Die 2010er-Jahre („Twenty-Tens“) neigen sich dem Ende zu und man wird allerorts von Bestenlisten überschwemmt. Eine Liste mehr oder weniger ist auch schon egal, daher belebe ich meinen Blog mal wieder mit meinen persönlichen Highlights der letzten zehn Jahre. Damit eine solche Ausgabe nicht ausartet, habe ich mir einige Regeln auferlegt, um Struktur in die Listen zu bringen.
Bei den Filmen und Spielen ist der Sachverhalt relativ klar. Diese müssen zwischen 2010 und 2019 erschienen sein. Eine Sonderregel gibt es nur bei Serien – diese müssen spätestens 2010 angelaufen sein (deswegen werdet ihr auch etwa Breaking Bad vermissen) und als Zusatzregel hab ich (auch um mir die Liste einzuschränken) noch dazu beschlossen, dass diese Serie auch bereits beendet sein muss (oder im Laufe des Jahres noch beendet werden wird). Außerdem hab ich Anthology-Serien (wie etwa Fargo, Black Mirror, American Horror Story) und Serien-Events (z.B. Chernobyl) ebenfalls außen vor gelassen.
Ich wollte ursprünglich auch meine zehn Lieblingssongs der letzten Dekade ranken – dies hat sich jedoch als unlösbare Aufgabe herausgestellt und wurde nach dem dritten Versuch unwiderruflich abgebrochen. Genug geschwafelt, here we go:
Kinofilme
Rang
Film
Regie
Cast
1.
ARRIVAL (2016)
Denis Villeneuve
Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker
2.
DRIVE (2011)
Nicolas Winding Refn
Ryan Gosling, Carey Mulligan
3.
INCEPTION (2010)
Christopher Nolan
Leonardo Di Caprio, Tom Hardy, Marion Cotillard
4.
WHIPLASH (2014)
Damien Chazelle
Miles Teller, J.K. Simmons
5.
BLADE RUNNER 2049 (2017)
Denis Villeneuve
Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas
6.
INTERSTELLAR (2014)
Christopher Nolan
Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain
7.
INSIDE OUT (2015)
Pete Docter
Amy Poehler, Phyllis Smith, Richard Kind (Stimmen)
8.
GET OUT (2017)
Jordan Peele
Daniel Kaluuya, Allison Williams
9.
BOYHOOD (2014)
Richard Linklater
Ethan Hawke, Patricia Arquette, Ellar Coltrane
10.
THE WOLF OF WALL STREET (2013)
Martin Scorsese
Leonardo Di Caprio, Margot Robbie, Jonah Hill
Das Jahr 2014 war ein gutes. So gut, dass gleich drei meiner Top-10-Filme der letzten Dekade (Whiplash, Interstellar, Boyhood) aus diesem Jahr stammen. Arrival war ein Film über den man nicht reden kann, ohne die Handlung zu spoilern. Es gab keinen anderen Film in den Twenty-Tens, der mir mehr Gänsehaut bereitet hat. Chris Nolan und Denis Villeneuve haben es jeweils mit zwei Filmen auf die Liste geschafft und wäre es eine Top20, dann wären es wohl sogar jeweils drei gewesen.
Boyhood wurde bei den Oscars von Birdman betrogen, weil kein Film der letzten Dekade mutiger war (der Film wurde über eine Zeitspanne von 12 Jahren hinweg gedreht). Mit Get Out hat Jordan Peele ein neues Sub-Genre des Horrors erschaffen. Kein Film war visuell schöner und beeindruckender als Blade Runner 2049 (yes Roger Deakins!). Inside Out war der beste Pixar-Film der vergangenen Dekade (I’m not crying, you are crying) und The Wolf of Wall Street war herrlich überdreht und schamlos.
TV-Serien
Rang
Serie
Creator
Cast
1.
GAME OF THRONES (2011-2019)
David Benioff & DB Weiss
Kit Harrington, Emilia Clarke, Peter Dinklage
2.
MR. ROBOT (2015-2019)
Sam Esmail
Rami Malek, Christian Slater, Carly Chaikin
3.
HALT AND CATCH FIRE (2014-2017)
Chris Cantwell & Chris Rogers
Lee Pace, Scoot McNairy, Mackenzie Davis
4.
SHERLOCK (2010-2017)
Marc Gatiss & Steven Moffat
Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs
5.
PERSON OF INTEREST (2011-2016)
Jonathan Nolan
Jim Caviezel, Michael Emerson, Taraji P. Henson
6.
FLEABAG (2016-2019)
Phoebe Waller Bridge
Phoebe Waller Bridge, Sian Clifford, Olivia Colman
7.
THE LEFTOVERS (2014-2017)
Damian Lindelof
Justin Theroux, Carrie Coon, Amy Brenneman
8.
SUITS (2011-2019)
Aaron Korsh
Gabriel Macht, Patrick J. Adams, Meghan Markle
9.
THE AMERICANS (2013-2018)
Joe Weisberg
Keri Russell, Matthew Rhys, Noah Emmerich
10.
BOJACK HORSEMAN (2014-2019)
Raphael Bob-Waksberg
Will Arnett, Aaron Paul, Amy Sedaris
Wer meine Bestenlisten des Jahres verfolgt hat (die es seit mittlerweile 2012 gibt), für den wird diese Liste nur wenige Überraschungen bieten. GoT war ein kulturelles Phänomen und die einzige Serie auf dieser Liste, für die (während der letzten Staffel) an jedem Montag um 06:00 aufgestanden bin, um die aktuelle Folge noch vor dem Büro zu schauen und damit spoilerfrei durch den Tag zu kommen. Keine Serien haben Außenseiter bzw. die Tech-Welt besser charakterisiert als Mr. Robot und Halt & Catch Fire. Sherlock und Person Of Interest hatten stets unerwartete Wendungen und viel Spannung (sowie Wortwitz) parat.
Suits war meine guilty pleasure und wäre weiter oben in der Liste gelandet, wenn die letzten Staffeln nicht etwas abgeflacht wären. Fleabag wird nicht nur hier, sondern auch in meiner Liste des Jahres 2019 (sehr) weit vorne landen. The Americans hat den Kalten Krieg zurück ins Wohnzimmer gebracht (wer das halt wollte) und keine Serie hat sich im Verlauf von drei Staffeln mehr gesteigert als The Leftovers. Last but not least, BoJack Horseman ist für mich die beste Animationsserie überhaupt (ja, damit meine ich aller Zeiten).
Games
Rang
Game
Studio / Publisher
Genre
1.
THE LAST OF US (2013)
Naughty Dog / Sony
Action-Adventure
2.
DIABLO 3 (2012)
Blizzard Entertainment
Hack & Slay
3.
FOOTBALL MANAGER 2010
Sports Interactive / Sega
Simulation
4.
RED DEAD REDEMPTION (2010/2018)
Rockstar Games
Action-Adventure
5.
GTA V (2013)
Rockstar Games
Action-Adventure
6.
DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 (2017)
Larian / Namco
Rollenspiel
7.
CIVILIZATION 5 (2010)
Fireaxis / 2K Games
Rundenbasierte Strategie
8.
MAX PAYNE 3 (2012)
RAGE / Rockstar Games
Third-Person-Shooter
9.
DISCO ELYSIUM (2019)
ZA/UM
Rollenspiel
10.
PORTAL 2 (2011)
Valve / EA
Action/Rätselspiel
Hätte ich eine solche Liste in den 1990ern oder 2000ern erstellen müssen, die Aufgabe wäre viel komplexer und komplizierter geworden. In den 2010ern habe ich bei weitem nicht mehr so viel und sooft gezockt wie in den Dekaden zuvor. Die Liste erstellt sich fast wie von selbst: es gibt kein Spiel, welches an die Atmosphäre und Story von TLOA herankommt. Ich habe vermutlich nichts länger gespielt als Diablo 3. Mit dem Football Manager 2010 habe ich 268 Stunden verbracht (das sind knapp 12 Tage – danke für diese Information an Steam). An die Qualität der Action-Adventures von Rockstar Games (RDR [wobei ich Teil 2 nur kurz gespielt habe], GTA, Max Payne) kommt kein anderes Studio heran.
Abgerundet wird die Auflistung von Divinity: Original Sin 2, welches mich am meisten an Baldur’s Gate zurückerinnerte sowie Civ 5, dem vermutlich zweitbesten Teil der Civilization-Reihe nach Teil 2. Disco Elysium habe ich erst vor wenigen Wochen zu spielen begonnen, hat jedoch fast ein neues Sub-Genre des Rollenspiels erschaffen. Und Portal 2 war einfach kurzweilig.
Best of 2019
Natürlich wird es im Dezember auch wieder eine Bestenliste des Jahres 2019 geben, allerdings nur wieder (wie immer) mit TV-Serien (lediglich Premieren aus dem aktuellen Jahr) und Filmen. Bis dahin werde ich mich (nach Ende der Herbstsaison) noch um die bisherige Saison der SV Ried in der 2. Liga widmen. Stay tuned.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2019/11/arrival-amy-adams.jpg10121800Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2019-11-13 22:12:412019-11-13 22:29:04Best of the 2010s
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren habe ich mir heuer eine Änderung an meinem Bewertungssystem überlegt. Weil ich nämlich im Laufe der letzten Jahre viel Feedback erhalten habe, dass mein Blog den meisten Lesern als Hilfe hinsichtlich der Entdeckung von neuen Serien dient, habe ich meine Liste deswegen heuer lediglich auf Serienpremieren beschränkt.
Was habe ich sonst geschaut? Die aktuelle Staffel von Better Call Saul war erneut brilliant und Emmys bzw. Globes für Bob Odenkirk sind eigentlich überfällig. BoJack Horseman bleibt die beste Animationsserie und bei Billions bin ich jetzt schon auf die neue Staffel gespannt. Silicon Valley wird natürlich weiterhin geschaut werden. Das wunderbar herunterziehende The Affair wird kommendes Jahr zu Ende gehen (wobei ich keine Ahnung haben, wie das aufgrund der letzten Staffel funktionieren soll).
Die Mini-Serie Collateral war (trotz Carey Mulligan) ein Flop und die letzten (Halb-)Staffeln von Unbreakable Kimmy Schmidt und Arrested Development blieben deutlich hinter meinen hochgesteckten Erwartungen zurück. Die neuen Staffeln von Bosch und Goliath haben mich leider ebenfalls enttäuscht, ähnliches gilt für Ozark.
Atlanta, The Handmaid’s Tale und The Americans habe ich bis heute nicht geschaut und finden sich daher nicht in meiner Wertung (bzw. würden sich sowieso nicht in meiner Wertung finden, da keine dieser Serien neu ist). Mit dem gut rezensierten The Terror konnte ich mich aufgrund des Settings nicht wirklich anfreunden. Wenn ich mir diese letzten Zeilen selber durchlese, dann verbringe ich eindeutig zu viel Freizeit mit Serien. Aber egal, here we go:
10. Patrick Melrose (SHOWTIME / sky)
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Jennifer Jason Leigh, Hugo Weaving
Das Leben von Patrick Melrose wird von Drogen und Alkohol bestimmt. Als sein verhasster Vater stirbt, beschließt er sein Leben zu ändern. Die Serie begleitet sein Leben während der fünf Folgen über knapp vier Jahrzehnte und durch Südfrankreich, die USA sowie England. Benedict Cumberbatch (ein weiterer Beweis dafür, dass es keine Grenze zwischen Filmstars und TV-Stars mehr gibt) brilliert dabei als überdrehter und von Drogen und Alkohol getriebener Aristrokratensohn und wurde für seine Rolle auch für den Golden Globe nominiert. Die Serie basiert auf der Romanvorlage von Edward St Aubyn (welche halb-autobiographisch angelegt sein soll) und zeichnet das Bild einer verkommenen Klassengesellschaft. Es ist (positiv gemeint) auch mühsam, Jennifer Jason Leigh (Oscarnominierung für The Hateful Eight) als Mutter von Patrick zuzusehen, wie sie über Jahrzehnte hinweg weiß, dass ihr Sohn misshandelt wird, aber nichts sagen oder dagegen unternehmen kann und sich dann selber als Opfer darstellt. Definitiv keine Serie für entspannende oder lustige Abende.
09. Jack Ryan (Amazon Prime Video)
Darsteller: John Krasinski, Wendell Pierce, Abbie Cornish, Ali Suliman, Dina Shihabi
Als mittlerweile fünfter Schauspieler (nach Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und Chris Pine) spielt John Krasinski (der mit A Quiet Place bereits in meinem Filmjahresrückblick vorkam) den CIA-Analysten Jack Ryan. Unter der Führung von James Greer (gespielt von Wendell Pierce – der Vater von Meghan Markle in Suits) jagt der ehemalige Marine-Soldat und Doktor der Okönomie um die halbe Welt, um einen mutmaßlichen Terroristen im Nahen Osten dingfest zu machen. Jack Ryan ist kurzweilige und kompromisslose Action mit einem charismatischen John Krasinski in der Titelrolle des bekanntesten Charakters von John Clancy. Die Storyline verfängt sich meiner Meinung nach ab und zu zwar in Nebensächlichkeiten und verläuft genau so, wie man sich dies erwartet, das Handwerk ist jedoch gut gemacht. Eine zweite Staffel wurde bereits knapp nach Release der ersten Staffel fixiert und wird weitere Abenteuer des ungewöhnlichen Protagonisten liefern.
08. The Haunting Of Hill House (Netflix)
Darsteller: Michael Huisman, Carlo Gugino, Henry Thomas, Elizabeth Reaser
Regisseur Mike Flanagan lieferte im Laufe der letzten Jahre mit Ouija und Gerald’s Game (keine Beziehung mit yours truly) bereits einige mittelmäßig bekannte Horrorfilme. Mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Shirley Jackson hat er für Netflix jedoch die mit Sicherheit beste Horrorserie des Jahres abgeliefert. THOHH folgt der Familiengeschichte der Großfamilie Crain (fünf Kinder) über mehrere Jahrzehnte hinweg, die zu Beginn in den 80er Jahren in ein altes und baufälliges Haus ziehen und dieses eigentlich nur renovieren und später verkaufen wollen. Schon bald passieren seltsame Dinge und der Zuseher bekommt dieses ungute Gefühl, dass jederzeit etwas Schlimmes passieren kann. Was auch der Fall ist, denn THOHH liefert mitunter einige der nettesten Jump-Scares des Jahres 2018. Von manchen amerikanischen Outlets wurde die Serie bzw. das Ende auch als This Is Us für Horrorthriller bezeichnet – ein Prädikat, dem ich durchaus etwas abgewinnen kann.
07. Succession (HBO / Amazon Video)
Darsteller: Hiam Abbass, Nicholas Braun, Brian Cox, Kieran Culkin, Jeremy Strong
Oscarpreisträger Adam McKay (Drehbuch für The Big Short) liefert mit Succession eine Mischung aus Billions und Wall-Street-Satire. Der Mogul Logan Roy (für den Rupert Murdoch ein mehr als nur loses Vorbild gewesen sein dürfte) verkündet an seinem 80. Geburtstag, dass er sich doch nicht aus den Firmenagenden zurückzieht sondern weiterhin an der Spitze des Imperiums stehen wird. Sehr zum Missfallen seiner intriganten und verzogenen Kinder (u.a. Kieran Culkin, der für seine Rolle für den Golden Globe als Bester Nebendarsteller nominiert wurde). Die Story verfolgt in weiterer Folge das Leben seiner vier Kinder und was diese mit dem Medienimperium anstellen würden, falls sie die Nachfolge irgendwann doch antreten müssten bzw. könnten. Succession ist eine dieser Serien, bei der jeder Charakter zutiefst unsympathisch ist, man aber irgendwann aus abstrusen Gründen mit einzelnen Personen mitfiebert. Leider verliert sich die Serie nach einigen Folgen etwas zu viel in der Sparte Familiendrama, sie hätte nämlich bei mehr Fokus auf den Part der Mediensatire in meinem Ranking durchaus noch einige Plätze weiter vorne landen können.
06. Bodyguard (BBC / Netflix)
Darsteller: Richard Madden, Sophie Rundle, Ash Tandon, Gina McKee, Vincent Franklin
Als ich Bodyguard auf Netflix entdeckte, dachte ich (wie vermutlich die allermeisten Menschen) zunächst an den Film aus 1992 mit Kevin Costner und Whitney Houston. Damit hat die Serie allerdings herzlich wenig zu tun. Richard Madden (populär geworden in seiner Rolle als Robb Stark in Game of Thrones) spielt einen Ex-Marine mit PTSD, der zu Beginn der Serie ein Bombenattentat auf einen fahrenden Zug verhindern kann. Sein tägliches Brot verdient David Budd als Personenschützer in der britischen Regierung und folglich wird er der Innenministerin Julia Montague als Bodyguard zugeteilt, deren Politik eigentlich gegen alle Prinzipien verstößt, welche der Kriegsveteran vertritt. Von seiner Frau und seinem Kind getrennt lebend, beginnt er wider jeglicher Vernunft eine romantische Affäre mit seiner Chefin, welche wiederum in den Mittelpunkt einer Politverschwörung gerät. Bodyguard wurde durch seine kompromisslose Action sowie wendungsreiche Handlung zum Überraschungshit für Netflix, deswegen wird auch bereits über eine 2. Staffel gemunkelt. Sowohl Madden als auch die Serie wurden jeweils für den Golden Globe nominiert.
05. Sharp Objects (HBO / sky)
Darsteller: Amy Adams, Patricia Clarkson, Chris Messina, Eliza Scanlen, Matt Craven
Die 5-fach (bzw. dank Vice demnächst 6-fach) oscarnominierte Amy Adams in einer Serie von Jean-Marc Vallee (vielfach preisgekrönt für Big Little Lies). Habe ich schon erwähnt, dass die Romanvorlage dazu von Gillian Flynn (Gone Girl) stammt? „Yes please“ habe ich mir bei diesem Setting gedacht, welches dem Genre des Psychothrillers bzw. Mysterydramas zuzuordnen ist. Zur Handlung: Camille Preaker ist Crime-Reporterin und kehrt aufgrund des grausamen Mordes an zwei Kindern in ihre Heimatstadt irgendwo in Missouri zurück. Sie zieht dabei für die Recherchearbeit vorübergehend in ihrem Elternhaus ein und muss sich daher auch mit ihrer kritischen Mutter Adora (herrlich von Patricia Clarkson gespielt) auseinandersetzen. Camille schleppt viele persönliche Dämonen mit sich, sie ist alkoholkrank und wurde auch erst vor kurzem aus der Psychiatrie entlassen, weil sie sich jahrelang selber verletzt hatte. Sowohl die Serie als auch Adams und Clarkson wurden jeweils (völlig verdientermaßen) für den Golden Globe nominiert.
04. Escape At Dannemora (SHOWTIME / sky)
Darsteller: Benicio Del Toro, Patricia Arquette, Paul Dano, Bonnie Hunt, David Morse
Basierend auf einer wahren Geschichte aus dem Sommer 2015 verfilmte Ben Stiller (ja, DER Ben Stiller) das Drama über zwei inhaftierte Mörder (dargestellt von Oscarpreisträger Benicio Del Toro sowie Paul Dano), welche eine Gefängnisangestellte (Oscarpreisträgerin Patricia Arquette) bezirzen, sexuelle Beziehungen beginnen und damit in weiterer Folge aus dem Gefängnis in Dannemora entfliehen können. Die Serie und Arquette wurden jeweils für den Golden Globe nominiert und zweitere gilt dabei auch als haushohe Favoritin auf den Sieg. Trotz nur sieben Folgen, keiner Chance auf eine Fortsetzung (das ist kein Spoiler, sondern eher logisch bei einer Realverfilmung) und einigen grandiosen Schauspielern ist Escape At Dannemora zwar noch immer schwere Kost, jedoch absolut sehenswert, hauptsächlich weil die Story dahinter eigentlich so unglaublich ist, dass sie erfunden klingt.
03. Homecoming (Amazon Prime Video)
Darsteller: Julia Roberts, Bobby Carnivale, Stephan James, Shea Whigham, Sissy Spacek
Das Seriendebüt eines weiteren Hollywood-Superstars: Oscarpreisträgerin Julia Roberts spielt in ihrer ersten Serienrolle überhaupt die Psychiaterin Heidi Bergman, welche in einer Institution namens Homecoming Transitional Support Center arbeitet. Dort soll sie einer Testgruppe von aus dem Krieg heimgekehrten Marines dabei helfen, sich in einer geschlossenen Übergangsphase wieder an das normale Leben abseits von Kriegsschauplätzen gewöhnen zu können. Zeitgleich geht ein Bürokrat aus dem Verteidigungsministerium einer Beschwerde hinsichtlich Bergman nach und so kreuzen sich die Pfade der Protagonisten. Die Serie stammt aus der Feder von Sam Esmail (Mr. Robot) und spielt geschickt mit den verschiedenen Handlungssträngen (mehr Information wäre an dieser Stelle ein handfester Spoiler). Wie fast immer in Mystery-Serien: vieles ist in Wirklichkeit anders, als es zunächst scheint. Neben Roberts brilliert auch Bobby Cannavale (Boardwalk Empire) als manipulativer Supervisor welcher die Vorgänge im Homecoming Center auf Basis der wirtschaftlichen Ziele der Geist Group steuert. Neben der Serie und Roberts ist auch Stephan James (ein Soldat, mit dem der Charakter von Roberts eine unerlaubte sexuelle Beziehung beginnt) für den Golden Globe nominiert.
02. Barry (HBO / sky)
Darsteller: Bill Hader, Sarah Goldberg, Henry Winkler, Stephen Root, Glenn Fleshler
Der hierzulande eher wenig bekannte Bill Hader (Superbad) ist in den USA durch sein früheres Wirken in Saturday Night Live ein Star. In der HBO-Serie Barry spielt er den gleichnamigen Titelcharakter, einen Ex-Marine und Auftragskiller, der aber eigentlich viel lieber Schauspieler wäre. Als ihn ein Auftragsmord zufällig in die City of Stars führt, packt er die Gelegenheit beim Schopf und mietet sich ein Apartment und inskribiert bei einem Theaterkurs. Dieser Kurs wird vom abgehalfterten Gene Cousineau (Henry Winkler) geleitet, dem es primär um das Abkassieren der Kursgebühren und weniger um die Entwicklung seiner Talente geht. Dort verliebt sich Barry auch in seine Mitschülerin Sally. Und weil romantische Gefühle für einen Auftragskiller mit PTSD eher komplex sind und auch sein Boss etwas dagegen hat, dass er kein Killer mehr sein will, verstrickt sich Barry in ein Netz aus (Not-)Lügen und Ausreden. Sowohl Hader als auch Winkler konnten für ihre Rollen eine Emmy gewinnen und gelten daher auch bei den Globes als Favoriten. Für mich ist die Serie aus der Feder von Alec Berg (Silicon Valley) einer der (düsteren) Comedyhits des Jahres.
01. Killing Eve (BBC America / BBC iPlayer)
Darsteller: Sandra Oh, Jodie Comer, Fiona Shaw, Kim Bodnia
Sandra Oh (bekannt aus Grey’s Anatomy) und die hierzulande unbekannte Jodie Comer in einem Katz-und-Maus-Spiel auf Basis der Codename Villanelle Buchreihe von Luke Jennings. Erstere ist die amerikanische Kriminalpsychologin Eve Polastri, welche zunächst für den MI5 arbeitet und in ihrer Arbeit von weiblichen Mörderinnen fasziniert ist. Zweitere ist eine soziopathische Auftragskillerin mit dem Codenamen Villanelle, welche die Aufträge ihres Handlers sadistisch, zynisch und geradezu überheblich erledigt. Als Polastri nach einem missglückten Fall die Chance bekommt, für den MI6 zu arbeiten und die Identität der unbekannten Assassinin aufzudecken, dreht die Gejagte den Spieß kurzerhand um und beginnt ein Spiel, welches eine blutigen Pfad quer durch Europa (die Handlung findet unter anderem in Wien, Berlin, Paris und London statt) zieht. Die Serie lebt von ihren beiden starken weiblichen Charakteren, ist stets spannend und hat viele Wendungen parat. Warum diese Serie noch keinen Platz in einem deutschsprachigen Streamingdienst (looking at you Netflix, Amazon, sky) gefunden hat, ist ziemlich unerklärlich. Sowohl die Serie als auch Oh sind für den Globe nominiert und 2019 folgt die zweite Staffel.
Nachwort
Bestimmte Themen (Auftragsmörder/Mörder, PTSD, kaputte Familien) ziehen sich spannenderweise durch alle meine heurigen Top10-Serien. Das Publikum scheint seinen Gefallen an kaputten Charakteren gefunden zu haben. Von den seichten Charakteren und Handlungen aus den 90er und frühen 00er-Jahren ist man seit Serien wie Breaking Bad ziemlich weit entfernt und deswegen verschwimmt die Grenze zwischen Hollywood und TV (an den Beispielen Julia Roberts, Amy Adams, Benedict Cumberbatch, Benicio Del Toro) auch zunehmend. Galt man früher entweder als Film- oder Seriendarsteller, so können Hollywoodstars mittlerweile auch beides sein. Dies hebt das Qualitätsniveau dieser Serien natürlich ungemein.
Pay-TV-Giganten (HBO, SHOWTIME) bzw. neuere Distributionsmodelle (Netflix, Amazon) lassen es natürlich auch zu, dass die Protagonisten (Produzenten, Drehbuchautoren, Schauspieler) fast sämtliche Freiheiten besitzen und nicht wie früher durch die Vorschriften von linearen TV-Sendern eingeschränkt sind. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch weiter fortsetzen. Bis auf CBS, NBC, FOX usw. profitieren auch alle Stakeholder davon.
https://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/12/The-Haunting-Of-Hill-House.jpg640960Gerald Emprechtingerhttps://emprechtinger.com/wp-content/uploads/2018/04/emprechtinger-com-logo-2.pngGerald Emprechtinger2018-12-30 14:13:142019-01-02 19:30:35Best of 2018: TV Serien
Zum mittlerweile bereits sechsten Mal küre ich knapp vor Jahreswechsel meine zehn Lieblingsfilme des fast abgelaufenen Kalenderjahrs. Hier zur Übersicht die bisherigen Gewinner des prestigelosen Titel „Film des Jahres von Gerald Emprechtinger“:
Für wirklich grandiose Filme war 2018 ein gefühlt schwaches Kinojahr, ich persönlich hatte noch nie so wenige Filme auf meiner Shortlist und meine heurigen Top3 hätten es in manch anderem Jahr vielleicht nicht einmal unter die Top5 geschafft. Das US-Boxoffice sieht dies etwas anders, dank Black Panther sowie Fortsetzungen von Avengers, Jurassic Park, Incredibles, Deadpool, Antman und Mission Impossible wurde das Einspielergebnis des Vorjahrs um etwa 500 Mio. übertroffen.
Kurz zum Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im Fall von heuer) 27.12. gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2017 in den amerikanischen Kinos angelaufen sind. Filme, welche bereits in der Awards Season 2017/2018 berücksichtigt wurden (z.B. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri), habe ich jedoch weggelassen. Der Name in Klammer ist die/der RegisseurIn des Films, ein Klick auf die erste Zahl führt zum IMDb-Score (Fan-Bewertung von 0.0 bis 10.0) und bei einem Klick auf die zweite Ziffer gelangt man zum Metascore (durchschnittlicher Kritikerwert der sich von 0-100 erstreckt) des jeweiligen Films. In der Synopsis erkläre ich kurz (und weitestgehend spoilerfrei) die Handlung des Films.
Um etwas vorwegzunehmen: die heurige Liste besteht aus zwei Familiendramen, einer Politsatire, einer Mystery-Comedy, einem Stop-Motion-Film, einem Superhelden-Film, zwei Horrorfilmen und zwei biographischen Filmen.
Synopsis: Ein Vater und seine Tochter im Teenageralter leben in einer selbst gebauten Zelt/Holz-Behausung in den Wäldern rund um Portland, Oregon. Sie leben jedoch nicht als Einsiedler, sondern machen sich regelmäßig zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um lebensnotwendige Dinge wie etwa Gas oder bestimmte Toiletteartikel oder Arzneien einzukaufen. Man weiß nicht wieso sie abgeschieden von der Zivilisation leben – man erfährt lediglich, dass die Mutter nicht mehr lebt und der Vater ein ehemaliger Soldat ist, welcher kein Vertrauen mehr in die Menschheit hat. Als sich das Schicksal der beiden durch einen Fehler des Vaters entscheidend verändert, muss die Tochter für sich selber eine folgenschwere Entscheidung treffen.
Begründung: Die Autorin und Regisseurin des Films, Debra Granik, schaffte ihren Durchbruch 2010 mit Winter’s Bone, für den sie auch für den Oscar nominiert wurde (und der auch den Durchbruch für Jennifer Lawrence bedeutete). Auch diesmal spielt eine Newcomerin alle anderen an die Wand. Die 18-jährige Neuseeländerin Thomasin McKenzie wurde für ihre Darbietung für viele renommierte Kritikerpreise nominiert und galt lange sogar als eventuelle Kandidatin für eine Oscar-Nominierung. Neben McKenzie sorgen auch die Naturaufnahmen der Wälder von Oregon und Washington für eine dichte Atmosphäre. Wer sich Action oder übermäßig viel Spannung erwartet, ist fehl am Platze. Leave No Trace ist eine Art coming-of-age-Film und handelt vom sich verändernden Verhältnis zwischen einem Vater und seiner pubertierenden Tochter. Ein Indie-Juwel, welches unter dem Radar der Kinogänger gelaufen ist und daher vermutlich nur dann einem breiteren Publikum bekannt werden wird, falls man eine Oscar-Nominierung (z.B. für Kamera oder Adaptiertes Drehbuch) einheimsen kann.
9. The Death Of Stalin (Armando Ianucci // 7.2 // 88)
Darsteller: Simon Russell Beale, Steve Buscemi, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Paddy Considine, Jason Isaacs, Olga Kurylenko
Synopsis: Moskau im Jahre 1953: Joseph Stalin stirbt an den Folgen einer Hirnblutung. Wenig später werden die wichtigsten Mitglieder des Zentralkomitees der KPdSU (ZK) herbeigerufen, um Krisenmanagement zu betreiben. Ein unmittelbarer Machtkampf um die Nachfolge von Stalin zwischen Geheimdienstchef Beria und ZK-Sekretär Chruschtschow entbrennt, bei dem keiner der beiden vor Sabotage und Beeinflussung der anderen Akteure (u.a. Georgi Malenkow, Wjatscheslaw Molotow) und der Öffentlich zurückschreckt. Am Tag von Stalins Beerdigung kommt es auch zum Putsch und es kann daher nur einen Gewinner geben.
Begründung: Armando Ianucci beweist mit Veep schon seit Jahren, dass er (US-)Politsatire beherrscht. Mit The Death Of Stalin wagte er sich heuer auch erstmals auf die Kinoleinwand. Man kann den Ausflug als durchaus gelungen bezeichnen. Der Film ist stellenweise komplett überdreht und sogar stellenweise grausam. Er überzeugt aber vor allem durch Wort- und Dialogwitz sowie ein überragendes Ensemble, aus dem vor allem Buscemi (Reservoir Dogs, Fargo, Armageddon) und Tambor (Arrested Development bzw. Transparent) herausstechen. Aber grundsätzlich sind alle Charaktere hoffnungslos intrigant, neurotisch, zynisch und paranoid – anders hat man als enger Gefolgsmann von Stalin wohl aber auch nicht überleben können. In Russland wurde der Film wenig überraschend indiziert, da es sich „um einen Angriff auf die Ehre Russlands“ handle. Ich persönlich habe vor allem diverse historische Fakten gelernt, beispielsweise dass sich der hierzulande vergleichsweise unbekannte Lawrenti Beria während seiner Zeit als Geheimdienstchef für den Tod von Hundert tausenden von Menschen verantwortlich zeichnete. Dies war auch eine Hauptkritik am Film, dass kaum Platz für die Opfer des stalinistischen Terrorregimes bleibt.
Darsteller: Jason Bateman, Rachel McAdams, Kyle Chandler, Jesse Plemons, Michael C. Hall
Synopsis: Das Ehepaar Annie und Max trifft sich regelmäßig mit seinen besten Freunden und veranstaltet Spieleabende. Als der Spieleabend bei Max‘ Sonnyboy-Bruder Brooks ausgetragen wird, wird ein interaktives Rollenspiel getestet. Kurz nach der Erklärung der Regeln brechen zwei maskierte Männer in das Haus ein und entführen Brooks nach einem kurzen Kampf. Die restliche Gruppe hält diese Aktion für einen Teil des Rollenspiels und schaut tatenlos bzw. amüsiert zu. In weiterer Folge untersuchen sie das Haus nach Hinweisen und nehmen schließlich der Verfolgung der Entführer auf, halten die Situationen und Dialoge mit vermeintlichen Protagonisten aber weiterhin für ein Spiel…
Begründung: Jungregisseur John Francis Daley (bekannt als Hauptcharakter in Freaks & Geeks) hat mit Game Night eine flotte Mystery-Comedy geschaffen, welche in ihrer Handlung kaum Pausen einlegt. Besonders gut gefallen hat mir gefallen, dass einige alt bekannte Film-Klischees nicht befolgt wurden bzw. sogar auf den Kopf gestellt wurden (Stichwort Glastisch). Neben den Hauptprotagonisten Jason Bateman und Rachel McAdams ist vor allem der Charakter von Jesse Plemons (Breaking Bad) herrlich schräg und anfänglich auch nicht wirklich einschätzbar. Der Film ist einigermaßen anspruchslos und mit Sicherheit kein Material für Cineasten. Wer allerdings zwei Stunden Zeit hat und diese mit einem spannenden, lustigen und kurzweiligen Film verbringen will, der sollte durchaus über Game Night nachdenken.
Darsteller (Originalstimmen): Bryan Cranston, Ed Norton, Bill Murray, Jeff Goldblum, Bob Balaban, Liev Schreiber
Synopsis: Nach dem Ausbruch einer übertragbaren Hundegrippe in der fiktiven japanischen Stadt Megasaki City werden vom despotischen Bürgermeister Kobayashi alle Hunde auf eine abgeschiedene Müllinsel verbannt. Der erste Hund, der auf die Insel deportiert wird, ist Spot, der Wachhund des 12-jährigen Atari, der wiederum das Mündel von Kobayashi ist. Ein halbes Jahr später macht sich Atari mit einer kleinen Propellermaschine auf die Suche nach seinem kleinen Freund und stürzt dabei auf der Insel ab. Er wird von einer Gruppe von Alpha-Hunden geborgen, die die klingenden Namen Chief, Rex, King, Boss und Duke tragen. In weiterer Folge helfen sie ihm bei der Suche nach Spot. Währenddessen arbeiten auf der Hauptinsel Wissenschaftler daran, ein Serum zu erstellen, welches die Hundegrippe heilen kann. Dies ist jedoch nicht im Sinne von Kobayashi, der die Hunde auf der Müllinsel am liebsten töten würde..
Begründung: Filme von Wes Anderson sind stets Pflichtprogramm. Es gibt kaum Regisseure, welche penibler an ihren Geschichten und Charakteren tüfteln. In seinem zweiten Stop-Motion-Film nach The Fantastic Mr. Fox (u.a. mit George Clooney und Meryl Streep) widmet er sich diesmal der japanischen Kultur. Und dabei folgt ihm wieder alles, was Rang und Namen hat. Bis in die kleinste Nebenrolle werden die Hunde (und auch Menschen) von Stars wie Scarlett Johansson, Yoko Ono, Greta Gerwig, Tilda Swinton, Harvey Keitel oder F. Murray Abraham gesprochen. Die Filmmusik stammt wie immer von Alexandre Desplat und ist bereits für den Golden Globe nominiert. Kinderfilm ist Isle Of Dogs trotz seiner niedlichen Optik natürlich keiner, denn genau genommen dreht sich die Handlung um viele ernste Themen wie Krankheit, Verfolgung oder Deportation. Aber wie könnte es auch anders sein – letztendlich löst sich (fast) alles in Wohlgefallen auf.
Synopsis: Irgendwann in der nahen Zukunft. Scheinbar nur wenige Menschen haben eine Invasion von Aliens überlebt. Darunter auch das Ehepaar Abbott mit ihren drei Kindern. Sie bewegen sich zu Fuß (barfuß) und kommunizieren in Gebärdensprache. Als der jüngste Sohn ein heimlich mitgenommenes elektronisches Raumschiff fallen lässt und dieses einen vorprogrammierten Sound abspielt, wird er wenige Sekunden später von einem Alien angegriffen und weggezerrt. Man erfährt in weiterer Folge, dass die Aliens nur auf Schall reagieren (können) und man daher nur eine Überlebenschance hat, wenn man sich absolut ruhig verhält. Blöd nur, dass die Frau gerade mit ihrem vierten Kind schwanger ist und kurz vor der Geburt steht..
Begründung: A Quiet Place ist gemessen an Produktionskosten (17 Mio.) und Einspielergebnis (341 Mio.) einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2018. Der Endzeit-Horrorfilm ist der Regie-Durchbruch für John Krasinski, der heuer auch als Jack Ryan in der gleichnamigen Amazon-Serie reüssieren konnte. Für die Hauptrolle seiner Ehefrau konnte er seine echte Ehefrau Emily Blunt gewinnen. Der Film lebt primär von der beinahe unerträglichen Stille, es gibt nur wenige Dialoge und diese auch nur im Flüsterton. Dementsprechend emotional ist der Film auch stellenweise, hauptsächlich weil niemand seine Emotionen verbal äußern kann. AQP ist ein weiteres Werk in der Renaissance des Horrofilms, der letztes Jahr von Get Out eingeläutet wurde. Im Gegensatz zu den 90ern, wo mit Scream, Ich weiß was du letzten Sommer getan hast das Slasher-Genre seine Hoch-Zeit hatte und den 00ern, wo mit Saw oder Final Destination Menschen auf perverseste Methoden umgebracht wurden, kann ich mich als großer Fan von The Shining sehr mit dieser neuen Welle des Psycho-Horrors identifizieren. Apropos…
Darsteller: Toni Collette, Gabriel Byrne, Ann Dowd, Milly Shapiro, Alex Wolff
Synopsis: Die Matriarchin einer Kleinstadtfamilie stirbt im Alter von 78 Jahren. Auf ihrem Begräbnis spricht ihre Tochter Annie über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter, mit der es zwischendurch auch jahrelang keinen Kontakt gab. Nach und nach erfährt man verstörende Fakten aus der Familienhistorie von Annie Graham, so hat sich etwa der Vater zu Tode gehungert und der Bruder im Alter von 16 Jahren selbst erhängt. Die 13-jährige Tochter Charlie ist entstellt und eine Außenseiterin. Ihre Freizeit verbringt sie beispielsweise damit, Figuren aus Plastikabfällen zu basteln und (toten) Vögeln den Kopf abzuschneiden. Ihr älterer Bruder Peter verbringt seine Freizeit primär mit dem Rauchen von Gras. Als es zu einem dramatischen Ereignis unter Beteiligung der beiden Geschwister kommt, verkommt das Leben der Familie Graham zu einem nicht enden wollenden Albtraum.
Begründung: Bei Previews in den USA kam es häufig vor, dass Zuschauer den Kinosaal während des Films verlassen mussten. Ich kann dies verstehen. Ich habe Hereditary einmal gesehen und werde mir den Film nie wieder ansehen. In den USA gab es sogar eine „Puls-Challenge“ – die Ergebnisse sprechen für sich. Über weite Strecken des Films hat man ein enorm ungutes bzw. bedrückendes Gefühl. Auch weil der Film nur teilweise ein Horrorfilm, gerade in der ersten Hälfte jedoch auch ein deprimierendes Familiendrama ist. Regisseur Aster spielt ebenfalls mit Horror-Klischees und manipuliert den Zuseher durch die abwechselnde Anwendung bzw. Nicht-Anwendung von bekannten Schemen. Toni Collette (Oscarnominierung für The Sixth Sense) überragt das kleine Ensemble als panisch-depressive Mutter und wurde für ihre schauspielerische Leistung auch bereits für den Critics Choice Award nominiert. Über das Ende des Films sollte man besser nicht zu viel nachdenken – dieses ist nämlich umso verstörender, je länger man darüber nachdenkt.
Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupta Nyong’o, Danai Gurira, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Martin Freeman
Synopsis: Wakanda ist eine afrikanische Nation, welche komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Nach außen gibt man vor, ein Dritte-Welt-Land zu sein, dabei ist man jedoch durch das Metall Vibranium eine technisch weit fortgeschrittene Zivilisation. Nach einem Attentat auf seinen Vater (den König von Wakanda) übernimmt sein Sohn T’Challa den Thron. Er muss Wakanda in weiterer Folge vor allerlei bösen Einflüssen schützen, sowohl von innen als auch von außen.
Begründung: Black Panther ist ein Bestandteil des MCU (Marvel Comic Universe). Er ist deswegen besonders wichtig, weil die dunkelhäutige Community damit ihre(n) Held(en) erhalten hat, sowohl männliche als auch weibliche. Und dies hat vielen Ewiggestrigen nicht gepasst. Schon vor Release des Filmes gab es zielgerichtete Störaktionen von rechten Gruppierungen, so wurde u.a. versucht der IMDb-Wert des Filmes bewusst nach unten zu pushen. Dies alles hat freilich nichts gebracht, Black Panther ist der kommerziell zweit erfolgreichste Film des Jahres 2018 und musste sich nur Avengers: Infinity War geschlagen geben. Doch nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Kritikern kam der Film exzellent an. Als erster Superheldenfilm überhaupt wurde er für einen Golden Globe für das Beste Drama des Jahres nominiert. Und dies aus meiner Sicht auch verdient, weil der Film nicht bloße Action ist, sondern auch kritische Themen wie die Stellung von Afrika in der globalisierten Welt bzw. die Stellung der Frau in einer zivilisierten Gesellschaft behandelt. Perfekt abgerundet wird Black Panther bei den End Credits auch vom Song All The Stars von Kendrick Lamar, welcher nicht nur für einen Golden Globe sondern auch für einen Grammy für Record of the Year nominiert wurde.
Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace, Ryan Eggold
Synopsis: Der junge Afroamerikaner Ron Stallworth bewirbt sich auf Basis einer Ausschreibung für ethnische Minderheiten um einen Posten bei der Polizei von Colorado Springs. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb seiner Polizeikollegen wird er regelmäßig rassistisch konfrontiert. Aufgrund dessen bittet er den Polizeichef darum, nicht mehr im Archiv sondern als Undercover-Agent eingesetzt zu werden. Nach dem Lesen einer Zeitungsanzeige ruft er beim örtlichen Ku-Klux-Klan (KKK) an und gibt sich als Rassist aus, worauf hin er zu einem persönlichen Treffen eingeladen wird. Nachdem er dieses Treffen natürlich nicht selber wahrnehmen kann, bittet er seinen Polizeikollegen Flip Zimmerman darum, sich für Stallworth auszugeben. Stallworth wird nach einigen (von Zimmerman ausgeführten) Tests vom KKK aufgenommen und so hat die Polizei fortan Augen und Ohren mitten in der Terrormiliz.
Begründung: Das erstaunlichste Faktum an BlacKkKlansman ist, dass die Story auf einer wahren Begebenheit beruht. Spike Lees Verfilmung beruht auf der Autobiographie von Ron Stallworth bzw. den Aufzeichnungen der Investigationen gegen den KKK in den 1970er-Jahren. Der einigermaßen unbekannte John David Washington (Ballers) konnte mit seiner Darstellung von Stallworth bereits eine Golden Globe Nominierung einheimsen und ist auch ein Kandidat für eine Oscarnominierung. Nebenbei ist er der Sohn von Denzel Washington (der insgesamt viermal mit Lee zusammenarbeitete). Wie beinahe jeder Film von Spike Lee (Do The Right Thing, Malcolm X) dreht sich naturgemäß auch BlacKkKlansman um die Rolle der Afroamerikaner in der US-amerikanischen Gesellschaft. Der Film endet auch mit Originalfilmmaterial aus Charlottesville, wo 2017 rechtsradikale Gruppierungen aufmarschierten und die Journalistin Heather Heyer bei einem Autoanschlag getötet wurde. Der Film ist ein Statement gegen den Rechtsruck in den USA (bzw. überall auf der Welt) und soll den Zuschauer nicht vergessen lassen, was vor knapp 40 Jahren noch möglich war (und vielleicht bald wieder möglich ist).
Darsteller: John Cho, Debra Messing, Michelle La, Joseph Lee
Synopsis: Der Software-Entwickler David Kim muss seine 16-jährige Tochter Margot nach dem Krebstod seiner Ehefrau alleine erziehen. Sein Verhältnis zu seiner Tochter ist seit dem Tod der Mutter jedoch angespannt, weil er selber nicht genau weiß wie er den Tod verarbeiten kann oder mit seiner Tochter darüber sprechen kann. Eines Tages verschwindet Margot spurlos. Lediglich ihr MacBook dient als Anhaltspunkt für die letzten Schritte der Tochter. Schritt für Schritt durchsucht er ihre sozialen Profile nach Hinweisen und schon bald wird klar, dass seine Tochter nicht die Person war, welche sie stets vorgegeben hatte zu sein.
Begründung: Searching ist einer der ersten mir bekannten Thriller, welcher wirklich akkurat mit Spuren und Hinweisen auf digitalen Devices arbeitet. Es wird mit keinen Fake-Programmen oder Fake-Browsern gearbeitet (wie dies früher in Filmen oft der Fall war) sondern mit Chrome, Google, Facebook, Instagram, YouTube und vielen anderen Programmen und Apps, welche es auch in der Wirklichkeit gibt. Dies verleiht dem Film viel Authentizität und Nachvollziehbarkeit. Es gibt keine Super-Hacker bei der Polizei welche irgendwelche geheimen Indizien auffinden, sondern nur einen verzweifelten Vater, der allen noch so kleinen Spuren folgt um seine Tochter zu finden. Doch diese Bestandteile alleine ergeben noch keinen guten Film. Searching ist deswegen so weit vorne auf meiner Liste, weil er wirklich extrem spannende Handwerksarbeit ist und den Spannungsbogen vom Verschwinden der Tochter bis zur letzten Szene im Film konstant aufrecht erhalten kann. Und dies ohne dabei unrealistisch oder unglaubwürdig zu wirken. Und es gibt auch einige unerwartete Wendungen, welche jedoch ebenfalls nicht gekünstelt wirken.
Darsteller: Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello, Mike Myers
Synopsis: Queen steht beim Live-Aid im Wembley-Stadion kurz vor ihrem Auftritt. Dies bildet auch das Ende dieses Films. Nach einem Zeitsprung ins London des Jahres 1970 wird die Geschichte von Farrokh „Freddie“ Bulsara erzählt, der zusammen mit Roger Taylor, Brian May und John Deacon eine Band namens „Queen“ gründet. In weiterer Folge wird die Geschichte der legendären Musikgruppe erzählt, von den Drogenexzessen und exzessiven Partys über die unzähligen Welthits und Welttourneen bis zur HIV-Erkrankung von Freddy Mercury.
Begründung: Während Bohemian Rhapsody bei den Kritikern nicht besonders gut angekommen ist (der Metascore von 48 ist unterdurchschnittlich), so kam er beim Publikum umso besser an. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 670 Millionen (bei Produktionskosten von 52 Millionen) ist der Film einer der erfolgreichsten des Jahres. Famos vor allem die Leistung von Rami Malek (Mr. Robot) als Mercury, der bereits für Golden Globe und SAG-Award nominiert wurde und wohl auch ein lock-in für eine Oscarnominierung ist. Ich habe Interviews mit Roger Taylor und Brian May gesehen, die lebenden Queen-Mitglieder waren über die Wahl des Mercury-Darstellers äußerst zufrieden und glücklich. Für mich persönlich ist Mercury der ultimative Showman des 20. Jahrhunderts. Bereits seit Jahren sage ich, wenn ich den Wunsch frei hätte, eine (historische) bestimmte Band live zu sehen, dann wäre dies mit absoluter Sicherheit Queen. Ich bin mit den Greatest Hits CDs der Band aufgewachsen, habe Bohemian Rhapsody per se (wie wohl viele Gleichaltrige) durch Wayne’s World entdeckt und mir die bestehenden Konzertaufnahmen der Band (z.B. Live Aid, Live in Montreal) mehrmals angesehen. Für mich wird Queen immer ein (schöner) Rückblick in meine Jugend sein. Daher war dieser Film für mich auch ein zweistündiges Highlight, welches den Abschluss meiner heurigen Liste bildet.
Knapp gescheitert an der Aufnahme in meine Top10 sind heuer Mission Impossible: Fallout (einer der besten Actionfilme der letzten Jahre), First Man (der leider einige Längen aufweist und mit Whiplash bzw. La La Land nicht mithalten kann), Incredibles 2 (bei dem für mich der Innovationsgrad fehlte), Annihilation (der ab einem bestimmten Punkt einfach zu komplex wird), A Simple Favor (kurzweilig aber auch nur kurz im Gedächtnis), Roma (cineastisch ein Meisterwerk, von der Story her musste ich aber dreimal aus Langeweile pausieren) und First Reformed (für den Ethan Hawke als aussichtsreicher Oscar-Anwärter gilt).
Noch nicht gesehen habe ich The Favourite (einer der Top-Oscarfavoriten des Jahres), A Star Is Born (hier gilt selbiges für Lady Gaga und Bradley Cooper), If Beale Street Could Talk und Widows.
Anders als der Titel des Blogeintrags vielleicht vermuten lässt, handelt es sich dabei um keine neue Episode von The Big Bang Theory. Sondern um ein Phänomen (okay, vermutlich etwas übertrieben) welches ich mir schon seit Jahren nicht erklären kann. Ich merke mir viele Dinge. Viele wichtige Dinge, viele unwichtige Dinge, viele sinnlose Dinge. Ich bezeichnete mich selber in der Vergangenheit nicht umsonst schon als Lexikon des unnützen Wissens.
Namen? Kein Problem.
Wer mich besser kennt, weiß dass ich über ein ausgeprägtes Namensgedächtnis verfüge. Ich könnte nach 25 Jahren noch immer alle meine KollegInnen aus der Volksschule namentlich aufzählen. Gleiches gilt für meine MitschülerInnen aus dem Gymnasium und meine MitstudentInnen aus FH Zeiten. Ich weiß, welche SchauspielerInnen in den 90ern die Academy Awards für den Besten Hauptdarsteller oder die Beste Hauptdarstellerin gewonnen haben. Ich könnte gesamte Mannschaften der SV Ried aus den 90er-Jahren aufzählen. Et cetera, et cetera.
Im Grunde kann ich schon seit Jahren auch problemlos bluffen, weil bei einigen Dingen niemand [mit einem Smartphone] überprüfen kann, ob bei einem rezitierten Fakt nun Wahrheitsgehalt gegeben ist oder ich einfach nur mit 72o all-in gehe. Quasi ähnlich wie bei Rolex-Trägern. Wenn jemand vermögend ist, kann er sich eine echte Rolex leisten. Er kann aber genau so gut sparen und sich eine Fälschung zulegen, weil 99% aller Menschen nicht eruieren können, ob es sich dabei um eine Fälschung handelt und man zeitgleich weiß, dass es sich (eben aufgrund der Vermögenssituation) um ein Original handeln kann. Doch ich drifte gerade etwas vom Thema ab.
Dieser Name? Ein großes Problem.
Denn dies alles wird über den Haufen geworfen, wenn es um eine bestimmte Person bzw. einen bestimmten Namen geht: Enter Carey Mulligan. Die britische Schauspielerin aus London ist 32 Jahre alt, 170 cm groß, mit Marcus Mumford liiert (ja, genau dem), wurde 2009 für „An Education“ als Beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert und ist seit „Drive“ eine meiner Lieblingsschauspielerinnen und gleichzeitig auch ein celebrity crush.
All diese Fakten kann ich mühelos erwähnen ohne irgendwo nachlesen zu müssen (es kann gerne jemand überprüfen, ob irgendetwas davon nicht der Wahrheit entspricht). Doch es gibt ein riesengroßes Problem.
Ich merke mir ihren Namen nicht.
Immer wenn ich sie in einem Film sehe, muss ich überlegen wie sie heißt – und es fällt mir nicht ein. Das klingt jetzt wohl ziemlich kurios. Aber dieser Name ist wie ein blinder Fleck, ein toter Winkel in meinem Gehirn. Ich habe es mit Eselsbrücken probiert (z.B. Jim Carrey – Carey – Mull Of Kintyre – Mulligan) – funktioniert nicht (funktioniert sonst überall). Wenn sie mich jemals ausrauben würde [die Chancen sind wohl eher gering], könnte ich dem Phantombildzeichner eine exakte Beschreibung ihres Gesichtes geben.
Wenn ich in einem Gespräch gefragt werde „Ja, wo spielt sie denn mit?„, dann kann ich von Drive über Shame, The Great Gatsby, An Education, Suffragette, Inside Llewyn Davis und Mudbound quasi ihre komplette Vita aufzählen. Ihren Namen könnte ich freilich nicht nennen. Daher spreche ich mittlerweile liebevoll vom Carey-Mulligan-Paradoxon (lt. Duden „etwas, das einen Widerspruch in sich enthält“).
Kann mir das jemand erklären? Ein Gehirnforscher, ein Neurologe (*hüstel* – jetzt weiß ich bald endgültig, ob eine bestimmte Person meinen Blog regelmäßig liest) oder ein Psychiater? Kann jemand eine ähnliche Gegebenheit bei sich selber feststellen?
Dieser Blogartikel ist quasi mein letzter Rettungsanker um dieses „Problem“ in den Griff zu bekommen. Falls dies auch nicht hilft, muss ich sie irgendwann mal persönlich treffen und ihr diese Geschichte erzählen. Aber ich könnte sie halt nicht [beim Namen] ansprechen.
Quellenverzeichnis: Titelfoto: (c) film.list.co.uk (all rights reserved)
Beitragsfoto: (c) awardscircuit.com, all rights reserved
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