auf eine abgeschiedene Müllinsel verbannt. Der erste Hund, der auf die Insel deportiert wird, ist Spot, der Wachhund des 12-jährigen Atari, der wiederum das Mündel von Kobayashi ist. Ein halbes Jahr später macht sich Atari mit einer kleinen Propellermaschine auf die Suche nach seinem kleinen Freund und stürzt dabei auf der Insel ab. Er wird von einer Gruppe von Alpha-Hunden geborgen, die die klingenden Namen Chief, Rex, King, Boss und Duke tragen. In weiterer Folge helfen sie ihm bei der Suche nach Spot. Währenddessen arbeiten auf der Hauptinsel Wissenschaftler daran, ein Serum zu erstellen, welches die Hundegrippe heilen kann. Dies ist jedoch nicht im Sinne von Kobayashi, der die Hunde auf der Müllinsel am liebsten töten würde..
Begründung: Filme von Wes Anderson sind stets Pflichtprogramm. Es gibt kaum Regisseure, welche penibler an ihren Geschichten und Charakteren tüfteln. In seinem zweiten Stop-Motion-Film nach The Fantastic Mr. Fox (u.a. mit George Clooney und Meryl Streep) widmet er sich diesmal der japanischen Kultur. Und dabei folgt ihm wieder alles, was Rang und Namen hat. Bis in die kleinste Nebenrolle werden die Hunde (und auch Menschen) von Stars wie Scarlett Johansson, Yoko Ono, Greta Gerwig, Tilda Swinton, Harvey Keitel oder F. Murray Abraham gesprochen. Die Filmmusik stammt wie immer von Alexandre Desplat und ist bereits für den Golden Globe nominiert. Kinderfilm ist Isle Of Dogs trotz seiner niedlichen Optik natürlich keiner, denn genau genommen dreht sich die Handlung um viele ernste Themen wie Krankheit, Verfolgung oder Deportation. Aber wie könnte es auch anders sein – letztendlich löst sich (fast) alles in Wohlgefallen auf.
Trailer von Isle Of Dogs (EN) bei YouTube
6. A Quiet Place (John Krasinski // 7.6 // 82)
Darsteller: Emily Blunt, John Krasinski, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cade Woodward
Synopsis: Irgendwann in der nahen Zukunft. Scheinbar nur wenige Menschen haben eine Invasion von Aliens überlebt. Darunter auch das Ehepaar Abbott mit ihren drei Kindern. Sie bewegen sich zu Fuß (barfuß) und kommunizieren in Gebärdensprache. Als der jüngste Sohn ein heimlich mitgenommenes elektronisches Raumschiff fallen lässt und dieses einen vorprogrammierten Sound abspielt, wird er wenige Sekunden später von einem Alien angegriffen und weggezerrt. Man erfährt in weiterer Folge, dass die Aliens nur auf Schall reagieren (können) und man daher nur eine Überlebenschance hat, wenn man sich absolut ruhig verhält. Blöd nur, dass die Frau gerade mit ihrem vierten Kind schwanger ist und kurz vor der Geburt steht..
Begründung: A Quiet Place ist gemessen an Produktionskosten (17 Mio.) und Einspielergebnis (341 Mio.) einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2018. Der Endzeit-Horrorfilm ist der Regie-Durchbruch für John Krasinski, der heuer auch als Jack Ryan in der gleichnamigen Amazon-Serie reüssieren konnte. Für die Hauptrolle seiner Ehefrau konnte er seine echte Ehefrau Emily Blunt gewinnen. Der Film lebt primär von der beinahe unerträglichen Stille, es gibt nur wenige Dialoge und diese auch nur im Flüsterton. Dementsprechend emotional ist der Film auch stellenweise, hauptsächlich weil niemand seine Emotionen verbal äußern kann. AQP ist ein weiteres Werk in der Renaissance des Horrofilms, der letztes Jahr von Get Out eingeläutet wurde. Im Gegensatz zu den 90ern, wo mit Scream, Ich weiß was du letzten Sommer getan hast das Slasher-Genre seine Hoch-Zeit hatte und den 00ern, wo mit Saw oder Final Destination Menschen auf perverseste Methoden umgebracht wurden, kann ich mich als großer Fan von The Shining sehr mit dieser neuen Welle des Psycho-Horrors identifizieren. Apropos…
Trailer von A Quiet Place (EN) bei YouTube
5. Hereditary (Ari Aster // 7.3 // 87)
Darsteller: Toni Collette, Gabriel Byrne, Ann Dowd, Milly Shapiro, Alex Wolff
Synopsis: Die Matriarchin einer Kleinstadtfamilie stirbt im Alter von 78 Jahren. Auf ihrem Begräbnis spricht ihre Tochter Annie über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter, mit der es zwischendurch auch jahrelang keinen Kontakt gab. Nach und nach erfährt man verstörende Fakten aus der Familienhistorie von Annie Graham, so hat sich etwa der Vater zu Tode gehungert und der Bruder im Alter von 16 Jahren selbst erhängt. Die 13-jährige Tochter Charlie ist entstellt und eine Außenseiterin. Ihre Freizeit verbringt sie beispielsweise damit, Figuren aus Plastikabfällen zu basteln und (toten) Vögeln den Kopf abzuschneiden. Ihr älterer Bruder Peter verbringt seine Freizeit primär mit dem Rauchen von Gras. Als es zu einem dramatischen Ereignis unter Beteiligung der beiden Geschwister kommt, verkommt das Leben der Familie Graham zu einem nicht enden wollenden Albtraum.
Begründung: Bei Previews in den USA kam es häufig vor, dass Zuschauer den Kinosaal während des Films verlassen mussten. Ich kann dies verstehen. Ich habe Hereditary einmal gesehen und werde mir den Film nie wieder ansehen. In den USA gab es sogar eine „Puls-Challenge“ – die Ergebnisse sprechen für sich. Über weite Strecken des Films hat man ein enorm ungutes bzw. bedrückendes Gefühl. Auch weil der Film nur teilweise ein Horrorfilm, gerade in der ersten Hälfte jedoch auch ein deprimierendes Familiendrama ist. Regisseur Aster spielt ebenfalls mit Horror-Klischees und manipuliert den Zuseher durch die abwechselnde Anwendung bzw. Nicht-Anwendung von bekannten Schemen. Toni Collette (Oscarnominierung für The Sixth Sense) überragt das kleine Ensemble als panisch-depressive Mutter und wurde für ihre schauspielerische Leistung auch bereits für den Critics Choice Award nominiert. Über das Ende des Films sollte man besser nicht zu viel nachdenken – dieses ist nämlich umso verstörender, je länger man darüber nachdenkt.
Trailer von Hereditary (EN) bei YouTube
4. Black Panther (Ryan Coogler // 7.4 // 88)
Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupta Nyong’o, Danai Gurira, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Martin Freeman
Synopsis: Wakanda ist eine afrikanische Nation, welche komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Nach außen gibt man vor, ein Dritte-Welt-Land zu sein, dabei ist man jedoch durch das Metall Vibranium eine technisch weit fortgeschrittene Zivilisation. Nach einem Attentat auf seinen Vater (den König von Wakanda) übernimmt sein Sohn T’Challa den Thron. Er muss Wakanda in weiterer Folge vor allerlei bösen Einflüssen schützen, sowohl von innen als auch von außen.
Begründung: Black Panther ist ein Bestandteil des MCU (Marvel Comic Universe). Er ist deswegen besonders wichtig, weil die dunkelhäutige Community damit ihre(n) Held(en) erhalten hat, sowohl männliche als auch weibliche. Und dies hat vielen Ewiggestrigen nicht gepasst. Schon vor Release des Filmes gab es zielgerichtete Störaktionen von rechten Gruppierungen, so wurde u.a. versucht der IMDb-Wert des Filmes bewusst nach unten zu pushen. Dies alles hat freilich nichts gebracht, Black Panther ist der kommerziell zweit erfolgreichste Film des Jahres 2018 und musste sich nur Avengers: Infinity War geschlagen geben. Doch nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Kritikern kam der Film exzellent an. Als erster Superheldenfilm überhaupt wurde er für einen Golden Globe für das Beste Drama des Jahres nominiert. Und dies aus meiner Sicht auch verdient, weil der Film nicht bloße Action ist, sondern auch kritische Themen wie die Stellung von Afrika in der globalisierten Welt bzw. die Stellung der Frau in einer zivilisierten Gesellschaft behandelt. Perfekt abgerundet wird Black Panther bei den End Credits auch vom Song All The Stars von Kendrick Lamar, welcher nicht nur für einen Golden Globe sondern auch für einen Grammy für Record of the Year nominiert wurde.
Trailer von Black Panther (EN) bei YouTube
3. BlacKkKlansman (Spike Lee // 7.6 // 83)
Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace, Ryan Eggold
Synopsis: Der junge Afroamerikaner Ron Stallworth bewirbt sich auf Basis einer Ausschreibung für ethnische Minderheiten um einen Posten bei der Polizei von Colorado Springs. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb seiner Polizeikollegen wird er regelmäßig rassistisch konfrontiert. Aufgrund dessen bittet er den Polizeichef darum, nicht mehr im Archiv sondern als Undercover-Agent eingesetzt zu werden. Nach dem Lesen einer Zeitungsanzeige ruft er beim örtlichen Ku-Klux-Klan (KKK) an und gibt sich als Rassist aus, worauf hin er zu einem persönlichen Treffen eingeladen wird. Nachdem er dieses Treffen natürlich nicht selber wahrnehmen kann, bittet er seinen Polizeikollegen Flip Zimmerman darum, sich für Stallworth auszugeben. Stallworth wird nach einigen (von Zimmerman ausgeführten) Tests vom KKK aufgenommen und so hat die Polizei fortan Augen und Ohren mitten in der Terrormiliz.
Begründung: Das erstaunlichste Faktum an BlacKkKlansman ist, dass die Story auf einer wahren Begebenheit beruht. Spike Lees Verfilmung beruht auf der Autobiographie von Ron Stallworth bzw. den Aufzeichnungen der Investigationen gegen den KKK in den 1970er-Jahren. Der einigermaßen unbekannte John David Washington (Ballers) konnte mit seiner Darstellung von Stallworth bereits eine Golden Globe Nominierung einheimsen und ist auch ein Kandidat für eine Oscarnominierung. Nebenbei ist er der Sohn von Denzel Washington (der insgesamt viermal mit Lee zusammenarbeitete). Wie beinahe jeder Film von Spike Lee (Do The Right Thing, Malcolm X) dreht sich naturgemäß auch BlacKkKlansman um die Rolle der Afroamerikaner in der US-amerikanischen Gesellschaft. Der Film endet auch mit Originalfilmmaterial aus Charlottesville, wo 2017 rechtsradikale Gruppierungen aufmarschierten und die Journalistin Heather Heyer bei einem Autoanschlag getötet wurde. Der Film ist ein Statement gegen den Rechtsruck in den USA (bzw. überall auf der Welt) und soll den Zuschauer nicht vergessen lassen, was vor knapp 40 Jahren noch möglich war (und vielleicht bald wieder möglich ist).
Trailer von BlacKkKlansman (EN) bei YouTube
2. Searching (Aneesh Chaganty // 7.7 // 71)
Darsteller: John Cho, Debra Messing, Michelle La, Joseph Lee
Synopsis: Der Software-Entwickler David Kim muss seine 16-jährige Tochter Margot nach dem Krebstod seiner Ehefrau alleine erziehen. Sein Verhältnis zu seiner Tochter ist seit dem Tod der Mutter jedoch angespannt, weil er selber nicht genau weiß wie er den Tod verarbeiten kann oder mit seiner Tochter darüber sprechen kann. Eines Tages verschwindet Margot spurlos. Lediglich ihr MacBook dient als Anhaltspunkt für die letzten Schritte der Tochter. Schritt für Schritt durchsucht er ihre sozialen Profile nach Hinweisen und schon bald wird klar, dass seine Tochter nicht die Person war, welche sie stets vorgegeben hatte zu sein.
Begründung: Searching ist einer der ersten mir bekannten Thriller, welcher wirklich akkurat mit Spuren und Hinweisen auf digitalen Devices arbeitet. Es wird mit keinen Fake-Programmen oder Fake-Browsern gearbeitet (wie dies früher in Filmen oft der Fall war) sondern mit Chrome, Google, Facebook, Instagram, YouTube und vielen anderen Programmen und Apps, welche es auch in der Wirklichkeit gibt. Dies verleiht dem Film viel Authentizität und Nachvollziehbarkeit. Es gibt keine Super-Hacker bei der Polizei welche irgendwelche geheimen Indizien auffinden, sondern nur einen verzweifelten Vater, der allen noch so kleinen Spuren folgt um seine Tochter zu finden. Doch diese Bestandteile alleine ergeben noch keinen guten Film. Searching ist deswegen so weit vorne auf meiner Liste, weil er wirklich extrem spannende Handwerksarbeit ist und den Spannungsbogen vom Verschwinden der Tochter bis zur letzten Szene im Film konstant aufrecht erhalten kann. Und dies ohne dabei unrealistisch oder unglaubwürdig zu wirken. Und es gibt auch einige unerwartete Wendungen, welche jedoch ebenfalls nicht gekünstelt wirken.
Trailer von Searching (EN) bei YouTube
1. Bohemian Rhapsody (Bryan Singer // 8.3 // 48)
Darsteller: Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello, Mike Myers
Synopsis: Queen steht beim Live-Aid im Wembley-Stadion kurz vor ihrem Auftritt. Dies bildet auch das Ende dieses Films. Nach einem Zeitsprung ins London des Jahres 1970 wird die Geschichte von Farrokh „Freddie“ Bulsara erzählt, der zusammen mit Roger Taylor, Brian May und John Deacon eine Band namens „Queen“ gründet. In weiterer Folge wird die Geschichte der legendären Musikgruppe erzählt, von den Drogenexzessen und exzessiven Partys über die unzähligen Welthits und Welttourneen bis zur HIV-Erkrankung von Freddy Mercury.
Begründung: Während Bohemian Rhapsody bei den Kritikern nicht besonders gut angekommen ist (der Metascore von 48 ist unterdurchschnittlich), so kam er beim Publikum umso besser an. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 670 Millionen (bei Produktionskosten von 52 Millionen) ist der Film einer der erfolgreichsten des Jahres. Famos vor allem die Leistung von Rami Malek (Mr. Robot) als Mercury, der bereits für Golden Globe und SAG-Award nominiert wurde und wohl auch ein lock-in für eine Oscarnominierung ist. Ich habe Interviews mit Roger Taylor und Brian May gesehen, die lebenden Queen-Mitglieder waren über die Wahl des Mercury-Darstellers äußerst zufrieden und glücklich. Für mich persönlich ist Mercury der ultimative Showman des 20. Jahrhunderts. Bereits seit Jahren sage ich, wenn ich den Wunsch frei hätte, eine (historische) bestimmte Band live zu sehen, dann wäre dies mit absoluter Sicherheit Queen. Ich bin mit den Greatest Hits CDs der Band aufgewachsen, habe Bohemian Rhapsody per se (wie wohl viele Gleichaltrige) durch Wayne’s World entdeckt und mir die bestehenden Konzertaufnahmen der Band (z.B. Live Aid, Live in Montreal) mehrmals angesehen. Für mich wird Queen immer ein (schöner) Rückblick in meine Jugend sein. Daher war dieser Film für mich auch ein zweistündiges Highlight, welches den Abschluss meiner heurigen Liste bildet.
Trailer von Bohemian Rhapsody (EN) bei YouTube
Best of the Rest
Knapp gescheitert an der Aufnahme in meine Top10 sind heuer Mission Impossible: Fallout (einer der besten Actionfilme der letzten Jahre), First Man (der leider einige Längen aufweist und mit Whiplash bzw. La La Land nicht mithalten kann), Incredibles 2 (bei dem für mich der Innovationsgrad fehlte), Annihilation (der ab einem bestimmten Punkt einfach zu komplex wird), A Simple Favor (kurzweilig aber auch nur kurz im Gedächtnis), Roma (cineastisch ein Meisterwerk, von der Story her musste ich aber dreimal aus Langeweile pausieren) und First Reformed (für den Ethan Hawke als aussichtsreicher Oscar-Anwärter gilt).
Noch nicht gesehen habe ich The Favourite (einer der Top-Oscarfavoriten des Jahres), A Star Is Born (hier gilt selbiges für Lady Gaga und Bradley Cooper), If Beale Street Could Talk und Widows.
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