Okay, ich habe mein Bewertungssystem heuer erneut geändert. Im Gegensatz zum Vorjahr besteht meine Liste diesmal nicht nur aus Serien, welche im Kalenderjahr 2019 ihre Premiere gefeiert haben, sondern auch (wieder) aus Fortsetzungen.

Ich nehme es gleich vorweg, hier eine Auflistung von populären Serien, welche ich (heuer) nicht geschaut habe:

The Americans Catch-22 The Marvelous Mrs. Maisel
The Act The Crown Sex Education
Barry Euphoria YOU
The Boys The Mandalorian When They See Us

Da wir das nun abgeklärt haben, here we go (again):


10. Mindhunter (2. Staffel | Netflix)

Mindhunter

Manche Dinge sollte man am besten nicht herausfinden. Zum Beispiel, dass Jonathan Groff, der Hauptdarsteller aus „Mindhunter“, einer der Hauptcharaktere in „Frozen“ ist (bzw. diesem seine Stimme gibt). Denn diese beiden Rollen verhalten sich nämlich so diametral zueinander wie Homöopathie und echte Medizin. Wie auch immer, nachdem die 1. Staffel mit einem einschneidenden Erlebnis (kein Wortspiel) für den FBI-Agenten Holden Ford geendet hat, setzt die zweite Staffel unmittelbar am Ende des Vorgängers an. Doch nicht nur Agent Ford, sondern auch sein Kollege bzw. Vorgesetzter Bill Tench hat mit persönlichen Problemen rund um seinen Adoptivsohn zu kämpfen, weswegen er den Fokus auf seine Arbeit (und damit auch auf Ford) zunehmend verliert.

Abgesehen davon wird in der 2. Staffel mehr über jenen Serienkiller ans Licht gebracht, welcher während der 1. Staffel schon immer wieder in Anfangs- bzw. Endsequenzen kurz gezeigt wurde. „Mindhunter“ ist nichts für schwache Nerven und man muss stets im Gedächtnis behalten, dass es diese Serientäter wirklich gegeben hat und sie diese Taten wirklich begangen haben und die Aussagen wirklich so gefallen sind. Man merkt bei den Dialogen, dass David Fincher aufgrund seiner Historie rund um „Seven“ und „Zodiac“ auch der bestmögliche Regisseur bzw. Drehbuchautor für diese Serie ist.

09. Chernobyl (Miniserie | HBO/sky)

Chernobyl

Der Preis für die deprimierendste Serie 2019 geht eindeutig an „Chernobyl“. Hier gibt es keinerlei Happy End, sondern nur Verlierer. Die Arbeiter, Feuerwehrleute und Bergarbeiter, welche in den sicheren Tod geschickt werden. Teilweise binnen Stunden, teilweise binnen qualvoller Monate. Die streunenden Hunde, welche aufgrund der Radioaktivität in ihrem Fell gezielt gejagt und erschossen werden. Die Sowjetunion bzw. das heutige Russland, welche den Vorfall bis heute punktuell vertuschen (wollen) bzw. falsche Angaben zu Opfern und erkrankten Personen gemacht haben. Kein Wunder also, dass die Serie in Russland verboten wurde bzw. auf den Index gesetzt wurde.

Wie erwartet hat auch „Chernobyl“ in seiner Kategorie (TV Movie bzw. Miniserie) alle Preise bei den Emmys abgeräumt, welche zu gewinnen waren. Das Ensemble rund Jared Harris, Stellan Skarsgard und Emily Watson agiert stets mit Bedacht, was beim exzellenten Drehbuch von Craig Mazin allerdings auch nicht verwunderlich ist. Die Serie verdeutlicht aber auch vor allem, wie knapp das Desaster an einem Desaster für Gesamt-Europa vorbeigeschrammt ist. Nur dank des Heldenmuts einzelner Personen konnte hier im Jahr 1986 noch (viel) Schlimmeres verhindert werden.

 

08. Russian Doll (1. Staffel | Netflix)

Russian Doll

Amy Poehler („Parks & Recreation“) und Natasha Lyonne („Orange Is The New Black“) haben sich für diese Netflix-Produktion zusammen getan und quasi „Groundhog Day“ als Serie konzipiert. Bei „Russian Doll“ dreht sich alles um eine zynische Millennial-Frau namens Nadia, die eine Party in New York City besucht und am gleichen Abend stirbt. Und am nächsten Abend wieder. Und wieder. Und wieder. Wie auch beim Film mit Bill Murray verändert sich hier der Gemütszustand und die Vorgehensweise der Protagonistin mit fortschreitender Todesanzahl. Sieht sie die Zeitschleife zu Beginn noch als 2. Chance, so ist irgendwann Resignation zu spüren bevor sie dann versucht herauszufinden, wieso sie in dieser Zeitschleife festhängt.

Auch in dieser Serie gibt es einen „Reset-Song“ wie bei „Groundhog Day“. Allerdings handelt es sich dabei nicht etwa auch um „I Got You Babe“ sondern um „Gotta Get Up“ von Harry Nilsson. Die Serie endet jedoch im Gegensatz zum Film mit einem Cliffhanger. Angesichts der Tatsache, dass „Russian Doll“ im Juni für eine 2. Staffel verlängert wurde, ist dies auch gut so. Weil ich die Awards gerne erwähne: Natasha Lyonne wurde für ihre Rolle sowohl für Emmy als auch Golden Globe nominiert.

07. Killing Eve (2. Staffel | BBC America/MGM)

Killing Eve

Ganz hat meine Lieblingsserie des Vorjahres aus der Feder von Phoebe Waller-Bridge (mehr dazu später) ihren Platz an der Sonne nicht verteidigen können. Die zweite Staffel der BBC America Serie (bei uns leider nur im MGM-Kanal von Amazon Video zu sehen) rund um eine Auftragsmörderin und ihrer zwanghaften Beziehung zu einer Kriminalpsychologin hält jedoch ebenfalls viele überraschende Wendungen und unerwartete Szenen parat. Getragen wird die 2. Staffel (im Gegensatz zur 1. Staffel) diesmal ganz klar von Jodie Comer in der Rolle der Villanelle.

Dafür konnte die Liverpoolerin heuer auch ihren ersten Emmy als Hauptdarstellerin in einem Drama gewinnen und ist auch bei den Golden Globes ein heißer Tipp. Ihr Charakter namens Villanelle ist schnell gelangweilt und bei ihren Auftragsmorden ruchlos und dabei verspielt wie ein Kind. Kein Wunder also, dass ihr das Aufkommen einer neuen Konkurrentin am Arbeitsmarkt ein Dorn im Auge ist und sie sich daher nicht nur um das perfide Katz-und-Maus-Spiel mit Kommissarin Eve (Sandra Oh, bekannt aus „Grey’s Anatomy“) kann.

06. Dark (2. Staffel | Netflix)

Dark

Ich habe mir die 1. Staffel von „Dark“ vor einem Jahr nicht angeschaut, weil ich irgendwo vernommen hatte, dass es ein deutscher Abklatsch im Windschatten des Erfolges von „Stranger Things“ sei. Nachdem ich dann heuer beide Staffeln binnen einer Woche gebinged habe, kann ich attestieren, dass dem nicht so ist. „Dark“ ist viel schräger und komplexer als „Stranger Things“. Die Serie bricht alle vorherrschenden Gesetze rund um Zeitreisen und die WTF-Momente werden immer häufiger. Man muss eigentlich ständig eine Liste der Charaktere vor sich liegen haben, damit man weiß, wer das gerade ist. Und wann er gerade ist. Und wie seine/ihre Beziehung zu den anderen Charakteren ist.

Die Produktion (Dialoge, Schnitt, Visuals, Ton etc.) an sich ist mit Sicherheit eine der besten, die je aus unserem Nachbarland gekommen ist, denn man hat nie das Gefühl, dass es sich um eine deutsche Serie handelt (ob dies jetzt negativ gemeint ist, kann jeder für sich selber festlegen). Die Serie war von Beginn an auf drei Staffeln konzipiert, was einerseits schade ist, andererseits auch gut ist, weil man so mit einem durchdachten Ende rechnen kann (looking at you again, Lost).

05. Watchmen (1. Staffel | sky/HBO)

Watchmen

Aus der Feder von Damon Lindelof stammt nicht nur mein geliebtes „Lost“, sondern auch das komplexe „The Leftovers“, welches heuer in vielen Bestenlisten der 2010er-Jahre ganz weit vorne platziert ist. Bei „Watchman“ hätte eigentlich alles passieren können – vom Riesenflop (wie der gleichnamige Kinofilm von Zack Synder aus 2008) bis zum Riesenhit. Im Endeffekt ist es dann die zweite Option geworden, sowohl bei Publikum als auch bei Kritikern.

Eine ausgezeichnete Cast mit gleich drei Oscar-Gewinnern (Regina King als Hauptprotagonistin, Louis Gossett-Jr. als mysteriöser alter Mann sowie Jeremy Irons als verrückter Wissenschaftler) trägt die Story rund um das dystopische Setting eines Amerikas, welches von Robert Redford regiert wird, bei dem Vietnam der 51. Bundesstaat ist und in dem Polizisten in Alabama Masken tragen müssen, um keine Angst vor Terror-Anschlägen von Ku-Klux-Klan-Nachfolgern zu haben. „Watchmen“ ist enorm brutal und teilweise skurril, hat aber jede Menge spannender Wendungen parat hebt sich aber wohltuend von anderen Superhelden-Serien aus dem DC-Universum ab.

04. Unbelievable (Miniserie | Netflix)

Unbelievable

Mit „Unbelievable“ habe ich im Oktober krankheitsbedingt eine Mini-Serie entdeckt, welche heuer zum großen Überraschungserfolg (sowohl bei Publikum als auch Kritikern) wurde. Kaitlyn Dever (eine der beiden Hauptdarstellerinnen in „Booksmart“) spielt dabei eine junge erwachsene (und sozial schwache) Frau, welche gleich zu Beginn von einem maskierten Mann vergewaltigt wird. Weil sie sich bei ihrer Polizeiaussage in Widersprüche verstrickt und die Story allgemein relativ unglaubwürdig klingt, glaubt ihr niemand. Ein Horror-Erlebnis wird durch das Branding als Lügnerin und den daraus resultierenden Folgen noch potenziert.

Neben Dever wird die Cast von Toni Collette („The Sixth Sense“, „Hereditary“) und Merritt Wever ergänzt. Sie spielen die Rollen von zwei unermüdlichen Detectives, die Jahre später aufgrund eines ähnlichen Falles mit dem Serientäter vertraut werden. Manche Szenen in dieser Serie waren für mich (in diesem Falle könne ich sogar schreiben „als Mann“) hart anzusehen bzw. hart zu verkraften, auch weil man vor Ungerechtigkeit oft laut schreien möchte. Nomen est omen, es ist wirklich unglaublich wie sich diese (wahre!) Geschichte entwickelt.

03. Succession (2. Staffel | HBO/sky)

Succession

Einen großen Sprung nach vorne in meiner Liste hat heuer „Succession“ geschafft. Die Satire über einen alternden Medienmogul, der eigentlich aus seinem Imperium abdanken will, aber keines seiner vier Kinder für wirklich fähig genug hält, hat in der zweiten Staffel an Fahrt aufgenommen. Der Serienschöpfer Jesse Armstrong (von dem auch die „Black Mirror“ Episode „The Entire History Of You“ stammt) hat heuer für „Succession“ auch einen Emmy für das beste Drehbuch in einer Drama-Serie gewonnen.

Brian Cox brilliert in seiner Rolle des Rupert Murdoch Logan Roy und ist dabei noch zynischer und hinterhältiger als in der 1. Staffel. Holly Hunter (Oscar-Preisträgerin für „The Piano“) belebt die 2. Staffel als CEO eines verfeindeten Medienkonzerns noch zusätzlich. Gekrönt wird diese Staffel von einer unerwarteten Wendung im Serienfinale, welches ich mir anschließend nochmal anschauen musste, weil man einfach nicht damit rechnen kann. Und das Theme der Serie ist seit heuer mein neuer Klingelton (Anm. den man sowieso nie hört, weil mein iPhone stets auf lautlos geschalten ist).

02. Fleabag (2. Staffel | Amazon Video)

Fleabag

Wie schon bei „Killing Eve“ kurz angemerkt: Phoebe Waller-Bridge ist der Shootingstar des Kalenderjahres 2019. Vorher eigentlich nur Briten oder Insidern bekannt (ihre erste Serie „Crashing“ findet man übrigens auf Netflix), hat die 34-jährige Britin mit der 2. (und letzten) Staffel von „Fleabag“ heuer quasi alle Kritikerpreise eingeheimst. Darunter den Emmy für die beste Comedyserie, die beste Hauptdarstellerin in einer Comedy-Serie und für das beste Drehbuch in einer Comedy-Serie.

Im Sog dieses Erfolgs wurde sie dann auch als Autorin für das Drehbuch des kommenden Bond-Films „No Time To Die“ engagiert. „Fleabag“ hat einen einzigartigen Flow, hervorragende Schauspieler (wie u.a. Oscar-Preisträgerin Olivia Colman als böse Schwiegermutter) und eben ein famoses Writing. Hier hat man das Gefühl, dass jeder Strich und jede Szene einfach perfekt passen. Nebenbei ist „Fleabag“ auch verdammt witzig und berührend, ohne dabei aber auf die Tränendrüse zu drücken. Es ist einerseits schade, dass es keine 3. Staffel mehr geben wird. Andererseits aber kann PWB dadurch auch das eigene (Serien-)Denkmal nicht zerstören.

01. Mr. Robot (4. Staffel | USA/Amazon Video)

Mr. Robot

Bis zum 23. Dezember war die 4. und gleichzeitig letzte Staffel von Mr. Robot auf Platz 2 meiner Shortlist einzementiert. Doch mit einem enorm befriedigenden Serienfinale (looking at you again, Lost) hat es die Serie von Sam Esmail doch noch auf den Spitzenplatz geschafft. Mr. Robot ist keine Serie über Hacker (obwohl es keine realistischere Serie über Hacks und die von ihnen verwendeten Tools gibt). Mr. Robot ist eine Serie über die menschliche Psyche. Mit Ausnahme von Black Mirror zeichnet auch kaum eine andere Serie ein derart schonungsloses Bild der Gegenwart und nahen Zukunft. Wer die Serie 2015 begonnen hat und während der äußerst komplexen 2. Staffel aufgehört hat, sollte schleunigst wieder damit beginnen.

Die Folge 407 – Proxy Authentication Required ist ein Meilenstein der modernen Seriengeschichte. Diese Folge hält bei IMDb mit knapp 13.000 Votes bei einer Durchschnittswertung von 10.0 und nichts, aber rein gar nichts hat mich im Kalenderjahr 2019 in einem Film oder einer Serie mehr bewegt als diese Folge, die wie ein Kammerspiel aufgebaut ist und uns etwas Neues über den Charakter des Mr. Robot lehrt. Rami Malek wurde dank Mr. Robot zum Star und Oscargewinner (für Bohemian Rhapsody), die Karriere des Christian Slater wurde wiederbelebt und ich bin jetzt schon gespannt, welches Projekt Sam Esmail als nächstes in Angriff nimmt.

Was habe ich sonst geschaut?

 

The Good

Knapp an einem Platz auf der Liste vorbeigeschrammt sind das herzerwärmende After Life von Ricky Gervais sowie Lodge 49 mit Wyatt Russell als optimistischem Verlierer. BoJack Horseman bleibt die beste Animationsserie und wird mit der Beendingung der Serie in 2020 sicher einen Platz auf meiner Bestenliste finden. Die neuen Staffeln von Bosch und Goliath waren spannend, allerdings sollte man diese Serien aus meiner Sicht auch bald einmal beenden. Billions konnte im Vergleich zur letzten Staffel wieder zusetzen. Ich weiß bis jetzt nicht, was ich von The Politician halten soll. Exzellente Momente und klassische Ryan-Murphy-Scripts halten sich hier die Waage.

The Bad

Etwas enttäuschend war die letzte Staffel von Unbreakable Kimmy Schmidt. Sehr enttäuschend war die letzte Staffel von Arrested Development. Gelangweilt habe ich mich bei der zweiten Staffel von Jack Ryan sowie bei Good Omens, die ich jeweils nicht fertig geschaut habe. Bei Silicon Valley bin ich froh, dass aktuell die letzten Folgen der letzten Staffel laufen, diese Serie konnte nach einem enorm starken Beginn einfach nicht mehr zulegen.

The Ugly

Die letzte Staffel von The Affair habe ich nach zwei Folgen abgebrochen. Habe letztes Jahr geschrieben, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie diese funktionieren soll. Tut sie nicht. Die letzte Staffel von Game of Thrones befindet sich (wie ihr bemerkt habt) auch nicht nicht auf meiner Bestenliste. DB Weiss & David Benioff haben ein Exempel für die Ewigkeit statuiert, wie ein schlechtes Drehbuch die Legende einer ansonsten herausragenden Serie (SchauspielerInnen, Kostüme, Musik, Special Effects etc.) beschädigen kann. Auch Black Mirror hat die mit Abstand schlechteste Staffel der Seriengeschichte abgeliefert.

 

Zum siebten Mal küre ich knapp vor Jahreswechsel meine zehn Lieblingsfilme des abgelaufenen Kinojahres. Hier wie immer als Einleitung meine bisherigen Lieblingsfilme (der Jahre 2013 bis 2018):

2018 Bohemian Rhapsody
2017 Manchester By The Sea
2016 Arrival
2015 Inside Out
2014 Whiplash
2013 Drive

Gleich vorweg: Nicht nur Kino ändert sich. Sondern auch wie Kino konsumiert wird. Zum ersten Mal in der Geschichte meines Blogs zitiere ich mich selber. Und zwar zitiere ich meinen Twitter-Thread vom 9. Dezember, welcher sich auf einige Filme aus der nachfolgenden Liste bezieht:

Ich hab mal die #GoldenGlobes Nominierungen für CBS, ABC, NBC und FOX zusammenaddiert: 0 (null). Lineare TV-Stationen sind im Bezug auf die #AwardsSeason irrelevant geworden und dies wurde heute erneut bestätigt. Ist aber auch irgendwo logisch. Im „normalen“ TV darf nicht geflucht werden, es darf keine nackte Haut gezeigt werden, es darf keinerlei Konsum von Drogen gezeigt werden, es darf keine Gewalt ab 18 gezeigt werden.  Streaming hat die TV-Welt komplett verändert. Vor 10 Jahren wäre z.B. eine TV-Serie mit einer Cast von Meryl Streep, Nicole Kidman, Reese Witherspoon und Laura Dern utopisch gewesen. Fernsehen war verpönt, Kino the real deal. Auch hier sind die Welten dank neuer künstlerischer Freiheit untereinander verschwommen.

Mit „The Irishman“ und „Marriage Story“ hat Netflix heuer die nächste Ära eingeleitet. Nun verschwimmen Kino und TV nicht nur hinsichtlich Cast, sondern auch hinsichtlich Distribution. Zwei potentielle Oscar-Gewinner im eigenen Wohnzimmer, keine zwei Wochen nach Kinostart. Kino wurde schon oft für tot erklärt. Das wird nicht passieren, so lange es Marvel, Star Wars und andere Filme mit Event-Charakter gibt. Allerdings wird das fremdsprachige Kino und das Indie-Kino stark von Streaming Services profitieren. Und davon profitieren auch die Zuschauer.

Wie immer eine kurze Erklärung zum Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im Fall von heuer) 29.12. gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2018 in den amerikanischen Kinos angelaufen sind. Der Name in Klammer ist die/der RegisseurIn des Films, die erste Zahl ist der aktuelle IMDb-Score (Fan-Bewertung von 0.0 bis 10.0) und die zweite Ziffer ist der Metascore (durchschnittlicher Kritikerwert der sich von 0-100 erstreckt) des jeweiligen Films.

Die Synopsis zu jedem Film lasse ich heuer weg – hier gibt es genügend Seiten. Kurzer Ausblick: es befinden sich diesmal u.a. zwei weibliche Regisseure unter den Top10, ein nahezu unbekanntes Brüderpaar, ein Indie-Darling, ein Regisseur der den Welterfolg seines Erstlingswerkes bestätigen musste, der Regisseur einer der erfolgreichsten Comedy-Reihen sowie zwei Großmeister am Regiestuhl.

 


10. The Farewell (Lulu Wang | 7.8 | 89)

The Farewell

Darsteller: Awkwafina, Shuzhen Zhao, Tzi Ma, Diana Lin, Jim Liu, Gil Perez-Abraham

Einschätzung: Kino aus Asien wurde im Westen früher oft mit Martial Arts gleichgestellt. Mit Bruce Lee und später Jackie Chan. Doch seit den 90er-Jahren und Filmen wie „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ ist die Expansion des künstlerischen asiatischen Kinos kaum zu stoppen. Zuletzt waren dies beispielsweise der Überraschungserfolg „Crazy Rich Asians“ letztes Jahr oder der hochgelobte „Parasite“ (welchen ich leider noch nicht sehen konnte) in diesem Jahr.

„The Farewell“ handelt von einer chinesischen Frau (Awkwafina), die in den USA aufgewachsen ist und zu ihren Wurzeln zurückkehren muss, weil ihre Großmutter todkrank ist. Dies wissen auch alle – bis auf die Großmutter selber. Wie man sich denken kann, dreht sich in dieser Tragikomödie vieles um die Unterschiede verschiedener Kulturen und natürlich auch um die Balance von Moderne und Tradition. „The Farewell“ regt zum Nachdenken über die eigene Familie an, ist bittersüß und berührend, drückt jedoch auch nicht zu stark auf die Tränendrüse.

09. Booksmart (Olivia Wilde | 7.2 | 84)

Booksmart

Darsteller: Beanie Feldstein, Kaitlyn Dever, Jason Sudeikis, Lisa Kudrow, Will Forte

Einschätzung: „Booksmart“ ist keine Teenie-Komödie im klassischen Sinn, sondern ein Film über (lebenslange) Freundschaft und das Erwachsenwerden. In gewisser Hinsicht also eine Hommage an die 80er-Filme rund um das Brat Pack, dabei allerdings deutlich weniger banal. Olivia Wilde (als Schauspielerin den meisten als „13“ aus „House bekannt) hat in ihrem Erstlingswerk als Regisseurin ihren Ehemann (Sudeikis), dessen Freund (Forte) und eine ihre besten Freundinnen (Kudrow) versammelt und erzählt die Geschichte von zwei Streberinnen, die an ihrem letzten Schultag realisieren, dass sie in ihrem Leben noch nie auf den Putz gehauen haben.

„Booksmart“ ist nicht so lustig oder abgefahren wie etwa „Superbad“, ist aber mit einem Mini-Budget von nur $6.000.000 trotzdem einer der großen Überraschungserfolge des heurigen Kinojahres. Sowohl für Kaitlyn Dever (Golden-Globe-Nominierung für „Unbelievable“) als auch Beanie Feldstein (Golden-Globe-Nominierung für diesen Film) bedeutete dieser Indie-Film den Durchbruch in Hollywood. Für einen kleinen Skandal sorgten im Herbst einige US-Fluglinien, die bei der Flugzeug-Version des Filmes eine lesbische Liebesszene einfach und kommentarlos herausgeschnitten hatten.

08. Us (Jordan Peele | 6.9 | 81)

Us Movie

Darsteller: Lupita Nyong’o, Winston Duke, Elisabeth Moss, Tim Heidecker, Shahadi Wright Joseph, Evan Alex

Einschätzung: Das Horrorkino der 90er und 00er-Jahre wurde weitestgehend von Slasher- oder Gore-Filmen dominiert (u.a. Scream, Final Destination, Saw). Doch seit wenigen Jahren gibt es sowas wie eine Renaissance des „intelligenten“ Horrorfilms. Es geht nicht mehr darum, Menschen so brutal oder grausam oder einfallsreich wie möglich umzubringen. Viel mehr stehen nun die Charaktere und die Charakterentwicklung der düsteren Charaktere im Vordergrund. Jordan Peele hat es mit seinem Erstlingswerk „Get Out“ vollbracht, einen Film zu erschaffen der gleichermaßen Horrorfilm und Milieaustudie ist. Dafür wurde er von der Academy auch mit dem Oscar für das Beste Originaldrehbuch ausgezeichnet.

Daher stand Peele bei „Us“ unter besonderem Druck. Diesem hat er meiner Meinung nach gut standgehalten. Vor allem der Soundtrack liegt mir noch immer im Ohr. Und auch „Good Vibrations“ von den Beach Boys werde ich nie wieder so hören können wie zuvor. Die Handlung selber ist etwas bizarr und verläuft sich teilweise in Ungereimtheiten, darüber kann man aber im Sinne der Grundidee hinweg sehen. Und spätestens mit der überraschenden Wende am Ende des Filmes geht man mit einem „Wow“-Gefühl aus dem Kinosaal.

07. Avengers: Endgame (Anthony & Joe Russo | 8.5 | 78)

Avengers Endgame

Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Paul Rudd, Chris Pratt und noch 100 andere Superstars

Einschätzung: Nachdem es über die Jahre hinweg kein einziger Film aus der Avengers-Reihe in meine Liste geschafft hat, steht „Endgame“ stellvertretend für diese Marvel-Serie, welche nahezu alle Kassenrekorde sprengen konnte und einzelne Schauspieler wie Chris Pratt oder Chris Evans zu Superstars machte. Bis auf einzelne Ausnahmen sind alle diese Filme auch äußerst unterhaltsam und kurzweilig, also perfekt für den Popcorn-Kinogänger der unterhalten werden will und kein Augenmerk auf künstlerische Aspekte (wenn ich Filme wie „Roma“ als Maßstab verwende) legt. Dies ist auch keineswegs eine negative Aussage – Kino ist für Filme wie jene rund um die Marvel-Heroen gemacht, welche im letzten Jahrzehnt die herkömmlichen Action-Stars (wie früher etwa Schwarzenegger, Stallone, Willis oder Van Damme) abgelöst haben. CGI sei Dank.

Und weil Marvel eine Gelddruckmaschine ist, steht neben diversen Serien auf Disney+ auch bereits das nächste Jahrzehnt an Filmen bereit, wobei die Geschichte über Black Widow (Scarlett Johansson) im Frühjahr den Beginn machen wird. Später im Jahr 2020 steigen dann auch Angelina Jolie, Kit Harington und Richard Madden in „The Eternals“ in das MCU (Marvel Cinematic Universe) ein. Außerdem stehen die Fortsetzungen von Doctor Strange sowie Black Panthers bereits in den Startlöchern.

06. Ford v Ferrari (James Mangold | 8.3 | 81)

Ford v Ferrari

Darsteller: Christian Bale, Matt Damon, Jon Bernthal, Catriona Balfe, Josh Lucas, Noah Jupe

Einschätzung: Ich bin grundsätzlich kein Rennsport-Fan. Mir sind Autos und Motorräder ziemlich egal. Das letzte Formel 1-Rennen welches ich mir angeschaut habe, ist schon Jahre her. Ich bin auch der Meinung, dass Rennsport früher spannender war. Dies hängt mit Sicherheit mit dem Aspekt der Gefahr zusammen, aber primär weil die Rennfahrer früher noch echte Charaktere waren und keine austauschbaren Milchbubis wie heute. Doch genug über meine angespannte Beziehung mit Autos und dem Rennsport, „Ford v Ferrari“ bzw. „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ (Anm. – bei diesem deutschen Titel durfte sich mal wieder ein Übersetzer austoben) ist für mich auch nicht primär ein Rennsportfilm, sondern eine Charakterstudie.

Und es gibt im 21. Jahrhundert kaum bessere Schauspieler als Christian Bale, der sich auf jeden seiner Filme minutiös vorbereitet (u.a. „Vice“, „The Machinist“ oder „The Fighter“). So auch hier in seiner Rolle des Ken Miles, für die er bereits für Golden Globe und SAG-Award nominiert wurde. Im Gegensatz zum Vorjahr (als er für „Vice“ Topfavorit neben Rami Malek war) dürfte er jedoch heuer keine großen Chancen auf den Gewinn haben, wenn man den Buchmachern glaubt. Wie auch immer, „Ford v Ferrari“ ist ein Film über Pioniere, über Menschen die an sich glauben und das Unmögliche möglich machen. Insofern lasse ich den Subtitel „Gegen jede Chance“ ausnahmsweise durchgehen.

05. The Irishman (Martin Scorsese | 8.1 | 94)

The Irishman

Darsteller: Robert De Niro, Joe Pesci, Al Pacino, Harvey Keitel, Ray Romano, Bobby Cannavale, Anna Paquin

Einschätzung: „The Irishman“ war für mich Enttäuschung auf höchstem Niveau. Es handelt sich dabei sicher nicht um den besten Film von Martin Scorsese. Das ist bei einem Repertoire, welches u.a. „Goodfellas“, „Taxi Driver“, „Raging Bull“ oder „The Departed“ umfasst, auch keineswegs überraschend. Mit einer Spieldauer von knapp dreieinhalb Stunden ist der Film über den Aufstieg eines Handlangers in der New Yorker Mafia einfach um mindestens eine Stunde zu lange. Gerade in der letzten Stunde passiert nicht mehr wirklich viel und man hat öfters das Gefühl, Scorsese will seinem treuen Gefolge rund um De Niro, Pesci, Keitel usw. einfach nochmal eine letzte gemeinsame Vorstellung geben.

Weil wir gerade beim Alter sind: auch hier komme ich nicht darüber hinweg, das Wort „CGI“ (Computed Generated Imagery) zu schreiben. Es ist fast schon beängstigend, wenn in einer Rückblende auf einmal ein junger De Niro am Tisch sitzt und nicht etwa ein junger Schauspieler, der De Niro ähnelt, so wie das bis in die 2000er-Jahre der Fall war. Doch genug der Kritik, das Ensemble an sich spielt wenig überraschend herausragend. Gerade Joe Pesci, der nochmal aus der wohlverdienten Pension gelockt werden konnte, spielt in Höchstform und kann sich berechtigte Chancen auf seinen zweiten Oscar ausrechnen.

04. Marriage Story (Noah Baumbach | 8.2 | 93)

Marriage Story

Darsteller: Scarlett Johansson, Adam Driver, Laura Dern, Alan Alda, Wallace Shawn

Einschätzung: Kaum ein Film wurde heuer mehr gehyped als „Marriage Story“. Regisseur und Drehbuchautor Noah Baumbach ist eine Art Ikone des Indie-Films, als Regisseur verantwortlich für „The Squid And The Whale“ „Frances Ha“, „Mistress America“ sowie als Drehbuch-Autor auch für die Wes-Anderson-Filme „The Life Aquatic With Steve Zizzou“ sowie „The Fantastic Mr. Fox“. Nebenbei ist er mit Greta Gerwig verheiratet, der weiblichen Ikone des Indie-Films („Lady Bird“, „Little Women“).

Wer hier also Action oder Effekte (oder CGI) erwartet, wird gnadenlos enttäuscht werden. Der Film ist eine Charakterstudie über zwei Menschen, die sich trennen aber zum Wohle des gemeinsamen Sohnes trotzdem irgendwie zusammen bleiben. Und sich eigentlich noch immer lieben. Aber größtenteils nur mehr an die negativen Charakterzüge des Gegenübers denken können, teils auch aufgrund ihrer äußeren Einflüsse. Sowohl Scarlett Johansson als auch Adam Driver liefern jeweils die beste Arbeit ihrer Karrieren ab und gelten jeweils als sichere Kandidaten für eine Oscar-Nominierung.

03. Joker (Todd Phillips | 8.7 | 59)

Joker

Darsteller: Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz, Frances Conroy, Brett Cullen

Einschätzung: Wie es die Erzählung beschreibt, hatte Jared Leno (Oscar-Gewinner als Bester Nebendarsteller für „Dallas Buyer’s Club“) bis kurz vor Beginn der Dreharbeiten versucht, die neue Joker-Verfilmung zu verhindern. Der Joker aus „Suicide Squad“ hatte nämlich (wie Harley Quinn) auf einen Standalone-Film in der Rolle des diabolischen Schurken gehofft. Diese ist seit heuer aber definitiv vom Tisch, außerdem ist er vermutlich in einer Liste der besten Joker-Mimen auch nur auf Platz 4 nach Jack Nicholson, Heath Ledger und nun Joaquin Phoenix. Der kleine Bruder von River Phoenix war schon zweimal Mitfavorit auf einen Oscar (als tyrannischer Kaiser in „Gladiator“ sowie als Johnny Cash in „Walk The Line“), wurde aber jeweils im Endeffekt übergangen.

Damit wird heuer (bzw. Anfang nächsten Jahres) allerdings Schluss sein. Für seine Darstellung des Arthur Fleck ist Phoenix aktuell haushoher Favorit bei den Buchmachern. Sollte er den Golden Globe und vor allem den SAG-Award gewinnen, dann wird seine Quote vermutlich auf 1.01 sinken. Ich persönlich hatte es nicht für möglich gehalten, dass ausgerechnet Todd Phillips (der Regisseur der „Hangover“-Trilogie) es schafft, den menschlichsten Joker auf die Leinwand zu bringen, mit dem man anfangs mitfühlt und sogar versteht, wieso er zum bekannt psychopathisch-skrupellosen Superschurken wird. „Joker“ hat es auch geschafft, mehr als $1.000.000.000 einzuspielen und ist damit der erfolgreichste Film aller Zeiten ohne Jugendfreigabe. Kein Wunder also, dass ein Konzept für Teil 2 bereits auf dem Tisch liegt.

02. Uncut Gems  (Benny & Josh Safdie | 8.1 | 89)

Uncut Gems

Darsteller: Adam Sandler, Julia Fox, Kevin Garnett, Idina Menzel, LaKeith Stanfield, Eric Bogosian

Einschätzung: In „Uncut Gems“ (ungeschliffene Edelsteine) liefert Adam Sandler (ja, der Adam Sandler) die beste schauspielerische Leistung seiner Karriere und darf aufgrund der exzellenten Kritiken sogar mit der ersten Oscar-Nominierung seiner Karriere spekulieren. Dies hätte nach Katastrophenfilmen wie „Jack & Jill“ oder „Pixels“ niemand mehr für möglich gehalten. Allerdings hat der SNL-Alumnus auch schon sehr solide schauspielerische Leistungen geliefert, etwa in „Funny People“, „Punch Drunk Love“ oder „The Meyerowitz Stories“.

Wie auch immer, im Film der relativ unbekannten Safdie-Brüder (welche das Drehbuch vor knapp zehn Jahren geschrieben hatten) brilliert der Mann mit dem schlechten Kleidungsgeschmack als wettsüchtiger New Yorker Diamantenhändler im Jahr 2012. Dieser hat einen Edelstein aus Afrika illegal erworben und will ihn nun für $1.000.000 versteigern. Dieses Geld hat er auch dringend notwendig, da er seinem Schwager vielen anderen zwielichtigen Gestalten ebenfalls viel Geld schuldet. „Uncut Gems“ ist ein Film, bei dem man ständig auf den Rand des Kinositzes rutscht, weil er überhaupt keine Ruhephasen hat und stets dem intensiven Aktionismus des Hauptakteurs folgt, der seine Fehlentscheidungen mit neuen Fehlentscheidungen aus der Welt schaffen will. Man will während des Films öfters „tu das nicht“ schreien, aber vergebens, denn die Sucht des Protagonisten ist stets stärker als die Rationalität.

01. Once Upon A Time In Hollywood
(Quentin Tarantino | 7.8 | 83)

Once Upon A Time In Hollywood

Darsteller: Leonardo Di Caprio, Brad Bitt, Margot Robbie, Margaret Qualley, Al Pacino, Emile Hirsch, Luke Perry, Damian Lewis

Einschätzung: Mit „Once Upon A Time In Hollywood“ hat Quentin Tarantino in seinem neunten (und damit nach eigener Aussage vorletzten Film) dem Hollywood seiner frühen Jugend ein Denkmal gesetzt. So wurden während der Dreharbeiten u.a. auch ganze Teile des Hollywood Boulevards gesperrt um die späten 60er-Jahre so realistisch wie möglich (ohne die Zuhilfenahme von CGI) wiederauferstehen zu lassen. Ab und zu sind die Schauspieler dadurch auch nur Co-Stars neben der nostalgischen Kulisse und dem wie immer exzellenten Soundtrack. Doch wenn einmal keine szenischen Kulissen im Fokus stehen, ist es ein Genuss den beiden Superstars Di Caprio und Pitt in ihrer jeweils zweiten Zusammenarbeit mit Tarantino (nach „Django Unchained“ bzw. „Inglourious Basterds“) bei der Arbeit zuzuschauen. Tarantino spielt auch bewusst mit den historischen Kenntnissen der Zuschauer rund um die Manson-Morde und die daraus (zumindest bei mir) resultierende Furcht vor dem Filmende.

Bei Publikum und Zuschauer gleichermaßen erfolgreich, wird der Film vermutlich 8-10 Oscarnominierungen einheimsen können, ohne dabei allerdings großer Favorit zu sein. Lediglich der Oscar für das Beste Produktionsdesign scheint (verdientermaßen) schon in der Tasche zu sein. Es gibt nur zwei Regisseure von denen ich jeden Film gesehen habe – der eine ist Christopher Nolan (dessen „Tenet“ wohl Topfavorit für meine Nummer 1 des Jahres 2020 ist) und der andere ist eben Quentin Tarantino. Weil beide Regisseure moderne Geschichtenerzähler sind und deren Geschichten bis zum Schluss fesseln und im Normalfall auch unerwartete Wendungen mit sich bringen.

Ausblick auf 2020

Am Freitag startet „Knives Out“ in den heimischen Kinos, ein klassischer „whodunit“-Film aus der Feder von Rian Johnson (Star Wars VIII). In drei Wochen folgt dann Sam Mendes‘ (der sich ab 2020 „Sir“ nennen darf) 1917 (mit Benedict Cumberbatch, Colin Firth, Richard Madden und Andrew Scott) in den heimischen Kinos, ein Geheimfavorit bei den Oscars.

Wie bereits angedeutet, kann ich den neuen Film von Christopher Nolan („Tenet„) kaum erwarten, der wie zuletzt „Dunkirk“ auch einen Starttermin im Sommer bekommt. Auch der neue James Bond Film mit dem Titel „No Time To Die“ (der letzte von Daniel Craig in der Rolle des 007) hat das Potential zum Kassenschlager.

Für die Kinder und Junggebliebenen kommen bereits im Jänner die Verfilmungen von „Dolittle“ (mit Robert Downey Jr. als Dr. Dolittle) und „Sonic The Hedgehog“ (mit Jim Carrey als Bösewicht) in die Kinos. Disney kontert mit der Realverfilmung von „Mulan“ sowie den bereits erwähnten „Black Widow“ und „The Eternals“ aus dem Hause Marvel. Und sicherlich freuen kann man sich auch auf den neuen Pixar-Film mit dem Titel „Soul“.

Weitere Fortsetzungen gibt es von „Wonder Woman“, „Fast & Furious“ und den „Minions“. Knapp 34 Jahre nach dem Kinostart des ersten Filmes kommt im Sommer auch „Top Gun 2“ in die Kinos. 30 Jahre sind es bei „Ghostbusters 3“ (mit dem Titel „Afterlife“). 29 Jahre beim dritten Teil von „Bill & Ted“, was eigentlich nur fantastisch oder katastrophal werden kann. Dagegen sind die 17 Jahre zwischen „Bad Boys II“ und „Bad Boys III“ schon fast lächerlich wenig. Highlight am Jahresende könnte dann die Neuverfilmung von „Dune“ von Denis Villeneuve werden.

Die 2010er-Jahre („Twenty-Tens“) neigen sich dem Ende zu und man wird allerorts von Bestenlisten überschwemmt. Eine Liste mehr oder weniger ist auch schon egal, daher belebe ich meinen Blog mal wieder mit meinen persönlichen Highlights der letzten zehn Jahre. Damit eine solche Ausgabe nicht ausartet, habe ich mir einige Regeln auferlegt, um Struktur in die Listen zu bringen.

Bei den Filmen und Spielen ist der Sachverhalt relativ klar. Diese müssen zwischen 2010 und 2019 erschienen sein. Eine Sonderregel gibt es nur bei Serien – diese müssen spätestens 2010 angelaufen sein (deswegen werdet ihr auch etwa Breaking Bad vermissen) und als Zusatzregel hab ich (auch um mir die Liste einzuschränken) noch dazu beschlossen, dass diese Serie auch bereits beendet sein muss (oder im Laufe des Jahres noch beendet werden wird). Außerdem hab ich Anthology-Serien (wie etwa Fargo, Black Mirror, American Horror Story) und Serien-Events (z.B. Chernobyl) ebenfalls außen vor gelassen.

Ich wollte ursprünglich auch meine zehn Lieblingssongs der letzten Dekade ranken – dies hat sich jedoch als unlösbare Aufgabe herausgestellt und wurde nach dem dritten Versuch unwiderruflich abgebrochen. Genug geschwafelt, here we go:

Kinofilme

Arrival

Rang Film Regie Cast
1. ARRIVAL (2016) Denis Villeneuve Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker
2. DRIVE (2011) Nicolas Winding Refn Ryan Gosling, Carey Mulligan
3. INCEPTION (2010) Christopher Nolan Leonardo Di Caprio, Tom Hardy, Marion Cotillard
4. INTERSTELLAR (2014) Christopher Nolan Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain
5. WHIPLASH (2014) Damien Chazelle Miles Teller, J.K. Simmons
6. BLADE RUNNER 2049 (2017) Denis Villeneuve Ryan Gosling, Harrison Ford, Ana de Armas
7. INSIDE OUT (2015) Pete Docter Amy Poehler, Phyllis Smith, Richard Kind (Stimmen)
8. GET OUT (2017) Jordan Peele Daniel Kaluuya, Allison Williams
9. BOYHOOD (2014) Richard Linklater Ethan Hawke, Patricia Arquette, Ellar Coltrane
10. THE WOLF OF WALL STREET (2013) Martin Scorsese Leonardo Di Caprio, Margot Robbie, Jonah Hill

Das Jahr 2014 war ein gutes. So gut, dass gleich drei meiner Top-10-Filme der letzten Dekade (Whiplash, Interstellar, Boyhood) aus diesem Jahr stammen. Arrival war ein Film über den man nicht reden kann, ohne die Handlung zu spoilern. Es gab keinen anderen Film in den Twenty-Tens, der mir mehr Gänsehaut bereitet hat. Chris Nolan und Denis Villeneuve haben es jeweils mit zwei Filmen auf die Liste geschafft und wäre es eine Top20, dann wären es wohl sogar jeweils drei gewesen.

Boyhood wurde bei den Oscars von Birdman betrogen, weil kein Film der letzten Dekade mutiger war (der Film wurde über eine Zeitspanne von 12 Jahren hinweg gedreht). Mit Get Out hat Jordan Peele ein neues Sub-Genre des Horrors erschaffen. Kein Film war visuell schöner und beeindruckender als Blade Runner 2049 (yes Roger Deakins!). Inside Out war der beste Pixar-Film der vergangenen Dekade (I’m not crying, you are crying) und The Wolf of Wall Street war herrlich überdreht und schamlos.

TV-Serien

Game Of Thrones

Rang Serie Creator Cast
1. GAME OF THRONES (2011-2019) David Benioff & DB Weiss Kit Harrington, Emilia Clarke, Peter Dinklage
2. MR. ROBOT (2015-2019) Sam Esmail Rami Malek, Christian Slater, Carly Chaikin
3. HALT AND CATCH FIRE (2014-2017) Chris Cantwell & Chris Rogers Lee Pace, Scoot McNairy, Mackenzie Davis
4. SHERLOCK (2010-2017) Marc Gatiss & Steven Moffat Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs
5. PERSON OF INTEREST (2011-2016) Jonathan Nolan Jim Caviezel, Michael Emerson, Taraji P. Henson
6. FLEABAG (2016-2019) Phoebe Waller Bridge Phoebe Waller Bridge, Sian Clifford, Olivia Colman
7. THE LEFTOVERS (2014-2017) Damian Lindelof Justin Theroux, Carrie Coon, Amy Brenneman
8. SUITS (2011-2019) Aaron Korsh Gabriel Macht, Patrick J. Adams, Meghan Markle
9. THE AMERICANS (2013-2018) Joe Weisberg Keri Russell, Matthew Rhys, Noah Emmerich
10. BOJACK HORSEMAN (2014-2019) Raphael Bob-Waksberg Will Arnett, Aaron Paul, Amy Sedaris

Wer meine Bestenlisten des Jahres verfolgt hat (die es seit mittlerweile 2012 gibt), für den wird diese Liste nur wenige Überraschungen bieten. GoT war ein kulturelles Phänomen und die einzige Serie auf dieser Liste, für die (während der letzten Staffel) an jedem Montag um 06:00 aufgestanden bin, um die aktuelle Folge noch vor dem Büro zu schauen und damit spoilerfrei durch den Tag zu kommen. Keine Serien haben Außenseiter bzw. die Tech-Welt besser charakterisiert als Mr. Robot und Halt & Catch Fire. Sherlock und Person Of Interest hatten stets unerwartete Wendungen und viel Spannung (sowie Wortwitz) parat.

Suits war meine guilty pleasure und wäre weiter oben in der Liste gelandet, wenn die letzten Staffeln nicht etwas abgeflacht wären. Fleabag wird nicht nur hier, sondern auch in meiner Liste des Jahres 2019 (sehr) weit vorne landen. The Americans hat den Kalten Krieg zurück ins Wohnzimmer gebracht (wer das halt wollte) und keine Serie hat sich im Verlauf von drei Staffeln mehr gesteigert als The Leftovers. Last but not least, BoJack Horseman ist für mich die beste Animationsserie überhaupt (ja, damit meine ich aller Zeiten).

Games

The Last Of Us

 

Rang Game Studio / Publisher Genre
1. THE LAST OF US (2013) Naughty Dog / Sony Action-Adventure
2. DIABLO 3 (2012) Blizzard Entertainment Hack & Slay
3. FOOTBALL MANAGER 2010 Sports Interactive / Sega Simulation
4. RED DEAD REDEMPTION (2010/2018) Rockstar Games Action-Adventure
5. GTA V (2013) Rockstar Games Action-Adventure
6. DIVINITY: ORIGINAL SIN 2 (2017) Larian / Namco Rollenspiel
7. CIVILIZATION 5 (2010) Fireaxis / 2K Games Rundenbasierte Strategie
8. MAX PAYNE 3 (2012) RAGE / Rockstar Games Third-Person-Shooter
9. DISCO ELYSIUM (2019) ZA/UM Rollenspiel
10. PORTAL 2 (2011) Valve / EA Action/Rätselspiel

Hätte ich eine solche Liste in den 1990ern oder 2000ern erstellen müssen, die Aufgabe wäre viel komplexer und komplizierter geworden. In den 2010ern habe ich bei weitem nicht mehr so viel und sooft gezockt wie in den Dekaden zuvor. Die Liste erstellt sich fast wie von selbst: es gibt kein Spiel, welches an die Atmosphäre und Story von TLOA herankommt. Ich habe vermutlich nichts länger gespielt als Diablo 3. Mit dem Football Manager 2010 habe ich 268 Stunden verbracht (das sind knapp 12 Tage – danke für diese Information an Steam). An die Qualität der Action-Adventures von Rockstar Games (RDR [wobei ich Teil 2 nur kurz gespielt habe], GTA, Max Payne) kommt kein anderes Studio heran.

Abgerundet wird die Auflistung von Divinity: Original Sin 2, welches mich am meisten an Baldur’s Gate zurückerinnerte sowie Civ 5, dem vermutlich zweitbesten Teil der Civilization-Reihe nach Teil 2. Disco Elysium habe ich erst vor wenigen Wochen zu spielen begonnen, hat jedoch fast ein neues Sub-Genre des Rollenspiels erschaffen. Und Portal 2 war einfach kurzweilig.

Best of 2019

Natürlich wird es im Dezember auch wieder eine Bestenliste des Jahres 2019 geben, allerdings nur wieder (wie immer) mit TV-Serien (lediglich Premieren aus dem aktuellen Jahr) und Filmen. Bis dahin werde ich mich (nach Ende der Herbstsaison) noch um die bisherige Saison der SV Ried in der 2. Liga widmen. Stay tuned.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren habe ich mir heuer eine Änderung an meinem Bewertungssystem überlegt. Weil ich nämlich im Laufe der letzten Jahre viel Feedback erhalten habe, dass mein Blog den meisten Lesern als Hilfe hinsichtlich der Entdeckung von neuen Serien dient, habe ich meine Liste deswegen heuer lediglich auf Serienpremieren beschränkt.

Was habe ich sonst geschaut? Die aktuelle Staffel von Better Call Saul war erneut brilliant und Emmys bzw. Globes für Bob Odenkirk sind eigentlich überfällig. BoJack Horseman  bleibt die beste Animationsserie und bei Billions bin ich jetzt schon auf die neue Staffel gespannt. Silicon Valley wird natürlich weiterhin geschaut werden. Das wunderbar herunterziehende The Affair wird kommendes Jahr zu Ende gehen (wobei ich keine Ahnung haben, wie das aufgrund der letzten Staffel funktionieren soll).

Die Mini-Serie Collateral war (trotz Carey Mulligan) ein Flop und die letzten (Halb-)Staffeln von Unbreakable Kimmy Schmidt und Arrested Development blieben deutlich hinter meinen hochgesteckten Erwartungen zurück. Die neuen Staffeln von Bosch und Goliath  haben mich leider ebenfalls enttäuscht, ähnliches gilt für Ozark.

AtlantaThe Handmaid’s Tale und The Americans  habe ich bis heute nicht geschaut und finden sich daher nicht in meiner Wertung (bzw. würden sich sowieso nicht in meiner Wertung finden, da keine dieser Serien neu ist). Mit dem gut rezensierten The Terror konnte ich mich aufgrund des Settings nicht wirklich anfreunden. Wenn ich mir diese letzten Zeilen selber durchlese, dann verbringe ich eindeutig zu viel Freizeit mit Serien. Aber egal, here we go:

 


10. Patrick Melrose (SHOWTIME / sky)

Patrick Melrose

Darsteller: Benedict Cumberbatch, Jennifer Jason Leigh, Hugo Weaving

Das Leben von Patrick Melrose wird von Drogen und Alkohol bestimmt. Als sein verhasster Vater stirbt, beschließt er sein Leben zu ändern. Die Serie begleitet sein Leben während der fünf Folgen über knapp vier Jahrzehnte und durch Südfrankreich, die USA sowie England. Benedict Cumberbatch (ein weiterer Beweis dafür, dass es keine Grenze zwischen Filmstars und TV-Stars mehr gibt) brilliert dabei als überdrehter und von Drogen und Alkohol getriebener Aristrokratensohn und wurde für seine Rolle auch für den Golden Globe nominiert. Die Serie basiert auf der Romanvorlage von Edward St Aubyn (welche halb-autobiographisch angelegt sein soll) und zeichnet das Bild einer verkommenen Klassengesellschaft. Es ist (positiv gemeint) auch mühsam, Jennifer Jason Leigh (Oscarnominierung für The Hateful Eight) als Mutter von Patrick zuzusehen, wie sie über Jahrzehnte hinweg weiß, dass ihr Sohn misshandelt wird, aber nichts sagen oder dagegen unternehmen kann und sich dann selber als Opfer darstellt. Definitiv keine Serie für entspannende oder lustige Abende.

09. Jack Ryan (Amazon Prime Video)

Jack Ryan

Darsteller: John Krasinski, Wendell Pierce, Abbie Cornish, Ali Suliman, Dina Shihabi

Als mittlerweile fünfter Schauspieler (nach Alec Baldwin, Harrison Ford, Ben Affleck und Chris Pine) spielt John Krasinski (der mit A Quiet Place bereits in meinem Filmjahresrückblick vorkam) den CIA-Analysten Jack Ryan. Unter der Führung von James Greer (gespielt von Wendell Pierce – der Vater von Meghan Markle in Suits) jagt der ehemalige Marine-Soldat und Doktor der Okönomie um die halbe Welt, um einen mutmaßlichen Terroristen im Nahen Osten dingfest zu machen. Jack Ryan ist kurzweilige und kompromisslose Action mit einem charismatischen John Krasinski in der Titelrolle des bekanntesten Charakters von John Clancy. Die Storyline verfängt sich meiner Meinung nach ab und zu zwar in Nebensächlichkeiten und verläuft genau so, wie man sich dies erwartet, das Handwerk ist jedoch gut gemacht. Eine zweite Staffel wurde bereits knapp nach Release der ersten Staffel fixiert und wird weitere Abenteuer des ungewöhnlichen Protagonisten liefern.

08. The Haunting Of Hill House (Netflix)

The Haunting Of Hill House

Darsteller: Michael Huisman, Carlo Gugino, Henry Thomas, Elizabeth Reaser

Regisseur Mike Flanagan lieferte im Laufe der letzten Jahre mit Ouija und Gerald’s Game (keine Beziehung mit yours truly) bereits einige mittelmäßig bekannte Horrorfilme. Mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Shirley Jackson hat er für Netflix jedoch die mit Sicherheit beste Horrorserie des Jahres abgeliefert. THOHH folgt der Familiengeschichte der Großfamilie Crain (fünf Kinder) über mehrere Jahrzehnte hinweg, die zu Beginn in den 80er Jahren in ein altes und baufälliges Haus ziehen und dieses eigentlich nur renovieren und später verkaufen wollen. Schon bald passieren seltsame Dinge und der Zuseher bekommt dieses ungute Gefühl, dass jederzeit etwas Schlimmes passieren kann. Was auch der Fall ist, denn THOHH liefert mitunter einige der nettesten Jump-Scares des Jahres 2018. Von manchen amerikanischen Outlets wurde die Serie bzw. das Ende auch als This Is Us für Horrorthriller bezeichnet – ein Prädikat, dem ich durchaus etwas abgewinnen kann.

07. Succession (HBO / Amazon Video)

Succession

Darsteller: Hiam Abbass, Nicholas Braun, Brian Cox, Kieran Culkin, Jeremy Strong

Oscarpreisträger Adam McKay (Drehbuch für The Big Short) liefert mit Succession eine Mischung aus Billions und Wall-Street-Satire. Der Mogul Logan Roy (für den Rupert Murdoch ein mehr als nur loses Vorbild gewesen sein dürfte) verkündet an seinem 80. Geburtstag, dass er sich doch nicht aus den Firmenagenden zurückzieht sondern weiterhin an der Spitze des Imperiums stehen wird. Sehr zum Missfallen seiner intriganten und verzogenen Kinder (u.a. Kieran Culkin, der für seine Rolle für den Golden Globe als Bester Nebendarsteller nominiert wurde). Die Story verfolgt in weiterer Folge das Leben seiner vier Kinder und was diese mit dem Medienimperium anstellen würden, falls sie die Nachfolge irgendwann doch antreten müssten bzw. könnten. Succession ist eine dieser Serien, bei der jeder Charakter zutiefst unsympathisch ist, man aber irgendwann aus abstrusen Gründen mit einzelnen Personen mitfiebert. Leider verliert sich die Serie nach einigen Folgen etwas zu viel in der Sparte Familiendrama, sie hätte nämlich bei mehr Fokus auf den Part der Mediensatire in meinem Ranking durchaus noch einige Plätze weiter vorne landen können.

06. Bodyguard (BBC / Netflix)

Bodyguard Netflix

Darsteller: Richard Madden, Sophie Rundle, Ash Tandon, Gina McKee, Vincent Franklin

Als ich Bodyguard auf Netflix entdeckte, dachte ich (wie vermutlich die allermeisten Menschen) zunächst an den Film aus 1992 mit Kevin Costner und Whitney Houston. Damit hat die Serie allerdings herzlich wenig zu tun. Richard Madden (populär geworden in seiner Rolle als Robb Stark in Game of Thrones) spielt einen Ex-Marine mit PTSD, der zu Beginn der Serie ein Bombenattentat auf einen fahrenden Zug verhindern kann. Sein tägliches Brot verdient David Budd als Personenschützer in der britischen Regierung und folglich wird er der Innenministerin Julia Montague als Bodyguard zugeteilt, deren Politik eigentlich gegen alle Prinzipien verstößt, welche der Kriegsveteran vertritt. Von seiner Frau und seinem Kind getrennt lebend, beginnt er wider jeglicher Vernunft eine romantische Affäre mit seiner Chefin, welche wiederum in den Mittelpunkt einer Politverschwörung gerät. Bodyguard wurde durch seine kompromisslose Action sowie wendungsreiche Handlung zum Überraschungshit für Netflix, deswegen wird auch bereits über eine 2. Staffel gemunkelt. Sowohl Madden als auch die Serie wurden jeweils für den Golden Globe nominiert.

05. Sharp Objects (HBO / sky)

Sharp Objects

Darsteller: Amy Adams, Patricia Clarkson, Chris Messina, Eliza Scanlen, Matt Craven

Die 5-fach (bzw. dank Vice demnächst 6-fach) oscarnominierte Amy Adams in einer Serie von Jean-Marc Vallee (vielfach preisgekrönt für Big Little Lies). Habe ich schon erwähnt, dass die Romanvorlage dazu von Gillian Flynn (Gone Girl) stammt? „Yes please“ habe ich mir bei diesem Setting gedacht, welches dem Genre des Psychothrillers bzw. Mysterydramas zuzuordnen ist. Zur Handlung: Camille Preaker ist Crime-Reporterin und kehrt aufgrund des grausamen Mordes an zwei Kindern in ihre Heimatstadt irgendwo in Missouri zurück. Sie zieht dabei für die Recherchearbeit vorübergehend in ihrem Elternhaus ein und muss sich daher auch mit ihrer kritischen Mutter Adora (herrlich von Patricia Clarkson gespielt) auseinandersetzen. Camille schleppt viele persönliche Dämonen mit sich, sie ist alkoholkrank und wurde auch erst vor kurzem aus der Psychiatrie entlassen, weil sie sich jahrelang selber verletzt hatte. Sowohl die Serie als auch Adams und Clarkson wurden jeweils (völlig verdientermaßen) für den Golden Globe nominiert.

04. Escape At Dannemora (SHOWTIME / sky)

Escape At Dannemora

Darsteller: Benicio Del Toro, Patricia Arquette, Paul Dano, Bonnie Hunt, David Morse

Basierend auf einer wahren Geschichte aus dem Sommer 2015 verfilmte Ben Stiller (ja, DER Ben Stiller) das Drama über zwei inhaftierte Mörder (dargestellt von Oscarpreisträger Benicio Del Toro sowie Paul Dano), welche eine Gefängnisangestellte (Oscarpreisträgerin Patricia Arquette) bezirzen, sexuelle Beziehungen beginnen und damit in weiterer Folge aus dem Gefängnis in Dannemora entfliehen können. Die Serie und Arquette wurden jeweils für den Golden Globe nominiert und zweitere gilt dabei auch als haushohe Favoritin auf den Sieg. Trotz nur sieben Folgen, keiner Chance auf eine Fortsetzung (das ist kein Spoiler, sondern eher logisch bei einer Realverfilmung) und einigen grandiosen Schauspielern ist Escape At Dannemora zwar noch immer schwere Kost, jedoch absolut sehenswert, hauptsächlich weil die Story dahinter eigentlich so unglaublich ist, dass sie erfunden klingt.

03. Homecoming (Amazon Prime Video)

Homecoming

Darsteller: Julia Roberts, Bobby Carnivale, Stephan James, Shea Whigham, Sissy Spacek

Das Seriendebüt eines weiteren Hollywood-Superstars: Oscarpreisträgerin Julia Roberts spielt in ihrer ersten Serienrolle überhaupt die Psychiaterin Heidi Bergman, welche in einer Institution namens Homecoming Transitional Support Center arbeitet. Dort soll sie einer Testgruppe von aus dem Krieg heimgekehrten Marines dabei helfen, sich in einer geschlossenen Übergangsphase wieder an das normale Leben abseits von Kriegsschauplätzen gewöhnen zu können. Zeitgleich geht ein Bürokrat aus dem Verteidigungsministerium einer Beschwerde hinsichtlich Bergman nach und so kreuzen sich die Pfade der Protagonisten. Die Serie stammt aus der Feder von Sam Esmail (Mr. Robot) und spielt geschickt mit den verschiedenen Handlungssträngen (mehr Information wäre an dieser Stelle ein handfester Spoiler). Wie fast immer in Mystery-Serien: vieles ist in Wirklichkeit anders, als es zunächst scheint. Neben Roberts brilliert auch Bobby Cannavale (Boardwalk Empire) als manipulativer Supervisor welcher die Vorgänge im Homecoming Center auf Basis der wirtschaftlichen Ziele der Geist Group steuert. Neben der Serie und Roberts ist auch Stephan James (ein Soldat, mit dem der Charakter von Roberts eine unerlaubte sexuelle Beziehung beginnt) für den Golden Globe nominiert.

02. Barry (HBO / sky)

Barry

Darsteller: Bill Hader, Sarah Goldberg, Henry Winkler, Stephen Root, Glenn Fleshler

Der hierzulande eher wenig bekannte Bill Hader (Superbad) ist in den USA durch sein früheres Wirken in Saturday Night Live ein Star. In der HBO-Serie Barry spielt er den gleichnamigen Titelcharakter, einen Ex-Marine und Auftragskiller, der aber eigentlich viel lieber Schauspieler wäre. Als ihn ein Auftragsmord zufällig in die City of Stars führt, packt er die Gelegenheit beim Schopf und mietet sich ein Apartment und inskribiert bei einem Theaterkurs. Dieser Kurs wird vom abgehalfterten Gene Cousineau (Henry Winkler) geleitet, dem es primär um das Abkassieren der Kursgebühren und weniger um die Entwicklung seiner Talente geht. Dort verliebt sich Barry auch in seine Mitschülerin Sally. Und weil romantische Gefühle für einen Auftragskiller mit PTSD eher komplex sind und auch sein Boss etwas dagegen hat, dass er kein Killer mehr sein will, verstrickt sich Barry in ein Netz aus (Not-)Lügen und Ausreden. Sowohl Hader als auch Winkler konnten für ihre Rollen eine Emmy gewinnen und gelten daher auch bei den Globes als Favoriten. Für mich ist die Serie aus der Feder von Alec Berg (Silicon Valley) einer der (düsteren) Comedyhits des Jahres.

01. Killing Eve (BBC America / BBC iPlayer)

Killing Eve

Darsteller: Sandra Oh, Jodie Comer, Fiona Shaw, Kim Bodnia

Sandra Oh (bekannt aus Grey’s Anatomy) und die hierzulande unbekannte Jodie Comer in einem Katz-und-Maus-Spiel auf Basis der Codename Villanelle Buchreihe von Luke Jennings. Erstere ist die amerikanische Kriminalpsychologin Eve Polastri, welche zunächst für den MI5 arbeitet und in ihrer Arbeit von weiblichen Mörderinnen fasziniert ist. Zweitere ist eine soziopathische Auftragskillerin mit dem Codenamen Villanelle, welche die Aufträge ihres Handlers sadistisch, zynisch und geradezu überheblich erledigt. Als Polastri nach einem missglückten Fall die Chance bekommt, für den MI6 zu arbeiten und die Identität der unbekannten Assassinin aufzudecken, dreht die Gejagte den Spieß kurzerhand um und beginnt ein Spiel, welches eine blutigen Pfad quer durch Europa (die Handlung findet unter anderem in Wien, Berlin, Paris und London statt) zieht. Die Serie lebt von ihren beiden starken weiblichen Charakteren, ist stets spannend und hat viele Wendungen parat. Warum diese Serie noch keinen Platz in einem deutschsprachigen Streamingdienst (looking at you Netflix, Amazon, sky) gefunden hat, ist ziemlich unerklärlich. Sowohl die Serie als auch Oh sind für den Globe nominiert und 2019 folgt die zweite Staffel.

Nachwort

Bestimmte Themen (Auftragsmörder/Mörder, PTSD, kaputte Familien) ziehen sich spannenderweise durch alle meine heurigen Top10-Serien. Das Publikum scheint seinen Gefallen an kaputten Charakteren gefunden zu haben. Von den seichten Charakteren und Handlungen aus den 90er und frühen 00er-Jahren ist man seit Serien wie Breaking Bad ziemlich weit entfernt und deswegen verschwimmt die Grenze zwischen Hollywood und TV (an den Beispielen Julia Roberts, Amy Adams, Benedict Cumberbatch, Benicio Del Toro) auch zunehmend. Galt man früher entweder als Film- oder Seriendarsteller, so können Hollywoodstars mittlerweile auch beides sein. Dies hebt das Qualitätsniveau dieser Serien natürlich ungemein.

Pay-TV-Giganten (HBO, SHOWTIME)  bzw. neuere Distributionsmodelle (Netflix, Amazon) lassen es natürlich auch zu, dass die Protagonisten (Produzenten, Drehbuchautoren, Schauspieler) fast sämtliche Freiheiten besitzen und nicht wie früher durch die Vorschriften von linearen TV-Sendern eingeschränkt sind. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren noch weiter fortsetzen. Bis auf CBS, NBC, FOX usw. profitieren auch alle Stakeholder davon.

Zum mittlerweile bereits sechsten Mal küre ich knapp vor Jahreswechsel meine zehn Lieblingsfilme des fast abgelaufenen Kalenderjahrs. Hier zur Übersicht die bisherigen Gewinner des prestigelosen Titel „Film des Jahres von Gerald Emprechtinger“:

2017 Manchester By The Sea
2016 Arrival
2015 Inside Out
2014 Whiplash
2013 Drive

Für wirklich grandiose Filme war 2018 ein gefühlt schwaches Kinojahr, ich persönlich hatte noch nie so wenige Filme auf meiner Shortlist und meine heurigen Top3 hätten es in manch anderem Jahr vielleicht nicht einmal unter die Top5 geschafft. Das US-Boxoffice sieht dies etwas anders, dank Black Panther sowie Fortsetzungen von Avengers, Jurassic Park, Incredibles, Deadpool, Antman und Mission Impossible wurde das Einspielergebnis des Vorjahrs um etwa 500 Mio. übertroffen.

Kurz zum Modus: ich inkludiere wie immer alle Filme, welche ich zwischen 1.1. und (im Fall von heuer) 27.12. gesehen habe, egal ob diese schon Ende 2017 in den amerikanischen Kinos angelaufen sind. Filme, welche bereits in der Awards Season 2017/2018 berücksichtigt wurden (z.B. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri), habe ich jedoch weggelassen. Der Name in Klammer ist die/der RegisseurIn des Films, ein Klick auf die erste Zahl führt zum IMDb-Score (Fan-Bewertung von 0.0 bis 10.0) und bei einem Klick auf die zweite Ziffer gelangt man zum Metascore (durchschnittlicher Kritikerwert der sich von 0-100 erstreckt) des jeweiligen Films. In der Synopsis erkläre ich kurz (und weitestgehend spoilerfrei) die Handlung des Films.

Um etwas vorwegzunehmen: die heurige Liste besteht aus zwei Familiendramen, einer Politsatire, einer Mystery-Comedy, einem Stop-Motion-Film, einem Superhelden-Film, zwei Horrorfilmen und zwei biographischen Filmen.

 


10. Leave No Trace (Debra Granik // 7.2 // 88)

Leave No Trace

Darsteller: Ben Foster, Thomasin McKenzie

Synopsis: Ein Vater und seine Tochter im Teenageralter leben in einer selbst gebauten Zelt/Holz-Behausung in den Wäldern rund um Portland, Oregon. Sie leben jedoch nicht als Einsiedler, sondern machen sich regelmäßig zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um lebensnotwendige Dinge wie etwa Gas oder bestimmte Toiletteartikel oder Arzneien einzukaufen. Man weiß nicht wieso sie abgeschieden von der Zivilisation leben – man erfährt lediglich, dass die Mutter nicht mehr lebt und der Vater ein ehemaliger Soldat ist, welcher kein Vertrauen mehr in die Menschheit hat. Als sich das Schicksal der beiden durch einen Fehler des Vaters entscheidend verändert, muss die Tochter für sich selber eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Begründung: Die Autorin und Regisseurin des Films, Debra Granik, schaffte ihren Durchbruch 2010 mit Winter’s Bone, für den sie auch für den Oscar nominiert wurde (und der auch den Durchbruch für Jennifer Lawrence bedeutete). Auch diesmal spielt eine Newcomerin alle anderen an die Wand. Die 18-jährige Neuseeländerin Thomasin McKenzie wurde für ihre Darbietung für viele renommierte Kritikerpreise nominiert und galt lange sogar als eventuelle Kandidatin für eine Oscar-Nominierung. Neben McKenzie sorgen auch die Naturaufnahmen der Wälder von Oregon und Washington für eine dichte Atmosphäre. Wer sich Action oder übermäßig viel Spannung erwartet, ist fehl am Platze. Leave No Trace ist eine Art coming-of-age-Film und handelt vom sich verändernden Verhältnis zwischen einem Vater und seiner pubertierenden Tochter. Ein Indie-Juwel, welches unter dem Radar der Kinogänger gelaufen ist und daher vermutlich nur dann einem breiteren Publikum bekannt werden wird, falls man eine Oscar-Nominierung (z.B. für Kamera oder Adaptiertes Drehbuch) einheimsen kann.

Trailer von Leave No Trace (EN) bei YouTube

9. The Death Of Stalin (Armando Ianucci // 7.2 // 88)

The Death Of Stalin

Darsteller: Simon Russell Beale, Steve Buscemi, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Paddy Considine, Jason Isaacs, Olga Kurylenko

Synopsis: Moskau im Jahre 1953: Joseph Stalin stirbt an den Folgen einer Hirnblutung. Wenig später werden die wichtigsten Mitglieder des Zentralkomitees der KPdSU (ZK) herbeigerufen, um Krisenmanagement zu betreiben. Ein unmittelbarer Machtkampf um die Nachfolge von Stalin zwischen Geheimdienstchef Beria und ZK-Sekretär Chruschtschow entbrennt, bei dem keiner der beiden vor Sabotage und Beeinflussung der anderen Akteure (u.a. Georgi Malenkow, Wjatscheslaw Molotow) und der Öffentlich zurückschreckt. Am Tag von Stalins Beerdigung kommt es auch zum Putsch und es kann daher nur einen Gewinner geben.

Begründung: Armando Ianucci beweist mit Veep schon seit Jahren, dass er (US-)Politsatire beherrscht. Mit The Death Of Stalin wagte er sich heuer auch erstmals auf die Kinoleinwand. Man kann den Ausflug als durchaus gelungen bezeichnen. Der Film ist stellenweise komplett überdreht und sogar stellenweise grausam. Er überzeugt aber vor allem durch Wort- und Dialogwitz sowie ein überragendes Ensemble, aus dem vor allem Buscemi (Reservoir Dogs, Fargo, Armageddon) und Tambor (Arrested Development bzw. Transparent) herausstechen. Aber grundsätzlich sind alle Charaktere hoffnungslos intrigant, neurotisch, zynisch und paranoid – anders hat man als enger Gefolgsmann von Stalin wohl aber auch nicht überleben können. In Russland wurde der Film wenig überraschend indiziert, da es sich „um einen Angriff auf die Ehre Russlands“ handle. Ich persönlich habe vor allem diverse historische Fakten gelernt, beispielsweise dass sich der hierzulande vergleichsweise unbekannte Lawrenti Beria während seiner Zeit als Geheimdienstchef für den Tod von Hundert tausenden von Menschen verantwortlich zeichnete. Dies war auch eine Hauptkritik am Film, dass kaum Platz für die Opfer des stalinistischen Terrorregimes bleibt.

Trailer von The Death of Stalin (EN) bei YouTube

8. Game Night (John Francis Daley // 7.0 // 66)

Game Night

Darsteller: Jason Bateman, Rachel McAdams, Kyle Chandler, Jesse Plemons, Michael C. Hall

Synopsis: Das Ehepaar Annie und Max trifft sich regelmäßig mit seinen besten Freunden und veranstaltet Spieleabende. Als der Spieleabend bei Max‘ Sonnyboy-Bruder Brooks ausgetragen wird, wird ein interaktives Rollenspiel getestet. Kurz nach der Erklärung der Regeln brechen zwei maskierte Männer in das Haus ein und entführen Brooks nach einem kurzen Kampf. Die restliche Gruppe hält diese Aktion für einen Teil des Rollenspiels und schaut tatenlos bzw. amüsiert zu. In weiterer Folge untersuchen sie das Haus nach Hinweisen und nehmen schließlich der Verfolgung der Entführer auf, halten die Situationen und Dialoge mit vermeintlichen Protagonisten aber weiterhin für ein Spiel…

Begründung: Jungregisseur John Francis Daley (bekannt als Hauptcharakter in Freaks & Geeks) hat mit Game Night eine flotte Mystery-Comedy geschaffen, welche in ihrer Handlung kaum Pausen einlegt. Besonders gut gefallen hat mir gefallen, dass einige alt bekannte Film-Klischees nicht befolgt wurden bzw. sogar auf den Kopf gestellt wurden (Stichwort Glastisch). Neben den Hauptprotagonisten Jason Bateman und Rachel McAdams ist vor allem der Charakter von Jesse Plemons (Breaking Bad) herrlich schräg und anfänglich auch nicht wirklich einschätzbar. Der Film ist einigermaßen anspruchslos und mit Sicherheit kein Material für Cineasten. Wer allerdings zwei Stunden Zeit hat und diese mit einem spannenden, lustigen und kurzweiligen Film verbringen will, der sollte durchaus über Game Night nachdenken.

Trailer von Game Night (EN) bei YouTube

7. Isle Of Dogs (Wes Anderson // 7.9 // 82)

Isle Of Dogs

Darsteller (Originalstimmen): Bryan Cranston, Ed Norton, Bill Murray, Jeff Goldblum, Bob Balaban, Liev Schreiber

Synopsis: Nach dem Ausbruch einer übertragbaren Hundegrippe in der fiktiven japanischen Stadt Megasaki City werden vom despotischen Bürgermeister Kobayashi alle Hunde auf eine abgeschiedene Müllinsel verbannt. Der erste Hund, der auf die Insel deportiert wird, ist Spot, der Wachhund des 12-jährigen Atari, der wiederum das Mündel von Kobayashi ist. Ein halbes Jahr später macht sich Atari mit einer kleinen Propellermaschine auf die Suche nach seinem kleinen Freund und stürzt dabei auf der Insel ab. Er wird von einer Gruppe von Alpha-Hunden geborgen, die die klingenden Namen Chief, Rex, King, Boss und Duke tragen. In weiterer Folge helfen sie ihm bei der Suche nach Spot. Währenddessen arbeiten auf der Hauptinsel Wissenschaftler daran, ein Serum zu erstellen, welches die Hundegrippe heilen kann. Dies ist jedoch nicht im Sinne von Kobayashi, der die Hunde auf der Müllinsel am liebsten töten würde..

Begründung: Filme von Wes Anderson sind stets Pflichtprogramm. Es gibt kaum Regisseure, welche penibler an ihren Geschichten und Charakteren tüfteln. In seinem zweiten Stop-Motion-Film nach The Fantastic Mr. Fox (u.a. mit George Clooney und Meryl Streep) widmet er sich diesmal der japanischen Kultur. Und dabei folgt ihm wieder alles, was Rang und Namen hat. Bis in die kleinste Nebenrolle werden die Hunde (und auch Menschen) von Stars wie Scarlett Johansson, Yoko Ono, Greta Gerwig, Tilda Swinton, Harvey Keitel oder F. Murray Abraham gesprochen. Die Filmmusik stammt wie immer von Alexandre Desplat und ist bereits für den Golden Globe nominiert. Kinderfilm ist Isle Of Dogs trotz seiner niedlichen Optik natürlich keiner, denn genau genommen dreht sich die Handlung um viele ernste Themen wie Krankheit, Verfolgung oder Deportation. Aber wie könnte es auch anders sein – letztendlich löst sich (fast) alles in Wohlgefallen auf.

Trailer von Isle Of Dogs (EN) bei YouTube

6. A Quiet Place (John Krasinski // 7.6 // 82)

A Quiet Place

Darsteller: Emily Blunt, John Krasinski, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cade Woodward

Synopsis: Irgendwann in der nahen Zukunft. Scheinbar nur wenige Menschen haben eine Invasion von Aliens überlebt. Darunter auch das Ehepaar Abbott mit ihren drei Kindern. Sie bewegen sich zu Fuß (barfuß) und kommunizieren in Gebärdensprache. Als der jüngste Sohn ein heimlich mitgenommenes elektronisches Raumschiff fallen lässt und dieses einen vorprogrammierten Sound abspielt, wird er wenige Sekunden später von einem Alien angegriffen und weggezerrt. Man erfährt in weiterer Folge, dass die Aliens nur auf Schall reagieren (können) und man daher nur eine Überlebenschance hat, wenn man sich absolut ruhig verhält. Blöd nur, dass die Frau gerade mit ihrem vierten Kind schwanger ist und kurz vor der Geburt steht..

Begründung: A Quiet Place ist gemessen an Produktionskosten (17 Mio.) und Einspielergebnis (341 Mio.) einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2018. Der Endzeit-Horrorfilm ist der Regie-Durchbruch für John Krasinski, der heuer auch als Jack Ryan in der gleichnamigen Amazon-Serie reüssieren konnte. Für die Hauptrolle seiner Ehefrau konnte er seine echte Ehefrau Emily Blunt gewinnen. Der Film lebt primär von der beinahe unerträglichen Stille, es gibt nur wenige Dialoge und diese auch nur im Flüsterton. Dementsprechend emotional ist der Film auch stellenweise, hauptsächlich weil niemand seine Emotionen verbal äußern kann. AQP ist ein weiteres Werk in der Renaissance des Horrofilms, der letztes Jahr von Get Out eingeläutet wurde. Im Gegensatz zu den 90ern, wo mit Scream, Ich weiß was du letzten Sommer getan hast das Slasher-Genre seine Hoch-Zeit hatte und den 00ern, wo mit Saw oder Final Destination Menschen auf perverseste Methoden umgebracht wurden, kann ich mich als großer Fan von The Shining sehr mit dieser neuen Welle des Psycho-Horrors identifizieren. Apropos…

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5. Hereditary (Ari Aster // 7.3 // 87)

Hereditary

Darsteller: Toni Collette, Gabriel Byrne, Ann Dowd, Milly Shapiro, Alex Wolff

Synopsis: Die Matriarchin einer Kleinstadtfamilie stirbt im Alter von 78 Jahren. Auf ihrem Begräbnis spricht ihre Tochter Annie über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter, mit der es zwischendurch auch jahrelang keinen Kontakt gab. Nach und nach erfährt man verstörende Fakten aus der Familienhistorie von Annie Graham, so hat sich etwa der Vater zu Tode gehungert und der Bruder im Alter von 16 Jahren selbst erhängt. Die 13-jährige Tochter Charlie ist entstellt und eine Außenseiterin. Ihre Freizeit verbringt sie beispielsweise damit, Figuren aus Plastikabfällen zu basteln und (toten) Vögeln den Kopf abzuschneiden. Ihr älterer Bruder Peter verbringt seine Freizeit primär mit dem Rauchen von Gras. Als es zu einem dramatischen Ereignis unter Beteiligung der beiden Geschwister kommt, verkommt das Leben der Familie Graham zu einem nicht enden wollenden Albtraum.

Begründung: Bei Previews in den USA kam es häufig vor, dass Zuschauer den Kinosaal während des Films verlassen mussten. Ich kann dies verstehen. Ich habe Hereditary einmal gesehen und werde mir den Film nie wieder ansehen. In den USA gab es sogar eine „Puls-Challenge“ – die Ergebnisse sprechen für sich. Über weite Strecken des Films hat man ein enorm ungutes bzw. bedrückendes Gefühl. Auch weil der Film nur teilweise ein Horrorfilm, gerade in der ersten Hälfte jedoch auch ein deprimierendes Familiendrama ist. Regisseur Aster spielt ebenfalls mit Horror-Klischees und manipuliert den Zuseher durch die abwechselnde Anwendung bzw. Nicht-Anwendung von bekannten Schemen. Toni Collette (Oscarnominierung für The Sixth Sense) überragt das kleine Ensemble als panisch-depressive Mutter und wurde für ihre schauspielerische Leistung auch bereits für den Critics Choice Award nominiert. Über das Ende des Films sollte man besser nicht zu viel nachdenken – dieses ist nämlich umso verstörender, je länger man darüber nachdenkt.

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4. Black Panther (Ryan Coogler // 7.4 // 88)

Black Panther

Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupta Nyong’o, Danai Gurira, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Martin Freeman

Synopsis: Wakanda ist eine afrikanische Nation, welche komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Nach außen gibt man vor, ein Dritte-Welt-Land zu sein, dabei ist man jedoch durch das Metall Vibranium eine technisch weit fortgeschrittene Zivilisation. Nach einem Attentat auf seinen Vater (den König von Wakanda) übernimmt sein Sohn T’Challa den Thron. Er muss Wakanda in weiterer Folge vor allerlei bösen Einflüssen schützen, sowohl von innen als auch von außen.

Begründung: Black Panther ist ein Bestandteil des MCU (Marvel Comic Universe). Er ist deswegen besonders wichtig, weil die dunkelhäutige Community damit ihre(n) Held(en) erhalten hat, sowohl männliche als auch weibliche. Und dies hat vielen Ewiggestrigen nicht gepasst. Schon vor Release des Filmes gab es zielgerichtete Störaktionen von rechten Gruppierungen, so wurde u.a. versucht der IMDb-Wert des Filmes bewusst nach unten zu pushen. Dies alles hat freilich nichts gebracht, Black Panther ist der kommerziell zweit erfolgreichste Film des Jahres 2018 und musste sich nur Avengers: Infinity War geschlagen geben. Doch nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Kritikern kam der Film exzellent an. Als erster Superheldenfilm überhaupt wurde er für einen Golden Globe für das Beste Drama des Jahres nominiert. Und dies aus meiner Sicht auch verdient, weil der Film nicht bloße Action ist, sondern auch kritische Themen wie die Stellung von Afrika in der globalisierten Welt bzw. die Stellung der Frau in einer zivilisierten Gesellschaft behandelt. Perfekt abgerundet wird Black Panther bei den End Credits auch vom Song All The Stars von Kendrick Lamar, welcher nicht nur für einen Golden Globe sondern auch für einen Grammy für Record of the Year nominiert wurde.

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3. BlacKkKlansman (Spike Lee // 7.6 // 83)

BlacKkKlansman

Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace, Ryan Eggold

Synopsis: Der junge Afroamerikaner Ron Stallworth bewirbt sich auf Basis einer Ausschreibung für ethnische Minderheiten um einen Posten bei der Polizei von Colorado Springs. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb seiner Polizeikollegen wird er regelmäßig rassistisch konfrontiert. Aufgrund dessen bittet er den Polizeichef darum, nicht mehr im Archiv sondern als Undercover-Agent eingesetzt zu werden. Nach dem Lesen einer Zeitungsanzeige ruft er beim örtlichen Ku-Klux-Klan (KKK) an und gibt sich als Rassist aus, worauf hin er zu einem persönlichen Treffen eingeladen wird. Nachdem er dieses Treffen natürlich nicht selber wahrnehmen kann, bittet er seinen Polizeikollegen Flip Zimmerman darum, sich für Stallworth auszugeben. Stallworth wird nach einigen (von Zimmerman ausgeführten) Tests vom KKK aufgenommen und so hat die Polizei fortan Augen und Ohren mitten in der Terrormiliz.

Begründung: Das erstaunlichste Faktum an BlacKkKlansman ist, dass die Story auf einer wahren Begebenheit beruht. Spike Lees Verfilmung beruht auf der Autobiographie von Ron Stallworth bzw. den Aufzeichnungen der Investigationen gegen den KKK in den 1970er-Jahren. Der einigermaßen unbekannte John David Washington (Ballers) konnte mit seiner Darstellung von Stallworth bereits eine Golden Globe Nominierung einheimsen und ist auch ein Kandidat für eine Oscarnominierung. Nebenbei ist er der Sohn von Denzel Washington (der insgesamt viermal mit Lee zusammenarbeitete). Wie beinahe jeder Film von Spike Lee (Do The Right Thing, Malcolm X) dreht sich naturgemäß auch BlacKkKlansman um die Rolle der Afroamerikaner in der US-amerikanischen Gesellschaft. Der Film endet auch mit Originalfilmmaterial aus Charlottesville, wo 2017 rechtsradikale Gruppierungen aufmarschierten und die Journalistin Heather Heyer bei einem Autoanschlag getötet wurde. Der Film ist ein Statement gegen den Rechtsruck in den USA (bzw. überall auf der Welt) und soll den Zuschauer nicht vergessen lassen, was vor knapp 40 Jahren noch möglich war (und vielleicht bald wieder möglich ist).

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2. Searching (Aneesh Chaganty // 7.7 // 71)

Searching

Darsteller: John Cho, Debra Messing, Michelle La, Joseph Lee

Synopsis: Der Software-Entwickler David Kim muss seine 16-jährige Tochter Margot nach dem Krebstod seiner Ehefrau alleine erziehen. Sein Verhältnis zu seiner Tochter ist seit dem Tod der Mutter jedoch angespannt, weil er selber nicht genau weiß wie er den Tod verarbeiten kann oder mit seiner Tochter darüber sprechen kann. Eines Tages verschwindet Margot spurlos. Lediglich ihr MacBook dient als Anhaltspunkt für die letzten Schritte der Tochter. Schritt für Schritt durchsucht er ihre sozialen Profile nach Hinweisen und schon bald wird klar, dass seine Tochter nicht die Person war, welche sie stets vorgegeben hatte zu sein.

Begründung: Searching ist einer der ersten mir bekannten Thriller, welcher wirklich akkurat mit Spuren und Hinweisen auf digitalen Devices arbeitet. Es wird mit keinen Fake-Programmen oder Fake-Browsern gearbeitet (wie dies früher in Filmen oft der Fall war) sondern mit Chrome, Google, Facebook, Instagram, YouTube und vielen anderen Programmen und Apps, welche es auch in der Wirklichkeit gibt. Dies verleiht dem Film viel Authentizität und Nachvollziehbarkeit. Es gibt keine Super-Hacker bei der Polizei welche irgendwelche geheimen Indizien auffinden, sondern nur einen verzweifelten Vater, der allen noch so kleinen Spuren folgt um seine Tochter zu finden. Doch diese Bestandteile alleine ergeben noch keinen guten Film. Searching ist deswegen so weit vorne auf meiner Liste, weil er wirklich extrem spannende Handwerksarbeit ist und den Spannungsbogen vom Verschwinden der Tochter bis zur letzten Szene im Film konstant aufrecht erhalten kann. Und dies ohne dabei unrealistisch oder unglaubwürdig zu wirken. Und es gibt auch einige unerwartete Wendungen, welche jedoch ebenfalls nicht gekünstelt wirken.

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1. Bohemian Rhapsody (Bryan Singer // 8.3 // 48)

Bohemian Rhapsody

Darsteller: Rami Malek, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joseph Mazzello, Mike Myers

Synopsis: Queen steht beim Live-Aid im Wembley-Stadion kurz vor ihrem Auftritt. Dies bildet auch das Ende dieses Films. Nach einem Zeitsprung ins London des Jahres 1970 wird die Geschichte von Farrokh „Freddie“ Bulsara erzählt, der zusammen mit Roger Taylor, Brian May und John Deacon eine Band namens „Queen“ gründet. In weiterer Folge wird die Geschichte der legendären Musikgruppe erzählt, von den Drogenexzessen und exzessiven Partys über die unzähligen Welthits und Welttourneen bis zur HIV-Erkrankung von Freddy Mercury.

Begründung: Während Bohemian Rhapsody bei den Kritikern nicht besonders gut angekommen ist (der Metascore von 48 ist unterdurchschnittlich), so kam er beim Publikum umso besser an. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 670 Millionen (bei Produktionskosten von 52 Millionen) ist der Film einer der erfolgreichsten des Jahres. Famos vor allem die Leistung von Rami Malek (Mr. Robot) als Mercury, der bereits für Golden Globe und SAG-Award nominiert wurde und wohl auch ein lock-in für eine Oscarnominierung ist. Ich habe Interviews mit Roger Taylor und Brian May gesehen, die lebenden Queen-Mitglieder waren über die Wahl des Mercury-Darstellers äußerst zufrieden und glücklich. Für mich persönlich ist Mercury der ultimative Showman des 20. Jahrhunderts. Bereits seit Jahren sage ich, wenn ich den Wunsch frei hätte, eine (historische) bestimmte Band live zu sehen, dann wäre dies mit absoluter Sicherheit Queen. Ich bin mit den Greatest Hits CDs der Band aufgewachsen, habe Bohemian Rhapsody per se (wie wohl viele Gleichaltrige) durch Wayne’s World entdeckt und mir die bestehenden Konzertaufnahmen der Band (z.B. Live Aid, Live in Montreal) mehrmals angesehen. Für mich wird Queen immer ein (schöner) Rückblick in meine Jugend sein. Daher war dieser Film für mich auch ein zweistündiges Highlight, welches den Abschluss meiner heurigen Liste bildet.

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Best of the Rest

Knapp gescheitert an der Aufnahme in meine Top10 sind heuer Mission Impossible: Fallout (einer der besten Actionfilme der letzten Jahre), First Man (der leider einige Längen aufweist und mit Whiplash bzw. La La Land nicht mithalten kann), Incredibles 2 (bei dem für mich der Innovationsgrad fehlte), Annihilation (der ab einem bestimmten Punkt einfach zu komplex wird), A Simple Favor (kurzweilig aber auch nur kurz im Gedächtnis), Roma (cineastisch ein Meisterwerk, von der Story her musste ich aber dreimal aus Langeweile pausieren) und First Reformed (für den Ethan Hawke als aussichtsreicher Oscar-Anwärter gilt).

Noch nicht gesehen habe ich The Favourite (einer der Top-Oscarfavoriten des Jahres), A Star Is Born (hier gilt selbiges für Lady Gaga und Bradley Cooper), If Beale Street Could Talk und Widows.

 

Anders als der Titel des Blogeintrags vielleicht vermuten lässt, handelt es sich dabei um keine neue Episode von The Big Bang Theory. Sondern um ein Phänomen (okay, vermutlich etwas übertrieben) welches ich mir schon seit Jahren nicht erklären kann. Ich merke mir viele Dinge. Viele wichtige Dinge, viele unwichtige Dinge, viele sinnlose Dinge. Ich bezeichnete mich selber in der Vergangenheit nicht umsonst schon als Lexikon des unnützen Wissens.

Namen? Kein Problem.

Wer mich besser kennt, weiß dass ich über ein ausgeprägtes Namensgedächtnis verfüge. Ich könnte nach 25 Jahren noch immer alle meine KollegInnen aus der Volksschule namentlich aufzählen. Gleiches gilt für meine MitschülerInnen aus dem Gymnasium und meine MitstudentInnen aus FH Zeiten. Ich weiß, welche SchauspielerInnen in den 90ern die Academy Awards für den Besten Hauptdarsteller oder die Beste Hauptdarstellerin gewonnen haben. Ich könnte gesamte Mannschaften der SV Ried aus den 90er-Jahren aufzählen. Et cetera, et cetera.

Im Grunde kann ich schon seit Jahren auch problemlos bluffen, weil bei einigen Dingen niemand [mit einem Smartphone] überprüfen kann, ob bei einem rezitierten Fakt nun Wahrheitsgehalt gegeben ist oder ich einfach nur mit 72o all-in gehe. Quasi ähnlich wie bei Rolex-Trägern. Wenn jemand vermögend ist, kann er sich eine echte Rolex leisten. Er kann aber genau so gut sparen und sich eine Fälschung zulegen, weil 99% aller Menschen nicht eruieren können, ob es sich dabei um eine Fälschung handelt und man zeitgleich weiß, dass es sich (eben aufgrund der Vermögenssituation) um ein Original handeln kann. Doch ich drifte gerade etwas vom Thema ab.

Dieser Name? Ein großes Problem.

Denn dies alles wird über den Haufen geworfen, wenn es um eine bestimmte Person bzw. einen bestimmten Namen geht: Enter Carey Mulligan. Die britische Schauspielerin aus London ist 32 Jahre alt, 170 cm groß, mit Marcus Mumford liiert (ja, genau dem), wurde 2009 für „An Education“ als Beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert und ist seit „Drive“ eine meiner Lieblingsschauspielerinnen und gleichzeitig auch ein celebrity crush.

All diese Fakten kann ich mühelos erwähnen ohne irgendwo nachlesen zu müssen (es kann gerne jemand überprüfen, ob irgendetwas davon nicht der Wahrheit entspricht). Doch es gibt ein riesengroßes Problem.

Ich merke mir ihren Namen nicht.

Immer wenn ich sie in einem Film sehe, muss ich überlegen wie sie heißt – und es fällt mir nicht ein. Das klingt jetzt wohl ziemlich kurios. Aber dieser Name ist wie ein blinder Fleck, ein toter Winkel in meinem Gehirn. Ich habe es mit Eselsbrücken probiert (z.B. Jim Carrey – Carey – Mull Of Kintyre – Mulligan) – funktioniert nicht (funktioniert sonst überall). Wenn sie mich jemals ausrauben würde [die Chancen sind wohl eher gering], könnte ich dem Phantombildzeichner eine exakte Beschreibung ihres Gesichtes geben.

Wenn ich in einem Gespräch gefragt werde „Ja, wo spielt sie denn mit?„, dann kann ich von Drive über Shame, The Great Gatsby, An Education, Suffragette, Inside Llewyn Davis und Mudbound quasi ihre komplette Vita aufzählen. Ihren Namen könnte ich freilich nicht nennen. Daher spreche ich mittlerweile liebevoll vom Carey-Mulligan-Paradoxon (lt. Duden „etwas, das einen Widerspruch in sich enthält“).

Carey Mulligan Promofoto

Kann mir das jemand erklären? Ein Gehirnforscher, ein Neurologe (*hüstel* – jetzt weiß ich bald endgültig, ob eine bestimmte Person meinen Blog regelmäßig liest) oder ein Psychiater? Kann jemand eine ähnliche Gegebenheit bei sich selber feststellen?

Dieser Blogartikel ist quasi mein letzter Rettungsanker um dieses „Problem“ in den Griff zu bekommen. Falls dies auch nicht hilft, muss ich sie irgendwann mal persönlich treffen und ihr diese Geschichte erzählen. Aber ich könnte sie halt nicht [beim Namen] ansprechen.

 

Quellenverzeichnis:
Titelfoto: (c) film.list.co.uk (all rights reserved)
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